Eherne Ehe - Wahrheit gefunden oder am Suchen?
Könnte der Priester irren? Wie?
Ich mache einen Gehversuch. Die gängige Theologie zu der Frage wankt.
Mein dreifacher Rat:
Erstens sollte Deine Freundin Eucharistiefeiern besuchen. Sie sollte das ganze gemeinschaftliche Leben mitvollziehen können, auch ohne den Gang zum Mahl selber.
Zweitens sollte sich Deine Freundin über die Möglichkeit der Trauung wenigstens Gedanken machen können, ohne sich gegen so etwas auf immer zu verschliessen.
Drittens sollte sie eine Entscheidung treffen. Drittens, denn die ersten beiden Dinge sollte ein ernsthafter Mensch durchführen, bevor es zu einer weiteren Entscheidung kommt.
Wenn sie das eine oder andere der ersteren beiden Dinge nicht kann, dann ist etwas faul im Staate Dänemark. Jedenfalls mag ich dann keine weitere Entscheidungshilfe bieten.
Wie kann nun eine Entscheidung aussehen?
- Entscheiden soll sie sich für Gott. Die Frage ist nur, wer oder was der ist. Diese Frage lässt mich fast verzweifeln. Dennoch sage ich, was zu sagen ist. Vorab einiges an Allgemeingültigem: Gott hat nach verbreitetem Verständnis mit Deiner Freundin etwas vor. Er stellt an jeden Menschen seine Ansprüche, nicht nur an Deine Freundin, sondern etwa auch an Dich. Der Anspruch Gottes ist vielleicht so hoch, dass Deine Freundin ebenso hart geprüft wird wie der beste Papst, der zölibatärste Priester und der gescheiteste Theologe (mich eingeschlossen - ich bin zwar nur Anfänger, aber doch Student der katholischen Theologie und somit im weitesten Sinn kath. Theologe).
Aber wie wir alle wird auch sie nicht von Gott im Stich gelassen werden. Gott wird ihr eine Hilfestellung geben.
Auch wenn sie gegen eine katholische Trauung ist, möchte Gott, dass sie zu ihm zur Kommunion kommt. Das ist eine Aufgabe, die er stellt.
Er stellt sie Dir, ihr, mir und allen, die davon wissen sollen - allen, die mit ihr verbunden sind. Alle Getauften sind zum Priestertum berufen und sind Priester(-innen), denn in der Taufe haben wir schon Teil an Christi Priestertum. Darüber hinaus können auch Nichtgetaufte als Gottes Werkzeug benützt werden.
Dennoch sind einige Gläubige besonders berufen zum Priestertum und haben auch die Möglichkeit, heiligende Handlungen zu spenden oder zu verweigern.
Nun zum besonderen Fall:
Nun hat ein geweihter Priester ihr den Zugang verwehrt. Er hat das besonders deswegen getan, weil Deine Freundin nicht zur Trauung bereit ist, und er meint, sie müsse zunächst ihre Haltung bezüglich Trauung ändern, bevor sie wieder teilnehmen könne am Mahl.
Vielleicht hat er noch andere Gründe, z. B. Zweifel an ihrer Ernsthaftigkeit dem Mahl gegenüber. Er dürfte rechtlich betrachtet einen Fall, wie Du ihn beschreibst, auch anders beurteilen, als er es getan hat. Offenbar hält ihn der Fall davon ab.
Nun stellt sich dem Beobachter die Frage, woran Gott nun erkennbar ist. Er führt alles herrlich hinaus - und wie meint er dieses hier?
Welches Gewicht hat der Priester? Was heisst es, dass gerade er nein sagt, wenn er ihr doch den Weg zum Glauben hin und nicht vom Glauben weg zeigt?
Könnte es sein, dass sie auf einer Stufe zum Glauben hinschreitet, wo sie mit sich ins Reine kommen muss? Oder sich mit bestimmten anderen Menschen zu treffen hat? Oder Sittenfragen stellen muss?
Etwa die Frage: Warum soll sich aussereheliches Zusammenleben überhaupt ändern? Gemeinhin hat die Kirche eine Antwort auf diese Frage parat. Es heisst, man solle die Liebe zugunsten von Freundschaft zurückstellen.
Nun ist das Anliegen der Gemeinschaft eigentlich dies: Sie wollte den Intimbereich in die treu gelebte Ehe verlagern; tieferer Grund war die Furcht vor Gemeinschaften, die keine sind, insbesondere wegen verantwortungsloser und untreuer Väter. So hielt man unter kirchlichem Segen jahrhundertelang dafür, Ehen seien für den Nachwuchs da. Eine Gegenhaltung innerhalb der Kirche lautete, Ehen seien für die Beziehung da und erst zweitrangig für den Nachwuchs.
Den Salat haben wir aufgrund beider Haltungen immer, wenn Beziehungen schwerwiegend scheitern und die Glaubensgemeinschaft doch an der Satzung von der treuen lebenslangen Beziehung festhält.
Man kann sich mit Recht fragen, wie nun Einzelfälle oder auch Arten und Gattungen von Fällen von diesen allgemeinen Grundsätzen abweichen dürfen.
Auf den ersten Blick scheint Deine Freundin eine von vielen zu sein. Man könnte versucht sein, die Anforderungen der Treue, die fast jeden Menschen herausfordern, auch hier als das immer Gleiche zu orten.
Nun aber heiratete die Betroffene doch standesamtlich.
Ist das Standesamt nicht auch für Öffentlichkeit, für Gesellschaft in bestimmtem Sinn, da? Gerade so, wie auch die Glaubensgemeinschaft öffentlich und gesellschaftlich ist? Warum verspricht aber jemand sich vor dem Standesamt für das ganze Leben?
Seltsam genug ist es doch, dass es dieses Versprechen noch immer gibt. Deine Freundin scheint es ausgesprochen zu haben - oder wie ist es auf Euren Standesämtern? Könnte Deine Freundin eine besonders treue Frau sein?
Du hast treffend darauf hingewiesen, dass die scheinbar „braven“ Christen doch auch Sünder sind, und aufgrund der hohen Anforderungen oft eine Doppelmoral haben.
Wir alle, die wir dem Heiligen Mahl zuwenig Beachtung schenken und die wir uns von andern nicht gerne vorschreiben lassen, wie unsere Beziehungen auszusehen haben, dieweil doch zu jeder Beziehung auch andere gehören, wir alle sollten die Kommunion wichtig nehmen und etwas für unsere eigenen Beziehungen tun, ob wir Priester sind oder was auch immer. Wir sollten uns auch immer wieder fragen, ob die Schwierigkeiten, die wir mit der Kirche haben - und an irgend einer Ecke hat wohl jeder Fragen - alle vor Gott offengelegt und in Seine Hände anvertraut sind.
Wenn ein neues Mitglied in die Gemeinschaft eintritt, so ist doch nicht nur das Mitglied aufgerufen, sich zu fügen, sondern die Gemeinschaft hat es auch einzuschätzen und einzuteilen; vielleicht hat sie ihm entgegenzukommen, vielleicht hat sie sich ihm noch nicht ganz zu öffnen, aber jeder Mensch ist ein Einzelfall und hat der Gesamtheit auf irgend eine Weise etwas mitzuteilen. Die Kirche hat dafür den Gedanken bereitgestellt: Es gibt keinen anwendbaren allgemeingültigen Satz ohne Blick auf den Einzelfall. Dieser Gedanke könnte eine Rolle spielen im Schaustück, dessen Hauptdarstellerin Deine Freundin ist.
Nach allen Fragen und Gedanken zur Entscheidung für Gott möchte ich Deiner Freundin etwas ausrichten lassen. Sag ihr, der Priester sei nicht schon Gott. Aber vielleicht spricht doch Gott auch durch ihn. Entscheiden muss sie sich nicht für den Willen des Priesters, sondern für den Willen Gottes. Gott aber kann auch noch anders und durch andere zu ihr sprechen - sie soll hinhören.
- Für das eigene Gewissen. Gott spricht zu uns durch unser Gewissen ebenso gut wie durch den Papst oder Priester oder ich weiss nicht wen.
Benedikt XVI. hat (nebst vielen anderen) deutlich gemacht, dass die Instanz, die im Kern über dem Lehramt, der Überlieferung, der Glaubens-Wissenschaft (Theologie, übersetzt „Gotteskunde“), dem Allgemeinglauben und sogar der Heiligen Schrift steht, letzten Endes das eigene Gewissen ist. Dieses ist es aber nur, wenn die anderen Dinge zumindest angehört worden sind. Mit Rücksicht auf die weiteren Autoritäten darf sich der Mensch sagen, das Gewissen sei die oberste.
Was aber wird ihr Gewissen sagen? Ist es bereit, an der Haltung zur Trauung zu arbeiten? Ist es bereit, die andern Dinge auch abzuwägen, insbesondere etwa einen Blick in die Heilige Schrift zu werfen, ihn zu bedenken und weitere Gläubige zur Sache zu befragen? Oder möchte es zu sich sagen: Ich bin „selbstbewusst“-erfahren genug und brauche die Mitteilungen der andern nicht?
- Sie kann, wenn sie sich denn dementsprechend entscheidet, zu dem betreffenden Priester hingehen und ihm mitteilen, dass sie die Heilige Kommunion empfangen möchte, und dass ihr das sehr wichtig sei. Alles andere spiele dazu im Augenblick keine Rolle.
Wenn sie nun ehrlich ist, so muss sie anerkennen, dass sie sich da auf etwas einlässt. Ist es wirklich so, dass alles andere im Augenblick keine Rolle spielt? Wenn ja, so ist oder wäre der Priester gehalten, ihr die Kommunion zu spenden.
Sie könnte und dürfte ihm entgegentreten und sagen: Heute möchte ich die Kommunion auf jeden Fall einnehmen, denn das ist mir so wichtig:
Es ist meine Gewissensentscheidung.
Allerdings sollte sie sich dabei nicht darauf versteifen, an ihrer Haltung gegenüber der Trauung festzuhalten, denn sie könnte sich in dieser ihrer Haltung ja letztendlich auch irren. Sie sollte sich zumindest soweit öffnen, dass sie sagt: Ich bin bereit, an mir zu arbeiten, meine Haltung ist längerfristig beweglich, wenigstens so beweglich, dass ich mir vorstellen könnte, eine Beziehung irgendwann durch eine Trauung heiligen zu lassen, die nach dem Recht unserer Glaubensgemeinschaft gilt, und ich bin auch bereit, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass mein jetziges Leben makelhaft sein könnte.
Nach Deiner Schilderung meine ich, dass das bei Deiner Freundin möglich ist. Eines Tages könnte auch sie sich vielleicht zur Trauung durchringen, wichtig ist ihr im Augenblick nur die Kommunion.
Ein Leben „in Sünde“ ist nach katholischem Verständnis nur dann durch sie dargestellt, wenn sie die Faust gegen Gott erhebt, nicht aber, wenn sie mit Gott ringt oder Fragen hat; tiefe Zweifel sind zwar dem Wohlbefinden gewöhnlich nicht förderlich; man kann aber scheinbare Zweifel als Fragen an Gott beschreiben (oder umschreiben) und sich ihnen zum Trotz Gott anvertrauen, und dann ist man gut katholisch.
Streng genommen ist die Faust der Seele gegen Gott die einzig mögliche Sünde überhaupt. Im Augenblick, in welchem sie sagt, dass sie mit ihrer Unvollkommenheit vor Gott tritt, mithin auch samt ihrer jetzigen, ungeheiligten Beziehung, in dem Augenblick kann Gott auch sagen: Es ist nicht so schlimm, dass du noch keine Trauung hast. Komm trotzdem zu mir und arbeite an Dir!
Wenn sie ihm ernsthaft sagt: Du, Gott, ich möchte noch nicht in Deiner Kirche heiraten, aber ich liebe Dich und will mit Dir kommunizieren, dann ist das ein erster Schritt von ihr. Sie sagt nicht mehr, dass sie generell die Trauung nicht will, sondern, dass es ihr im jetzigen Zustand nicht möglich ist, dass sie aber über sich nachdenkt.
Wenn nein, dann soll sie besser die Eucharistiefeier besuchen ohne Einnahme der Kommunion.
Wenn doch, so kann sie, falls es ihr wirklich so wichtig ist, zum Priester gehen und sagen: Heute will ich die Kommunion, egal was mit meiner Beziehung wird, ich bin in jedem Falle bereit, an meiner gesamten menschlichen Haltung zu arbeiten und die Wahrheit ehrlich zu suchen.
Dass sie noch keine andere Lösung für sich sieht als das Bleiben in der Beziehung, wie sie ist, ist an sich kein Hinderungsgrund. Aber sie muss sich auf die Suche gemacht haben nach einer guten Möglichkeit der Umkehr.
Es gibt mehrere Lösungen für „Deinen“ Priester; wenn er aber seine Lösung gewählt hat, wird er seine Gründe haben. Er sollte meines Erachtens bei einem ehrlichen Ersuchen Deiner Freundin im Sinne einer für alles offenen und demütigen Haltung umzustimmen sein. Andernfalls kannst Du ihm zu guter Letzt noch unter die Nase halten, auf Bitten hin habe auch Christus seine Meinung geändert, als ihn eine Heidin um Hilfe bat. Zudem wisse er, dass Unablässigkeit im Bitten und Beten zum Ziel führe, und Deine Freundin rufe unablässig zu Gott und nun auch zu ihm, dem Priester. Er möge helfen aus der Not und die weiteren Schritte, die ihm nötig scheinen, nachordnen.
Zum Schluss eine Frage an alle Menschen guten Willens:
Ist die Ehe ehern? Christus hat die Einehe gestützt - Christus hat aber vor allem auch das Heilige Mahl eingeführt, daneben zu Leben in Armut und gehorsamem Dienst am Nächsten geraten und gesagt: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Was ist für unsere Zeit wichtig und richtig? ?