Vorschlag neues Gesundheitssystem

Zunächst wird das bisherige System komplett gestrichen. Die gesetzlichen Kassen werden privatisiert, die Kassenärztlichen Vereinigungen aufgelöst. Der Arbeitgeberanteil des Krankenkassenbeitrags wird einmalig auf den Bruttolohn draufgeschlagen. In Zukunft versichert sich jeder völlig selbständig bei der Kasse seiner Wahl und bezahlt die Beiträge auch selbst (ausgenommen natürlich die staatlichen Leistungsempfänger).

Das neue Gesetz enthält nur noch zwei Paragraphen:
§1 Jeder muß versichert sein. Die Familienversicherung bleibt bestehen.
§2 Jede Kasse muß jeden jederzeit aufnehmen zum gleichen Satz; unabhängig seines Geschlechts, seines Alters, seines Einkommens, seines Familienstandes, etc.

Dies würde dazu führen, daß sowohl Ärzte ihre Honorare als auch die Pharmazeutik ihre Medikamentenpreise direkt mit den einzelnen Kassen aushandeln. Dieser Wettbewerb zwischen allen Beteiligten und auch untereinander würde die gerechtesten und auch günstigsten Ergebnisse liefern.

Beispiele:

  • Die Ärztedichte pendelt sich automatisch ein, da die Tarife umso niedriger wären, je mehr Konkurrenz vorhanden ist.
  • Die Pharmazeutik könnte Preise nicht mehr festlegen, sondern müßte sich dem Wettbewerb mit wirkstoffgleichen/generischen Medikamenten stellen.

Hat nun mein Lieblings-Arzt keinen Vertrag mit meiner Kasse, so habe ich drei Möglichkeiten:

  1. Ich wechsle den Arzt und suche einen, der mit meiner Kasse einen Vertrag hat
  2. Ich wechsle die Kasse hin zu einer, mit der mein Arzt einen Vertrag hat
  3. Ich zahle den Arzt selber

Bekomme ich ein Medikament verschrieben, das nicht von meiner Kasse bezahlt wird, habe ich auch hier wieder die drei Möglichkeiten:

  1. Ich lasse mir ein Medikament mit gleichem Wirkstoff verschreiben, das bezahlt wird
  2. Ich wechsle die Kasse hin zu einer, die dieses Medikament bezahlt
  3. Ich zahle das Medikament selber

Wo lägen die Nachteile dieses Systems?

Hallo,

§2 Jede Kasse muß jeden jederzeit aufnehmen zum gleichen Satz;
unabhängig seines Geschlechts, seines Alters, seines
Einkommens, seines Familienstandes, etc.

Wo lägen die Nachteile dieses Systems?

Hast du eine Idee, wo dieser Satz liegen würde? Da müste der Vater mit Ehefrau und drei Kindern (also 5 Personen) vermutlich locker 1500-2000 Euro (pro Monat wohlgemerkt) alleine für die Krankenkasse bezahlen. Alternativ kann man die Leistungen soweit runterschrauben, daß es zwar für alle (!) bezahlbar wird, aber man halt eben einige Wochen auf einen Termin warten muß - selbst, wenn man „nur“ mit einer Grippe kommt, die man bis dahin entweder überstanden oder nicht überlebt hat (s. auch die USA).

Cu Rene

Wo lägen die Nachteile dieses Systems?

Lies mal was von Robin Cook. http://www.amazon.de/Das-Labor-Robin-Cook/dp/3442433… oder http://www.amazon.de/Todesangst-Robin-Cook/dp/342660… sind zwar Romane, zeigen aber genau, was passiert, wenn man die Gesundheitspolitik dem freien Spiel der Kräfte überlässt.

Gruß Eillicht zu Vensre

Hi Rene,
du solltest schon alles lesen und dir nicht einzelnes herauspicken. Wo es einen §2 gibt, da gibt es auch einen ->
§1 Jeder muß versichert sein. Die Familienversicherung bleibt bestehen
Damit wäre dein Einwand mit der 5-köpfigen Familie vom Tisch.

Hast du eine Idee, wo dieser Satz liegen würde?

Da der jetzige Satz weder subventioniert noch durch Wettbewerb optimiert wird, behaupte ich einfach mal: er wäre niedriger.

s. auch die USA

Unzutreffender Vergleich. Ich wußte nicht, daß in den USA gilt:
§1 Jeder muß versichert sein. Die Familienversicherung bleibt bestehen.
§2 Jede Kasse muß jeden jederzeit aufnehmen zum gleichen Satz; unabhängig seines Geschlechts, seines Alters, seines Einkommens, seines Familienstandes, etc.

Hi Eillicht zu Vensre

wenn man die Gesundheitspolitik dem freien Spiel der Kräfte überlässt

Tue ich das? Gerne noch einmal:
§1 Jeder muß versichert sein. Die Familienversicherung bleibt bestehen.
§2 Jede Kasse muß jeden jederzeit aufnehmen zum gleichen Satz; unabhängig seines Geschlechts, seines Alters, seines Einkommens, seines Familienstandes, etc.

Ein freies Spiel der Kräfte kann ich dabei nicht erkennen.

§1 Jeder muß versichert sein. Die Familienversicherung bleibt
bestehen.
§2 Jede Kasse muß jeden jederzeit aufnehmen zum gleichen Satz;
unabhängig seines Geschlechts, seines Alters, seines
Einkommens, seines Familienstandes, etc.

Ich hatte dich schon verstanden. „Jeden jederzeit zum gleichen Satz“, heißt, die Kassen mit der schlechtesten Struktur der Patienten machen als erste die Grätsche. Und das werden typischerweise die sein, die für jeden transparent und erreichbar sind, so wie jetzt auch.

Bäh-Ziehungsweise: die Kassen schließen nur mit denjenigen Ärzten und KKH ab, die für eine „gesunde“, „ausgewogene“, „medizinisch sinnvolle“ Versorgung mit Medikamenten etc. stehen. Opa und Oma werden also morgens zugedröhnt und abends gewickelt; chronisch Kranke sterben putzigerweise immer früher (wie praktisch!) …

Gruß Eillicht zu Vensre

hallo,
das einzige echte Problem wird gerade die Familienversicherung und die daraus resultierenden allgemeinen Beiträge sein.
Familienversicherung härt sich gut an… doch kostet das eine Menge Geld, das die anderen (z.B. Singles) mitbezahlen müssen.
Noch ein Problem: sollte der Beitrag z.B. bei 400 Euro liegen, dann können das nicht alle zahlen. Wer kommt dann dafür auf?
Ich habe einen Kunden, der kann seinen Beitrag zur Privaten nicht mehr zahlen (selbständig), aber bekommt kein ALG II (hier würde der Steuerzahler seinen Beitrag bezahlen).
Was noch fehlt, ist die Freigabe diverser Leistungen: Akkupunktur, Heilpraktiker, usw. Also ein echter Wettbewerb.
Trotzdem sollte das duale System bestehen bleiben: also GKV (allerdings gestärkt) und PKV (ohne Familienversicherung)
Grüße
Causa

Hallo,

Wo lägen die Nachteile dieses Systems?

Auf die Schnelle ist mir aufgefallen:

Hat nun mein Lieblings-Arzt keinen Vertrag mit meiner Kasse, so habe ich drei Möglichkeiten:

  1. Ich wechsle den Arzt und suche einen, der mit meiner Kasse einen :Vertrag hat

Bei dem ich dann genau so lange bleibe, bis ich wegen meinem Lieblingszahnarzt wieder die Kasse wechseln muss, oder wegen einem „guten“ Facharzt wieder die Kasse wechsle und falls ich mal ins Krankenhaus muss, kann ich ja wieder die Kasse wechseln, weil die, in der ich gerade bin, keinen Vertrag mit dem nächstgelegenen Krankenhaus hat?

  1. Ich zahle den Arzt selber

Aber dagegen möchte ich mich ja versichern

Das heißt, falls der Beitrag gleich bleibt habe ich sinkende Leistungen (z. B. freie Arztwahl). Ständig höhere Beiträge und/oder sinkende Leistungen habe ich schon. Da brauchts nix neues.

Insgesamt habe ich aber auch leider keine Lösung. Zu aller Unfähigkeit von Ärzten/Verbänden/Industrie kommt auch viel handgemachtes von Patienten hinzu.

Grüße
Didi

Hallo,

Wo lägen die Nachteile dieses Systems?

dein System ist mitnichten praktikabel, sicher nicht billiger und / oder effizienter und - sorry - reichlich naiv.

Das neue Gesetz enthält nur noch zwei Paragraphen:
§1 Jeder muß versichert sein. Die Familienversicherung bleibt
bestehen.
§2 Jede Kasse muß jeden jederzeit aufnehmen zum gleichen Satz;
unabhängig seines Geschlechts, seines Alters, seines
Einkommens, seines Familienstandes, etc.

Das heißt, der Müllmann zahlt den gleichen Tarif wie der Oberarzt, die Erzieherin gleichen Satz wie der Unternehmensberater und die Frisöse wie der Banker?

Der Satz müsste so hoch sein, dass sich das Frisöse, Erzieherin und Müllman leisten könnten.

Dies würde dazu führen, daß sowohl Ärzte ihre Honorare als
auch die Pharmazeutik ihre Medikamentenpreise direkt mit den
einzelnen Kassen aushandeln.

Jeder einzeln? Jeder Arzt verhandelt einzeln mit jeder Krankenkasse? Was für ein Irrsinn! Wer soll denn die Arbeit bezahlen?

Dieser Wettbewerb zwischen allen
Beteiligten und auch untereinander würde die gerechtesten und
auch günstigsten Ergebnisse liefern.

Das ist eine pure Behauptung, die du da in den Raum stellst.

Beispiele:

  • Die Ärztedichte pendelt sich automatisch ein, da die Tarife
    umso niedriger wären, je mehr Konkurrenz vorhanden ist.

Falsch. Die Ärzte wandern da hin, wo sie das meiste verdienen können. DAs ist jetzt schon zum Teil so. Es ist jetzt schon so, dass wir Versorgungsgebiete haben, die nicht ausreichend versorgt sind, weil die Ärzte den Privatpatienten hinterher ziehen. Selbst in Großstädten wie Hamburg und Berlin bedeutet das dann, dass Oma Frieda mit ihrer Arthrose und ihrem Rheuma ewig Anfahrt zum nächsten Orthopäden hat… (Vom Land gar nicht zu reden)

  • Die Pharmazeutik könnte Preise nicht mehr festlegen, sondern
    müßte sich dem Wettbewerb mit wirkstoffgleichen/generischen
    Medikamenten stellen.

Das ist doch jetzt schon bedingt so. Die Krankenkassen verhandeln doch jetzt schon die Preise - und schaffen es nicht, die Pharmalobby auf ein international vergleichbares Niveau zu drücken - und vor allem: Verschreiben tut der Arzt!

Hat nun mein Lieblings-Arzt keinen Vertrag mit meiner Kasse,
so habe ich drei Möglichkeiten:

  1. Ich wechsle den Arzt und suche einen, der mit meiner Kasse
    einen Vertrag hat
  2. Ich wechsle die Kasse hin zu einer, mit der mein Arzt einen
    Vertrag hat
  3. Ich zahle den Arzt selber

Warst du mal krank? So richtig? Chronisch? So lange man gesund ist und nur ab und an mal Kopfschmerzen oder Rücken hat, ist das alles halb so wild. Aber chronisch Kranke oder solche, die gerade akut in der Scheiße stecken, wechseln nicht mal eben so den Arzt, die Krankenkasse… und müssen dann ggf. selbstzahlen? Wieder zu Lasten derer mit geringerem Einkommen? Wobei wir da von Kosten reden, die im Falle des Falles derart explodieren, dass man schnell zum Geringverdiener ist, so man nicht Ackermann heißt.

Bekomme ich ein Medikament verschrieben, das nicht von meiner
Kasse bezahlt wird, habe ich auch hier wieder die drei
Möglichkeiten:

  1. Ich lasse mir ein Medikament mit gleichem Wirkstoff
    verschreiben, das bezahlt wird
  2. Ich wechsle die Kasse hin zu einer, die dieses Medikament
    bezahlt
  3. Ich zahle das Medikament selber

Das läuft dann analog. Außerdem gehst du davon aus, dass du als Patien in der Lage bist, so etwas zu beurteilen. Am besten noch, wenn du gerade vor Schmerzen kaum noch gerade aus gucken kannst…

Frage: Warum willst du das auf Basis von privaten Kassen machen? Vorurteile? Es gibt auf der ganzen Welt kein Gesundheitssystem, das auf Privatkassenbasis arbeitet und effizienter / billiger ist, als das deutsche!

LG Petra

Argh…
… soll natürlich heißen, dass sich Frisöse, Müllmann und ERzieherin das nicht leisten können.

Hallo,

Frage: Warum willst du das auf Basis von privaten Kassen
machen? Vorurteile? Es gibt auf der ganzen Welt kein
Gesundheitssystem, das auf Privatkassenbasis arbeitet und
effizienter / billiger ist, als das deutsche!

gibts denn eins, das nur auf gesetzlichen Krankenkassen basiert und teurer ist? Oder gar eins, daß auf gesetzlichen und privaten Kassen basiert und effizienter und billiger ist?

Gespannt

Christian

Achtung: Korrektur einer Ungenauigkeit

§2 Jede Kasse muß jeden jederzeit aufnehmen zum gleichen Satz

Damit ist nicht gemeint, daß es einen allgemein kassenübergreifenden Satz gibt. Jede Kasse legt für sich selbst seinen Satz fest. Nur innerhalb einer Kasse haben alle Mitglieder den selben Satz.

die Kassen mit der schlechtesten Struktur der Patienten machen als erste die Grätsche

Nein. Die Kassen mit der schlechtesten Struktur müßten ihren Satz erhöhen, worauf deren Mitglieder sich Kassen mit niedrigeren Sätzen suchen würden

die Kassen schließen nur mit denjenigen Ärzten und KKH ab

In einer sehr gewinnbringenden Branche mit starkem Wettbewerb, wird es sicher nicht die Kassen geben.
Und Opa und Oma können sich jederzeit eine Kasse aussuchen, wo sie nicht zugedröhnt und abends gewickelt werden

Das heißt, der Müllmann zahlt den gleichen Tarif wie der Oberarzt, die Erzieherin gleichen Satz wie der Unternehmensberater und die Frisöse wie der Banker?

Ja genau. Ich sehe das Problem nicht. Auch jetzt zahlen die Mitglieder einer Kasse (unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze) den gleichen Satz. Wo ist das Problem?

Jeder einzeln? Jeder Arzt verhandelt einzeln mit jeder Krankenkasse? Was für ein Irrsinn!

Nein, das ist kein Irrsinn, sondern normale Gepflogenheit bei Tarifsystemen. Auch jetzt verhandelt zB jeder Arbeitnehmer mit seinem Arbeitgeber jederzeit seinen Lohn und andere Bedingungen aus. Das ist normal. Auch könnten sich Ärzte ähnlich der Gewerkschaften zusammenschließen zu Tarifgemeinschaften.

Das ist eine pure Behauptung, die du da in den Raum stellst

Stimmt. So wie so ziemlich jede deiner Behauptungen immer :wink:
Beispiel: „dein System ist mitnichten praktikabel, sicher nicht billiger und / oder effizienter und - sorry - reichlich naiv

Es ist jetzt schon so, dass wir Versorgungsgebiete haben, die nicht ausreichend versorgt sind, weil die Ärzte den Privatpatienten hinterher ziehen

Das wäre dann ja nicht mehr so!

Die Ärzte wandern da hin, wo sie das meiste verdienen können

Stimmt. Und wo könnte ein Orthopäde höhere Tarife aushandeln? Da, wo es viele andere schon gibt, wo also die Kassen keinen weiteren brauchen, um das Angebot für ihre Mitglieder zu decken, oder da, wo es eben sehr wenige Orthopäden gibt.

Vom Land gar nicht zu reden

Ich wußte gar nicht, daß wir im jetzigen System eine LandVersorgungspflicht haben. Im Moment gibt es immer weniger Landärzte. Im neuen System könnte der Landarzt mangels Konkurrenz höhere Tarife für sich aushandeln.

Aber chronisch Kranke oder solche, die gerade akut in der Scheiße stecken, wechseln nicht mal eben so den Arzt, die Krankenkasse… und müssen dann ggf. selbstzahlen?

Das geht doch völlig an der Realität vorbei und ist nur noch polemische Stimmungsmache.
Warum sollen denn chronisch Kranke ständig die Kasse wechseln müssen? Sie werden sich eine Arzt/Kassenkombination ihrer Wahl suchen und diese doch wohl längerfristig beibehalten.
Und wieso denn „Wieder zu Lasten derer mit geringerem Einkommen?“

Außerdem gehst du davon aus, dass du als Patien in der Lage bist, so etwas zu beurteilen.

Und wieder ist das Unsinn. Schließlich habe ich einen Arzt vor mir sitzen, der mich berät auch in der Medikamentenwahl

Am besten noch, wenn du gerade vor Schmerzen kaum noch gerade aus gucken kannst…

Polemik, Polemik, Polemik, …

Hi Didi,

wieder die Kasse wechseln muss, oder wegen einem „guten“ Facharzt wieder die Kasse wechsle…

Ich denke dein Einwand ist nur theoretischer Natur. Eine Kasse wäre sicher daran interessiert, dir ein möglichst umfangreiches Angebot zu machen, da die ja nicht wollen, daß du wechselst. In der Praxis hätten sicher fast alle Ärzte mit ziemlich vielen Kassen Verträge.

und falls ich mal ins Krankenhaus muss

Lassen wir die Krankenhausproblematik doch bitte erst mal weg. Hier müßte man spezielle Lösungen finden. Würde die Sache jetzt komplizieren.

Das heißt, der Müllmann zahlt den gleichen Tarif wie der Oberarzt, die Erzieherin gleichen Satz wie der Unternehmensberater und die Frisöse wie der Banker?

Ja genau. Ich sehe das Problem nicht. Auch jetzt zahlen die
Mitglieder einer Kasse (unterhalb der
Beitragsbemessungsgrenze) den gleichen Satz. Wo ist das
Problem?

Falsch. Das Problem ist, dass du hier tolle Vorschläge machst, aber das derzeitige System überhaupt nicht kennst.

A hat Einkommen in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze und zahlt derzeit rund 250 Euro mal 2, weil ja noch mit Arbeitgeberanteil, macht dann 500 Euro.

B hat einkommen in Höhe von 1700 Euro und zahl 130 Euro bzw. mit Arbeitgeberanteilt 260 Euro. Das ist noch nicht mal ungefähr das gleiche.

Angenommen, der Beitrag „deiner“ Krankenkasse läge irgendwo in der Mitte. Also bei etwa 400 Euro. Was macht dann B? Sein Lohn ist nur um 130 Euro (Arbeitgeberanteil) erhöht worden. Mehr zahlen muss er dann aber 270 Euro, von denen er nur 130 bekommt, mach 140 Euro „Rest“, die der Geringverdiener dann mehr aufbringen soll…

Jeder einzeln? Jeder Arzt verhandelt einzeln mit jeder Krankenkasse? Was für ein Irrsinn!

Nein, das ist kein Irrsinn, sondern normale Gepflogenheit bei
Tarifsystemen. Auch jetzt verhandelt zB jeder Arbeitnehmer mit
seinem Arbeitgeber jederzeit seinen Lohn und andere
Bedingungen aus. Das ist normal.

Es gibt knapp 2.000 niedergelassene Ärzte. Hinzu kommen dann noch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen, … Nicht zu vergessen die anderen Leistungserbringer wie Ambulante Pflege, Reha, etc. Aber wir wollen mal nicht so sein - du hast ja nebenan schon ratzfatz die Krankenhäuser ausgeschlossen, damit dein System „ganz einfach“ funzt. Ist nur mal eben so der größte Batzen im Gesundheitssystem…

Auch könnten sich Ärzte
ähnlich der Gewerkschaften zusammenschließen zu
Tarifgemeinschaften.

Die derzeit bestehenden Kassenärztlichen Vereinigungen sind nichts anderes! Sie sind so ziemlich genau aus diesem Grund gegründet worden.

Es ist jetzt schon so, dass wir Versorgungsgebiete haben, die nicht ausreichend versorgt sind, weil die Ärzte den Privatpatienten hinterher ziehen

Das wäre dann ja nicht mehr so!

Die Ärzte wandern da hin, wo sie das meiste verdienen können

Stimmt. Und wo könnte ein Orthopäde höhere Tarife aushandeln?
Da, wo es viele andere schon gibt, wo also die Kassen keinen
weiteren brauchen, um das Angebot für ihre Mitglieder zu
decken, oder da, wo es eben sehr wenige Orthopäden gibt.

Denkfehler! Steht irgendwo in deinen beiden Paragraphen, dass Elsa Müller in Hintertupf eben dort versorgt werden muss?

Vom Land gar nicht zu reden

Ich wußte gar nicht, daß wir im jetzigen System eine
LandVersorgungspflicht haben.

So etwas in der Art gibt es aber. Nennt sich Sicherstellungsauftrag und ist in § 75 SGB V geregelt. Das sind mindestens 73 Paragraphen höher als deine 2…

Aber chronisch Kranke oder solche, die gerade akut in der Scheiße stecken, wechseln nicht mal eben so den Arzt, die Krankenkasse… und müssen dann ggf. selbstzahlen?

Das geht doch völlig an der Realität vorbei und ist nur noch
polemische Stimmungsmache.
Warum sollen denn chronisch Kranke ständig die Kasse wechseln
müssen? Sie werden sich eine Arzt/Kassenkombination ihrer Wahl
suchen und diese doch wohl längerfristig beibehalten.

Ist es nicht. Informier dich mal über das Wortungetüm Risikostrukturausgleich. U.a. dieser Ausgleich ist nämlich deshalb erforderlich, weil die Risiken (dahinter verbergen sich die kranken, teuren Patienten) eben nicht gleichmäßig auf die Krankenkassen verteilt sind. Den freien Kassenwechsel ohne diesen Ausgleich hat man ja versucht. Aber das ist gründlich in die Hose gegangen.

Und wieso denn „Wieder zu Lasten derer mit geringerem
Einkommen?“

Siehe oben.

Außerdem gehst du davon aus, dass du als Patien in der Lage bist, so etwas zu beurteilen.

Und wieder ist das Unsinn. Schließlich habe ich einen Arzt vor
mir sitzen, der mich berät auch in der Medikamentenwahl

Ach. Du meinst so Ärzte wie die, die von Ratiopharm bezahlt wurden (man könnte auch sagen bestochen wurden), damit sie ihren Patienten Ratiopharm statt preiswerterer Alternativen verschrieben haben?

Am besten noch, wenn du gerade vor Schmerzen kaum noch gerade aus gucken kannst…

Polemik, Polemik, Polemik, …

Falsche Verwendung des Begriffs Polemik. Auch hier kannst du dich mal informieren.

http://de.wikipedia.org/wiki/Polemik

LG Petra

gibts denn eins, das nur auf gesetzlichen Krankenkassen
basiert und teurer ist? Oder gar eins, daß auf gesetzlichen
und privaten Kassen basiert und effizienter und billiger ist?

Hallo Christian,

die Liste der kaufkraftbereinigten, teuersten Gesundheitssysteme lt. Wikipedia und wie sie es machen (Zahlen pro Kopf in Dollar kaufkraftbereinigt):

  1. USA 6.714 - rein privatwirtschaftlich

  2. Norwegen 4.520 - staatlich

  3. Schweiz 4.311 - privatwirtschaftlich

  4. Luxemburg 4.303 - ähnlich wie unseres, allerdings höhere Beitragsbemessungsgrenze, Kostenerstattungsprinzip, es gibt nur eine Kasse

  5. Kanada 3.678 - staatlich

  6. Österreich 3.606 - zwischen staatlich und unserem, verschiedene Krankenkassen, die aber nicht frei gewählt werden, sondern vom Arbeitgeber abhängen.

  7. Belgien 3.488 - die gesamte Sozialversicherung in 1 System, Kostenerstattungsprinzip, ähnlich wie in D-Land gibt es „Kassenärzte“ und private Ärzte

  8. Frankreich 3.449 - staatliches System

  9. Niederlande 3.391 - bis 2006 ähnlich wie unseres, seit dem einheitliche gesetzliche Versicherung, aber mit verschiedenen Kassen,

  10. Deutschland 3.371

  11. Dänemark: 3.349 - staatlich

  12. Island 3.340 - staatlich

Zur Qualität gibts die nicht unumstrittene WHO-Rangliste, nach der Deutschland auf Platz 25 liegt und die Briten auf Platz 18 - und das trotz deren miserablen Wartelisten bei Operationen.

Zu deiner Frage: nimmt man die WHO-Liste, dann sind 24 Länder besser als Deutschland und 181 Länder billiger. Billiger und besser wären danach:

  • Italien
  • San Marino
  • Andorra
  • Malta
  • Singapur
  • Spanien
  • Oman
  • Japan
  • Großbritannien

LG Petra

Hallo,
das hatte ich anderes interpretiert. Was du meinst, nennt sich imo Familien mit versicherung. Dann dürfte ein realistischer Beitrag immer noch deutlich über 500Euro liegen - da können viele aufhören zu arbeiten und Sozialhilfe beantragen, weil ihnen nichts übrig bleibt.

Cu Rene

Zunächst wird das bisherige System komplett gestrichen. Die
gesetzlichen Kassen werden privatisiert, die Kassenärztlichen
Vereinigungen aufgelöst.

Das scheitert schon im Ansatz. Ein funktionierendes Gesundheitssystem ist ein Verlustgeschäft und kann deshalb nicht privatwirtschaftlich betrieben werden. Privatuntermnehmen wollen schließlich Gewinne erwirtschaften. Oder sollen Deine Privatkassen etwa auch mit Steuergeldern unterstützt werden, wenn die Kassen wieder mal leer sind?

Naja, sie könnten doch immerhin noch zu einer Billigkrankenkasse wechseln, die es dann bestimmt geben wird. Bei welchen Ärzten (wenn überhaupt) und unter welchen Bedingungen sie dann allerdings behandelt und „versorgt“ werden dürften, das lässt der gute UP allerdings mal gekonnt unter den Tisch fallen…

Grüße
Steve