Hallo Omar,
'Tschuldige, (nur eine kleine Verbesserung) aber das
Nachempfinden des Leids anderer ist nur ein Aspekt des
Fastenmonats. Prinzipiell geht es darum, dass Gott uns
befohlen hat zu fasten - deshalb tun wirs.
Ja, klar, aber Moslems stellen meist das Nachempfinden
des Leids anderer in der Vordergrund, wenn sie einem
Nicht-Moslem Ramadan erklaeren.
Ich weiss, dass es in vielen arabischen Ländern
kontraproduktiv abläuft, dir scheint aber klar zu sein, dass
das nicht der Sinngehalt des Ramadans ist.
Ja.
Zum Einen darf ein Muslim seinen Mund ausspülen während des
Ramadans, denn er muss sich ja waschen um zu beten.
Mir wurde aber gesagt, eben nur vorm Gebet, nicht
zwischendrin.
Er darf
aber kein Wasser trinken. Was die Gesundheit angeht, so haben
denke ich viele Generationen gezeigt, dass man davon nicht
krank wird vor allem weil man am Abend wieder essen und
trinken darf. Keiner hat gesagt, dass das Fasten einfach ist.
Aber wenn man sich erst daran gewöhnt hat, ist es eine recht
erfrischende Sache.
Diese viele Generationen haben aber nicht in unserer
Gesellschaft gelebt. Ohne mal auf Moslems in westlichen
Laendern einzugehen (z.B. wollte ich nicht waehrend Ramadan
bei einer Notoperation auf einen moslemischen Doktor angewiesen
sein), auch hier in Saudi-Arabien hat sich das Leben
geaendert und die Ansprueche des Geschaeftslebens sind anders
geworden.
Weder das eine noch das andere ist gemeint. Übrigens müssen
die Notaufnahmen in der Golfregion schon in normalen Tagen mit
Leuten rechnen, die um die Mittagszeit arbeiten.
Aber doch wesentlich weniger. Du musst zugeben, dass
man 50 Grad (oder auch nur 40 Grad) leichter ertraegt,
wenn man Fluessigkeit zufuehrt.
Auf der anderen Seite sollten
Muslime sich auch nicht auf die faule Haut legen. Das ist
besonders hier in Europa wichtig. Es ist möglich im Ramadan
genauso produktiv zu sein wie an jedem anderen Tag.
Warum ist das in Europa wichtiger? Verstehe da deine
Logik nicht. Und ich weiss, was mein Blutzucker mit mir
macht, wenn ich nicht regelmaessig was esse. Das beeinflusst
meine Laune genauso wie meine Konzentrationsfaehigkeit und
meine Feinmotorik (mit anderen Worten: ich krieg das Zittern).
Vergiss bitte nicht, dass es auch andere Muslime gibt. Die
reichen Saudis werden auch an einem normalen Tag nicht in der
Sonne arbeiten!
Nein. Wobei ich klarstellen moechte, dass ich mit
‚reichen Saudis‘ nicht steinreiche Oelscheichs gemeint habe,
sondern die Bevoelkerung mit ‚white collar jobs‘.
Normale Arbeitszeiten werden waehrend Ramadan einfach
nicht eingehalten.
Gleichzeitig erwarten sie aber von den nicht-moslemischen
Auslaendern, dass sie sich an die Arbeitszeiten halten, bzw.
sie erzwingen von allen das oeffentliche und halboeffentliche
Einhalten der Fastenvorschriften (Wegschliessen von Kaffee-
maschinen in Bueros oder auf Schwesternstationen im Kranken-
haus zum Beispiel). Und bei Arbeitern, die eben Arbeiten im
Freien ausueben, wird es sowieso erwartet.
Praxis der Religionsaussuebung und Anspruch klafft hier
genauso auseinander wie bei anderen Religionen, allerdings
wird es wesentlich strenger eingefordert und - wie so oft im
Leben - von Menschen, die viel weniger Probleme haben, die
Regeln einzuhalten.
Gruesse
Elke