Verletzungen der Fallschirmspringer

Hallo,

neuerdings kaufe ich mir die neuaufgelegten Landser-Hefte.
Eine Ausgabe behandelt die Luftlandeoperation von Kreta.
Darin steht dass sich viele Fallschirmspringer bei der Landung Verletzungen von Stauchung bis hin zu Brüchen erlitten haben.
Viele wurden auch schon in der Luft erschossen, da die verteidigenden australischen und griechischen Truppen auf Kreta von dem Angriff wussten und sich vorbereiteten. Ich dachte immer man schießt nicht auf die Soldaten bevor sie den Erdboden erreicht haben??

Mein Interesse gilt den Verletzungen. Wie schnell kommt ein Springer herunter und wieviel Gepäck waren üblich?
Kommt es bei Sportfallschirmspringern auch zu solchen Verletzungen?

LG an alle Militärinteressierten
Basti

Hi,

Ich dachte immer man schießt nicht auf die Soldaten bevor sie den
Erdboden erreicht haben??

das gilt m.W. nur für abgeschossene Piloten, so eine Art Ehrenkodex unter Fliegern.(@Mod: gab´s hierzu nicht schonmal vor Jahren einen Thread?)
Eine Anekdote hierzu: Göring fragte einmal Galland, ob er auf Piloten am Fallschirm schiessen würde, wenn er den Befehl dazu erhalte.
Gallend verneinte dies. Göring erwiderte, dass er auch keine andere Antwort erwartet hätte.

Da es sich aber bei den Fallis um kämpfende Einheiten handle, die auch schon (wie ich auch öfters in alten Kriegsfilmen gesehen habe) aus der Luft nach unten schiessen, trifft dies m.W. nicht zu.

Ich dachte immer man schießt nicht auf die Soldaten bevor sie den
Erdboden erreicht haben??

Nein, nur wer in einer Notsituation sein Flugzeug mit dem Fallschirm verlässt darf nicht beschossen werden. Fallschirmjäger, die per Fallschirm angreifen wollen sind aber bereits in der Luft legitime Ziele.

Mein Interesse gilt den Verletzungen. Wie schnell kommt ein
Springer herunter und wieviel Gepäck waren üblich?

Bei der Landung auf Kreta wurden die Waffen meines Wissens in extra Behältnissen abgeworfen, so dass die Fallschirmjäger „nur“ ihr Sturmgepäck mitführen mussten. Ich denke, wenn man da 15-20 kg ansetzt ist das relativ realitätsnah.
Im normalen Fallschirmsprung kommt ein Springer im Normalfall mit 5 m/s auf dem Boden auf. Durch das zusätzliche Gewicht der Ausrüstung kann diese Geschwindigkeit im militärischen Fallschirmspringen schnell stark erhöht werden. Schon alleine das macht die Landung relativ unangenehm. Wenn dann noch die Widrigkeiten des Kretaeinsatzes dazukommen wird das schnell sehr riskant, denn die Soldaten standen oftmals bereits im Sinkflug unter Beschuss und konnten sich nicht voll auf die Landung konzentrieren. Dann ist die Thermik über Kreta auch ein nicht zu vernachlässigender Faktor, der in vielen Fällen ein gezieltes erreichen der Landezonen verhinderte. Und zuletzt ist es nunmal so, dass der Boden auf Kreta größtenteils aus unebenem Steinboden besteht, so dass eine Fallschirmlandung an sich schnell zu einem russisch Roulette für die Beine wird.

Kommt es bei Sportfallschirmspringern auch zu solchen
Verletzungen?

Im Normalfall nein, denn dort wird in der Regel eine vorbereitete oder gezielt ausgesuchte ungefährliche Landezone erreicht und man schleppt nicht noch den halben Haushalt mit sich herum.

Gruß Andreas

Rückfrage/Lastensegler Gotha?
Hallo,

nur eine kurze Randbemerkung bzw. Rückfrage: Soweit ich weiß, ist der größte Teil der Truppe ja nicht mit Schirmen sondern Lastenseglern Typ Gotha gelandet. Die weiderum haben vielfach Bruch gemacht und haben daher zur Knochenbruchquote kräftig beigetragen. Gibt’s dazu irgendwo mehr?

Gruß
Peter B.

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Kommt es bei Sportfallschirmspringern auch zu solchen
Verletzungen?

Im Normalfall nein, denn dort wird in der Regel eine
vorbereitete oder gezielt ausgesuchte ungefährliche Landezone
erreicht und man schleppt nicht noch den halben Haushalt mit
sich herum.

zudem kommen die Fallschirmjäger ziemlich senkrecht runter, wohingegen die Gleitschirmflieger schräg runter kommen und bei der Landung „auslaufen“.

Hallo,

Mein Interesse gilt den Verletzungen. Wie schnell kommt ein
Springer herunter und wieviel Gepäck waren üblich?

Damals relativ wenig, da alles in den Lastenbehältern verpackt war.

Bei der Landung auf Kreta wurden die Waffen meines Wissens in
extra Behältnissen abgeworfen, so dass die Fallschirmjäger
„nur“ ihr Sturmgepäck mitführen mussten. Ich denke, wenn man
da 15-20 kg ansetzt ist das relativ realitätsnah.
Im normalen Fallschirmsprung kommt ein Springer im Normalfall
mit 5 m/s auf dem Boden auf. Durch das zusätzliche Gewicht der
Ausrüstung kann diese Geschwindigkeit im militärischen
Fallschirmspringen schnell stark erhöht werden. Schon alleine
das macht die Landung relativ unangenehm. Wenn dann noch die
Widrigkeiten des Kretaeinsatzes dazukommen wird das schnell
sehr riskant, denn die Soldaten standen oftmals bereits im
Sinkflug unter Beschuss und konnten sich nicht voll auf die
Landung konzentrieren. Dann ist die Thermik über Kreta auch
ein nicht zu vernachlässigender Faktor, der in vielen Fällen
ein gezieltes erreichen der Landezonen verhinderte. Und
zuletzt ist es nunmal so, dass der Boden auf Kreta
größtenteils aus unebenem Steinboden besteht, so dass eine
Fallschirmlandung an sich schnell zu einem russisch Roulette
für die Beine wird.

Sturmgepäck gab es nicht.
na ja, bei der BW mit T 10 sind so vier bis acht üblich, mit T 10R sechs bis zehn Meter Sinkgeschwindigkeit.
Zusâtzliches Gewicht erhöht gerade nicht die Sinkgeschwindigkeit, dadurch wird der Fallschirm besser belastet und sinkt langsamer, genauso bei Regen. Allerdings beim Anhängen eines Leo 2A6 an T 10 mit T 10R funktioniert das nicht :smile:.
Gezieltes Erreichen der Landezonen? Aus welcher Höhe wurde denn dort abgesprungen? Maximal 120 Meter. Bei der BW im Kriegsfall aus 80 bis 100 Meter. Da muss es schon böse geblasen haben, dass man weit abgetrieben wurde.
Boden hat schon seinen Einfluss, wie auch Bäume und Strassen, auf das Verletzungsrisiko.
Gruss
Rainer
P.S.: Vor etlichen Jahren in einer springenden Einheit und auch aus Nora gehüpft :smile:

Hallo,

Zusâtzliches Gewicht erhöht gerade nicht die
Sinkgeschwindigkeit, dadurch wird der Fallschirm besser
belastet und sinkt langsamer, genauso bei Regen.

Bei Regen ist mir das klar - der Schirm lässt weniger Luft durch. Aber das mit dem Gewicht müsstest Du jetzt mal irgendwie begründen, das glaube ich erstmal nicht.

Allerdings beim Anhängen eines Leo 2A6 an T 10 mit T 10R funktioniert
das nicht :smile:.

Eben.

Gruß
loderunner

Gezieltes Erreichen der Landezonen? Aus welcher Höhe wurde
denn dort abgesprungen? Maximal 120 Meter. Bei der BW im
Kriegsfall aus 80 bis 100 Meter. Da muss es schon böse
geblasen haben, dass man weit abgetrieben wurde.

Ja, da hat einiges geblasen, insbesondere alliierte Flak, so dass in vielen Fällen aus größeren Höhen abgesprungen werden musste oder die Landezonen gar nicht erst angeflogen werden konnten.
Und es wurde auch nicht die gesamte Ausrüstung in Lastenbehältern mitgeführt (Langwaffen aber in jedem Fall), sondern meines Wissens im Transportsack am Bein.

Gruß Andreas

Ja, da hat einiges geblasen, insbesondere alliierte Flak, so
dass in vielen Fällen aus größeren Höhen abgesprungen werden
musste oder die Landezonen gar nicht erst angeflogen werden
konnten.
Und es wurde auch nicht die gesamte Ausrüstung in
Lastenbehältern mitgeführt (Langwaffen aber in jedem Fall),
sondern meines Wissens im Transportsack am Bein.

Gruß Andreas

Hallo,
im Normalfall hatte jeder Fallschirmjäger eine Pistole, oder Maschinenpistole und Handgranaten beim Absprung. Die anderen Waffen und Munition wurden in Waffenbehältern mitgeführt. Der Transportsack am Bein nennt sich Sprunggepäckbehälter heute und da ist der Rucksack, Koppel, G 36 mit Munition drin. Allerdings auf Bildern habe ich noch nie bei WK II Fallschirmjägern einen Sprungsack gesehen.
Ich werde mal in meinen Büchern nachsehen.
Gruss
Rainer

Hallo,
das wurde uns auf der Schule so erzählt. Durch höheres Gewicht sei der Luftwiderstand des Schirmes höher und dadurch geht es langsamer abwärts.
Gruss
Rainer

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Hallo,

das wurde uns auf der Schule so erzählt.

Ah so. Interessant, was sich die Ausbilder so alles ausdenken.

Durch höheres Gewicht
sei der Luftwiderstand des Schirmes höher und dadurch geht es
langsamer abwärts.

Das ist offensichtlich Unsinn. Der Luftwiderstand des Schirms hängt von seiner Form, seiner Größe und seiner Geschwindigkeit (der Fallgeschwindigkeit in diesem Fall) ab. Wenn man etwas schwereres dranhängt, ändert sich weder Form noch Größe wesentlich, aber natürlich die Geschwindigkeit - sie wird größer. Was aber natürlich die zusätzliche Gewichtskraft nur teilweise kompensiert.

Frag mal im Physikbrett nach, wenn Du meine Aussage für Quatsch hältst.

Gruß
loderunner

Hallo loderunner,
mir ist das im Prinzip egal, aber ich kann mich dran erinnern dass Leute mit Lastensäcken oft tatsächlich etwas länger in der Luft waren, als Leute die direkt danach gesprungen waren. Das waren zwar nur Sekunden, aber immerhin.
Gruss
Rainer

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Hallo,

aber ich kann mich dran erinnern
dass Leute mit Lastensäcken oft tatsächlich etwas länger in
der Luft waren, als Leute die direkt danach gesprungen waren.
Das waren zwar nur Sekunden, aber immerhin.

wurde der Schirm jeweils in gleicher Höhe geöffnet? Oder ist es vielleicht sogar das bei größerem Gewicht schnellere Öffnen des Schirms nach der Auslösung, das den Unterschied ausmacht?
Oder am Ende schlicht selektive Wahrnehmung?
Gruß
loderunner

Mehr Gewicht - gleiches Tempo
Hallo,

hat nicht Leonardo da Vinci mit seinen Versuchen am schiefen Turm von Pisa, von dem er zwei verschieden große und verschieden schwere Kugeln gleichzeitig fallengelassen hat, die auch gleichzeitig am Boden aufkamen, nachgewiesen, dass das höhere Gewicht nicht zu einem schnelleren Fall führt?

Gruß,
Markus

Hallo Markus,

hat nicht Leonardo da Vinci mit seinen Versuchen am schiefen
Turm von Pisa, von dem er zwei verschieden große und
verschieden schwere Kugeln gleichzeitig fallengelassen hat,
die auch gleichzeitig am Boden aufkamen, nachgewiesen, dass
das höhere Gewicht nicht zu einem schnelleren Fall führt?

Korrekt, nur dass es Galileo Galilei war.

Gruß,
Andreas

Hallo,

hat nicht Leonardo da Vinci mit seinen Versuchen am schiefen
Turm von Pisa, von dem er zwei verschieden große und
verschieden schwere Kugeln gleichzeitig fallengelassen hat,
die auch gleichzeitig am Boden aufkamen, nachgewiesen, dass
das höhere Gewicht nicht zu einem schnelleren Fall führt?

Korrekt, nur dass es Galileo Galilei war.

Und dass damals wirklich genaue Messung mangels Stoppuhr und Lichtschranke nicht möglich war. Und dass eine Kugel kein Fallschirm ist.

Sorry, das hilft nicht wesentlich weiter. Wahrscheinlich wäre die Frage aber eh’ im Physikbrett besser aufgehoben.
Gruß
loderunner

Hallo,
normalerweise werden alle aus der gleichen Höhe abgesetzt, es kann natürlich auch sein, dass durch die Gewichtserleichterung das absetzende Flugzeug steigt und dadurch sich die Höhe verändert.
Gruss
Rainer
P.S.: In einem entsprechendem Forum habe ich die gleiche Frage gestellt und da ist man sehr geteilter Meinung ob ja, nein oder jein.

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Hallo,
normalerweise werden alle aus der gleichen Höhe abgesetzt,

Ich meint: öffnet sich bei allen der Schirm

  • höhengesteuert in jeweils gleicher Höhe? Wie genau wäre das dann?
  • zeitgesteuert? Wodurch wird die Zeit dann gestartet?
  • durch am Flugzeug befestigte Reißleine?

P.S.: In einem entsprechendem Forum habe ich die gleiche Frage
gestellt und da ist man sehr geteilter Meinung ob ja, nein
oder jein.

Wenn wir hier zu keinem Ergebnis kommen, stelle ich die Frage auch nochmal im Physikbrett.

Gruß und Danke für Deine Geduld
loderunner

Hallo,
normalerweise werden alle aus der gleichen Höhe abgesetzt,

Ich meint: öffnet sich bei allen der Schirm

  • höhengesteuert in jeweils gleicher Höhe? Wie genau wäre das
    dann?
  • zeitgesteuert? Wodurch wird die Zeit dann gestartet?
  • durch am Flugzeug befestigte Reißleine?

Bei Automatiksprüngen durch eine im Flugzeug eingehakte Leine. Dementsprechend öffnen sich die Schirme alle ungefähr gleich schnell.

Gruß Andreas

Hallo,

ganz kurz mal etwas Physik? Also, das einzige, was den Schirm ja wirklich in Form hällt, ist das Gewicht unten dran (Springer, Lastsack oder eben beides zusammen). Ein Schirm ohne irgendein Gewicht würde was tun? Er würde durch den Wind ja eingedellt werden und wie jeder x-beliebige Fetzen davongewirbelt werden.
Der spüringende Punkt hier ist folgender. Die Tragkraft eines solchen Schirmes hat ja Reserv (muss er ja haben, Springer sind ja auch verschieden schwer). Hängt also ein sehr leichter Springer dran, ist die tatsächliche Gewichtskraft die nach unten zieht (und dadurch den Schirm mit dem Luftwiderstand in Form zwingt) näher an dem Punkt dran, an dem der Schirm eben nicht mehr wirklich in Form kommen würde. Hängt hingegen ein übergewichtiger Springer dran (oder einer mit Gepäck), dann ist die ganze Konstruktion, bei gleichem Luftwiderstand weiter von diesem kritischen Punkt entfernt, aber dafür näher am nächsten kritischen Punkt, nämlich an dem, an dem die Gewichtskraft die Stabilität des Schirms und damit seine Tragkraft überschreiten würde. Im Grunde ist also ein Fallschirm sozusagen selbstformstabilisierend solange sich das Gewicht daran zwischen diesen beiden kritischen Punkten bewegt. Aaaaaber … je näher das Gewicht beim unteren kritischen Punkt liegt, desto größer ist bereits die Neigung des Schirms „zu flattern“ (besonders wenn es trocken ist, das Tuch also leichter ist). Folge: Die Schirmform ist nicht 100% ideal sondern vielleicht nur 98%. Was selbst bei nur 100 Metern Weg mehrere Sekunden gegenüber einem Springer ausmachen kann, der sich näher am oberen kritischen Punkt befindet, nämlich näher zur Grenze der Tragkraft hin. Dessen Schirm wird, aus dem Zusammenwirken von Gewichtskraft und Luftwiderstand heraus, in die optimale Form gezwungen. D.h. seine Fallgeschwindigkeit wird langsamer sein als die des leichteren Springers.
Anmerkung zu dem witzigen Beispiel von weiter oben. Wenn einer tatsächlich einen Leo an einen normalen Schirm hängt, dann macht der Schirm auch keine messbare Größe mehr aus. Der Panzer ist einfach zu weit über der Tragfähigkeit des Schirms. (Wobei ich zugebe, dass ich hier „Tragfähigkeit“ in vereinfachter Weise benutze, denn tatsächlich verbergen sich dahinter ja auch wieder zwei Größen …)

Gruß
Peter

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