Eine etwas ungewöhnliche Geschichte
Als wir uns kennen lernten, verliebte er sich über beide Ohren in mich. Er gefiel mir und ich fand, daß wir sehr gut zusammen passten. Alles war in Ordnung, aber unglückliche Umstände zerstören unser Glück allmählich.
Wir waren ca 2 1/2 Monate zusammen, da mußte mein Freund seine Wohnung aufgeben. Er lebt von Hartz IV, war immer selbständig tätig und bekommt nun keinen Job, obwohl er sucht. Gesundheitliche Probleme erschweren die Chancen.
Er zog zurück zwangsläufig in sein Elternhaus. Eine andere Chance hatte er nicht. Es ist eine Großfamilie - Geschwister leben dort mit Famile, die Eltern und auch seine Noch-Frau, die er zwei Jahre zuvor verlassen hatte.
Leider klappte es nicht mit einem eigenen Zimmer im Haus, also schläft er nun bei seiner Frau im Wohnzimmer auf dem Sofa.
Sie verachtet ihn, macht ihm das Leben schwer, (er hat sie verlassen, weil sie seit Jahren keinen Sex mehr will) und er ist bemüht, halbwegs friedlich dort zurecht zu kommen.
In dem Bemühen um den Aufbau einer neuen Selbständigkeit unterstütze ich ihn inzwischen und so allmählich habe ich den Eindruck, gewinnt er zumindest wieder mental festen Boden unter den Füßen. Die Selbständigkeit baut sich langsam auf - man kann nicht erwarten, daß in einigen Wochen das große Geld kommt. Alternativen gibt es nicht - Jobs sind rar…
Mein Problem:
Er sagt, daß er mich über alles liebt und möchte gern mit mir zusammen leben. lieber heute als morgen.
Er möchte aber nicht auf meine Kosten leben. Es hat schon lange gedauert, ihn davon zu überzeugen, daß es uns beiden hilft, wenn er mit meiner Unterstützung die Selbstänigkeit wieder aufnimmt. Das Geld, was ihm vom Amt bleibt würde dafür niemals reichen. Das bezahlt er an seine Familie bzw. seine Frau, um seine Nebenkosten etc abzudecken und nicht als Schmarotzer da zu stehen.
Wir leben leider 120km auseinander, können uns also selten sehen. Anfangs konnte ich zu ihm fahren, nach dem Umzug zurück zu seiner Familie war das nicht mehr möglich.
Er lebt in zwei Welten - zum einen bei mir, zum anderen ist da die Großfamilie, die ihm keinen Freiraum läßt. Da vor einigen Monaten nach mehreren tragischen Todesfällen auch sein Vater verstorben ist und er nun im Haus der älteste Mann ist, hat er ein Verantwortungsgefühl für alle, die Rolle des Familienältesten teils übernommen.
Ja, sowas gibts in Deutschland noch öfter als man annehmen sollte. Ich kenne mehrere solcher Familien - alle ganz deutsch.
Er wird also von allen ausgebremst in dem Bemühen wieder auf die Beine zu kommen und kann seine Selbständigkeit nicht so aufbauen wie es ihm lieb wäre. Alles geht langsamer. Hinzu kommen wie gesagt immer wieder auch die gesundheitlichen Probleme.
Er hat aus früherer Zeit noch gemeinsame Schulden mit seiner Frau und fühlt sich darum ihr gegenüber auch verpflichtet.
Sie verachtet ihn, verspottet ihn, nimmt ihm jegliches Selbstbewußtsein - aber auch sein Geld und er versucht, möglichst ohne Streit mit ihr zurecht zu kommen, weil er ihr ausgeliefert ist.
Mittlerweile sind wir seit 10 Monaten zusammen und für mich wird die Situation immer unerträglicher. Einerseits sagt er, ich sei der wichtigste Mensch in seinem Leben und er liebt mich über alles, würde lieber heute als morgen zu mir ziehen.
Andererseits möchte er keine verbrannte Erde hinterlassen (es geht um die ganze Familie, nicht nur um seine Frau) und vor allem möchte er nicht auf meine Kosten bei mir leben, was ich sehr gut nachvollziehen kann.
Ich befinde mich in einer schier unlösbaren Zwickmühle. Mich belastet vor allem, daß wir keinen engen Kontakt miteinander halten können. Aus Rücksicht auf seine Situation kann ich ihn nicht anrufen, nicht erreichen, nicht besuchen - meine Fragen, Mails oder SMS bleiben oft unbeantwortet.
Ich bin also darauf angewiesen, daß er sich meldet, seine Frau weiß nichts von mir, was mir gehörig missfällt.
Ich leide darunter, daß wir nicht wenigstens einmal am Tag miteinander sprechen oder schreiben können. Wir sehen uns meist einmal die Woche für 1 Tag und eine halbe Nacht. Dann fährt er zurück nach Hause…
Erwarte ich denn zu viel, wenn ich ihn bitte, mit mir einmal täglich in Kontakt zu treten?
Ich verstehe seine Situation, aber mittlerweile verstehe ich nicht mehr, daß er mich so mir selbst überläßt. Für ihn ist alles in Ordnung, er weiß daß ich darunter leide, wenn ich nichts von ihm höre und findet, ich übertreibe es mit meiner Anhänglichkeit.
Ich weiß nicht mehr wie ich mich verhalten soll. Ich ziehe mich immer mehr von ihm zurück, vermisse ihn aber schrecklich. Wir würden ideal zusammen passen und ich will auch nicht in meiner immer größeren Verzweiflung immer mehr klammern und ihn damit abschrecken. Ich merke selbst, wie mein Verhalten immer verzweifelter wird und wie ich dabei anfange, ihm lästig zu werden…
Schon öfter haben wir darüber gesprochen, aber ich weiß nicht wie es weiter gehen soll. Gern möchte ich mit ihm zusammen sein, wir müssen ja nicht gleich zusammen ziehen, aber zur Zeit kann er sich einfach kein eigenes Zimmer oder eine kleine Wohnung leisten, so daß sich auch vorläufig nichts ändern wird. Er hat auch Verständnis für mich, aber letzten Endes bleibt mir nichts anderes, als mich der Lage zu beugen - abzuwarten wie es weiter geht.
Es regnet leider nicht das nötige Geld vom Himmel. Da ich selbst alleinerziehend bin, kämpfe ich auch sehr um meine Existenz, aber ich habe mein Leben im Griff und bin in der glücklichen Lage, nicht von meinem Ex-Mann abhängig zu sein.
Es wäre sicher sehr schlecht wenn mein Freund nun von einer Abhängigkeit bei seiner Frau dann direkt zu mir in die nächste kommt. Das möchte ich auch nicht.
Wer hat vielleicht eine Idee, wie wir einen Weg finden könnten?
Welche Möglichkeiten sieht vielleicht einer von euch, der nicht emotional involviert ist. Was könnte man noch tun, um trotz all dieser Missstände einen gemeinsamen Weg zu finden?
Bitte spart euch solche Kommentare wie:
„Such dir einen anderen…“ - ich will eine Lösung für DIESE Beziehung und für mich ist Liebe nicht beliebig austauschbar.
Geht einfach davon aus, daß wir uns wirklich lieben. Wir möchten zusammen leben, aber nicht erst in vielen vielen Monaten oder Jahren.
Wenn alles scheitern sollte, gibt es für uns eh keine Zukunft, aber genau das möchte ich eben verhindern.