Hallo MecFleih,
Schröder geriet aber auch in die Zwangslage Reformen, die
nicht besonders beliebt sind, weil der Wind für die Bürger
stärker weht, in Angriff nehmen zu müssen.
Was da objektiv nötig war, ob der Ausstieg uas dem bisherigen Sozialsystem wirklich nötig war, darüber gibt es unterschiedliche Meinungnen.
Er hatte keine
andere Wahl als sich zum Buhmann machen zu müssen. Einschnitte
machen keinen Politiker beliebt und gerade ein SPD-Mann hat es
gegenüber der eigenen Partei schwer das zu vertreten.
Ja, wenn der Bundeskanzler plötzlich die Thesen der Parteien, die man verhiundern wollte, in die Tat umsetzt, führt das zu massenhaften Austritten aus der Partei. Andere ziehen sich zurück und warten auf die Zeit ‚nach Schröder‘.
Die objektive Notwendigkeit sehe ich nicht.
Zieht die CDU/FDP in Erwägung ihre Konzepte umzusetzen?
Keine Ahnung, über die habe ich nicht gesprochen. Über die mache ich mir nur in so weit Gedanken, daß ich mich informiere, worauf ich mich einzustellen habe, wenn die gewinnen.
Mal ganz abgesehen davon daß die auch ihre Leichen im Keller
haben (Spendengelder…) holt man einen Herrn Kirchhof, der
mir persönlich gut gefällt. Der Coup ist sicher auch medial
gelungen. Schwierig wird’s wenn man rationaler wird und
überlegt was passiert wenn die CDU an die Macht kommt. Bisher
weigert sich Kirchhof seine Streich-Liste vorzulegen und klar
ist auch daß die CDU das Steuerrrecht erstmal nur ändert, man
erzählt von 90% des Kirchhof-Modells, die erstmal umgesetzt
werden sollen, andere vermuten daß Kirchhof nur den Wahlkampf
beflügeln sollte aber a) dann doch nicht Finanzminister wird
oder b) als Quereinsteiger erstmal „Finanzminister lernen“
muß.
Bei GMX habe ich gerade gelesen, daß Kirchhof für eine große Koalition nicht zur Verfügung stehen wird … 
Ich mag Kirchhof und halte ihn für einen wirklich freundlichen
Mann, aber mir - und bestimmt auch vielen anderen - geht es so
daß ich nicht weiß was die CDU morgen und übermorgen
steuerrechtlich konkret machen will. Man diskutiert
theoretische Zukunftsmodelle, aber keine Fakten.
Was ich aber weiß, das sind Fakten, die klar sind: es kommt zu
einer MwSt-Erhöhung, die für mich ein echtes Problem wird.
Weil ich nicht nur Miete und Lebensmittel finanziere, sondern
auch noch ein paar andere Sachen - und da zahle ich demnächst
sehr viel mehr. Profitieren tue ich von der Senkung der
Lohnnebenkosten umständehalber gar nicht. 5 Millionen
offizielle, 6-7 Millionen reale Arbeitslose auch nicht, das
allein sind schon 10% der Bevölkerung. Vor allem genau
diejenigen, die sich eine solche Erhöhung am allerwenigsten
leisten können und auch jetzt schon sehr oft am
Existenzminimum herumkrebsen.
Die FDP redet scheinheilig über den Willen die MwSt-Erhöhung
nicht haben zu wollen, aber jeder weiß daß sie gar nicht
anders kann als mitzumachen. Da fühlt man sich doch auch
verblödet, was ist daran besser als eine Linkspartei, von der
ich auch weiß daß ihre Konzepte nicht umsetzbar sind…
Wieso steigen Schröders Umfragewerte? Wieso wurde Schröder
nach dem Fernsehduell zum großen Teil als glaubwürdig
eingestuft? Was bringt die Leute dazu, Schröder auch nur ein
einziges Wort als echt abzukaufen?
Weil er immer noch staatsmännischer rüberkommt als das Merkel.
Noch einmal, Merkel hat mich nicht interessiert. Es ist mir egal, wer der politische Gegner ist, ich glaube Schröder nicht, daß er für die Zukunft plant, sich an der SPD-Basis zu orientieren.
Und außenpolitisch einen Kurs gefahren hat, der von einer
großen Mehrheit mit Respekt geachtet wird. In dem Punkt wird
Merkel nicht nur neutral, sondern schlichtweg negativ bewertet
weil sich jeder fragt was passiert wenn Dabbelju in seinem
Wahn den nächsten Krieg anzettelt. Dann sind wir womöglich
auch dabei - mit Soldaten im Krisengebiet und der U-Bahn in
Berlin.
Mal den, für mich immer noch unwahrscheinlichen, Fall
angenommen, Schröder gewinnt die Wahl, dann vergisst er noch
am Wahlsonntag seine soziale Einstellung und seine Nähe zu den
Gewerkschaften. Wieso beginnen die Gewerkschaften wieder,
Schröder zu untersützen?
Weil Schröder immer noch ein kleineres Übel ist als Merkel?
Es gibt nicht nur zwei Parteien. Da gab es noch eine, die wesentlich näher an den Gewerkschaften war, die nur noch durch die Realität auf den Boden der Tatsachen geholt werden mußte.
Leider geht die jetzt in der SED auf, weil sie nicht untzerstützt wurde. Chance vertan.
Vor allem: Ich behaupte daß kein Bürger wirklich sicher weiß
welcher innenpolitische Kurs, insbesondere bezogen auf die
Finanzen, der richtige Weg ist. Selbst Experten sind uneins.
Die ‚Experten‘ erzählen ihrem Auftraggeber, was er hören möchte, damit der damit arbeiten kann. Das dient auch nicht als Orientierungshilfe. Sieh Dir die ‚Wirtschaftsweisen‘ an, da findest Du auch jede Ansicht, teilweise gegensätzlich.
Der Otto Normalverbraucher kann alles oder nichts glauben, am
Ende biste so schlau wie vorher.
Einfach an sehen, wer dahinter steht, wer zahlt. ‚Wem nützt es‘ ist immer noch die sinnvollste Frage.
Also rücken die Personen in den Vordergrund. Oder wie sonst
ist es zu erklären daß so ein völlig unsinniger Hype um das
Fernsehduell und die Kandidaten gemacht wird?
Daß sich das Fernsehen darauf stürzt, ist logisch. CDU und SPD sind sich dabei auch einig, das Duell nützt beiden, schadet den kleinen Parteien.
Ich habe vor ein paar Tagen einen Test gesehen, da fragte man
Wähler nach ihren politischen Meinungen und ihrer
PArteipräferenz. Heraus kam daß extrem viele Leute denjenigen
wählen, den sie immer gewählt haben, der ihnen sympathischer
erscheint, den sie besser kennen, der zufällig mit einer
bestimmten guten oder schlechten Tat im Gedächtnis hängen
geblieben ist. Kaum jemand hätte denjenigen gewählt, der
seinen politischen Vorstellungen am nächsten war.
Das Fernsehen arbeitet für die beiden großen Parteien, was erwartest Du?
Dazu kommt: was willste machen wenn keine Partei Deinen
Vorstellungen entspricht, Du in jedem Programm sinnvolle
Ansätze entdeckst? Mir geht es z. B. so daß ich für jede
Partei aus dem wählbaren Spektrum Plus- und auch Minuspunkte
sehe. Watt nu?
Die Richtung betrachten und überlegen, ob die Absicht bestehen könnte, das auch umzusetzen. Wenn gar nichts passt, bleibt immer noch ‚Die Partei‘ oder ‚APPD‘ um nicht zu wählen.
(Im Saarland nicht, die treten hier beide nicht an.)
Gruß, Rainer