Hallo,
ich beobachte bei meiner Mutter (75) seit einigen Monaten eine merkwürdige Veränderung ihrer Sprache. Ansonsten bei guter geistiger Gesundheit tauchen in ihrer Sprache immer wieder Ausdrücke auf, die sie - eine gebildete und sehr gläubige Frau - früher niemals in den Mund genommen hätte.
Besonders wenn sie sich über etwas aufregt, ist diese Wortwahl zu bemerken. So schimpfte sie z.B. über einen - an sich geschätzten - Nachbarn, der sein Auto etwas zu nah an ihrem geparkt hatte, dass „der dumme Drecksack seine dämliche Mistkarre“ gefälligst anders abstellen solle. Spricht man sie darauf an, streitet sie es entweder ab oder beschimpft sich selbst als „dumme Kuh, die hoffentlich bald verreckt“. Diese verbalen Entgleisungen finden unabhängig von der Umgebung und derzeit (noch?) sporadisch statt.
Das alles schockiert mich zutiefst, vor allem der scheinbare Selbsthass, der manchmal bei nichtigen Anlassen in ähnlicher Form aus ihr herausbricht.
Meine Mutter, früher Kinderärztin, litt in meinen Augen fast ihr ganzes Leben lang an einer Depression unterschiedlicher Ausprägung. Sie selbst hat eine solche immer abgestritten und jede Form von Behandlung abgelehnt. Sie hat bis zu ihrem 68. Lebensjahr praktiziert und nur schweren Herzens damit aufgehört, etwa 6 Monate später begann sie eine pathologische Angst vor Bakterien zu entwickeln und fasst seither z.B. keinen Einkaufswagen mehr ohne Handschuhe an.
Körperlich ist sie fit bis auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Entfernung der SD vor 3 Jahren). Wir haben guten und regelmäßigen familiären Kontakt und auch ihre sozialen Kontakte funktionieren sehr gut.
Hat jemand eine Idee, was dahinter stecken könnte?
Schöne Grüße,
Jule