Hallo!
Hallo zusammen,
aus geographischer Sicht, fällt auf, dass alle sogenannten
Vernichtungslager in Zeiten des Holocausts, sich weit im Osten
des ehemaligen Deutschen Reiches befanden.
Die Lager befanden sich fast ausschliesslich nicht auf dem Gebiet des deutschen Reiches (in den Grenzen von 1937), sondern die Lager wurden erst in den besetzten östlichen Gebieten errichtet. Die deutsche Zivilbevölkerung war auf Grund der räumlichen Entfernung also sehr wenig involviert.
Hat dies einen besonderen politischen oder logistischen oder
militärischen Hintergrund?
Der politische Grund war, dass man versucht hat es weit entfernt von den Augen der (deutschen) Öffentlichkeit wie möglich durchzuführen. So bekamen es eigentlich nur Soldaten/Wachmannschaften mit und nicht die breite Öffentlichkeit/Zivilisten, jedenfalls nicht als Augenzeugen, aber über die Soldaten eben doch teilweise aus 1. Hand.
Der logistische Grund war wahrscheinlich, dass die meisten Juden (und anderen zu vernichtenden Menschen wie polnische Intellektuelle und Eliten) eben in den besetzten Gebieten im Osten lebten und der Transport eben nicht so weit war als wenn man die Lager meinetwegen an der schweizer Grenze gebaut hätte.
Hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust
ist eine Quelle, die sagt, dass von den ca. 6.000.000 ermordeten Juden
2.700.000 - 3.000.000 aus Polen stammen und
1.000.000 - 2.100.000 aus der Sowjetunion.
Also ganz klar ein logistischer Grund.
Es wurden für die Standortplanung der Lager sogar neueste wissenschaftliche Theorien/Modelle der Geographie (Raum- und Stadtplanung), wie das „Modell der zentralen Orte“ nach Christaller, angewendet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Christaller
In welcher Entfernung zueinander Lager mit welchen Kapazitäten und Ausstattungen für einen optimalen Ablauf der „Endlösung“ liegen müssen läßt sich nach diesem Modell bestimmen/berechnen. Es liefert auch Erklärungen dafür, dass Bäckereien meistens gut verteilt liegen und Möbelhäuser sich oft lokal konzentrieren.
Inwiefern es militärische Gründe gab, kann ich nicht genau sagen. Rein militärische gesehen wäre es logisch gewesen die Todeslager in den Westen zu bauen, weil der Feind dort eventuell „militärisch weiter“ (also nicht unbedingt allein von der Entfernung her) von den Lagern entfernt gewesen wäre.
(Ein weiterer militärischer Grund für Lager im Westen wäre die Ausbeutung von Gefangenen in Rüstungs- und anderen Betrieben gewesen. Diese wenigen Hunderttausend fallen bei der Gesamtzahl von Opfern nicht so stark ins Gewicht bei der Standortbestimmung des Lagerbaus, auch wenn es eine Konzentration von solchen Produktionsstätten im westlichen Teil des ursprünglichen Gebietes des deutschen Reiches gab.)
Andererseits wurden im Osten mehr sowjetische/kommunistische Kriegsgefangene gemacht (von denen auch viele in die Lager geschickt wurden) und auf Grund dieser militärischen Tatsache sprach ein logistischer Grund für die Errichtung der Lager im Osten.
Neben den logistischen Gründen spielte die politische Situation auch hier hinein, so dass der militärische Grund in den Hintergrund trat. Im Gegensatz zu den östlichen Gebieten war es den Deutschen mehr oder weniger nicht egal, was für ein Bild die Franzosen (und Belgier und Niederländer) von den deutschen Besatzern hatten.
Die logistischen Gründe waren demnach die Hauptgründe für die geographische LAge der Vernichtungslager.
Selbstverständlich bitte ich um ernsthafte Antworten auf ein
ernsthaftes Thema!
Es ist eben sehr erschütternd, wie logistisch kühl, effizient und brutal berechnend diese Völkermorde an millionen Menschen geplant und durchgeführt wurden. Der Mord wurde industriell betrieben und es wurde versucht die finanziellen Kosten pro getötetem Menschen zu minimieren (geringe Transportkosten durch geringe Entfernung etc.).
Wenn du überlegt hast aus welchem Grund die Lager dort gebaut wurden, wo sie gebaut wurden: Was war deine Erklärung für diese Standorte?
Gruss