Wäre eine religio perennis denkbar?

Hi.

Ich will der von Petra aufgeworfenen Frage betr. Weltreligionen ein eigenes Posting nachschicken, da hier eine ziemlich neuartige Sicht auf das Phänomen vorgeschlagen wird.

Es gibt in der Philosophie den Begriff der philosophia perennis (ewige Philosophie), erstmals im 16. Jhd. von Augustino Steuco verwendet und in der Folge von Leibniz, Aldous Huxley, Frithjof Schuon, Coomaraswamy und Ken Wilber aufgegriffen. Der Begriff besagt, daß es in den Philosophien der Welt quer durch Zeit und Raum gewisse Gemeinsamkeiten gibt, so daß daraus ein System destilliert werden kann, das diese Gemeinsamkeiten vereint und die Unterschiede aussortiert.

Denkbar wäre also auch, eine RELIGIO PERENNIS zu konzipieren. (Daß dieser Gedanke und dieser Begriff in der Esoterik schon existieren, fand ich erst heraus, als das mir schon eingefallen war).

Das Grundprinzip dieser RP wäre dem der philosophia perennis sehr ähnlich: es gibt eine höhere Wahrheit, die uns in der Alltagswelt normalerweise verborgen ist, und der Sinn des Lebens besteht darin, diese höhere Wahrheit zu realisieren.

Nach welchen Parametern wären die empirisch gegebenen Religionsformen aber zu analysieren und einzuordnen? Grundsätzlich nach denen der Abhängigkeit und Unabhängigkeit von historischen Kontexten, das geht ja aus dem Begriff der EWIGEN Religion hervor.

Natürlich werden jetzt meine persönlichen Präferenzen einfließen, wennn ich ein paar Gedanken dazu folgen lasse, aber wer kann das vermeiden, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen?

Was wäre also an zeitbedingten Merkmalen auszuscheiden aus den gegebenen Religionen?
Ein Beispiel: die Unterlegenheit der Frau gegenüber dem Mann, die in eigentlich allen Weltreligionen mehr oder weniger deutlich zum Ausdruck gebracht wird. Christentum und Islam sind ein Paradebeispiel, aber auch der Hinduismus und der Buddhismus haben gewisse implizite Tendenzen in diese Richtung.
Weiteres Kriterium: die Freiheit des Individuums. Es wäre, denke ich, heuchlerisch, dieses Ideal als nur zeitbedingt zu bezeichnen und als unanwendbar auf Religionen, die in früheren Zeiten entstanden. Also, wie steht´s damit?
In einigen Religionen recht gut, in anderen sehr schlecht. Was letzteres betrifft, nenne ich das Christentum und den Islam als Beispiel für eine Weltsicht, die das Individuum in eine radikale Abhängigkeit von autoritären Strukturen stellt. Autoritäre Strukturen waren ein Merkmal der Antike, sind also hochgradig zeitbedingt - und damit für eine religio perennis nicht akzeptabel.

Ich will es bei den paar Andeutungen belassen für den Moment. Es geht mir natürlich nicht um die Gründung einer neuen Religion - das ganze ist nur eine theoretische Spielerei mit ernstem Hintergrund.

Hat jemand dazu Ideen?

Gruß

Denkfehler gefunden
Hallo,

ich habe in deinen Überlegungen einen gravierenden Denkfehler gefunden. Du gehst offenbar davon aus, dass man einfach nur alle existierenden Religionen mischen müsste - und zwar die guten wie die schlechten Seiten - um deine „religio perennis“ zu erhalten.

Hier z.B. erwähnst du das:

Ein Beispiel: die Unterlegenheit der Frau gegenüber dem Mann,
die in eigentlich allen Weltreligionen mehr oder weniger
deutlich zum Ausdruck gebracht wird. Christentum und Islam
sind ein Paradebeispiel, aber auch der Hinduismus und der
Buddhismus haben gewisse implizite Tendenzen in diese
Richtung.

Ebensogut hättest du schreiben können, dass alle Religionen irgendwann einmal gewaltsam gegen Andersgläubige vorgegangen sind. Wenn man da genug sucht, findet man sogar bei den Buddhisten was, habe ich mir sagen lassen. Die logische Folgerung könnte dann sein, dass Gewalt gegen Andersdenkende in der „religio perennis“ enthalten sein muss.

Ich weiß also nicht, ob es eine gute Idee ist, einfach alles zu nehmen, was in allen Religionen anzutreffen ist, und dann davon auszugehen, nun eine ewige - und vielleicht eine besonders perfekte? - Religion zu haben.

Man kann zwar seine Religion mehr oder weniger frei wählen. Aber einfach wie im Baukastensystem etwas Neues zusammenbauen, das wird glaube ich nicht gehen. Dadurch wird keine besonders gute Religion entstehen, sondern die Sache würde zu endlosen Streitereien führen, weil man sich nicht darüber einigen kann, was denn nun in die „religio perennis“ aufgenommen werden soll.

Schöne Grüße

Petra

Mensch glaubt…
Alle installierten Systeme des Menschen sind zum Scheitern verurteilt.
Menschen finden sich mit gleichen Gedanken, es entsteht eine Religion, mehr nicht. Letztlich hat jeder Einzelne ein eigenes Bild von Gott, was aber wiederum den Gott insgesamt ausmacht. Kein Mensch hat den „perfekten“ Glauben, er hat eben ein Bild von Gott. All diese Bilder ergeben wieder ein Bild von Gott, ein Bild das wieder nicht alles über Gott aussagt.

LG
Mikhael

Hallo,

Ich will der von Petra aufgeworfenen Frage betr.
Weltreligionen ein eigenes Posting nachschicken, da hier eine
ziemlich neuartige Sicht auf das Phänomen vorgeschlagen wird.
Denkbar wäre also auch, eine RELIGIO PERENNIS zu konzipieren.
Das Grundprinzip dieser RP wäre dem der philosophia perennis
sehr ähnlich: es gibt eine höhere Wahrheit, die uns in der
Alltagswelt normalerweise verborgen ist, und der Sinn des
Lebens besteht darin, diese höhere Wahrheit zu realisieren.

Prima, allen Religionen gemeinsam war zu allen Zeiten
die Abwesenheit von rationaler Logik.
Die Irrationalität wird also die höhere Wahrheit :wink:

Nach welchen Parametern wären die empirisch gegebenen
Religionsformen aber zu analysieren und einzuordnen?
Grundsätzlich nach denen der Abhängigkeit und Unabhängigkeit
von historischen Kontexten, das geht ja aus dem Begriff der
EWIGEN Religion hervor.

Nur eines ist unenedlich, die menschliche Dummheit,
diese ist eine gute Basis für Deine RELIGIO PERENNIS.

Gruß Uwi

Prima, allen Religionen gemeinsam war zu allen Zeiten
die Abwesenheit von rationaler Logik.

Moin Uwe,

Deiner Formulierung zufolge - auf alles andere will ich gar nicht eingehen - gäbe es auch eine irrationale Logik.
Ich behaupte jetzt einfach frech, Du würdest der Philosophie einen großen Dienst erweisen, wenn Du deren Strukturen ein wenig verdeutlichen könntest.

Schönen Sonntag noch!
Gruß - Rolf

Hi ho,

ich denke mal, Uwi meint sowas wie „vernünftige“ Logik.

Wenn man mal einen Blick in die Bibel wirft:

_2.Mose 32,27

Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR,
der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert
um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her
von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder,
Freund und Nächsten.
Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte;
und es fielen an dem Tage vom Volk dreitausend Mann_

Und dann die allgemein kolportierte Version eines „liebenden, verzeihenden Gottes“ betrachtet, dann fragt man sich, wo da die Vernunft bleibt.

Gruss,
Herb

Hej Herb,

ich finde es immer wieder erstaunlich, daß die Kritiker der Kirchen und der Religion die Bibel wörtlicher nehmen als die Christen selber.

Offenbar greift da ein bestimmter Mechanismus: die Bibel ist ein Märchenbuch, ein Buch voller Lügen und historischer Unrichtigkeiten, ein Buch, das die Herrschaft von wenigen über viele etablieren und rechtfertigen soll, alles in allem also ein menschliches Machwerk im Dienste der Unmenschlichkeit - so wird die Bibel dargestellt, wenn man der Religion oder der Kirche ans Leder will.

Auf der anderen seite werden solche Stellen wie Du sie zitierst, wörtlich genommen, werden aller historischen Bezüge entkleidet, gelten plötzlich als zeitlose Wahrheiten und, vor allem, historische Wahrheit - jetzt mit dem Ziel, die Irrationalität des Glaubens nachzuweisen.

da wird ein Gottesbild konstruiert, und dieses Bild meint man dann mit Hilfe solcher Stellen zerschlagen zu können. Ich finde es ja schön und verdienstlich, falsche Götter- und Götzenbilder zu zerschlagen - aber dann doch bitte mit dem Mindestmaß an Logik und Rationalität, derer es der Religion in einem so erbärmlichen Maße ermangeln soll und welche im Überfluß zu haben die Kritiker ebenjener Religion zu rühmen sich nicht genugtun können.

Falls Du diese komplizierten Konstruktionen nicht verstanden hast, sage ich es noch einmal in klarem und einfachem Deutsch: Ich halte Deine Antwort für „Bla“!

Gruß - Rolf

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Hi ho,

ich finde es immer wieder erstaunlich, daß die Kritiker der
Kirchen und der Religion die Bibel wörtlicher nehmen als die
Christen selber.

Das mag daran liegen, dass viele der religiösen Fanatiker die Bibel mehr als wörtlich nehmen. Dem passt man sich an. Und natürlich stossen „harte“ Äusserungen eher auf Aufmerksamkeit, als politisch weichgekochte Statements.

Offenbar greift da ein bestimmter Mechanismus: die Bibel ist
ein Märchenbuch, ein Buch voller Lügen und historischer
Unrichtigkeiten, ein Buch, das die Herrschaft von wenigen über
viele etablieren und rechtfertigen soll, alles in allem also
ein menschliches Machwerk im Dienste der Unmenschlichkeit - so
wird die Bibel dargestellt, wenn man der Religion oder der
Kirche ans Leder will.

Wenn man die Geschichte der menschlichen Gesellschaften betrachtet, dann wurde die Bibel nunmal oft genug als Alibi für solche „Machenschaften“ benutzt.
Darüber hinaus ist sie ein (für den Fantasybereich) interessantes Buch, wo sonst bekommt man so leicht so gute Vorlagen wie in der von mir zitierten Passage?

Auf der anderen seite werden solche Stellen wie Du sie
zitierst, wörtlich genommen, werden aller historischen Bezüge
entkleidet, gelten plötzlich als zeitlose Wahrheiten und, vor
allem, historische Wahrheit - jetzt mit dem Ziel, die
Irrationalität des Glaubens nachzuweisen.

Betrachte es doch mal so:

Auf der anderen seite werden solche Stellen wie Du sie
zitierst, wörtlich genommen, werden aller historischen Bezüge
entkleidet, gelten plötzlich als zeitlose Wahrheiten und, vor
allem, historische Wahrheit - jetzt mit dem Ziel, die
Rationalität des Glaubens eigene Politik nachzuweisen zu rechtfertigen.

Falls Du diese komplizierten Konstruktionen nicht verstanden
hast, sage ich es noch einmal in klarem und einfachem Deutsch:
Ich halte Deine Antwort für „Bla“!

Sieh mal einer an. Mir geht es mit Deiner Beinahe-Antwort genauso.

Gruss,
Herb

1 „Gefällt mir“

Hi.

ich habe in deinen Überlegungen einen gravierenden Denkfehler
gefunden. Du gehst offenbar davon aus, dass man einfach nur
alle existierenden Religionen mischen müsste - und zwar die
guten wie die schlechten Seiten - um deine „religio perennis“
zu erhalten.

Ich sehe nicht genau, wo du den Denkfehler siehst. Das Prinzip der philosophia perennis (Gemeinsamkeiten beibehalten, Verschiedenheiten aussortieren) habe ich keineswegs auf eine religio perennis übertragen wollen. Deren Prinzip würde ich anders beschreiben: eine Entschlackung der traditionellen Systeme nach den Kriterien der Rationalität und des Menschenrechts. Ich dachte, dies im Absatz, der den Beispielen vorausgeht, hinlänglich zum Ausdruck gebracht zu haben.

Hier z.B. erwähnst du das:

Ein Beispiel: die Unterlegenheit der Frau gegenüber dem Mann,
… Christentum und Islam
sind ein Paradebeispiel, aber auch der Hinduismus und der
Buddhismus haben … Tendenzen in diese
Richtung.

Ebensogut hättest du schreiben können, dass alle Religionen
irgendwann einmal gewaltsam gegen Andersgläubige vorgegangen
sind … Die logische
Folgerung könnte dann sein, dass Gewalt gegen Andersdenkende
in der „religio perennis“ enthalten sein muss.

Abgesehen von dem, was ich zuvor sagte, dürfen auch zwei Ebenen nicht durcheinandergebracht werden: die ´theologische´ und die historisch-praktische. Mir sind keine relevante Textstellen aus dem Buddhismus bekannt, die zur Liquidation Andersdenkender auffordern. Buddha hat nie Andersdenkenden mit gewaltsamen Sanktionen gedroht. Der biblische Jesus dagegen hat im NT 33 mal Andersdenkenden mit der Höllenstrafe gedroht. Bekanntlich sieht´s in dieser Hinsicht auch im Islam nicht so rosarot aus.

Ich weiß also nicht, ob es eine gute Idee ist, einfach alles
zu nehmen, was in allen Religionen anzutreffen ist, und dann
davon auszugehen, nun eine ewige - und vielleicht eine
besonders perfekte? - Religion zu haben.

Also, das Mißverständnis wäre ja jetzt behoben.

Aber einfach wie im Baukastensystem etwas Neues zusammenbauen,
das wird glaube ich nicht gehen. Dadurch wird keine besonders
gute Religion entstehen, …

Keine neue Religion ist intendiert, wie schon gesagt, sondern eher eine Art analytisches Raster, das erlaubt, die tradierten Systeme miteinander in Beziehung zu setzen und das herauszufiltern, das gemäß unserer rationalen und ethischen Maßstäbe nicht in eine (theoretische) ewige Religion reinpaßt.

Natürlich erhebt sich die Frage nach der Art und Gültigkeit der dabei anzuwendenen Maßstäbe. Andeutungen habe ich schon gemacht: die Freiheit des Individuums z.B. Die wurde von verschiedenen Religionen SEHR verschieden gedacht.

Gruß

großes Mißverständnis
Hi.

Tja, so geht´s, wenn man im Internetcafe mit Rockmusikbeschallung über solche Dinge schreibt: es ergeben sich Unschärfen in der Argumentation und Darstellung.

Sorry also: das Sortierprinzip wäre in der RP ganz anders als in der philosophia perennis - bei der PP zählen nur die wesentlichen Gemeinsamkeiten (was gehört REIN?), bei der RP aber jene Features, die nach unseren rationalen und ethischen Maßstäben AUSSORTIERT werden müssen (was gehört RAUS?).

Ich hatte dies in dem Absatz über das Kriterium der Abhängigkeit und Unabhängigkeit von historischen Kontexten aber bereits angedeutet. Und hatte ich nicht gegen jene Irrationalität argumentiert, die der Freiheit des Individuums zuwiderläuft, oder gegen die exzessive Geringschätzung der Frau?

Mir ist also nicht klar, wieso du, trotz der zugegebenen Unschärfen, meine Darstellung SOO sehr fehlinterpretierst.

Gruß

Hi.

Alle installierten Systeme des Menschen sind zum Scheitern
verurteilt.

Da werden dir viele widersprechen, manche zu unrecht, manche zu recht. Wieso z.B. denkst du, daß der Buddhismus ´scheitert´, gescheitert ist oder scheitern wird? Spricht auch nur irgendetwas dafür?

Menschen finden sich mit gleichen Gedanken, es entsteht eine
Religion, mehr nicht.

Historisch gesehen, lagen die Dinge sehr viel komplizierter.

Letztlich hat jeder Einzelne ein eigenes
Bild von Gott, was aber wiederum den Gott insgesamt ausmacht.

Eigenes Bild? Du meinst, eine individuelle Variante eines durch religiöse Tradition übermittelten Bildes? Das ist kein eigenes Bild.

Kein Mensch hat den „perfekten“ Glauben, er hat eben ein Bild
von Gott. All diese Bilder ergeben wieder ein Bild von Gott,
ein Bild das wieder nicht alles über Gott aussagt.

Es gibt eine atheistische Religion (Buddhismus) und eine in diese Richtung stark tendierende (Brahmanismus).

Gruß

immanente Kritik ist seriös
Hi.

Auf der anderen seite werden solche Stellen wie Du sie
zitierst, wörtlich genommen, werden aller historischen Bezüge
entkleidet, gelten plötzlich als zeitlose Wahrheiten und, vor
allem, historische Wahrheit - jetzt mit dem Ziel, die
Irrationalität des Glaubens nachzuweisen.

Da hast du Herb wahrscheinlich mißverstanden. Hat er in seiner Äußerung behauptet, er beziehe sich auf eine historische Tatsache? Hat er nicht. Er nahm eine Bibelstelle, die einen von der christlichen Tradition hochverehrten Mitbegründer des Christentums unzweideutig als einen Kriegsherrn präsentiert, der bedenkenlos über Leichen geht (wie das Christentum dies später in den Kreuzzügen ja historisch nachweisbar praktizierte, von anderen Beispielen jetzt zu schweigen).

Man nennt so etwas eine ´immenante´ Kritik - d.h., Aussagen der zu kritisierenden Partei werden auf in ihnen enthaltene Ungereimtheiten und Fragwürdigkeiten hin untersucht. Ob Moses überhaupt eine historische Figur war (es soll kein außerbiblisches Zeugnis über ihn geben), ist in diesem Zusammenhang SEKUNDÄR. Das Christentum hat Moses als Propagandafigur verwendet und eine ganze Menge auf deren Schultern errichtet - so etwas funktioniert auch mit virtuellen Figuren. Ich erinnere nur an das Problem der Historizität von Jesus. An dieser Figur hängt das KOMPLETTE Christentum - und wie verdammt unsicher ist es doch, daß diese Figur (in der von der Bibel behaupteten Weise) überhaupt existiert hat.

Die Unvernunft einer Religion läßt sich also auch an Ungereimtheiten belegen, die im Kontext virtueller Personen und Ereignisse stattfinden - wichtig ist dabei nur die Bedeutung, die dieses Virtuelle für das Gesamtsystem der betreffenden Religion hat. DARAN wird die Religion gemessen.

Falls Du diese komplizierten Konstruktionen nicht verstanden
hast, sage ich es noch einmal in klarem und einfachem Deutsch:
Ich halte Deine Antwort für „Bla“!

Er hat´s gewiß verstanden - und eine kleine Bitte: mach Andersdenkende nicht einfach so salopp herunter. Es geht auch sachlicher.

Gruß

Besser hart als weich, auch beim Argumentieren
Hi.

Und
natürlich stossen „harte“ Äusserungen eher auf Aufmerksamkeit,
als politisch weichgekochte Statements.

Matisse sagte, manchmal muß man übertreiben, damit die Leute einen verstehen. Leider ist das in puncto Christentum gar nicht nötig :smile:, aber verstanden wird man oft trotzdem nicht. Ich gebe dir da also recht.

Wenn man die Geschichte der menschlichen Gesellschaften
betrachtet, dann wurde die Bibel nunmal oft genug als Alibi
für solche „Machenschaften“ benutzt.

Ich habe das sinngemäß auch so in meiner Re an Rolf gesagt - Stichworte: ‚immanente Kritik‘ und ‚virtuelle Figuren/Ereignisse‘.

Darüber hinaus ist sie ein (für den Fantasybereich)
interessantes Buch, wo sonst bekommt man so leicht so gute
Vorlagen wie in der von mir zitierten Passage?

Tja, der größte Horrorroman aller Zeiten: das Buch der Liebe.

Gruß

Hallo,

Da werden dir viele widersprechen, manche zu unrecht, manche
zu recht. Wieso z.B. denkst du, daß der Buddhismus
´scheitert´, gescheitert ist oder scheitern wird? Spricht auch
nur irgendetwas dafür?

+++
Ich denke, die Geschichte der Menschheit spricht eine deutliche Sprache. Religionen und Gottesbilder veränderten sich im Laufe der Zeit. Es ist vielleicht nicht ein direktes Zusammenbrechen oder Scheitern, aber eben eine Veränderung die mit der ursprünglichen Religion nicht mehr viel gemeinsam haben.
Religionen kommen und gehen und Gott ist dennoch unbeeindruckt:smile:
+++

Menschen finden sich mit gleichen Gedanken, es entsteht eine
Religion, mehr nicht.

Historisch gesehen, lagen die Dinge sehr viel komplizierter.

+++
Das mag sein, ich will damit nur sagen, daß sich Menschen mit vielleicht annähernd gleichen Gottesbilder in einer Gemeinschaft zusammentun. Ein guter Vergleich sind für mich Vereine, Menschen mit gleichen Interessen finden sich und tauschen sich aus.
+++

Letztlich hat jeder Einzelne ein eigenes
Bild von Gott, was aber wiederum den Gott insgesamt ausmacht.

Eigenes Bild? Du meinst, eine individuelle Variante eines
durch religiöse Tradition übermittelten Bildes? Das ist kein
eigenes Bild.

+++
Dagegen kannst du nichts ausrichten, wir werden in ein Land und in Traditionen hineingeboren. Jeder wird sozusagen vorgeimpft. Aber wir haben auch gerade heute die Möglichkeit uns über andere Religionen und Lebensweisen mehr als genug zu informieren. Durch diese Informationen können wir wieder neu nachdenken und „neue“ Bilder entwerfen.

LG
Mikhael

Hallo,

Sorry also: das Sortierprinzip wäre in der RP ganz anders als
in der philosophia perennis - bei der PP zählen nur die
wesentlichen Gemeinsamkeiten (was gehört REIN?),

Ich kann schon nicht einsehen, daß es eine philosophia perennis
in dem Sinne geben kann, wie Du sie vorstellst … oder vielleicht
doch in dem Sinne, daß die Philosphen sich trotz aller Gegensätze
in ihren Anschauugen doch zumindest bemühen, ihre Argumente
rational, also mit einer immanenten Logik vorzutragen
Egal, um das zu begründen reichen meine philosophische
Bildung nicht :frowning:

bei der RP
aber jene Features, die nach unseren rationalen und ethischen
Maßstäben AUSSORTIERT werden müssen (was gehört RAUS?).

Dann müßte also zuallererst die Irrationalität aussortiert werden,
damit wäre aber jegliche Grundlage der Religion weggenommen.
Was bleibt dann noch von jeglicher Religion ???

Ich hatte dies in dem Absatz über das Kriterium der
Abhängigkeit und Unabhängigkeit von historischen Kontexten
aber bereits angedeutet. Und hatte ich nicht gegen jene
Irrationalität argumentiert, die der Freiheit des Individuums
zuwiderläuft, oder gegen die exzessive Geringschätzung der
Frau?

Das sind doch sekundäre Effekte, die mit Religion nicht zwingend
zu tun haben.

Mir ist also nicht klar, wieso du, trotz der zugegebenen
Unschärfen, meine Darstellung SOO sehr fehlinterpretierst.

Weil ich absolut nicht weiss, wie verquer man denken muß,
um solche Idee irgendwie positiv beantworten können.

Das einzige, was deine Bedingungen erfüllt, heit also „Atheismus“,
aber den hast Du ja wohl bei der Suche nicht im Sinn, oder ?
Gruß Uwi

Moin,

Denkbar wäre also auch, eine RELIGIO PERENNIS zu konzipieren.

Wie perennis darf es denn sein? Mir scheint, dir ist nicht ganz klar, dass es ein paar Religionen gibt, die schon ein paar tausend Jahre mehr oder weniger unverändert existieren und ein Ende ist nicht abzusehen. Was willst du denn da noch „konzipieren“? Offenbar gibt es das bereits.

Gruß
Marion

Hi.

Das Prinzip
der philosophia perennis (Gemeinsamkeiten beibehalten,
Verschiedenheiten aussortieren) habe ich keineswegs auf eine
religio perennis übertragen wollen. Deren Prinzip würde ich
anders beschreiben: eine Entschlackung der traditionellen
Systeme nach den Kriterien der Rationalität und des
Menschenrechts.

Diese Entschlackung hat doch Jesus hervorragend artikuliert:
„Liebe Gott über alles, und deinen Nächsten wie dich selbst.“

Buddha hat nie Andersdenkenden mit
gewaltsamen Sanktionen gedroht. Der biblische Jesus dagegen
hat im NT 33 mal Andersdenkenden mit der Höllenstrafe gedroht.

Das halte ich für eine Fehlinterpretation.
Jesus hat vor dem Höllenfeuer gewarnt.

Gruss Harald

Hi.

Diese Entschlackung hat doch Jesus hervorragend artikuliert:
"Liebe Gott über alles …

Liebe braucht ein Objekt, aber das Objekt ´Gott` ist laut christlicher Theologie nicht erkennbar (z.B. Johannes, Thomas v. Aquin, Ratzinger). Die Menschen werden also aufgefordert, ein Objekt reinen Glaubens zu lieben. Ist das eine Entschlackung vom Irrationalen?

… und deinen Nächsten wie dich selbst."

Tja, scheinbar haben sehr viele Christen sich selbst nicht sonderlich geliebt.

Der biblische Jesus dagegen
hat im NT 33 mal Andersdenkenden mit der Höllenstrafe gedroht.

Das halte ich für eine Fehlinterpretation.
Jesus hat vor dem Höllenfeuer gewarnt.

Eine Warnung in der Art, wie jemand vor einer Gefahr warnt, deren Urheber zufällig sein eigener Vater ist :smile:. Außerdem billigte der biblische Jesus das Druckmittel des Höllenfeuers.

Gruß

Neue Gedanken wagen
Hi.

Und hatte ich nicht gegen jene
Irrationalität argumentiert, die der Freiheit des Individuums
zuwiderläuft, oder gegen die exzessive Geringschätzung der
Frau?

Das sind doch sekundäre Effekte, die mit Religion nicht
zwingend
zu tun haben.

Und ob sie das haben. Gewisse Religionen haben die Unfreiheit des Individuums und die Ohnmacht der Frauen über lange Zeiten theoretisch gerechtfertigt und praktisch zementiert. Speziell ersteres war notwendiger und zwingender Bestandteil der theologischen Theorie. Ohne dieses Element hätten diese Religionen nicht ´funktioniert`.

Weil ich absolut nicht weiss, wie verquer man denken muß,
um solche Idee irgendwie positiv beantworten können.

Nicht verquer, nur etwas kritisch und kreativ.

Das einzige, was deine Bedingungen erfüllt, heißt also
„Atheismus“,
aber den hast Du ja wohl bei der Suche nicht im Sinn, oder ?

Noch einmal zum Mitschreiben: der Buddhismus ist atheistisch, und der Brahmanismus in seinen entwickeltsten Formen ebenfalls (im Sinne eines nichtpersonalen ´Göttlichen`.

Gruß

Perennis bitte ohne Zucker - danke
Hi.

Wie perennis darf es denn sein?

Drei Teelöffel bitte, aber kein Zucker. Danke.

Mir scheint, dir ist nicht
ganz klar, dass es ein paar Religionen gibt, die schon ein
paar tausend Jahre mehr oder weniger unverändert existieren
und ein Ende ist nicht abzusehen.

So war das nicht gemeint. Es war gemeint immer Sinne von zeitlos gültig. D.h. es geht um das (theoretische) Aussortieren irrationaler Momente (nach unseren heutigen Maßstäben, wir haben keine besseren).
Außerdem sollte dieses Konzept, wie ich schon in einer anderen Re sagte, nur ein Analyse-Instrument sein, keine wirkliche Religion.

Gruß