Hallo allerseits,
dieses Jahr ist mein Sohn eingeschult worden. Bereits an den ersten Tagen zeichnete sich ab, dass etwas nicht stimmt. Er ging wider Erwarten schon sehr bald mit Bauchschmerzen die Schule, mittlerweile ist er regelrecht apathisch auf dem Weg zur Schule.
Nun liegt das ganz sicher nicht an seinen „Leistungen“ an sich, denn bereits mit vier Jahren lernte er flüssig lesen und schreiben, interessierte sich mit Fünf für Geografie und Dinge, von denen die wenigsten Erwachsenen auch nur ansatzweise Anhnung haben. Vielmehr ist es das Unterichtsgeschehen, welches ihn überfordert (Die Lehrerinnen meckern permanent über seine „Träumereien“, auch in seiner Anwesenheit, und setzen ihn damit-in meinen Augen- sehr unter Druck, sodass er richtige Versagensängste hat: Beispielsweise bricht er in der Klasse in Tränen aus, wenn ihm etwas nicht gelingt und wird -natürlcih!- zum Gespött der Mitschüler!). So kenne ich mein Kind nicht: So unsicher und unter Druck stehend habe ich noch nie erlebt! Er ist regelrecht verzweifelt!
Hinzu kommt, dass er nicht richtig Kontakt zu Mitschülern findet (auch das ist neu für mich, denn im Kindergarten hatte er keine Probleme im Umgang mit anderen Kindern). Er steht grundsätzlich abseits, traut sich NICHTS zu, bekommt den Mund nicht auf und lässt sich alles wegnehmen. Es bricht mir das Herz!!! Das Egebnis ist, dass die kleinen Kröten von Schulkameraden auf mich zukommen und mir sagen „Er sagt ja nie was!“ oder „Er weint, wenn ihm irgendwas nicht gelingt. Das darf er nicht, er sit doch schon groß!“ . Wie soll ich das bloß kommentieren???
Ich bereue es richtig, ihn eingeschult zu haben. Aufgrund seiner „Besonderheit“ stand die Überlegung im Raum, ihn ein Jahr später einschulen zu lassen, bis ein Platz in einer adäquaten Schule, auf die ich gehofft hatte, frei geworden ist. Ich hatte sogar schon die Gutachten vom Jungendpsychiatrischen Dienst in der Tasche, aber die Umgebung (Oma, Opa, Freunde) haben mich bequatscht und mir suggeriert, dass ich übervorsichtig sei und das Kind eigentlich ÜBER-REIF für die Schule. Nun ist aber die Schule, auf die er geht (oder notgedrungen gehen muss, weil die Schule meiner Wahl noch keinen Platz anbieten kann, da völlig überrannt, sagen wir grob, ein ziemliches Kontrastprogramm zu seinem anthroposophischen Kindergarten: Rauhe Sitten, 92% Ausländeranteil, große Klassen, cool ist hier, was draufgängerisch Bälle gegen Fenster schießen kann. Ein Albtraum für mich, geschweige denn für meinen Sohn, der sich da mit seinem „Streber-Charme“ jeden Tag behaupten muss.
Ich frage mich: Kann ich die Einschulung wieder rückgängig machen? Ich gehe davon aus, dass im nächsten Schuljar die „gute“ Schule via Nachrückverfahren einen Platz rausrücken kann, wenn nicht, müsste ich eigentlich umziehen (wurde mir vom zuständigen Amtspsychologen sogar geraten, denn ein eher sensibles mit leicht „abgehobenen“ Interessen sollte man tatsächlich nicht unbedingt in eine Schule gehen lassen, wo der Slang „Ey, Alder“ vorherrscht).
Doch zurück zur Frage: Kann ich eine Einschulung wieder rückgängig machen und ihn wieder (vorausgesetzt ein Platz ist noch frei) in seinen alten KiGa schicken?
Umziehen, wie mir geraten wurde, ist im Moment EIGENTLICH nicht drin. Als alleinerziehende Studentin kann ich sagen: Es wird am Geld und der Organisation scheitern, das weiß ich jetzt schon. Andererseits will ich mein einziges Kind nicht im Stich lassen, das habe ich mir fest vorgenommen.
Als Notfallösung hab ich mir überlegt: Ausgekügelte Männer-Wochenenden mit seinem Papa, an denen ich nicht teilnehme und er seine kleine Männlichkeit jenseits der Beobachtung der Mitschüler erproben kann und mehr Selbstvertrauen schöpft. Dann: Habe ihn zum Judo für kleine Anfänger angemeldet, auch wenn es mich finanziell zur Strecke bringt. Judo stärkt ja bekanntlich das Selbst- und Körperbewusstsein. Dann: Viel Lob und Zuspruch auch bei Mißerfolgen. Dann werde ich mir die Lehrerinnen zur Brust nehmen, denn die ignorieren mein Kind schlicht völlig weg oder mäkeln an ihm herum, anstatt ihm ein wenig den Rücken zu stärken!
Nun ja: Ich rede mir ein, das alles irgendwie wieder hinzubiegen, bin aber sehr verzweifelt und fühle mich aufgerieben zwischen Uni und den Schulproblemen meines Sohnes. Kommilitonen raten mir, ihn unbedingt auf eine sehr gute Schule zu schicken und ihn nicht in diesem Hummelhaufen in Hamburg Süd zu belassen. Klar, lieber heute als morgen!!! Aber wie??? Und schlimmer noch: Was mache ich FÜR DEN MOMENT, als Sofortlösung?!
Helft mir, bitte. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Bin momentan mindestens genauso mutlos wie mein Sohn…