Völkerball/ Prellball /Geschlacke / Schlacke / Flitsch

Hallo
Ich habe einen Text aus den Jahren 1942,
Die Wörter ergeben im Geschichtskontext einen Sinn
Was ist eigentlich Gasschlacke? Und ob die Schlack unter die Haut gehen kann? Und da sind auch „Völkerball“ und „Prellball“?

Danke sehr

Mit Bollerwagen gingen wir
zur Abdeckerei, so nannte man die
Verwerter von kranken oder verletzten
Tieren. Alle zwei Jahre wurde auf
unsere Straße Gasschlacke gewalzt.
Wir spielten darauf Völkerball und
Prellball; noch heute habe ich von den
Stürzen Schlacke unter meiner Haut.
Bis Ende April 1945 hatten wir Kinder
auf der Thorner Straße volles Spielprogramm.
Jeder von uns besaß ein
Taschenmesser und eine Gummischleuder,
die wir »Flitsche« nannten,
damit haben wir Spatzen gejagt.

Hallo,

bist Du sicher, dass da nicht Glasschlacke steht?

Zu „Schlacke“ siehe https://www.steine-und-minerale.de/artikel.php?topic=4&ID=305

Und da sind auch „Völkerball“ und „Prellball“?

Im Duden nicht zu finden?

eine Gummischleuder, die wir »Flitsche« nannten

https://www.google.com/search?q=flitsche+schleuder&newwindow=1&sxsrf=ALeKk01Vt0Z4GqZ8yJAbopBHi_IlzgR-2Q:1597673907934&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwjL-f6Nt6LrAhXrsaQKHXqkD18Q_AUoAnoECAwQBA&biw=1920&bih=910

Gruß
Kreszenz

hi Nadja

wenn der Duden nicht weiter weiß, kannst du auch Wikipedia fragen


Schlacke ist ein Überbleibsel aus der Produktion von was auch immer …enthielt feinen Sand oder Steinchen - damit wurde die Straße belegt, damit sie etwas befestigt war. Und wenn man darauf stürzte, bekam man es in die Wunde und blieb dann ggf. auch unter der Haut

Eine Flitsche ist eine (Stein-)Schleuder

Gruß h

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Hallo,

doch, er kennt Völkerball ;’-)

Gruß
Kreszenz

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:grin: ich hatte dort gar nicht nachgeschaut, denn der erste Link von Besserwisser Onkel Google zeigte gleich auf Wikipedia …

Ich habe es nur kopiert. Du hast recht: Gasschlake macht keinen Sinn. Aber benutzte man Glas als Schlacke für die Straßen? Ziemlich gefährlich? Und geht das Glas unter die Haut?

eine unvollständige unbrauchbare Definition. Was kann man sich darunter vorstellen?
mit einem Faustball (2) auszuführendes Mannschaftsspiel, bei dem der Ball über den Prellbock (2) oder eine Leine geprellt (4b) werden muss

Grüße

Man kann sie sich beim Hinfallen jedenfalls damit (auf)schürfen (1. a).

eine unvollständige unbrauchbare Definition

Jetzt hast Du’s ja noch bebildert in Wikipedia. :wink:

Btw: Wenn es um Spiele geht, findet man per Google oft auch Videos, z. B. https://youtu.be/a5hWGDMB6sI

Gruß
Kreszenz

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Ich mag deine Fragen :grinning:

Vermutlich ist mit Glasschlacke der abgekühlte Rest einer Glasschmelze gemeint, üblicherweise sind das recht große Brocken und nicht sooo scharfkantig wie ein gesplittertes Glas. Diese Brocken sind aber bei weitem zu groß für die Straße (ab faustgroß). Aber das ist nur ein Gedankengang. In meiner Gegend gibt es seit Ewigkeiten Glasindustrie, bei uns wurden die Straßen nie damit gewalzt (dafür nahm man hier Rückstände aus dem Kupferbergbau).

Und ja, das geht unter die Haut… Wenn man stürzt und sich eine Schürfwunde zuzieht, die nicht richtig gesäubert wird, ich habe in eine Knie noch Spuren einer Straßen, die es schon lang nicht mehr gibt :joy:

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das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich so was sehe.

Grüße

Man lernt nie aus :slightly_smiling_face: … zum Glück!

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Nein. damit ist nicht das Silikatglas gemeint, aus dem man Fensterscheiben, Blumenvasen oderTrinkgläser herstellt.

Glasschlacke ist daher auch kein Abfallprodukt der Glasherstellung, sondern der Metallgewinnung. In der Mineralogie unterscheidet man Stoffe, die Kristallstruktur aufweisen, von Stoffen, die nicht kristallin sind. Diese letzeren nennt man amorph und die Stoffe selbst nennt man „Gläser“. Ob ein Stoff zum Beispiel beim Abkühlen kristallin oder amorph (= gläsern) wird, höngt meist von der Geschwindigkeit des Abkühlprozesses ab.

„Glas“ ist also nur ein Gegenbegriff zu „Kristall“. Und der Stoff, aus dem Weingläser bestehen, Siliziumdioxid, heißt „Glas“, weil er selbst unter dem Elektronenmikroskop keine Mikrokristalle aufweist, also amorph ist.

Glasschlacke für den Straßenbau ist also - in der Regel fein gemahlene - Schlacke aus amorphen Abfallprodukten der Metallherstellung.

Gruß
Metapher

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Zwei Möglichkeiten:

Entweder es ging hier um Schlacke aus der Feuerung eines Dampfkessels mit hohen Temperaturen, die zu einem erheblichen Teil aus Glas besteht und bei Reinigung und Wartung von Kessel, Flammrohren, Rosten anfällt. Oder es ging um Schlacke aus Glasschmelze, die sich dort genau wie beim Erschmelzen von Metallen aus Erz je nach Dichte oben auf der Schmelze oder unten als Bodensatz von dem erschmolzenen Material absetzt.

Was von beiden gemeint ist, lässt sich feststellen, wenn man weiß, welche Industriewerke in der näheren Umgebung des Orts der Handlung bestanden. Die sollten sich identifzieren lassen, weil die Gegend insgesamt eher landwirtschaftlich geprägt ist. Je nach Lage zu Toruń käme vielleicht Inowrocław / Hohensalza in Frage, mit einer einstmals bedeutenden Glashütte.

Die Verwendung von Schlacke aus Metallschmelzen als Unterbau, gedeckt mit feinerer Asche, war für Straßenbefestigungen aller Art verbreitet üblich. Das Walzen dient dabei dem Ausgleich von Unebenheiten, der Verdichtung, aber auch dem sukzessiven Zerkleinern gröberer Partikel, die dann als winzige scharfkantige Stückchen prima „unter die Haut“ gehen und da auch als eine Art „Zufallstätowierung“ bleiben.

Die „Aschenbahn“ im Stadion hatte noch zu meiner Schulzeit einen solchen Belag. Dann gab es eine moderne „Tartanbahn“ aus Kunststoff, bei der die Arsen- und Dioxinbelastung der roten Kupferschlacke durch ebenfalls dramatisch hohe Quecksilberwerte abgelöst wurde. War halt schon was für die Gesundheit, die Leichtathletik!

Schöne Grüße

MM

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Off topic…

Hat doch noch eine Glashütte?! Oder wurde Irena jetzt komplett eingestampft? Bin nicht mehr aktuell… Damals™ habe ich denen mal eine Maschine geliefert, das einzige mal, dass der Zoll bei uns ein Exportgut abnehmen musste, war ein ziemliches Bohei inklusive Schwertransport mit Überbreite :joy:

Kieselrot aus meiner Heimat war Anfang der 90er (?) auf einmal überall zu finden, nur hier kaum noch…

Gerade bei Wiki geschaut und mit dem Kopf geschüttelt:
…Die Sanierung war aber bis 2014 nicht abgeschlossen…Die Stadt Bottrop sei 2013 „sehr überrascht“ gewesen, dass die vom Land empfohlene Methode offenkundig nicht sicher sei…

Gruss aus Marsberg

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Das kann gut sein - ich hab relativ oberflächlich gesucht (Tante Wiki) und keine prägnanten Stichworte zu Industrien in der Gegend gefunden, die die eine oder die andere Schlacke liefern (oder vielmehr loswerden wollen) könnten. Einziger Anhaltspunkt eine Abzweigung an der Eisenbahn am Rand von Inowrocław, die (Tante Wiki ist da recht völkisch drauf, fast so schlimm wie Google Maps) irgendwann früher „Glashütte“ hieß. Vielleicht haben die Polen auch schlicht das Bahnhofsschild nicht überlackiert…

Jo, und was mit der Bahn zu tun hat, ist halt meistens was von irgendwann früher.

Schöne Grüße

MM

Und ich bin neugierig geworden, Irena hat zwar eine Insolvenz hinter sich, gibt es aber noch
http://irenaco.eu/?page_id=8580

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Diese Absätze sind aber Feststoffe (Verunreinigungen) und heißen Krätze.

Schlacke degegen liegt zunächst flüssig vor. Wie ich ja beschrieb, hat die Bezeichnung „Glasschlacke“ nichts mit Siliziumdioxid-Glasschmelze zu tun, also mit der Herstellung von Kalk-Natron-Glas (für z.B. Fensterscheiben) oder Flintglas (für z.B. Weingläser).

Glasschlacke entsteht bei der Metallgewinnung und besteht neben den nichtmetallischen Teilen der Erze aus metallurgischen Zusätzen zur Schmelze. Sie wird in flüssigem Zustand abgeschöpft und dann kalt „abgeschreckt“, meist mit Wasser. Und wegen der schnellen Abkühlung liegt sie dann nicht kristallin vor, sondern amorph, also als Glas. Das hat mit ggf. darin unter anderem auch enthaltenen Siliziumverbindungen nichts zu tun. „Glas“ ist ein mineralogischer Terminus für aus flüssiger Phase schnell erstarrte und daher amorphe Festkörper, mit einem bestimmten Typus von Sprödigkeit und Bruchverhalten.

Schönen Gruß
M.

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Danke Dir. So passt das wesentlich besser.

Dann ist natürlich auch die Glashütte in Inowrocław eine völlig falsche Fährte und ich überlege mir, wo es denn in der weiteren Umgebung von Toruń Hüttenwerke gegeben hat, die als Quellen für den Straßenbelag in Frage kommen: Allzu weit wurde solches Material wohl eher nicht transportiert.

Ist jetzt keine Spitzfindigkeit - wenn man wüßte, um welches Metall es ging, könnte man sich auch eher vorstellen, wie die Glasschlacke war, die beim Erschmelzen / Verhütten anfiel. Für abbauwürdigen Raseneisenstein ist die Gegend viel zu fruchtbar, aber auch Erze und Kohle liegen da nicht einfach so herum. Irgendwas sollte man zum Handeln haben, wenn man eine so stattliche Hansestadt werden will: Genügt dafür der Ackerbau in der Gegend?

Schöne Grüße

MM

Das ist ja gar schön! Ausgerechnet Weck-Gläser in Lizenz! (Jetzt weiß ich auch, wie es kommt, dass man die nie von irgendwelchen komplizierteren Konstruktionen wie z.B. Leifheit auch nur annähernd erreichten „einzig wahren“ Einmachgläser für eine Art Schutzgebühr erwerben kann - ich glaube, Weck (D) hat kein anderes Werk mehr als dieses…)

Sehr gut gelungen übrigens die Präsentation: Die beiden rechten in der Reihe der vier kleinen Fotos sind ziemlich sicher noch keine fünf Jahre alt, aber durch den Kontext, in den sie in der Gestaltung gestellt sind, fällt es überhaupt nicht auf, dass der Stand der Technik dort (natürlich mit Ausnahme Eurer Maschina!) ungefähr 1927, allenfalls 1955 entspricht, sondern die ganze Geschichte wirkt wie „sorgfältige Pflege einer jahrhundertealten Tradition von den letzten Spezialisten, die dieses Metier noch beherrschen“. Well done!

Falls es Dich übrigens mal gelüsten sollte, Kristallglas und Glasbläserei in einem anderen, von Euch aus gesehen schon beinahe exotischen Kontext zu sehen: Nach Renovierung (die hoffentlich nicht zu schlimm ausgehen wird) ab 2021 wieder besuchbar, von einer Empore aus kann man alle möglichen Arbeiten und Arbeitsgänge der Arbeit mit Kristallglas in Manufakturtechnik bewundern, sehr schöne Sammlung von Jugendstil-Glas von Émile Gallé, der seine Entwürfe dort produzieren ließ, die Verrerie de Meisenthal (mit nettem Hotelchen am Ort). Direkt daneben Soucht (nein, kein Flachs - das heißt wirklich so!) mit einem ungewöhnlichen Museum, das einer Holzschuhmacherwerkstatt gewidmet ist, die ich Ende der 1990er Jahre (auch schon museal hergerichtet) in dem Häuslein am Ortsende bewundert habe, in dem sie Anfang der 1920er Jahre eingerichtet worden war: Ein großer, eher langsam drehender E-Motor, eine Transmission, einige breiten Lederriemen, zwei Maschinen, die von der Transmission ihren Antrieb abnehmen: Eine, mit der das Äußere des Holzschuhs mit einem Storchenschnabel von einem Modell abgenommen gedreht wird, und eine zweite, mit der das Innere mit der selben Technik von einem Modell abgetastet herausgefräst wird. Mir sind Mund und Augen offen stehen geblieben, als der Führer uns vorführte, mit wie einfachen Mitteln man sowas konstruieren kann, wenn man den Grips dazu hat.

Nebendran noch der Kristallglasort Wingen sur Moder, Sitz der Kristallglasmanufaktur Lalique, auch dort ein sehenswertes Museum, wenngleich stärker am Verkauf orientiert - Lalique-Produkte gibt es ja noch…

Die ganze Gegend voll mit idealen Fahrrad-Sträßlein: Lange, nicht sehr heftige Steigungen und dito Abfahrten, nette Kurven mit französischem Rustikalteer (da rutscht sich nix weg!), nicht sehr schlimm Auto-befahren, und das Beste dran: Wenn man die Warnweste trägt, die in F schon seit vielen Jahren vorgeschrieben ist, ohne dass sich jemand drum kümmerte, hält einen jeder für einen Lockvogel von der Gendarmérie Nationale, alle gehen brav in die Eisen (bergauf! :grin:) und achten auf Sicherheitsabstand.

Ein ziemlich aus Raum und Zeit gefallener Ort in der Gegend ist La Petite Pierre, und natürlich das Hotelchen Aux Sept Chênes bei Langensoultzbach: Das Züglein nach Lembach fährt schon seit ein paar Jahrzehnten nicht mehr, aber das Bahnhofshotel gibt es noch:

We are programmed to receive:
You can check out any time you like -
But you can never leave!

Ach ja, vom Hölzchen zum Stöckchen -

In diesem Sinne

MM

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  • und, wenn ich schon wieder mal beim Cicerone gelandet bin: In der selben Gegend, etwas weiter östlich, die schönste Darstellung von Mickey Mouse, die ich je gesehen habe - und die einzige, der ich mit Respekt begegnet bin:

Im Oeuvre de Four à Chaux, einem Artilleriewerk der Maginot-Linie bei Lembach, ist unmittelbar unter dem Hauptgeschütz eine Kammer für die jeweiligen Bedienungsmannschaften. Eine Art Kojen im Beton, an die Wände ist zum Zeitvertreib auf den langen Wachen alles mögliche gekritzelt (ich schätze, die pornografischen Ritz-Zeichnungen sind im Lauf der letzten 70 Jahre entfernt worden), unter anderem auch eine Mickymaus, breitbeinig und mit verschränkten Armen, mit dem Text ‚On ne passe pas!‘ (Kein Durchgang!, aber auch Erinnerung an die Parole der Verteidiger der spanischen Republik ein paar Jahre vorher ‚No pasaran!‘).

Beide sind sie schmählich verraten worden, die spanischen Republikaner und auch Mickey Mouse - aber das gehört jetzt definitiv woandersten hin.

Schöne Grüße

MM

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  • ach ja, diese ganzen Altersunterschiede hab ich jetzt auch vergessen - so this is what I mean:
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