Guten Tag.
Ich habe eine ziemlich dezidierte Meinung zur Vermögenssteuer, und zwar eine, die von der Zeitströmung um einige Grade abweicht. Wer mich deswegen einen Sozialisten oder Sonstwasisten schimpfen will, der möge das tun; wer keine Fakten verträgt, möge an dieser Stelle aufhören zu lesen und freihändig losledern.
In den von unseren letzten Regierungen hinterlassenen Rudera des Grundgesetzes geistert meines Wissens noch ein Artikel herum, der so etwas Marktfeindliches, Standortzerstörendes und überhaupt ganz Bäh Seiendes wie die Sozialverpflichtung des Eigentums enthält.
Nun sind erwiesenermaßen viele (Groß)Vermögen schon recht alt, z.B. die derer mit von und zu und rauf und runter. Sprich, da wurde in früheren Zeiten der Grundstock zu einem Vermögen gelegt, indem man bspw.
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„Landeskinder“ meistbietend verscheuerte;
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Grund und Boden „einzog“ = sich unter den Nagel riss;
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missliebige Untertanen hängte, vierteilte, räderte, verbrannte u.dgl.;
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andere Räu Adlige beim geselligen Abendbrot per Dolch oder Gift beerbte …
und so weiter, und so maserati.
Dies betrifft die christliche Kirche, den Hochadel und ähnliche Kreise. All diese Vermögen, wenn sie nicht - wie in vielen Familien des Hochadels - der typische Verschwender verzockte, verhurte und versoff, blieben im Wesentlichen über die Jahrzehnt/-hunderte unangetastet von staatlichen Institutionen.
Und heutzutage dienen diese, wenn überhaupt, nur zu einem geringen Teil der Gesellschaft. Und damit meine ich nicht, dass jeder Graf aus uraltem, seit sechzehn Generationen geschlechtskrankem Adel sein Geld unter die Armen hätte verteilen sollen, sondern, dass diese Vermögen nichts Produktives leisten.
Woher ich das zu wissen glaube? Nun, ich verkehre nur peripher mit derlei hochstehendem Geso Adel. Aber wer sich schon einmal in einer Spielbank beim großen Spiel herumtrieb, dem werden sie aufgefallen sein: die „Damen“, die unter mordsmäßigem Geklirre, im Preispasstnichthierhin-Gewande, das Geld, das ihnen ihr soundsovielter Gatte hinterließ, verjuxen, weil ihnen sonst nichts mehr einfällt, bzw. weil ihnen auch nur ein einziger Brillant mehr die Wirbelsäule bricht. Die gleichen Leute sieht man auf den Pferderennbahnen, in den mondänen "Bade"orten der Welt und überall dort, wo die Reichen und Schönen ihre zuviel gehabte freie Zeit verbringen.
Und die dort zu findenden Vermögen, die nicht das Geringste zum Sozialprodukt beitragen , zu besteuern, und zwar kräftig, täte niemandem, oder doch niemandem, der mehr ist als ein elender Parasit, auch nur im Geringsten weh.
Gegenbeispiel: Herr Hopp ist Milliardär und setzt sein nicht unerhebliches Vermögen entweder als Wirtschaftskapital oder zu wohltätigen Zwecken, zumindest aber so ein, dass es der Volkswirtschaft nicht entzogen wird. Damit habe ich überhaupt keinen Stress , und wenn er sich davon einen Fußball-, einen Handball- und sechzehn Hallenjojovereine leistet, dann soll es mir auch Recht sein - auch dieses Geld steckt in der Volkswirtschaft.
Womit ich aber ein Problem habe, das sind Vermögen, die einfach nur in der Gegend herumliegen, ungenutzt und allem Weltlichem entzogen. Diese Vermögen sind totes Kapital - und kein Graf Hans-Jochen-August-Leberecht-Angelika-Achduschreck-undsoweiter von Syphilis-Kuckuckstein zu Hastenich wird am Hungertuche nagen, wenn er bspw. seine km² Grundbesitz, die eh nur brach in der Gegend liegen, ein wenig reduzieren muss.
Wir sind mittlerweile in einem der reichsten Länder der Erde wieder so weit, dass es genügend Leute gibt, die ihre Kinder nicht mehr mit ihrer Arbeit ernähren können. Und da Vollbeschäftigung eine Illusion ist, der selbst so einer wie ich sich nicht mehr hingibt, ist es m.E. eine verdammte Pflicht dieses Staates, die nicht genutzten finanziellen Reserven mobil zu machen. Die liegen aber, siehe oben, nicht (mehr) beim arbeitenden Teil der Bevölkerung, sondern zu einem nicht unwesentlichen Teil bei Schmarotzkis wie den oben Beschriebenen, zu einem viel größeren Teil aber auch bei den Kirchen - denen wir ein nicht ganz kleines Stück der von mir skizzierten finanziellen Schieflage ja überhaupt erst verdanken.
Falls jetzt wieder jemand (Ach was! Das wird garantiert passieren!) mit dem Totschlagargument „Neiddebatte“ kommt: von mir aus, nur würde ich das nicht als Neid, sondern als Hass bezeichnen. Und dazu stehe ich.
Gruß Eillicht zu Vensre