Münchner Derby
Hi Rolo.
Wenigstens verläuft das Münchner Derby hier friedlich. Ich bin ja mittlerweile zum Experten für geschlossene Teilthreads geworden, obwohl ich die Netiquette nie verlasse (im Unterschied zu anderen) und immer betont sachlich argumentiere (ich sage nicht: wahr, ich sage: sachlich).
Vielleicht sollte hier mal ein Thread abgespult werden, der die Regeln des wissenschaftlichen Argumentierens durchhechelt (zu denen auch emotionale Zurückhaltung zählt). Ich halte das für s e h r sinnvoll.
Nun aber zu deiner Antwort:
Religionen widersprechen sich in ihren Aussagen, sagst Du. Dachte ich früher auch immer. Möglicherweise meinen sie aber letztlich doch das selbe, ohne es zu wissen.
Ich denke, dass es sehr tiefe Gräben zwischen manchen Religionen gibt, die unüberbrückbar sind, auch wenn Michael von Brück das anders sieht . Aber in Anbetracht des Fakts, dass gerade erst wieder ein Teilthread wg. Nähe zu einer bestimmten Religion geschlossen wurde, will ich das Thema hier nicht vertiefen.
Letztlich ist es doch egal, ob es Gott wirklich gibt oder nicht, solange Milliarden von Menschen an seine Existenz glauben.
Nun, so ganz egal ist es nicht, würde ich sagen. Schließlich folgen aus solchem Glauben ja auch praktische Konsequenzen.
Religion hat doch viel eher einen
ordnungspolitischen Aspekt in Bezug auf die verschienenen Gesellschaften.
Ja, das ist die funktionalistische Sicht auf das Phänomen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Religionsdefinition
„Der funktionalistische Religionsbegriff definiert Religion über die Funktion. Er geht davon aus, dass Religion für das Individuum und die Gesellschaft eine prägende Rolle spielt und diese mitgestaltet. Religion wird hier über die soziale Funktion, d.h., in Bezug auf gesellschaftliche und individuelle Zusammenhänge, definiert. Vertreter der funktionalistischen Religionsdefinition sind Emile Durkheim, Ninian Smart und Thomas Luckmann.“
Zitat Ende.
Ich denke aber, dass das nur ein Teilaspekt des Phänomens ist, eben der soziologische. Nimm einen anderen Bereich: Eros bzw. Sex. Auch hier könnte man von einem funktionalistischen Aspekt sprechen: beides wirkt sozialintegrativ und artenerhaltend. Wer aber würde leugnen, dass es auch eine andere, eine innere Dimension gibt, die soziologisch nicht fassbar ist?
Der Mensch hat überlebt, trotz Krieg und Folter: Für mich ist das kein Widerspruch.
Natürlich nicht. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass das Wahrheitskriterium nicht zuverlässig mit dem Überlebenskriterium zusammenhängt. Wahrheit lässt sich sicher nicht nur daran messen, was der Spezies bezüglich ihrer Überlebensfähigkeit förderlich ist. Das hattest du aber irgendwie angedeutet.
Warum glaube ich, dass Erkenntnis nur innerhalb der
menschlichen Wahrnehmung möglich ist?
Tatsache ist doch, dass wir Menschen nur mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln denken oder handeln oder fühlen können. Innerhalb dieser Parameter können wir Erkenntnisse gewinnen.
Genau hier entsteht die Frage, was alles zu diesen Mitteln gehört. Leute wie Wilber…
(siehe das Stufenmodell in:
http://members.aon.at/integrale-medizin.at/spektrum_…)
… weiten die Möglichkeiten bzw. den Horizont der Wahr-Nehmung sehr aus.
Noch vor hundert, erst recht vor dreihundert oder achthundert Jahren hätte kein Mensch die naturwissenschaftlich-technischen Methoden und Kenntnisse, die wir heute haben, für möglich gehalten. Sie wären den Menschen wie Zauberei erschienen. Ebenso enthält die i n n e r e Dimension des menschlichen Geistes ein Potential, das dem alltäglichen Denken verschlossen ist, aber deswegen keineswegs irreal ist.
Ich komme auf diesen Punkt ein andermal zurück.
Gruß aus dem Münchner Gasteig
Horst