Wir sind nicht sehr weit auseinander!
Hallo,
ich habe das sehr aufmerksam und auch erfreut gelesen. Du hast meine Intention sehr gut verstanden, scheint mir.
du hast meiner Meinung nach einen Denkfehler in deiner Argumentation:
Das meinst du, weil du meinst, zu wissen, was ich meinen, oder meinen sollte deiner Meinung nach.
Deine richtige Fragestellung hätte lauten müssen, wann gabs zum letzten Male einen solchen Fall im christlichen Europa, wo die Kirche noch die Macht hatte seine religiösen Überzeugungen „durch einen staatlichen Auftrag“ ausführen zu lassen.
Dass du dies als Forderung formulierst, erstaunt mich, denn dies ist, jetzt in deinen Worten, genau das, was ich erfragte.
Du vergleichst einen säkularen STaat und seine Rechtsverfahren mit einem nichtsäkularen Staat.
Genau das! Aber nicht mit der Intension festzustellen, was ist besser. Dass ein säkularer Staat einem einer erzwungenen Ideologie huldigend vorzuziehen ist, wird wohl nur bestreiten, der selber einer Ideologie anhängt und bereit ist, dafür Andersdenkende zu unterdrücken, zu zwingen, dieser Ideologie zu folgen und dafür bereit ist, diese auch zu töten.
Ich fragte nach dem letzten Opfer eines nichtsäkularen Europas.
Und dies, um feststellen zu können, wie weit „islamistische“ Länder wie Afghanistan noch entfernt sind von einem „säkularen“ – und das heißt für mich auch humanen Zustand.
Daraus ließe sich dann eventuell berechnen, wie lange die „islamistichen“ Länder noch brauchen, bis sie eine humanen, säkularen Zustand erreicht haben.
Diese Dame hier
Zeitgenossen
19.03.2006, 14.05 Uhr
Karin Mittmann, Deutschlehrerin in Pakistan, im Gespräch mit Lerke von Saalfeld
Wer durch Pakistan reist und das Land wirklich kennen lernen will, der stößt auf Karin Mittmann. Geboren 1934 in Berlin, lebt die Wahlpakistanerin seit 1955 im Land, weil sie einen Landsmann heiratete. Für die Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel war Karin Mittmann die wichtigste Gefährtin bei der Erkundung des Landes.
Karin Mittmann hat in Pakistan für das Goethe-Institut gearbeitet, sie hat Deutsch an der Universität in Peshawar unterrichtet; die letzten Jahre widmete sie ihre Kraft einem von ihr initiierten Projekt für Familienplanung im Rahmen der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit.
Für ihre vielfältigen Tätigkeiten zum Erhalt der deutsch-pakistanischen Beziehungen erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Vor allem aber ist sie Zeugin des Wandels eines Landes in Zentralasien, an dem sich seismographisch die Gefährdung der zivilen Weltgesellschaft ablesen lässt.
Gespräch mit Karin Mittmann hören
berichtete in der aufrufbaren Sendung, dass sie in Pakistan in den 60-gern im Minikleid und Shorts in die Stadt gehen konnte. Wenn sie dies heutzutage tut, trägt sie – ganz gegen ihre Überzeugung, aber um sich Ärger zu ersparen ein Kopftuch oder einen Kopfschleier.
Vor vierzig Jahren war man in einigen islamisch geprägten Ländern offensichtlich schon sehr viel weiter, sehr viel säkularer, sehr viel humaner als heute.
Dies ist sowohl auf die vermurksten Aktionen westlicher Knall- und Großkopfeter a la Bush und die genauso vermurksten Aktionen schwachköpfiger Machthaber in arabischen Ländern a al Saddam und Gaddafi und Khomeini und Achmadinechad zurückzuführen.
Wenn das Datum, das Rolf nannte stimmt, dann dauert es noch wenigsten 200 Jahre – und vermutlich wegen der Unbeweglichkeit des Islams – doppelt so lange, bis wir dort „säkulare = humane“ Bedingungen erwarten können.
Dass es in Algerien schneller gehen wird als in Afghanistan muss ich wohl nicht erwähnen.
Mit freundlichen Grüßen
Fritz