Hi.
Ich will der von Petra aufgeworfenen Frage betr. Weltreligionen ein eigenes Posting nachschicken, da hier eine ziemlich neuartige Sicht auf das Phänomen vorgeschlagen wird.
Es gibt in der Philosophie den Begriff der philosophia perennis (ewige Philosophie), erstmals im 16. Jhd. von Augustino Steuco verwendet und in der Folge von Leibniz, Aldous Huxley, Frithjof Schuon, Coomaraswamy und Ken Wilber aufgegriffen. Der Begriff besagt, daß es in den Philosophien der Welt quer durch Zeit und Raum gewisse Gemeinsamkeiten gibt, so daß daraus ein System destilliert werden kann, das diese Gemeinsamkeiten vereint und die Unterschiede aussortiert.
Denkbar wäre also auch, eine RELIGIO PERENNIS zu konzipieren. (Daß dieser Gedanke und dieser Begriff in der Esoterik schon existieren, fand ich erst heraus, als das mir schon eingefallen war).
Das Grundprinzip dieser RP wäre dem der philosophia perennis sehr ähnlich: es gibt eine höhere Wahrheit, die uns in der Alltagswelt normalerweise verborgen ist, und der Sinn des Lebens besteht darin, diese höhere Wahrheit zu realisieren.
Nach welchen Parametern wären die empirisch gegebenen Religionsformen aber zu analysieren und einzuordnen? Grundsätzlich nach denen der Abhängigkeit und Unabhängigkeit von historischen Kontexten, das geht ja aus dem Begriff der EWIGEN Religion hervor.
Natürlich werden jetzt meine persönlichen Präferenzen einfließen, wennn ich ein paar Gedanken dazu folgen lasse, aber wer kann das vermeiden, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen?
Was wäre also an zeitbedingten Merkmalen auszuscheiden aus den gegebenen Religionen?
Ein Beispiel: die Unterlegenheit der Frau gegenüber dem Mann, die in eigentlich allen Weltreligionen mehr oder weniger deutlich zum Ausdruck gebracht wird. Christentum und Islam sind ein Paradebeispiel, aber auch der Hinduismus und der Buddhismus haben gewisse implizite Tendenzen in diese Richtung.
Weiteres Kriterium: die Freiheit des Individuums. Es wäre, denke ich, heuchlerisch, dieses Ideal als nur zeitbedingt zu bezeichnen und als unanwendbar auf Religionen, die in früheren Zeiten entstanden. Also, wie steht´s damit?
In einigen Religionen recht gut, in anderen sehr schlecht. Was letzteres betrifft, nenne ich das Christentum und den Islam als Beispiel für eine Weltsicht, die das Individuum in eine radikale Abhängigkeit von autoritären Strukturen stellt. Autoritäre Strukturen waren ein Merkmal der Antike, sind also hochgradig zeitbedingt - und damit für eine religio perennis nicht akzeptabel.
Ich will es bei den paar Andeutungen belassen für den Moment. Es geht mir natürlich nicht um die Gründung einer neuen Religion - das ganze ist nur eine theoretische Spielerei mit ernstem Hintergrund.
Hat jemand dazu Ideen?
Gruß

, aber verstanden wird man oft trotzdem nicht. Ich gebe dir da also recht.