Hallo Wolfgang.
Was ich meine, kannst Du in jeder Wohnstraße an den Haustüren
erkennen: Beleidigungen fürs Auge, fabrikneuer Schrott,
geschmacklose Gebilde angeblicher „Stiltüren“ aus dem
Baumarkt. Der örtliche Tischler dreht Däumchen. Bei dem sind
Kapazitäten frei. Aber nicht, weil er so ein elender Mistkerl
ist, der seinen Angestellten keine Arbeit gönnt, sondern weil
diese Arbeit kaum jemand bezahlen will.
Mach aus ‚will‘ ‚kann‘ und wir sind uns bis hier her einig.
Vermutlich meinst Du
nicht kleine oder mittlere Betriebe.
Doch, das Problem ist das selbe.
Daß die Musik unserer Volkswirtschaft
weit überwiegend in den kleinen und mittleren Betrieben
spielt, wird dabei übersehen.
Nein, das habe ich nicht übersehen.
… und auf der anderen Seite
Bedarf nicht gedeckt wird…
An welcher Stelle wird Bedarf nicht gedeckt?
So einige jetzt Arbeitslose würden sicher gern mehr kaufen, wenn sie wüßten, wovon.
In vielen
Bereichen wird Bedarf nicht aus einheimischer Produktion
gedeckt. Stichworte dazu sind z. B. Kostendruck und
arbeitsteilige Wirtschaft.
Ja, das ist eins der Probleme. Die Industrie, die nicht an den Standort gebunden ist, kann immer mit der Abwanderung an einen anderen Standort drohen. So unterbieten sich die AN gegenseitig.
Vor einiger Zeit habe ich gehört, daß es in China inzwischen wieder Hungertote geben soll. Meinst Du, wir sollten den Lebensstandard wirklich unterbieten?
Aber wieder ernsthaft. 
Noch mal zurück zu Deinem Tischler.
Vor ein paar Jahren hatte der drei Gesellen und einen Lehrling, die Türen haben sich gut verkauft. Von dem Gewinn hat er sich eine moderne Maschine gekauft und macht nun alles selbst, braucht keine Angestellten mehr. Er kann trotzdem doppelt so viele Türen herstellen, wie früher mit den Leuten.
Nur sind die Leute jetzt arbeitslos und kaufen ihr Brot im Aldi, statt wie früher beim Bäcker. Der Bäcker hat das auch so gemacht und wundert sich seinerseits, daß er nichts mehr verkauft.
Beide hätten ja die Leute behalten können, die Arbeit wäre dann halt früher fertig gewesen. Die Tischlergesellen würden weiter beim Bäcker kaufen, weil’s da besser schmeckt und der Bäcker würde beim Tischler eine neue Tür bestellen, weil die besser ist, als die aus dem Baumarkt. Die Beiden brauchen nicht zu meckern, die waren das!
Oder willst Du mir nun einreden, daß die Tischlergesellen etwas falsch gemacht haben? Der Meister war’s, der meinte, den Gewinn aus dem technologischen Fortschritt für sich behalten zu müssen. Er und die anderen.
Gruß, Rainer