Verpflanzung d. Gesichtes eines Toten - Religion/E

Hallo!

Ich bin ja nicht nur theologisch interessiert sondern lese auch medizinische Beiträge. Dazu habe ich jedes Monat eine Zeitschrift, die ich abonniert habe (Zeitung: Medizin Populär).
Diese Zeitung ist sehr gut und erzählt viel Wissenswertes über neue medizinische Erkenntnisse und Neuerungen im Bereich Medizin und ist für den Laien auch sehr gut verständlich.

Ich las da allerdings einen Artikel, der mich schon ein wenig aufgeregt hat. Da stand darin, dass es in Zukunft möglich sein würde, das Gesicht eines Toten (besser gesagt Teile des Gesichtes wie Nase, Mund zum Beispiel) an einem Menschen zu verpflanzen (ich hab das so verstanden, wie wenn man halt ein Herz oder eine Niere implantiert). Es betrifft Menschen, deren Gesicht durch Krankheit oder Unfall entstellt ist. Ich persönlich kann mich mit den Gedanken, den Mund eines Toten zu haben ehrlich gesagt nicht wirklich anfreunden. Rein ethisch würde ich das schon ablehnen und auch vom religiösen Standpunkt, wo es auch heißt jeder Mensch sei einzigartig könnte ich das für mich selbst, wenn es mich beträfe (Gott bewahre, dass ich je diese Situation komme) nicht wirklich gut heißen. Wie seht ihr das einerseits vom religiösen und andererseits vom ethischen Standpunkt? Für mich ist Schönheit oder gut bzw. ansehnlich aussehen schon wichtig, aber ist das wirklich unter allen Umständen in Ordnung?

liebe Grüsse

Petra

Hallo Petra,
das ist nicht nur in Zukunft möglich, sondern wurde bereits gemacht.
http://www.paranews.net/beitrag.php?cid=2412
Grüße
Almut

Hallo Petra!

Es betrifft Menschen, deren Gesicht durch Krankheit oder Unfall
entstellt ist. Ich persönlich kann mich mit den Gedanken, den Mund
eines Toten zu haben ehrlich gesagt nicht wirklich anfreunden. Rein
ethisch würde ich das schon ablehnen und auch vom religiösen
Standpunkt, wo es auch heißt jeder Mensch sei einzigartig…

Wenn Du mit Knochenmark, Blut oder der Niere eines anderen Menschen leben kannst, mit dem Herzen eines Toten oder der Herzklappe eines Schweins, kann ich schwer einsehen, weshalb ein bißchen Haut und ein paar Muskeln plötzlich auf ethische oder religiöse Probleme stoßen sollen. Der betroffene Mensch ist vor und nach der Operation immer noch der gleiche. Schließlich geht es nicht darum, den Kopf oder das Gehirn zu verpflanzen. Die einzigartige Persönlichkeit wird sich hoffentlich nicht nur über einen Fetzen Haut definieren.

Jedem ist freigestellt, auf bestimmte medizinische Eingriffe zu verzichten. Die Entscheidung kann gerne religiös oder auch gar nicbt begründet sein. Schließlich ist es die freie Entscheidung jedes Betroffenen, ob er lieber stirbt oder ein überaus belastetes Leben führt, als sich mit vorhandenen chirurgischen Mitteln helfen zu lassen. Ich nehme an, es ist nicht Deine Absicht, anderen Menschen mögliche medizinische Hilfe mit dem Hinweis auf ethische Bedenken (welche eigentlich?) zu verwehren. Das hielte ich für ethisch verwerflich.

Für mich ist Schönheit oder gut bzw. ansehnlich aussehen schon
wichtig, aber ist das wirklich unter allen Umständen in Ordnung?

Es geht nicht um kosmetischen Spielkram und nicht um Schönheit. Es gibt Menschen, denen als Folge von Krankheit, Unfall, Feuer- oder Gewalteinwirkung eine ganze Gesichtspartie einfach fehlt. Das geht soweit, daß weder Sprechen noch normale Nahrungsaufnahme möglich sind, von Teilnahme am sozialen Leben ganz zu schweigen.

Erzähle einem derart betroffenen Menschen, während Du ihm den Schlauch für den flüssigen Nährstoff in den Hals steckst, man könne den Schaden zwar beheben, hätte aber religiöse Bedenken …

Gruß
Wolfgang

Kommt darauf an
von Gernot Geyer Datum: 6.3.2006 18:48 Uhr Bewertungspunkte: (0) Geklickt: 0 mal
aus Forum Religion und Ethik, mehr Informationen
Hallo,

es kommt immer auf das „warum“ an.
Wenn das eine reine Schönheitsoperation wäre, würde ich sie ablehnen. Genau so wie auch ansonsten so was ablehne - ich würde nie ne Frau mit dem künstlich aufgeblasenen Busen wollen. Lieber weniger aber dafür echt.
Nun geht aber meist nicht nur darum. Menschen mit schweren gesichtsverletzungen sind ja auch funktionell oft eingeschränkt - haben Probelme beim kauen oder essen oder sehen oder sonstwie. Und in deisen Fällen wäre ich dann schon dafür. (Wie hälst Du es eigentlich da bei dem Grenzfall Zahn oder Kiefer? Ist der Ersatz da besser - nur weil man ihn nicht sieht?)
Das Gleiche trifft aber auch für grob entstellende Verletzungen zu, die eine normale Teilnahme am Leben erschweren. Menschen mit extremen brandverletzungen im gesicht z.B. sind auch nicht gerade ein schöner Anblick und wirken auf andere oft abstoßend und ekelerregend. Warum soll man denen das Leben nicht erleichtern, wenn das möglich ist?

EIn fetzen Haut oder ein paar Knochen… was anderes ist es doch nicht. Eigentlich noch weniger als bei einer Organtransplantation. Und wenn einer z.B., im Kiefer Kunststoff oder Metall hat - dann stört das schließlich auch keinen.

Ich denke, das ist okay - auch vom religiösen Standpunkt. Es berührt ja nicht das Problem der unsterblichen Seele. Und ich mag mir Gott auch einfach nicht als verbissen bösrtigen Alten vorstellen, der die Menschen immer nur ärgern und ihnen Angst machen will. ich denke da eher, er ist gütig. Und da kann er doch wenig dagegen haben, wenn einem geholfen wird, der leiden muß sonst. Er hat doch sonst auch nichts gegendie ärztliche Kunst.

Gernot Geyer

Hallo!

Wo ist der Unterschied zur Verpflanzung von Herzen, Lungen und Nieren von Toten?

Gruß
dataf0x

Wenn das eine reine Schönheitsoperation wäre, würde ich sie
ablehnen. Genau so wie auch ansonsten so was ablehne - ich
würde nie ne Frau mit dem künstlich aufgeblasenen Busen
wollen. Lieber weniger aber dafür echt.

EIn fetzen Haut oder ein paar Knochen… was anderes ist es
doch nicht. Eigentlich noch weniger als bei einer
Organtransplantation. Und wenn einer z.B., im Kiefer
Kunststoff oder Metall hat - dann stört das schließlich auch
keinen.

Ich fasse deine Meinung so zusammen: Der Wunsch besser auszusehen ist für dich so unmoralisch, daß du jeden Eingriff ablehnen würdest, selbst wenn er nur die Verwendung von Plastik beinhaltet und völlig freiwillig und ohne den Tod anderer abläuft, aber die sterblichen Überreste eines Menschen, der bis zur Entnahme künstlich am Leben erhalten blieb und dessen Hinterbliebene eine verstümmelte und ausgeweidete Leiche begraben müssen, vergleichst du mit „Kunststoff oder Metall“, also mit „Material“ - Menschenmaterial?

Mir ist das unbegreiflich.

Gruß
dataf0x

Hai, Petra,

wie Du zwar schon zur Kenntnis genommen, aber scheinbar nicht so richtig „gefressen“ hast: es geht nicht darum, daß sich irgendeine alte, reiche Tante das Gesicht von der Klum aufpappen lässt - es geht darum, daß Menschen, deren Gesicht so zerstört ist, daß es zu richtigen Funktionseinschränkungen kommt (z.B. essen, trinken, sprechen).

Und es ist auch nicht so, daß es einem Menschen passieren könnte, daß er plötzlich auf der Straße unerwartet in das Antlitz eines toten Angehörigen blickt (gruselige Vorstellung), sondern das „neue“ Gesicht passt sich dem Knochen und den Gebrauchsgewohnheiten an - es verändert sich also zum einen schon während der Verpflanzung und dann weiter, wenn es „benutzt“ wird.

Somit ist es ethisch/religiös doch eigentlich gleichwertig, ob Du nun ein Herz bekommst oder weitergibst, oder ein Gesicht…

Gruß
Sibylle

Hallo,

sagen wir es so: Ich akzeptiere, daß es reine Schönheitsoperationen gibt. Aber ich selbst würde sie ablehnen und würde bestimmt keine derartig „nachgebesserte“ Frau heiraten. Weil das für mich eine Vorspieglung falscher Tatsachen ist - da protzt dann einer mit was, was er eigentich gar nicht hat. Und wer so auf Äußerlichkeiten fixiert ist, daß er sich freiwillig unters Messer legt - der ist mit Sicherheit nicht der richtige Freund oder Partner für mich. Weil jemand, für den die äußere Hülle alles ist, mich auf Grund meiner körperlichen Behinderung sowie nie richtig für voll ansehen wird.

Das Andere: Es ist ja zum glück jedem freigestellt, ob er Organspender sein möchte oder nicht. Ich akzeptiere, wenn jemand Probleme hat damit. Aber rein biologisch bin ich nach meinem Tode eh weg - da ist es auch ziemlich gleichgültig, ob ich dann noch komplett verbrannt werde oder ob was fehlt. Die Unversehrtheit ist ja da eh rein fiktiv - es gibt sher viele leute mit künstlichen Gelenken - bei denen fehlt ja dann immer was und kein Mensch regt sich drüber auf.

Gernot Geyer

Weil das für mich eine Vorspieglung falscher
Tatsachen ist - da protzt dann einer mit was, was er eigentich
gar nicht hat.

Kleidung ist bereits Vorspiegelung. Und „protzenm mit etwas das man nicht hat“ wuerde ich nicht sagen. Kosmetische Eingriffe kosten eine Menge Geld. Wer es nicht hat, kann sie sich nicht leisten. Kosmetische Eingriffe sind ein Statussymbol. Aber irgendwie ist das jetzt ohnehin ein Nebenschauplatz.

Das Andere: Es ist ja zum glück jedem freigestellt, ob er
Organspender sein möchte oder nicht.

In Oesterreich nicht. Fuer dich aber irrelevant.

Die Unversehrtheit ist ja da eh rein fiktiv - es gibt sher viele
leute mit künstlichen Gelenken - bei denen fehlt ja dann immer
was und kein Mensch regt sich drüber auf.

Die Unversehrtheit der Leiche ist in der Tat eine reine religioese Kategorie. Wenn nur dieses gegen eine Transplantation abgewogen werden sollte, waere die Sache ethisch (und juristisch) betrachtet klar - da ein Lebender mehr Rechte hat als ein Toter. Bei der Organspende kommt aber noch etwas anderes dazu: Die Grenze zwischen Leben und Tod wird dorthin verschoben, wo es gerade bequem ist. Wer sagt, dass ein Mensch, dessen Herz schlaegt, dessen Lungen atmen und dessen Haut warm ist, ueberhaupt tot ist? Dieses zu bejahen ist reiner Konsens. Er kam zufaellig justament mit der Transplantationsmedizin in Mode.

Gruss
dataf0x

Hallo!

Danke für den Hinweis. Mir wird ganz schlecht wenn ich mir vorstelle, dass mir einmal so was passieren könnte. Sorry für meine gefühlsvollen Ausbruck.

Danke

Petra

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Hallo Wolfgang!

Der betroffene Mensch ist vor und nach der Operation immer noch der gleiche. Schließlich geht es nicht darum, den Kopf oder das Gehirn zu verpflanzen. Die einzigartige Persönlichkeit wird sich hoffentlich nicht nur über einen Fetzen Haut definieren.

Ist er nicht. Ich bin nach einer Operation nicht mehr der Gleiche. Eine OP ändert mein Leben. Ich hab dann etwas weniger und muss mich schonen und im oberen Fall wach ich auf und hab statt einer Nase die ich 30 Jahre vielleicht hab plötzlich einen anderen Zinken. Und dann weiß ich auch noch, dass der Mensch tot ist. Das allein lässt mich kruseln und ich würde Gott Tag und Nacht dafür bitten mich doch endlich sterben zu lassen, weil ich genau mit dieser Belastung nicht leben will und auch nicht leben kann.

Ich habe selbst schon Blut gespendet und weiß auch, dass dieses in Ordnung war. Wenn also ein Mensch bevor er zugrunde geht mein Blut bekommt freu ich mich sehr, da er durch mich weiterleben darf. Es ist für mich kein Problem, wenn ein Mensch mit meinem Blut weiterlebt. Ich hab ja genug davon, das geht schon. Die Niere sehe ich nicht wirklich und die Niere sieht was ich so von Untersuchungen von inneren Organen weiß (hatte schon einige Male eine Magenspiegelung) immer gleich aus. Während die Nasen und der Mund verschiedene Formen haben. Also so gesehen kannst du das nicht wirklich vergleichen.

Wie war das eigentlich vorher, als es das noch nicht gegeben hat? Wie hat sich die Medizin da geholfen? Ich denke da zum Beispiel an den 2. Weltkrieg? Gute Frage was?

liebe Grüße

Petra

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Hallo!

Ein sehr großer: Die Lunge, das Herz und die Niere schauen bei jedem Menschen gleich aus. Sie sind im Körperninneren und für mich deshalb nicht so wirklich ein Stein des Anstosses.

Beim Gesicht sieht die ganze Sache etwas anders aus. Wenn du aufmerksam die Menschen betrachtest, wirst du feststellen, dass jeder Mund, jede Nase und jede Stirn ja sogar das Gesicht des Menschen jeweils anders aussehen. Ich sehe darin eine Einzigartigkeit des Menschen, den Gott in seiner Vielfalt so geschaffen hat. Ich freue mich sehr, dass ich nicht die Nase meiner Freudin habe oder die Ohren einer Bekannten.

liebe Grüsse

Petra

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Hallo!

wie Du zwar schon zur Kenntnis genommen, aber scheinbar nicht

so richtig „gefressen“ hast: es geht nicht darum, daß sich
irgendeine alte, reiche Tante das Gesicht von der Klum
aufpappen lässt - es geht darum, daß Menschen, deren Gesicht
so zerstört ist, daß es zu richtigen Funktionseinschränkungen
kommt (z.B. essen, trinken, sprechen).

diese Ausdrucksweise „scheinbar nicht so richtig gefressen“ gefällt mir nicht. Außerdem sind das nicht irgendwelche alte reiche Tanten (das sind ältere Damen mit vielleicht etwas außergewöhnlichen Ansichten).

Außerdem wie war das eigentlich zur Zeit des 2. Weltkrieges wo die Bomben fielen und sicher auch das eine oder andere Körperteil zerfetzten. Da war das Problem des Essens, Trinkens und Sprechens ja genauso da? Die Methode gibt es ja erst seit jetzt wie ich mich inzwischen erkundigt habe.
Wer sagt eigentlich das der Körper das neue Organ annimmt, dass er es nicht vielleicht abstosst und keiner denkt an die psychischen Probleme "Ich muss mit dem Gesicht eines Toten leben und das wenn ich mich hernehme noch gute 30 oder 40 Jahre. Und das bleibt dann so.

liebe Grüsse

Petra

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Hai, Petra,

Wie war das eigentlich vorher, als es das noch nicht gegeben
hat? Wie hat sich die Medizin da geholfen? Ich denke da zum
Beispiel an den 2. Weltkrieg? Gute Frage was?

  1. WK - k.A. aber vom Ersten gibt es dazu sogar ein Buch: „Krieg dem Kriege“ von Ernst Frierich. Ein paar Bilder (zwar harmlosere - aber wenn Dir leicht übel wird sei gewarnt) aus dem Buch kann man auf der Seite des (von Friedrich gegründeten) Anti-Kriegs-Museum in Berlin sehen. Wie die Medizin da geholfen hat? Na, mangels Möglichkeit gar nicht - die Leute mussten damit leben, nicht vernünftig essen zu können (mit den damit verbundenen ungesunden Folgen) und daß sie gesellschaftlich Ausgestoßene waren - wenn die Verwundung wenigstens noch Nahrungsaufnahme zuließ…

Ach ja, Link zur Seite:
http://www.anti-kriegs-museum.de/deutsch/start.html

Gruß
Sibylle

Hallo Petra!

Ich denke da zum Beispiel an den 2. Weltkrieg? Gute Frage was?

Solche Verletzungen konnten damals nicht viele Menschen überleben. Wer es dennoch überstand, verhüllte sich, versteckte sich für den Rest seines Lebens oder brachte sich um.

Ich sehe das Problem gar nicht. Es ist jedem freigestellt, Hilfe für sich aus welchen Gründen auch immer abzulehnen. Damit sollte das Thema erledigt sein. Es ist nur dann nicht erledigt, wenn Menschen - zumal gar nicht persönlich betroffene Menschen - ihre eigenen religiösen Vorstellungen zum Maßstab für andere Menschen machen wollen und hergehen, schwerverletzten Menschen aus religiösen Gründen Hilfe verweigern.

Mich stört, daß Bedenkenträger in diesem Fall keinen Klartext reden.

Gruß
Wolfgang

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Hai, Petra,

diese Ausdrucksweise „scheinbar nicht so richtig gefressen“
gefällt mir nicht.

Huch je - ich wollte Dir damit nicht irgendwie auf die Kravatte latschen - das ist meine Art auszudrücken, daß ich den Eindruck habe, daß eine Information zwar im Kopf angekommen, aber noch nicht „bauchmäßig“ verstanden wurde…

Außerdem sind das nicht irgendwelche alte
reiche Tanten (das sind ältere Damen mit vielleicht etwas
außergewöhnlichen Ansichten).

Ich meine aber gar keine älteren Damen mit außergewöhnlichen Ansichten, sondern die Sorte Mensch, die sich erst den eigenen Körper (und das Aussehen) mit „ausschweifendem Lebenswandel“ versauen und dann hoffen, sich einfach ein neues, schönes und junges Gesicht kaufen zu können. Die Sorte, die sich soviele „Verjüngungen“ leisten, bis sie aussehen, wie Frankensteins Monster…

Außerdem wie war das eigentlich zur Zeit des 2. Weltkrieges wo
die Bomben fielen und sicher auch das eine oder andere
Körperteil zerfetzten. Da war das Problem des Essens, Trinkens
und Sprechens ja genauso da? Die Methode gibt es ja erst seit
jetzt wie ich mich inzwischen erkundigt habe.

*g* hab ich unten schon was drauf geschrieben…
…was ich unten nicht geschrieben habe: diese Menschen haben den Rest ihres Lebens versteckt verbracht…

Wer sagt eigentlich das der Körper das neue Organ annimmt,
dass er es nicht vielleicht abstosst

Das ist durchaus bedacht und wird genauso behandelt, wie man Abstoßungsreaktionen bei Organtransplantationen behandelt. Bei dieser Gelegenheit noch schnell was zum Thema „Das Gesicht ist einzigartig, die Organe aber sowieso bei allen gleich“: das stimmt so nicht. Ebenso, wie jedes Gesicht kleine Unterschiede zum Nächsten aufweist, ist es auch mit den Organen. Meine Leber sieht nur auf den ersten Blick wie Deine aus, dennoch gibt es etliche Unterschiede in den Details (nur sieht man die normalerweise nicht).

und keiner denkt an die
psychischen Probleme "Ich muss mit dem Gesicht eines Toten
leben und das wenn ich mich hernehme noch gute 30 oder 40
Jahre. Und das bleibt dann so.

Die psychischen Probleme treten auch z.B. bei einer Herzverpflanzung auf, da gibt es reichlich Erfahrungen.
Und bei einer Gesichtstransplantation hast Du ja nicht etwa die Wahl zwischen Deinem und einem fremden Gesicht, sondern zwischen keinem und einem fremden Gesicht…
Als Beispiel: es kommt auch heute noch, ganz ohne Krieg, dazu, daß sich jemand den Unterkiefer wegreißt (Motorradunfall ohne Integralhelm). Für diesen jemand heißt es dann nicht nur nur noch Breichen schlürfen, sondern auch niemanden küssen können, keine Wange mehr zu haben, die man an das Köpfchen des eigenen Kindes schmiegen kann, nicht mehr mal eben ins Restaurant gehen - auf der Straße sehen die Menschen als erstes die Entstellung, ein Monster, sie reagieren mit Ekel und Abscheu … natürlich kann man jetzt sagen, daß das ja wohl die Schuld der Leute ist und daß die das doch bitte lassen sollen, aber wir wollen müssen ja realistisch bleiben.

Und in dieser Situation ist die psychische Belastung durch das nicht vorhandene Gesicht so hoch, daß das Gesicht eines Toten das geringere Übel ist. Zumal ja der schon erwähnte Effekt eintritt, daß daß es zu Deinem Gesicht wird, weil es auf Deinen Knochen sitzt, Du es benutzt und es daher nach ein paar Jahren Deine Spuren trägt.

Auf das uns die Erfahrung erspart bleiben möge
Gruß
Sibylle

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Hallo!

Ich sehe darin eine
Einzigartigkeit des Menschen, den Gott in seiner Vielfalt so
geschaffen hat. Ich freue mich sehr, dass ich nicht die Nase
meiner Freudin habe oder die Ohren einer Bekannten.

Wenn du so argumentierst, dann hat Gott auch Lungen und Nieren geschaffen, die einzigartig sind. Nur weil DU das nicht sehen kannst, heißt das noch lange nichts. Ausgerechnet hier die Grenze zu ziehen ist willkürlich und egoistisch: Sie hat nur mit *deiner* Wahrnehmung zu tun und nichts mit Gott oder was der geschaffen hat. Entweder du siehst jeden Körperteil als Schöpfung, an der nichts herumgepfuscht werden darf, oder du siehst menschliche Körperteile als Material, die man wie Ersatzteile austauschen kann. Das beinhaltet dann aber auch Gesichter.

Übrigens gilt das Herz als Sitz des Gefühls. Ein „ausgetauschtes“ Herz wäre demnach noch viel schlimmer als eine Nase oder ein Ohr.

Über das eigentliche ethische Problem bei Transplantationen von Toten - nämlich der sgn. Hirntod und das damit verbundene Abschalten der Maschinen nach der Entnahme - scheint hier überhaupt nicht zu interessieren. Das wundert mich.

Gruß
dataf0x

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Wer sagt eigentlich das der Körper das neue Organ annimmt,
dass er es nicht vielleicht abstosst und keiner denkt an die
psychischen Probleme "Ich muss mit dem Gesicht eines Toten
leben und das wenn ich mich hernehme noch gute 30 oder 40
Jahre. Und das bleibt dann so.

Dieselben Probleme bringen andere Transplantationen.

Gruß
dataf0x

Organspende und jüdischer Glaube
Hai, Datafox,

Die Unversehrtheit der Leiche ist in der Tat eine reine
religioese Kategorie. Wenn nur dieses gegen eine
Transplantation abgewogen werden sollte, waere die Sache
ethisch (und juristisch) betrachtet klar - da ein Lebender
mehr Rechte hat als ein Toter.

wie läuft das eigentlich in Israel? Da laufen die Chassi - na, dingens, die ortodoxen Juden - doch in größeren Mengen rum - die haben keine Organspende-Ausweise, oder? Nehmen ortodoxe Juden Organspenden an?
Ist das in Israel überhaupt wie in der BRD geregelt, daß Organe nur bei vorhandenem Spenderpass oder mit Zustimmung der Angehörigen entnommen werden dürfen? Oder so, wie in Österreich (sollte ich Deine Andeutung richtig interpretiert haben und in Österreich jeder Spender ist, es sei denn, er legt was anderes fest)?

Und dann noch (wird jetzt eventuell etwas makaber - aber was soll man machen, wenn einen die Neugier umtreibt):
Juden sollen ja vollständig begraben werden; wenn ein ortodoxer Jude eine Organspende angenommen hat, was macht der dann eigentlich mit dem kaputten Organ? (ich weis ja schon, das es in einigen Familien üblich ist, daß eine Person gezogene Zähne und (hab ich gehört - wahr?) sogar abgeschnittene Haare aufbewahrt, damit die mit begraben werden können)
Wie wird das bei nicht-ortodoxen Empfängern gehandhabt? Muß da beim Begräbnis irgendwas beachtet werden?
Und die Spender?

Gruß
Sibylle

Bad News

Moin Petra,

Der betroffene Mensch ist vor und nach der Operation immer
noch der gleiche. Schließlich geht es nicht darum, den Kopf
oder das Gehirn zu verpflanzen. Die einzigartige
Persönlichkeit wird sich hoffentlich nicht nur über einen
Fetzen Haut definieren.

Ist er nicht. Ich bin nach einer Operation nicht mehr der
Gleiche. Eine OP ändert mein Leben.

Falls du Opfer einer Gewalteinwirkung bist, die dein Gesicht dermaßen entstellst, wirst du mit oder ohne OP nicht mehr „die gleiche“ sein. Der Mensch verändert sich ständig, durch Erfahrung, durch „natürliche Alterung“, durch dramatische Schicksalsschläge, durch einen Gang zum Friseur oder die Erlebnisse des alltäglichen Lebens. Eine Liebe verändert dich, die Geburt eines Kindes undundund…

Veränderung ist ein untrennbarer Bestandteil von Leben, wenn nicht die Essenz des Lebens selbst.

Gruß
Marion

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