Verzweifelter Erstklässler

Hallo allerseits,

dieses Jahr ist mein Sohn eingeschult worden. Bereits an den ersten Tagen zeichnete sich ab, dass etwas nicht stimmt. Er ging wider Erwarten schon sehr bald mit Bauchschmerzen die Schule, mittlerweile ist er regelrecht apathisch auf dem Weg zur Schule.

Nun liegt das ganz sicher nicht an seinen „Leistungen“ an sich, denn bereits mit vier Jahren lernte er flüssig lesen und schreiben, interessierte sich mit Fünf für Geografie und Dinge, von denen die wenigsten Erwachsenen auch nur ansatzweise Anhnung haben. Vielmehr ist es das Unterichtsgeschehen, welches ihn überfordert (Die Lehrerinnen meckern permanent über seine „Träumereien“, auch in seiner Anwesenheit, und setzen ihn damit-in meinen Augen- sehr unter Druck, sodass er richtige Versagensängste hat: Beispielsweise bricht er in der Klasse in Tränen aus, wenn ihm etwas nicht gelingt und wird -natürlcih!- zum Gespött der Mitschüler!). So kenne ich mein Kind nicht: So unsicher und unter Druck stehend habe ich noch nie erlebt! Er ist regelrecht verzweifelt!

Hinzu kommt, dass er nicht richtig Kontakt zu Mitschülern findet (auch das ist neu für mich, denn im Kindergarten hatte er keine Probleme im Umgang mit anderen Kindern). Er steht grundsätzlich abseits, traut sich NICHTS zu, bekommt den Mund nicht auf und lässt sich alles wegnehmen. Es bricht mir das Herz!!! Das Egebnis ist, dass die kleinen Kröten von Schulkameraden auf mich zukommen und mir sagen „Er sagt ja nie was!“ oder „Er weint, wenn ihm irgendwas nicht gelingt. Das darf er nicht, er sit doch schon groß!“ . Wie soll ich das bloß kommentieren???

Ich bereue es richtig, ihn eingeschult zu haben. Aufgrund seiner „Besonderheit“ stand die Überlegung im Raum, ihn ein Jahr später einschulen zu lassen, bis ein Platz in einer adäquaten Schule, auf die ich gehofft hatte, frei geworden ist. Ich hatte sogar schon die Gutachten vom Jungendpsychiatrischen Dienst in der Tasche, aber die Umgebung (Oma, Opa, Freunde) haben mich bequatscht und mir suggeriert, dass ich übervorsichtig sei und das Kind eigentlich ÜBER-REIF für die Schule. Nun ist aber die Schule, auf die er geht (oder notgedrungen gehen muss, weil die Schule meiner Wahl noch keinen Platz anbieten kann, da völlig überrannt, sagen wir grob, ein ziemliches Kontrastprogramm zu seinem anthroposophischen Kindergarten: Rauhe Sitten, 92% Ausländeranteil, große Klassen, cool ist hier, was draufgängerisch Bälle gegen Fenster schießen kann. Ein Albtraum für mich, geschweige denn für meinen Sohn, der sich da mit seinem „Streber-Charme“ jeden Tag behaupten muss.

Ich frage mich: Kann ich die Einschulung wieder rückgängig machen? Ich gehe davon aus, dass im nächsten Schuljar die „gute“ Schule via Nachrückverfahren einen Platz rausrücken kann, wenn nicht, müsste ich eigentlich umziehen (wurde mir vom zuständigen Amtspsychologen sogar geraten, denn ein eher sensibles mit leicht „abgehobenen“ Interessen sollte man tatsächlich nicht unbedingt in eine Schule gehen lassen, wo der Slang „Ey, Alder“ vorherrscht).
Doch zurück zur Frage: Kann ich eine Einschulung wieder rückgängig machen und ihn wieder (vorausgesetzt ein Platz ist noch frei) in seinen alten KiGa schicken?

Umziehen, wie mir geraten wurde, ist im Moment EIGENTLICH nicht drin. Als alleinerziehende Studentin kann ich sagen: Es wird am Geld und der Organisation scheitern, das weiß ich jetzt schon. Andererseits will ich mein einziges Kind nicht im Stich lassen, das habe ich mir fest vorgenommen.

Als Notfallösung hab ich mir überlegt: Ausgekügelte Männer-Wochenenden mit seinem Papa, an denen ich nicht teilnehme und er seine kleine Männlichkeit jenseits der Beobachtung der Mitschüler erproben kann und mehr Selbstvertrauen schöpft. Dann: Habe ihn zum Judo für kleine Anfänger angemeldet, auch wenn es mich finanziell zur Strecke bringt. Judo stärkt ja bekanntlich das Selbst- und Körperbewusstsein. Dann: Viel Lob und Zuspruch auch bei Mißerfolgen. Dann werde ich mir die Lehrerinnen zur Brust nehmen, denn die ignorieren mein Kind schlicht völlig weg oder mäkeln an ihm herum, anstatt ihm ein wenig den Rücken zu stärken!

Nun ja: Ich rede mir ein, das alles irgendwie wieder hinzubiegen, bin aber sehr verzweifelt und fühle mich aufgerieben zwischen Uni und den Schulproblemen meines Sohnes. Kommilitonen raten mir, ihn unbedingt auf eine sehr gute Schule zu schicken und ihn nicht in diesem Hummelhaufen in Hamburg Süd zu belassen. Klar, lieber heute als morgen!!! Aber wie??? Und schlimmer noch: Was mache ich FÜR DEN MOMENT, als Sofortlösung?!

Helft mir, bitte. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Bin momentan mindestens genauso mutlos wie mein Sohn…

Dein Beitrag berührt mich sehr. Ich habe einen Sohn, der ebenfalls sehr schlau und wissbegierig ist und im nächsten Jahr eingeschult wird. Die ihm (nach Wohnort) zugewiesene Schule halte ich für nicht ideal und befürchte, dass ihm dort ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie deinem Sohn. Bewerbung für eine sehr gute andere Schule läuft, aber bei über 700 Bewerbungen für gerade mal 48 „Plätze“ sehe ich kaum Chancen.

Ich kann gut verstehen, dass dir die Situation sehr zu schaffen macht und denke auch, dass du generell alles richtig machst. Die Idee mit dem Judo-Kurs ist hervorragend, um sein Selbstbewusstsein zu stärken. Ich bin entsetzt, dass die Lehrer sich so uninteressiert, ja geradezu abweisend, verhalten. Du musst denen wirklich auf die Füße treten und Hilfe bei Ihnen einfordern. Notfalls über die Schulleitung.

Ich frage mich: Kann ich die Einschulung wieder rückgängig
machen? Ich gehe davon aus, dass im nächsten Schuljar die
„gute“ Schule via Nachrückverfahren einen Platz rausrücken
kann, wenn nicht, müsste ich eigentlich umziehen (wurde mir
vom zuständigen Amtspsychologen sogar geraten, denn ein eher
sensibles mit leicht „abgehobenen“ Interessen sollte man
tatsächlich nicht unbedingt in eine Schule gehen lassen, wo
der Slang „Ey, Alder“ vorherrscht).
Doch zurück zur Frage: Kann ich eine Einschulung wieder
rückgängig machen und ihn wieder (vorausgesetzt ein Platz ist
noch frei) in seinen alten KiGa schicken?

Wenn du darin die Lösung siehst, würde ich es an deiner Stelle auf jeden Fall versuchen.

Nun ja: Ich rede mir ein, das alles irgendwie wieder
hinzubiegen, bin aber sehr verzweifelt und fühle mich
aufgerieben zwischen Uni und den Schulproblemen meines Sohnes.
Kommilitonen raten mir, ihn unbedingt auf eine sehr gute
Schule zu schicken und ihn nicht in diesem Hummelhaufen in
Hamburg Süd zu belassen. Klar, lieber heute als morgen!!! Aber
wie??? Und schlimmer noch: Was mache ich FÜR DEN MOMENT, als
Sofortlösung?!

Bist du ganz auf dich allein gestellt? Wohnen deine Eltern in der Nähe, die dir helfen und beistehen können? Was sagt denn der Vater deines Kindes dazu?
Ich finde es sehr wichtig, dass dein Sohn deine Verzweiflung nicht (im tatsächlichen Ausmaß) mitbekommt, denn das würde ihn sicher noch in seiner Mutlosigkeit bestärken. Zeig ihm, dass du ihn gut verstehst und mit ihm fühlst, aber lass ihn nicht an deinem Gefühl der Ausweglosigkeit teilhaben. Du brauchst wirklich viel Kraft, und ich hoffe, dass du Freunde oder Familie hast, die dich verstehen und dir helfen.

Ich frage mich: Kann ich die Einschulung wieder rückgängig
machen? Ich gehe davon aus, dass im nächsten Schuljar die
„gute“ Schule via Nachrückverfahren einen Platz rausrücken
kann, wenn nicht, müsste ich eigentlich umziehen (wurde mir
vom zuständigen Amtspsychologen sogar geraten, denn ein eher
sensibles mit leicht „abgehobenen“ Interessen sollte man
tatsächlich nicht unbedingt in eine Schule gehen lassen, wo
der Slang „Ey, Alder“ vorherrscht).
Doch zurück zur Frage: Kann ich eine Einschulung wieder
rückgängig machen und ihn wieder (vorausgesetzt ein Platz ist
noch frei) in seinen alten KiGa schicken?

Hallo,

du steckst da ja wirklich in einer mieslichen Lage. Schwer dir da etwas zu raten. Jedoch wenn dein Kind so sensibel ist, weiß ich nicht, ob er es als „Versagen“ empfinden könnte, dass er wieder in den Kindergarten geht. Klar, es wäre ihm vom Umfeld her vermutlich lieber. Aber er war doch nunr „groß“… Da sehe ich die Schwierigkeit. Ich würde das mit der KiGa-Betreuerin, die ihn ja auch gut kennen wird, absprechen.

Liebe GRüße und ich hoffe, dass du den richtigen Weg finden wirst !

Dany

Hilft ggf ein Klassenwechsel als Zwischenlösung?

Hallo

Nun liegt das ganz sicher nicht an seinen „Leistungen“ an
sich, denn bereits mit vier Jahren lernte er flüssig lesen und
schreiben, …

Und auf Hochbegabung hast du ihn aber noch nicht testen lassen?

Ich bereue es richtig, ihn eingeschult zu haben.
Aufgrund seiner „Besonderheit“ stand die Überlegung im Raum, ihn ein
Jahr später einschulen zu lassen, bis ein Platz in einer
adäquaten Schule, auf die ich gehofft hatte, frei geworden
ist.

Worin besteht denn die „Besonderheit“? Und was für eine adäquate Schule wäre das denn?
Ich würde nach Möglichkeit eine Montessori-Schule wählen. Eine Waldorf-Schule nicht so unbedingt.

Ich frage mich: Kann ich die Einschulung wieder rückgängig
machen?

Ich denke, wenn der Amtspsychologe dazu rät, wird es sicher gehen. Was sagt denn das Kind dazu? Sagt er ausdrücklich und von sich aus, dass er wieder in den Kindergarten will?

Ich denke allerdings, dass er dann in der nächsten Schule mindestens ein Schuljahr überspringen sollte.

Wenn er schon seit 2 Jahren flüssig lesen und schreiben kann, ist er doch sowieso im ersten Schuljahr verkehrt. Könnte er an deiner Wunschschule vielleicht direkt ins zweite Schuljahr? Vielleicht ist in der zweiten Klasse ja zufällig noch ein Plätzchen frei!

Ich gehe davon aus, dass im nächsten Schuljar die
„gute“ Schule via Nachrückverfahren einen Platz rausrücken
kann, wenn nicht, müsste ich eigentlich umziehen (wurde mir
vom zuständigen Amtspsychologen sogar geraten, …

Muss er denn in die örtlich nächste Grundschule gehen? Bei uns in NRW muss man das nicht mehr. Kann nicht der Psychologe eine andere Schule empfehlen? Oder gibt es keine andere bei euch in erreichbarer Nähe?

denn ein eher
sensibles mit leicht „abgehobenen“ Interessen sollte man
tatsächlich nicht unbedingt in eine Schule gehen lassen, wo
der Slang „Ey, Alder“ vorherrscht).

Ich schätze, das hat wirklich keinen Zweck, auch auf die Dauer nicht. Es sollten wenigsten 2 oder 3 Leute in seiner Klasse sein, die so ähnlich sind wie er.

Umziehen, wie mir geraten wurde, ist im Moment EIGENTLICH
nicht drin. Als alleinerziehende Studentin kann ich sagen: Es
wird am Geld und der Organisation scheitern, das weiß ich
jetzt schon.

Aber du hast doch den Psychologen auf deiner Seite. Vielleicht bekommst du irgendeine finanzielle Unterstützung, evtl. Jugendamt oder Sozialamt. Aber gerade bei Studenten habe ich keine Ahnung wie das geht.

Andererseits will ich mein einziges Kind nicht im
Stich lassen, das habe ich mir fest vorgenommen.

Das ist gut!

Als Notfallösung hab ich mir überlegt: Ausgekügelte
Männer-Wochenenden mit seinem Papa, an denen ich nicht
teilnehme und er seine kleine Männlichkeit jenseits der
Beobachtung der Mitschüler erproben kann und mehr
Selbstvertrauen schöpft.

Ich glaube eigentlich nicht, dass deine Abwesenheit sein Selbstvertrauen aufbauen kann. Wichtig ist hier das Engagement des Papas, auf das du aber wohl nur wenig Einfluss hast. Ein liebevoller Papa kann auf jeden Fall das Selbstvertrauen eines Jungen (auch Mädchen) aufbauen.

Dann: Habe ihn zum Judo für kleine
Anfänger angemeldet, auch wenn es mich finanziell zur Strecke
bringt. Judo stärkt ja bekanntlich das Selbst- und
Körperbewusstsein. Dann: Viel Lob und Zuspruch auch bei
Mißerfolgen.

Das ist auch gut.

Dann werde ich mir die Lehrerinnen zur Brust
nehmen, denn die ignorieren mein Kind schlicht völlig weg oder
mäkeln an ihm herum, anstatt ihm ein wenig den Rücken zu
stärken!

Kann das nicht der Amtspsychologe machen? Oder der Schulpsychologische Dienst? Von Eltern lassen sich Lehrer meistens sehr ungern reinreden. Von Schulpsychologen auch, aber da müssen sie drauf reagieren.

Was mache ich FÜR DEN MOMENT, als
Sofortlösung?!

Ich denke, wenn er z. B. morgen auf keinen Fall in die Schule will, könntest du ihn auch entschuldigen. So ab und zu ein bis zwei Tage, da kann keiner was sagen. Was versäumt er dann da schon? (Erlaubt ist das allerdings nicht! Du müsstest schon eine Krankheit vorschieben. Aber vielleicht kann ja der Psychologe ein Attest geben) - Wenn du Vorlesung hast, kannst du ihn vielleicht mitnehmen? Oder beim Kindergarten fragen, ob er da noch mal hinkann?

Helft mir, bitte. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Bin
momentan mindestens genauso mutlos wie mein Sohn…

Hoffe, ein wenig geholfen zu haben.

Viele Grüße
Simsy

Hallo Mephistine,

mir scheint, dein Sohn ist nicht über-, sondern unterfordert. Stell dir mal vor, du kannst schon längst lesen und schreiben, beschäftigst dich mit Geographie etc. und wirst dann mit Leuten zusammengesteckt, die erst anfangen zu buchstabieren und kaum wissen, in welchem Bundesland sie wohnen (oder was das überhaupt ist). Horror? So geht es deinem Sohn. Kein Wunder, dass er träumt, dem kleinen Kerl ist einfach stinkend langweilig.
Die Situation ist für ihn schlichtweg zum heulen (was er dann eben auch tut).
Lass ihn vom schulpsychologischen Dienst auf Hochbegabung testen. Wenn die Vermutung bestätigt wird, hast du eine viel bessere Handhabe für eine Umschulung auf eine andere Schule und das Überspringen einer Klasse.
Sprich mit deinem Sohn, dass du alles tust, ihn auf eine interessantere Schule gehen zu lassen, dass es aber eben nicht so schnell geht. Sag und zeig ihm, dass du ihn verstehst. Wecke bei ihm Verständnis für seine Mitschüler, hilf ihm, sie zu verstehen. Er wird auch sicher deine (sicher unausgesprochenen) Aversionen gegen seine jetzige Schule spüren, was das übrige dazu tut, dass er sich momentan unwohl fühlt.
Was ist eigentlich seine „Besonderheit“? Sie ist doch sicherlich recht bedeutsam bei dem kompletten Zusammenhang.

Viele Grüße, Heike

Hilft ggf ein Klassenwechsel als Zwischenlösung?

Das frage ich mich auch. Ich bin momentan in einer ersten Klasse (nee, nicht als Schüler *g*) und bei uns wird keiner ausgelacht, wenn jemand weint. Stattdessen rennt mindestens ein Mitschüler zum Trösten, wenn nicht gleich ein ganzes Knäul. Kommt schonmal vor, dass dann jemand anfängt zu weinen, weil er z.B. „Keine Worte mit nem ‚g‘ kennt.“ (Was ja gar nicht stimmt und ausserdem sind wir ja alle da zum Helfen, ne?)
Was sagt denn die Klassenlehrerin? Es wäre doch ihre Aufgabe eine „angenehme“ Atmosphäre in der Klasse zu schaffen und sowas gehört meiner Meinung nach dazu.

Das besondere an meiner Klasse ist jedoch, dass 16 unser 20 Schüler Mädchen sind. :wink:
Vielleicht gibt’s ja auch noch ne andere Schule in der Nähe, die sich möglicherweise besser eignet?

Kel

1 Like

Hallo liebe Mephistine,

bereits beim ersten Mal Lesen Deiner Frage beschlich mich ein merkwürdiges Gefühl, dass ich noch nicht beschreiben konnte…ich bin mir auch jetzt nicht sicher, aber der komische Beigeschmack bleibt, auch wenn ich mir Deinen Artikel öfter durchlese.

Deshalb versuche ich jetzt, was mir irgendwie besonders auffällt in Worte zu fassen. Sei mir nicht böse, wenn Du da vermeintlich negative Kritik herausliest, auch wenn sie nicht so gemeint ist.

Ich habe den Eindruck, Du hast Deinem Kind bisher ungewollt zu viel abverlangt. Nicht wegen dem für was es sich interessiert und wie schnell er irgendetwas kann, sondern im sozialen Bereich.
Man merkt Du bist gerne stolz auf Dein Kind, gerade weil es so viel schon kann, aber Du erzählst kaum vom Umgang mit Euren Freunden und Bekannten…

Dein Kind ist sehr wissbegierig und ich wette Du stillst seine Neugier so gut Du kannst…keine Erklärung ist Dir zu schwer und Du bist sehr stolz auf Dein Kind auf das, was es zu leisten im Stande ist.
Du bist so stolz auf Dein Kind, dass Du es vielleicht unbewußt auf eine Altar hebst, von dem aus es (mit Dir im Rücken) auf die anderen hinunter schaut, oder bisher hinunter geschaut hat.

Wie hat Dein Sohn denn gelernt mit Frustsituationen umzugehen? Das kann das Warten auf ein Ereignis sein, ein Misserfolg einer Handlung oder ähnliches. Kann es sein, dass Du Dein Kind nie wirklich hast Frust aushalten und durchstehen lassen?
Wie handhabst Du so eine Situation? Ablenkung? Nochmal versuchen?
Wie habt Ihr Konfliktsituationen bisher gemeistert?

Ich kann Dich in Deiner Situation jetzt gut verstehen, aber ich würde die Problematik nicht unbedingt auf den hohen Ausländeranteil schieben, sondern vielmehr auf die „traditionell“ unterschiedlichen Erziehungsmethoden. Weil eben nicht jede Famile gleiche Prioritäten setzt.
Es ist verdammt schwer, als braves Kind nicht unter zu gehen.

Jetzt ist das Kind in der Schule (ohne Mama im Rücken) und muss sich einer Gesellschaft stellen, die es bislang offensichtlich so nicht kannte. Da das Kind kein Haudegen ist, sondern sensibler als die anderen zieht es sich in sich zurück, wohin auch sonst, Mama ist ja nicht da. Da Du ja die Hauptbezugsperson bist, wiegst Du da gleich nochmal mehr…
Plötzlich zählt alles das was das Kind schon weiß nichts mehr…weil alle anderen ja noch keine Ahnung davon haben…also ist dieser Trumph für das Kind nichts wert, weil es ihn nicht ausspielen kann.
Mentale Ellenbogen zählen leider erst später :frowning:

Dazu kommt der antroposophische Kindergarten den das Kind besucht hatte. Dort gelten mitunter ganz andere Maßstäbe als in der regulären Schulwelt. Ich vermute mal, dass aus seinem Kiga auch niemand in seiner Klasse ist?
Das zusammen ist natürlich eine viel noch größere Umstellung.

Ich glaube nicht, dass dem Kind nachträglich und kurzfristig Eure „Männerwochenenden“ helfen werden.
Eine Mitgliedschaft in einem Verein ist natürlich wieder klasse, denn da kann das Kind Freunde finden, die gleiche Interessen teilen. Aber wenn es ihm nicht gefällt, würde ich ihn nicht dazu überreden.

Ich glaube Dir, dass Du leidest weil es offensichtlich ist, dass Dein Kind leidet. Aber das Problem liegt vermutlich viel tiefer, als Du denkst.

Es hat schon in gewisserweise etwas mit Erwartungshaltung und deren Erfüllung zu tun.
Wenn Dein Kind etwas nicht kann, dann möchte es keine weiteren Versuche unternehmen, weil es Angst hat zu versagen…(und ausgelacht zu werden) also traut es sich nichts mehr.

Wie sieht das bei Dir aus? Kannst Du Dir und auch vor dem Kind Fehler/Schwächen eingestehen und zugeben, oder hast Du selbst den Hang zu 100% ?

Hast Du schonmal darüber nachgedacht eine Mutter und Kind Kur zu machen? Ich glaube das würde Euch beiden ganz gut tun, auch wenn Du noch Studentin bist…Dein Job ist wirklich hart, das merkt DEin Kind sicher auch und möchte Dir -wenn auch unbewußt- möglichst wenig weitere Probleme machen.

Du schreibst später in Deinem Posting dass ihm die Lehrer den Rücken stärken sollten…sorry, das können die nicht. Lehrer sind bei solchen Klassen dieser Größe vollkommen überfordert. Diese Menschen sind froh, wenn die Klasse halbwegs anwesend ist, jeder sein eigenes Buch und Heft hat (was selbst bei uns nicht immer der Fall ist) und wenigstens die Hälfte der Kinder die Hausaufgaben beibringt.

Um Rückgrat zu vermitteln bist Du gefragt…vergiß aber dabei nicht, dass Dein Kind auch ohne Deine Hand im Rücken aufrecht stehen bleiben muß.

Versuch doch in der Klasse eine Art Belohnungssystem einzuführen…für eine gute Leistung gibt es einen Sticker ins Heft.
Auf Elternabenden würde ich das Belohnungssystem ebenfalls erwähnen.

Ob es wirklich sinnvoll ist, Dein Kind von dieser Schule zu nehmen, kann ich so nicht beantworten…aber sicher würde ich es nicht auf eine weitere antroposophische Schule geben, denn das verlagert das Problem unter Umständen nur zeitlich.

Nachdem Dein Kind ja so viele tolle Interessen hat und offensichtlich seiner Zeit weit voraus ist, schau doch mal hier rein:

http://www.dghk.de/

Ansinsten sprich auch noch Eure Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche an.

Ich fühle mit Dir…es gibt nicht viel das schlimmer ist als eine Mama die ihr Kind leiden sieht…drum denke auch daran Dich selbst zu prüfen.

Viele Grüße
Maja

Manchmal gibt es einfach bescheidene Klassen und manchmal liegt es auch einfach am LEhrer. Kann mir gut vorstellen, dass die Lehrerin keine Lust auf den Knirps hat, weil der natürlich ihr ganzes Konzept über den Haufen wirft mit seinem schon vorhandenen Können und den Fragen die über das Potential seiner Mitschüler hinaus gehen. Damit wird der Kleine quasi schon unbewusst von der Lehrerin ins Aus gestellt (über Mnimik und GEstik und vielleicht auch die ein oder andere Bemerkung).

Selbst in höheren Klassen kann das zum Thema und Problem werden, dass bessere Schüler gemoppt werden. Kenne das nur zu gut aus eigener Erfahrung. Wir waren mit 5-6 Personen von 90, welche in bestimmten Fächern überdurchschnittlich gut waren und regelmäßig von eher mittelmäßigen SChülern angegangen wurden. Erst als sich der Klassenverband aufgelöst hat wurde es besser.

Noch mal zurück zum Ausgangsproblem: Manche Lehrer haben alternative Programme für die Kinder die schon etwas weiter sind und beschäftigen diese parallel, wenn sie mit der allgemienen Übung schneller fertig sind. Vielleicht wäre die Lehrerin der Parallelklasse so eine PErson und damit der Klassen wechsel die Lösung? UNd vielleicht sind wirklich die anderen Kinder netter??? UNd dann könnte man ja noch überlegen wie es gleich mit de rzweiten Klasse aussieht??? Schließlich kann das Kind ja schon alles was in der ersten Klasse gemacht wird und das ist wahrlich nicht viel. Kann mich vage dran erinnern, dass ich mich da auch zu tode gelangweilt habe, weil ich beriets schreibenund rechnen konnte und endlich richtig los legen wollte und wir nach dem ersten halbenJahr noch nicht mal beim X waren … und das braucht man doch um meinen Namen schreiben zu können :o(

Hallo mephistine

gibst du mal eine kurze Rückmeldung, ob du die Antworten hier eigentlich liest? Das wäre prima!

Viele Grüße
Simsy

Hi mephistine,

also erstmal: der Stern für Deine Frage ist von mir :wink: Ich hab selten so eine wohl durchdachte und gut formulierte Frage hier gelesen…

Leider schreibst Du aber zu zwei Punkten nix: wie alt ist denn Dein Sohn und wie sind seine Noten bzw. Beurteilungen? Ferner schreibst Du etwas weiter unten von der „Besonderheit“ Deines Sohnes. Meinst Du damit seine Verträumtheit oder was anderes?

Generell hielte ich es für eine äusserst kluge Idee, mal folgendes zu überlegen:

  • mit der aktuellen Lehrerin reden: wie sieht sie Deinen Sohn? Was sieht sie für Lösungsmöglichkeiten? Schildere auch Dein Verständnis von der Sache, so dass Ihr gemeinsam eine Lösung finden könnt. [Anmerkung: ich halte Dich für keine dieser hysterisch zickende Mütter, darum gebe ich diesem Gespräch gute Chancen]
  • wäre ein Wechsel in die zweite Klasse zum Halbjahr möglich? an der aktuellen Schule? an der Wunschschule?
  • wäre ein Schulwechsel möglich, wenn der Sohn beim Papa/Oma/Opa in einem anderen Bezirk angemeldet würde?
  • gibt es eine Alternative zur Wunschschule?
  • kannst Du ihm in der Freizeit ein „intellektuelles Ausgleichsprogramm“ bieten? Also Sachen wo er mit seiner Schlauheit glänzen kann? Englisch? Computer? Japanisch? Was ihn halt so interessiert?

*wink* und alles Gute für Euch beide

Petzi

Hallo

… wie sind seine Noten bzw. Beurteilungen?

Der ist doch seit dem Sommer in der ersten Klasse. Da ist noch nicht viel mit Beurteilungen!

  • kannst Du ihm in der Freizeit ein „intellektuelles
    Ausgleichsprogramm“ bieten?

Wenn er wirklich schon fließend lesen und schreiben kann, reicht ein Ausgleichsprogramm in der Freizeit nicht. Wenn er nicht eine hervorragende Lehrerin hat, die auf jeden einzelnen Schüler eingehen kann - und davon kann man ja wohl nicht ausgehen - dann ist er in dieser Klasse einfach völlig verkehrt, und die Wahrscheinlichkeit, dass ihm dieser Schulbesuch weit mehr schadet als irgendwie nützt, ist sehr groß.

Es ist extrem frustrierend, Sachen haarklein erklärt zu kriegen, die man schon längst weiß, und dann auch noch aufpassen zu müssen und nicht rumträumen zu dürfen. Und es ist ja gar auf Jahre hinaus keine Aussicht da, dass im Unterricht mal Stoff drankommen könnte, den er noch nicht schon längst weiß!

Viele Grüße
Simsy

Hallo, das ist mit Sicherheit für Euch eine schlimme Situation. In den Kindergarten würde ich ihn auf keinen Fall mehr stecken, er ist ja anscheinend in der Schule schon unterfordert, was soll er da im Kiga? Er würde doch in der Zwischenzeit noch mehr lernen (Zuhause) und dann? Soll er direkt in die 3.Klasse…? Versuch, daß er ein Schuljahr überspringen kann.

Und leider ist es heute so daß an den Schulen ein rauher Umgangston herrscht. Ich selbst war erschüttert, als meine erste Tochter in die Schule kam. Wenn man sich bei den Äusserungen der kleinen bewusst wird, daß es sich tatsächlich um Erstklässler handelt, fehlen einem echt die Worte. Er sollte aber schnell lernen, daß das so ist (was nicht heißen soll, daß er genauso werden soll), denn wenn er erstmal die Schule wechselt (auch an Gymnasien weht mitlerweile ein anderer Wind), trifft ihn der nächste Schock nicht ganz so hart.

Alles Gute!

Hallo

In den Kindergarten würde ich ihn auf keinen Fall
mehr stecken, er ist ja anscheinend in der Schule schon
unterfordert, was soll er da im Kiga? Er würde doch in der
Zwischenzeit noch mehr lernen (Zuhause) und dann?

Das klingt so, dass du davon ausgehst, dass er mehr lernen wird, wenn er wieder in den Kiga geht, als wenn er in der Schule bleibt. Das halte ich auch für ziemlich wahrscheinlich.

Weiter verstehe ich dich so, dass er weiter zur Schule gehen sollte, damit er dabei wenigstens ein bisschen gebremst wird. Meinst du das so?

Viele Grüße
Simsy

Problem verkannt?
Moin,

ich hab nicht den Eindruck, dass das Problem zu sein scheint, dass der Junge sich im Unterricht langweilt und deshalb z.B. durch Stören auffält.

Das Problem scheint doch eher zu sein, dass es dem Jungen noch an Schulreife mangelt (und damit meine ich insbesonderen den sozial-/emotionalen Bereich). Dieser Bereich wird auch nicht dadurch gestärkt, indem man ihn in eine höhere Klasse versetzt (dort aufgrund des Altersabstands zu den anderen Schülern wohl eher noch verstärkt) oder ihm in seiner Freizeit Japanisch beibringt.

Gruß
Marion

Hallo

ich hab nicht den Eindruck, dass das Problem zu sein scheint,
dass der Junge sich im Unterricht langweilt und deshalb z.B.
durch Stören auffält.

Nicht durch Stören, aber durch Träumen:

Die Lehrerinnen meckern permanent über seine „Träumereien“

Das Problem scheint doch eher zu sein, dass es dem Jungen noch
an Schulreife mangelt (und damit meine ich insbesonderen den
sozial-/emotionalen Bereich).

Diese Probleme sind typisch für stark unterforderte Kinder.
Das ist nicht mangelnde Schulreife, er tickt völlig anders als seine Klassenkameraden, spricht eine andere Sprache, findet andere Sachen wichtig als sie. Er hat es da eben sehr schwer als Außenseiter, und auf Toleranz und Verständnis kann er eigentlich erst in wesentich höheren Klassen (ich denke, ab der 9) rechnen. Erstklässler sind nicht tolerant, jedenfalls nicht von alleine.

Dieser Bereich wird auch nicht
dadurch gestärkt, indem man ihn in eine höhere Klasse versetzt…

Optimal ist das nicht. Ein deutscher Hochbegabtenverein setzt sich deshalb auch dafür ein, dass es extra Schulen für Hochbegabte gibt, damit diese Kinder nicht ständig dieses Problem haben.

Aber mit seinen Klassenkameraden kann er ja offensichtlich so oder so nichts anfangen. Wenn er wenigstens mit dem Unterricht etwas anfangen kann, dann ist es schon mal besser als gar nichts.

Viele Grüße
Simsy

3 Like

Hi Simpsy,

… wie sind seine Noten bzw. Beurteilungen?

Der ist doch seit dem Sommer in der ersten Klasse. Da ist noch
nicht viel mit Beurteilungen!

Ich kenne mich da nicht so gut aus, aber ich gehe doch ganz stark davon aus, dass es Beurteilungen in irgendeiner Form gibt. Das
müssen nicht klassische Noten sein, dass kann auch eine (schriftlich oder mündlich) formulierte Aussage wie „Harry macht in 2 Worte 4,5 Millionen Rechtschreibfehler“ oder „Tom weiss immer jede Antwort, meldet sich aber nie“.

Wenn er wirklich schon fließend lesen und schreiben kann,
reicht ein Ausgleichsprogramm in der Freizeit nicht.

Warum nicht? Klar, wäre eine Förderung tagsüber ideal, aber wenn das nunmal (derzeit) nicht geht: ist’s dann nicht besser, ihm wenigstens am Nachmittag den Ausgleich zu gönnen?

Es ist extrem frustrierend, Sachen haarklein erklärt zu
kriegen, die man schon längst weiß, und dann auch noch
aufpassen zu müssen und nicht rumträumen zu dürfen. Und es ist
ja gar auf Jahre hinaus keine Aussicht da, dass im Unterricht
mal Stoff drankommen könnte, den er noch nicht schon längst
weiß!

Ja, damit bin ich einig. Aber ich glaub, das ist auch der Fragestellerin klar, sonst täte sie nicht fragen :wink:

*wink*

Petzi

Hallo

Wenn er wirklich schon fließend lesen und schreiben kann,
reicht ein Ausgleichsprogramm in der Freizeit nicht.

Warum nicht?

Der Grund ist, dass das Kind (möglicherweise) den halben Tag extrem gefrustet wird. Was braucht ein Kind nachmittags, wenn es vormittags regelmäßig gefrustet wird? Möglicherweise Frustabbau. Vielleicht hat er dann keine Lust mehr zu lernen.

Viele Grüße
Simsy

Hallo zusammen!

So von außen betrachtet vermute ich

…ein hochbegabtes, hochsensibles Kind, das an einer Regelschule massive Probleme hat
…eine sehr besorgte Mutter, die alle Hebel in Bewegung setzt, ihrem Kind die
schulischen Umstände so angenehm wie möglich zu machen
…verständnisarme Lehrer und eine problematische Umgebung

Aus der eigenen Erfahrung mit einem HB-Kind kann ich Dir nur dringend raten, ihn Frustrationen erlernen und erleben zu lassen, bzw. das zu trainieren!
Es klingt zwar furchtbar, aber Du kannst Dein Kind nicht permanent vor der bösen Welt schützen.

Der Bruch zwischen einem anthroposophischen Kindergarten und einer Regelschule ist heftig, und wenn noch Unterforderung hinzukommt ist es ätzend für ein Kind.

Leider sind viele Versuche Extraschulen für HBs zu gründen ins Leere gelaufen, und aus der Erfahrung würde ich heute sagen, es macht nicht wirklich viel Sinn eine solche Schule zu (be)suchen.

Stattdessen sollte man versuchen sein Kind so gut es geht in JEDER Hinsicht zu fördern, damit es lebenstauglich wird und besser lernt sich zu integrieren.
Das kann auch das Überspringen der 1. oder 2. Klasse sein, wenn das Kind den Unterrichtsstoff bereits beherrscht.

Für die Entwicklung der sozialen Kompetenzen und den Umgang mit Frustrationen kann ich den Besuch einer Psychomotorik oder Motopädie-Gruppe empfehlen.

Angelika

Hallo Simsy,

ja, so meine ich das. (Bitte nicht falsch verstehen, man soll ja kein Kind dumm halten) Ich denke, das man halt testen lassen sollte, ob er nicht die Klasse einmal überspringen kann. Denn wenn er in den Kiga käme, Zuhause wieder weiter lernen würde, mit welchem Schuljahr sollte dann seine Schulzeit beginnen? Er kann doch nicht irgendwann bei der Einschulung ins dritte kommen, da bekäm er doch bei den Kindern garkeinen Fuss mehr auf dem Boden.

Und für eine Lehrerin stelle ich mir das auch nicht gerade einfach vor. 99% der Erstklässer fangen quasi bei Null an, einem ist es langweilig, weil er diese Sachen einfach viel zu früh gelernt hat…was soll sie tun? Ich würde von ihr erwarten, daß sie mit den Eltern eben den Weg sucht, ihn in ein höhere Klasse zu stecke. Mehr kann sie eigentlich nicht machen. Die Kinder besuchen ja nunmal die erste Klasse um dort Schreiben, Lesen und Rechnen zu erlernen.

LG Tanne34

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]