Liebe w-w-w-ler,
vor einem Jahr habe ich schonmal eine Frage gestellt bezüglich der Situation, dass ich bei meinen Männerbekanntschaften nie über die Kennenlernphase hinauskomme.
( /t/komme-nie-ueber-die-kennenlernphase-hinaus/640854…
ich habe damals eine Menge toller Antworten erhalten, von denen ich mir einige Sätze auf einen Zettel geschrieben habe, für den Fall der Fälle, dass ich mich mal wieder total Hals über Kopf in irgendjemanden reinsteigere und mir selber Druck mache. Die Sichtweisen helfen mir sehr. Ich habe v.a. in kleinen Schritten angefangen, Beziehungen nicht mehr eintüten zu wollen, sondern den Menschen kennenzulernen und mir Zeit dafür zu nehmen, auch für mich, herauszufinden, was ich selbst will. Dabei habe ich jetzt immerhin eine bald ein Jahr dauernde entspannte Freundschafts-Affäre und hatte zwischendrin auch eine kurze Beziehung, bei der ich selber festgestellt hab, dass ich den Mann gar nicht wirklich so sehr für mich passend fand wie ich ihn anfangs passend machen wollte. Also neue Erfahrungen, die auch nicht mehr mit (komplettem) Abgelehntwerden zu tun haben.
Dass ich mir Zeit nehmen möchte, dass ich Risiken eingehen möchte, dass ich nicht eintüten und dass ich Respekt vor dem anderen haben möchte, sind ein paar meiner wichtigsten Leitsätze geworden, und ich hatte insgesamt auch ein recht glückliches Jahr, muss ich sagen.
Nur ist im Moment wieder etwas passiert, bei dem ich gerade wieder alle meine Felle davonschwimmen sehe. Ich habe jemanden kennengelernt, bei dem ich wirklich ein Gefühl von Vertrautheit hatte, wie ich es bisher nur bei meinen zwei Lebenslieben hatte. Ich meine, ich lerne viele Menschen kennen, mit denen ich sehr gut auskomme, die ich sehr mag und die ich toll finde, aber meistens ist es eben nur ein toll finden, und wenn es dann nichts mit größerer Intimität wird, bin ich vielleicht für ein, zwei Tage traurig, aber dann akzeptiere ich es auch und es geht wieder. (Und manchmal kann ich sie dann erst besser kennenlernen, ohne Erwartungen)
Und ich wollte mich auch davor schützen, mich in etwas so schnell hineinzusteigern. Es ist nur so: wenn ich dieses intensive hier-pass-ich-hin-Gefühl habe, dann stimmt es meistens auch. Ich hatte das auch bei meinen besten langjährigen Freunden sofort, und bei meinen beiden Lieben auch.
Ich habe den Mann zweimal getroffen, und er hat mir nicht nur das Gefühl gegeben, sondern auch ausgesprochen, dass er mich wiedersehen und weiter kennenlernen will und mich lieb hat. Auch vor meinen Freunden (wir waren auf einer Feier). Ich habe dabei das Gespräch in keinerlei Richtung gelenkt, mir selbst Gedanken in eine Richtung verboten, sondern einfach seine Gegenwart genossen, und seine Worte kamen aus der Situation heraus.
Nachdem wir die erste Woche zwischen den beiden Treffen recht regelmäßig SMS-Kontakt zwecks Terminabsprachen hatten, kommt seit der letzten SMS von ihm am Abend nachdem wir uns zuletzt getrennt hatten (in der er noch schrieb, dass er an mich denkt) plötzlich gar nichts mehr. Auch nicht auf meine (gestern, nach einer Woche) gestellte Frage, ob er in der nächsten Woche wieder Lust auf ein Bier hätte.
Ich meine, ich weiß es, und mir hängt es normalerweise nicht mehr so nach wie früher: wenn man sich nur wenig gesehen hat, darf man sich jederzeit verabschieden und muss dafür auch keine Gründe nennen. Und auch ich selbst habe erlebt, dass sich mein Wunsch nach einem anderen Menschen verändern kann. Und mir manchmal auch nicht anders zu helfen gewusst, als einfach nicht mehr zu antworten.
Trotzdem belastet mich das gerade jeden Tag enorm, weil es für mein Gefühl nicht zusammenpasst. Wenn er jetzt doch antworten und mich sehen wollen würde, wäre ich gar nicht mal happy, weil ich ihn doch weiter treffen darf, sondern in erster Linie, weil ich dann so erleichtert wäre, dass ich ihn nicht falsch eingeschätzt habe. Und dass ich meinen Gefühlen und anderen Menschen doch vertrauen darf.
Das, was jetzt so schwer ist, ist weniger, dass es keine Beziehung wird, sondern dass ich denke, ich muss mir jetzt eingestehen, dass der Mann mir was vorgemacht hat. Da sträubt sich aber alles in mir. Das passt für mich null zusammen. Ich erlebe das nicht, dass mir etwas vorgemacht wird, ich merke so etwas eigentlich. Und meine Freunde auch.
Ich möchte so sehr Vertrauen lernen in die Menschen, aber ich habe eine riesige Panik, dass dieses Erlebnis mich jetzt wieder meilenweit davon entfernen wird und ich von Mal zu Mal mehr Angst beim Kennenlernen eines Mannes habe.
Und diese Angst es quasi nicht zum Kennenlernen kommen lassen wird.
Dass das nie aufhören wird.
Ich weiß, dass mir bei Furcht auch Dinge widerfahren, die ich fürchte. Ich möchte jemanden mit weniger Angst und mehr Vertrauen kennenlernen, nur wie soll ich das schaffen? Hatte ich jetzt in dem Fall zuviel Vertrauen oder zuwenig?
Danke an alle, die sich meinen Schriebs bis hierhin angetan haben!
Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass irgendjemand hierzu noch Ideen hat, aber ich bin trotzdem gespannt.
Viele Grüße und Danke
gemma