Wahrheit

Münchner Derby
Hi Rolo.

Wenigstens verläuft das Münchner Derby hier friedlich. Ich bin ja mittlerweile zum Experten für geschlossene Teilthreads geworden, obwohl ich die Netiquette nie verlasse (im Unterschied zu anderen) und immer betont sachlich argumentiere (ich sage nicht: wahr, ich sage: sachlich).

Vielleicht sollte hier mal ein Thread abgespult werden, der die Regeln des wissenschaftlichen Argumentierens durchhechelt (zu denen auch emotionale Zurückhaltung zählt). Ich halte das für s e h r sinnvoll.

Nun aber zu deiner Antwort:

Religionen widersprechen sich in ihren Aussagen, sagst Du. Dachte ich früher auch immer. Möglicherweise meinen sie aber letztlich doch das selbe, ohne es zu wissen.

Ich denke, dass es sehr tiefe Gräben zwischen manchen Religionen gibt, die unüberbrückbar sind, auch wenn Michael von Brück das anders sieht :smile:. Aber in Anbetracht des Fakts, dass gerade erst wieder ein Teilthread wg. Nähe zu einer bestimmten Religion geschlossen wurde, will ich das Thema hier nicht vertiefen.

Letztlich ist es doch egal, ob es Gott wirklich gibt oder nicht, solange Milliarden von Menschen an seine Existenz glauben.

Nun, so ganz egal ist es nicht, würde ich sagen. Schließlich folgen aus solchem Glauben ja auch praktische Konsequenzen.

Religion hat doch viel eher einen
ordnungspolitischen Aspekt in Bezug auf die verschienenen Gesellschaften.

Ja, das ist die funktionalistische Sicht auf das Phänomen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Religionsdefinition

„Der funktionalistische Religionsbegriff definiert Religion über die Funktion. Er geht davon aus, dass Religion für das Individuum und die Gesellschaft eine prägende Rolle spielt und diese mitgestaltet. Religion wird hier über die soziale Funktion, d.h., in Bezug auf gesellschaftliche und individuelle Zusammenhänge, definiert. Vertreter der funktionalistischen Religionsdefinition sind Emile Durkheim, Ninian Smart und Thomas Luckmann.“

Zitat Ende.

Ich denke aber, dass das nur ein Teilaspekt des Phänomens ist, eben der soziologische. Nimm einen anderen Bereich: Eros bzw. Sex. Auch hier könnte man von einem funktionalistischen Aspekt sprechen: beides wirkt sozialintegrativ und artenerhaltend. Wer aber würde leugnen, dass es auch eine andere, eine innere Dimension gibt, die soziologisch nicht fassbar ist?

Der Mensch hat überlebt, trotz Krieg und Folter: Für mich ist das kein Widerspruch.

Natürlich nicht. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass das Wahrheitskriterium nicht zuverlässig mit dem Überlebenskriterium zusammenhängt. Wahrheit lässt sich sicher nicht nur daran messen, was der Spezies bezüglich ihrer Überlebensfähigkeit förderlich ist. Das hattest du aber irgendwie angedeutet.

Warum glaube ich, dass Erkenntnis nur innerhalb der
menschlichen Wahrnehmung möglich ist?

Tatsache ist doch, dass wir Menschen nur mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln denken oder handeln oder fühlen können. Innerhalb dieser Parameter können wir Erkenntnisse gewinnen.

Genau hier entsteht die Frage, was alles zu diesen Mitteln gehört. Leute wie Wilber…

(siehe das Stufenmodell in:

http://members.aon.at/integrale-medizin.at/spektrum_…)

… weiten die Möglichkeiten bzw. den Horizont der Wahr-Nehmung sehr aus.

Noch vor hundert, erst recht vor dreihundert oder achthundert Jahren hätte kein Mensch die naturwissenschaftlich-technischen Methoden und Kenntnisse, die wir heute haben, für möglich gehalten. Sie wären den Menschen wie Zauberei erschienen. Ebenso enthält die i n n e r e Dimension des menschlichen Geistes ein Potential, das dem alltäglichen Denken verschlossen ist, aber deswegen keineswegs irreal ist.

Ich komme auf diesen Punkt ein andermal zurück.

Gruß aus dem Münchner Gasteig

Horst

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Hi, Horst,

hort sich alles sehr gut an. Ich könnte den ganzen Tag über dieses Thema diskutieren :smile: Der Alltag ist oft so belanglos…

Leider hab ich grad wenig Zeit.

Nur noch soviel:

Ken Wilber kenn ich (nicht persönlich, nur ein paar Bücher von ihm). I"ntegrale Theorie" oder so ähnlich war der Titel des letzten, dass ich von ihm gelesen habe. Ist alles schön und gut, was dieser Herr da schreibt, aber auch das ist SPEKULATION. Es gibt keine Möglichkeit, diese Thesen zu verifizieren…

Und noch etwas:

Ich glaube, objektiv war es auch in der Steinzeit möglich, einen Düsenjäger herzustellen. Nur gab es niemanden, der wußte wie es geht.
Die sogenannte Weiterentwicklung er Forschung, etc. ist meiner Meinung nach nur eine Anpassung der Wahrnehmung. Es wird eigentlich nichts Neues erfunden, höchstens entdeckt.

Kenne München übrigens ganz gut. Hab sieben Jahre in Neuhausen gehaust.

Bis bald, Rolo

Nochmal Wahrheit
Hi, Horst,

Ich bin
ja mittlerweile zum Experten für geschlossene Teilthreads
geworden, obwohl ich die Netiquette nie verlasse (im
Unterschied zu anderen) und immer betont sachlich argumentiere
(ich sage nicht: wahr, ich sage: sachlich).

Hab ich bemerkt. Ziemlich viele Einträge wurden geschlossen. Schade eigentlich. Ist doch positiv, wenn eine Diskussion aufkommt. Auch wenn nicht immer Übereinstimmung herrscht. Das ist ja gerade das Wesen einer Diskussion, dass verschiedene Standpunkte vorgetragen werden und auch gestritten wird. Aber was solls - geht mich nix an.

Ich denke, dass es sehr tiefe Gräben zwischen manchen
Religionen gibt, die unüberbrückbar sind, auch wenn Michael
von Brück das anders sieht :smile:. :

Ich denke, dass das keine echten Gräben sind. Es sind sozusagen virtuelle Gräben, erfundene Gegensätze. Was geglaubt wird und was nicht, ist ja völlig willkürlich. Stelle Dir vor, die Bibel wäre nicht überliefert worden bzw. die christliche Lehre hätte sich nicht etabliert, dann gäbe es heute halt keine Christen. Na und? Dann gäbe es vielleicht eine Religionsgemeinschaft mit Namen „XYZ“ und sie würden vielleicht daran glauben, dass Steine heilig sind, oder Maden oder dass Gott in Sonnenblumen steckt oder dass man Flüsse anbeten muss oder den Polarstern. Es ist doch völlig schnuppe. Der Glaube an Gott ist genauso spekulativ, wie der Glaube, dass es Gott nicht gibt. Das weiß niemand und das ist vielleicht auch gut so.

Was vielleicht noch ganz interessant wäre, ist das Motiv des Menschen, überhaupt an etwas Übersinnliches glauben zu wollen. Wie kommt der Mensch überhaupt auf die Idee, dass es so etwas wie einen Gott geben könnte. Einem Außerirdischen könnte man das nicht so leicht begreiflich machen.
Manche suchen die Lösung in der Hirnforschung und sagen, dass die Anlage zum Glauben ein Trick der Psyche sei, die Tatsache der irdischen Vergänglichkeit erträglicher zu machen, andere sagen, dass hat Gott so gemacht, damit wir ihn erkennen. Man kann alles in die Richtung interpretieren, in die man es interpretieren will.

Irgendjemand hat einmal gesagt: „Der Mensch wird mit seiner Geburt zum Tode verurteilt. Nur ist die Vollstreckung des Urteils auf unbestimmte Zeit ausgesetzt“. Eigentlich eine burtale, aber zutreffende Aussage. Jeder von uns, ab hübsch oder reich oder berühmt oder eben nicht, wird irgendwann einmal Humus sein. DAS IST SICHER. Zumindest innerhalb der uns erfahrbaren Dimension. Wenn wir uns dieser Tatsache immer bewußt wären, würden wir wahrscheinlich durchdrehen. Es ist doch ein Wunder, dass der Mensch zeit seines Lebens strebt und schafft und lernt und studiert, obwohl ihm klar ist, dass er einmal sterben wird. Glaubst Du, dass ein zum Tode verurteilter Mörder in den USA, der nur nicht genau weiß, wann er hingerichtet wird, nochmal mit einem Informatikstudium beginnen würde?

Was meinst Du genau mit „Innere Dimension“? Kannst Du mir da bitte noch ein paar Beispiele liefern, damit das Ganze für mich griffiger wird?

Der Mensch hat überlebt, trotz Krieg und Folter: Für mich ist das kein Widerspruch.

Natürlich nicht. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass das
Wahrheitskriterium nicht zuverlässig mit dem
Überlebenskriterium zusammenhängt. Wahrheit lässt sich sicher
nicht nur daran messen, was der Spezies bezüglich ihrer
Überlebensfähigkeit förderlich ist. Das hattest du aber
irgendwie angedeutet.

Ja, das hatte ich aber nur im Hinblick auf die Funktionsweise der Evolutionsprozesse angedeutet. So wie in der Informatik die „1“ als wahr und „0“ als falsch bezeichnet werden könnte. Wenn das Ziel das Überleben ist, würde ich alles was diesem Ziel förderlich ist, als „wahr“ bezeichnen.

Natürlich hat „Wahrheit“ noch ganze andere Dimensionen.
Ethisch oder moralisch gesehen ist „Wahrheit“ letztlich ein begrifflicher Bestandteil des Paares „Gut“ und „Böse“, wobei das „Böse“ wohl genauso gut ist, denn ohne das „böse“ gäbe es ja nichts „Gutes“.

Es ist aber nicht klar, ob diese Polarisierung objektiv existiert oder nur in der Psyche des Menschen. Gibt es Moral außerhalb der menschlichen Kategorie? Diese Frage ist für den Menschen natürlich nicht lösbar, weil der Mensch immer selbst Gegenstand des Untersuchungsobjekts bleibt. Er kann sich nicht aus der Gleichung herausnehmen und diese dann von außen betrachten.

Was wäre mit der Wahrheit, oder mit Gut und Böse oder mit Recht und Unrecht, wenn menschliches Leben nie entstanden wäre oder wenn die Menschheit untergehen würde?

Noch vor hundert, erst recht vor dreihundert oder achthundert
Jahren hätte kein Mensch die naturwissenschaftlich-technischen
Methoden und Kenntnisse, die wir heute haben, für möglich
gehalten. Sie wären den Menschen wie Zauberei erschienen.

Du formulierst das hier sehr schön: „…nicht für möglich GEHALTEN“
Das bedeutet aber nichts. Was der Mensch für möglich HÄLT oder für UNMÖGLICH ist ja nicht konstitutiv für die objektive Wirklichkeit (falls es diese überhaupt gibt)
Die Kommunikation zwischen zwei Heuschrecken ist auch Bestandteil der objektiven Wirklichkeit, aber für Menschen nicht existent.

Es ist interessant, warum z. b. die Glühbirne nicht schon im Mittelalter entwickelt wurde oder der Fernseher.
Die offizielle Antwort lautet natürlich: Weil die technische Entwicklung damals noch nicht so weit war. Klar, aber warum nicht und warum später dann doch?
Was ich auch ganz witzig finde: Wenn es möglich wäre, mit einer Zeitmaschine ins Mittelalter zu reisen und man wollte diesen Leuten beweisen, dass man aus dem 21. Jhd kommt, man könnte eigentlich gar keine Produkte herstellen, die typisch sind für unserer Zeit und was diese Menschen überzeugen würde.

Ebenso enthält die i n n e r e Dimension des menschlichen
Geistes ein Potential, das dem alltäglichen Denken
verschlossen ist, aber deswegen keineswegs irreal ist.

Spielst Du mit „innerer Dimension“ auf solche Dinge wie das „kollektive Bewußtsein“ an? Schreib doch bitte noch ein paar Zeilen zu diesem Gedanken…

LG, Rolo

Kant, Wilber und das Brahman
Hi Rolo.

Ist alles schön und gut, was dieser Herr (Wilber - H.Tr.) da schreibt, aber auch das ist SPEKULATION. Es gibt keine Möglichkeit, diese Thesen zu verifizieren…

Nun, er hat seine Theorie (insbesondere die transpersonalen Stufen des Modells) hauptsächlich aus Elementen von Lehren zusammengesetzt, die für sich durchaus in Anspruch nehmen, empirisch zu sein. D.h. viele Vertreter z.B. des Vedanta (eines der sechs indischen Systeme, die auf dem „Veda“, einer klassischen hinduistischen Textsammlung, beruhen) berichten von unmittelbaren geistigen Einsichten in höhere Dimensionen des Seins.

Zum Vedanta:

http://www.phillex.de/vedanta.htm

„Die Vedanta-Philosophie betrachtet das empirische Wissen als Nichtwissen. Dem wahren Wissen enthüllt sich die Vielheit der Dinge und Individuen als Schein, als Illusion (Schleier der Maja).“

Zitat Ende.

Objektive Verifikation, wie du sie verstehst, ist hier allerdings nicht möglich. Denn du meinst sicher eine inter-subjektive Vermittelbarkeit des „Erkannten“ an andere Personen über das Medium des Messens bzw. des Zeigens auf Objekte oder Prozesse in der physikalischen Außenwelt.

Jene „höheren“ Ebenen aber sind auf der physikalischen Ebene nicht nachweisbar, weil hier keine physikalischen Dinge/Prozesse der Gegenstand der Erfahrung sind, sondern der menschliche Geist s e l b s t (genauer: der Geist überhaupt).

Der menschliche Geist ist sich selbst zugänglich, wenn auch zunächst in einem begrenzten Rahmen: im Rahmen des Bewusstseins, und das ist normalerweise begrenzt. Der menschliche Verstand projiziert auf das Feld der Sinnesdaten diverse Kategorien, u.a. die Kategorien Innen/Außen. So wird getrennt zwischen „inneren“ Phänomenen (Gedanken, Gefühle, Empfindungen, geistige Bilder usw.) und „äußeren“ Phänomenen (die Objekte bzw. Prozesse der sog. Außenwelt, zu der auch der biologische Leib zählt).

Konventionelle Wahr-Nehmung und die entsprechende „Wahrheit“ finden also auf einer Ebene statt, die bereits vor-strukturiert ist. Die Strukturen selbst (Kant nannte sie Anschauungsformen und Kategorien) aber werden bei der Wahrheitsfrage normalerweise nicht thematisiert oder relativiert, sie gelten einfach als unhinterfragbare Basis des Erkennens.

Kant nannte diese Strukturen „transzendental“. Sie wirken spontan, wenn wir „erkennen“.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie_(Philosophie)

Zitat:

"Bei Immanuel Kant, der somit als bedeutender Erneuerer der bis dahin „vorkritischen“ Kategorienlehre gilt, finden sich zwölf „Kategorien der reinen Vernunft“. Für Kant sind diese Kategorien Verstandesbegriffe, nicht aber zwangsläufig auch Ausdruck des tatsächlichen Seins der Dinge an sich…

Die Kategorien nach Kant

Realität Substanz und Akzidenz Möglichkeit
Vielheit Negation Ursache und Wirkung Dasein
Allheit Limitation Wechselwirkung Notwendigkeit"

Zitat Ende.

Allerdings spricht nichts dagegen, auch diese Strukturen in Frage zu stellen. Ich wiederhole aus dem Zitat: „Für Kant sind diese Kategorien Verstandesbegriffe, nicht aber zwangsläufig auch Ausdruck des tatsächlichen Seins der Dinge an sich…“

Zu diesen Kategorien kommen für Kant noch die „Anschauungsformen“ Raum und Zeit. Diese sind, lt. Kant, ebenso wie die Kategorien keine objektiven Eigenschaften der Wirklichkeit, sondern auf diese Wirklichkeit projizierte Wahrnehmungsstrukturen.

Insofern steht der konventionelle Wahrheitsbegriff ziemlich problematisch da. „Wahr“ im Sinne der objektiven Verifizierbarket bedeutet, folgt man Kant, nicht: absolut wahr, sondern nur: relativ wahr, und zwar relativ in Bezug auf die projizierten Denkstrukturen.

Auf den „höheren“ Wahrnehmungsebenen aber - und jetzt sind wir wieder bei Wilber und der mystischen Tradition - gelten diese relativen Strukturen sukzessive n i c h t mehr. D.h. mit jeder höheren Ebene fallen sie weg bzw. verlieren sie an Relevanz. Was auf der „mystischen“ höchsten Ebene davon übrig bleibt, ist Zero.

Wilber nennt diese Ebene „nondual“, im Vedanta spricht man vom „Brahman“ (siehe:

http://www.yoga-vidya.de/Yoga–Artikel/Art-Artikel/A…)

… und der kürzlich von Suzette eingebrachte Nikolaus von Kues sieht hier das Zusammenfallen aller Gegensätze, die „coincidentia oppositorum“.

Diese „höchste“ Wahrheit - wenn es denn eine ist - kann, verschiedenen Lehren und Berichten zufolge, innerhalb des menschlichen Geistes erfahren werden, nämlich dann, wenn er - vermittels diverser mentaler Techniken - die Wirksamkeit der Denkstrukturen temporär aufhebt.

Gruß

Horst

Denkstrukturen und innere Dimension
Hi Rolo.

Unsere Postings haben sich überschnitten, also verweise ich an manchen Stellen einfach auf meine Antwort „Kant usw.“.

Ist doch positiv, wenn eine Diskussion
aufkommt. Auch wenn nicht immer Übereinstimmung herrscht. Das ist ja gerade das Wesen einer Diskussion, dass verschiedene Standpunkte vorgetragen werden und auch gestritten wird.

Sehr wohl. Der Punkt ist nur, dass Pendragon den Wunsch hat, ich solle mich zum Thema B##dh##m#s (meine scherzhafte Unkenntlichmachung - H.Tr.) zurückhalten. Ich werde ihr (und ein, zwei anderen) in Zukunft den Gefallen tun und stattdessen, bei Bedarf, argumentativ auf den Vedanta zurückgreifen. Das geschieht auch schon in der anderen Antwort an dich.

Ich hoffe, dass damit das Problem gelöst oder zumindest reduziert ist.

Ich denke, dass es sehr tiefe Gräben zwischen manchen
Religionen gibt, die unüberbrückbar sind, auch wenn Michael von Brück das anders sieht :smile:. :

Ich denke, dass das keine echten Gräben sind. Es sind
sozusagen virtuelle Gräben, erfundene Gegensätze. Was geglaubt wird und was nicht, ist ja völlig willkürlich.

Nun, ich glaube nicht, dass B####a (meine Unkenntlichmachung - H.Tr.) die Grundlagen des B########s einfach nur ausgewürfelt hat. Das beruht schon auf einem empirischen Fundament.

Grunsätzlich lässt sich sagen: der Graben zwischen einer theistischen Religion und einer atheistischen (eben der B########) ist unüberbrückbar. Aber, wie gesagt, das Thema möchte ich hier und fürderhin in Bezug auf den B####### nicht weiter vertiefen.

Was vielleicht noch ganz interessant wäre, ist das Motiv des Menschen, überhaupt an etwas Übersinnliches glauben zu wollen.

Es g i b t das Übersinnliche. Das ist wohl der Hauptgrund. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, sowohl auf der „mystischen“ Ebene wie auch auf der parapsychologischen (ich habe Hunderte von parapsychologischen Phänomenen selbst erlebt - nicht aus Auslöser derselben, wohlgemerkt). Ich rede hier allerdings von Wissen. Du meinst das Glauben. Glauben tun nur die, die nicht wissen. Das ist ein anderes Thema, ein psychologisches bzw. soziologisches.

Wie kommt der Mensch überhaupt auf die Idee, dass es so etwas wie einen Gott geben könnte.

Da muss man in die ferne Vergangenheit zurückschweifen, dorthin, wo Mythen noch als Realität galten bzw. als solche vermittelt wurden von mächtigen Priesterschaften. Der Ein-Gott-Glaube entsteht erst relativ spät, vorher gab es den Animismus und den Polytheismus.

Manche suchen die Lösung in der Hirnforschung und sagen, dass die Anlage zum Glauben ein Trick der Psyche sei, die Tatsache der irdischen Vergänglichkeit erträglicher zu machen…

Die Jungs und Mädels aus der Hirnforschung sagen viel, wenn der Tag lang ist. Das sollte man nicht allzu ernst nehmen.

Da das ganze Thema aber weitgehend OT ist und ins Relibrett gehört, gehe ich zum nächsten Punkt.

Jeder von uns, ab hübsch oder reich oder berühmt oder eben nicht, wird irgendwann einmal Humus sein. DAS IST SICHER. Zumindest innerhalb der uns erfahrbaren Dimension. Wenn wir uns dieser Tatsache immer
bewußt wären, würden wir wahrscheinlich durchdrehen.

Du sagst selbst: innerhalb der uns erfahrbaren Dimension. D.h. diese Dimension ist begrenzt. Ich habe das in der anderen Antwort thematisiert. Übrigens bleibt von uns nach dem physischen Tod sicher nicht nur Humus. Das „Geistige“, denke ich, wird fortleben, wenn auch in einer anderen Dimension.

Was meinst Du genau mit „Innere Dimension“? Kannst Du mir da bitte noch ein paar Beispiele liefern, damit das Ganze für mich griffiger wird?

Ich habe das in der anderen Antwort angedeutet. Da das Thema sehr kompliziert ist und ich jetzt nicht soviel Zeit habe, werde ich darauf konkreter (und gerne, denn das Thema ist wichtig) die nächsten Tage eingehen (Montag?). Hier schon mal ein Hinweis aus der Philosophie des Geistes:

http://de.wikipedia.org/wiki/Qualia

„Unter Qualia (Singular: Quale, von lat. qualis „wie beschaffen“) oder phänomenalem Bewusstsein versteht man den subjektiven Erlebnisgehalt eines mentalen Zustandes. Das Verständnis der Qualia ist eines der zentralen Probleme der Philosophie des Geistes, da oft angenommen wird, dass ihre Existenz nicht mit den Mitteln der Neuro- und Kognitionswissenschaften erklärbar ist.“

Zitat Ende.

Natürlich hat „Wahrheit“ noch ganze andere Dimensionen.
Ethisch oder moralisch gesehen ist „Wahrheit“ letztlich ein begrifflicher Bestandteil des Paares „Gut“ und „Böse“, wobei das „Böse“ wohl genauso gut ist, denn ohne das „böse“ gäbe es ja nichts „Gutes“.

Es ist aber nicht klar, ob diese Polarisierung objektiv existiert oder nur in der Psyche des Menschen.

Das ist richtig. Unser Denken funktioniert nun einmal dualistisch, das hat einfach praktische (pragmatische) Gründe und hängt zusammen mit den logischen Strukturen des Denkens. Genau genommen, bestehen die Unterschiede bzw. Gegensätze nur innerhalb des Psychischen. Das entwertet sie aber nicht, denn sie sind wichtig für die Evolution.

Ich betone auch schon in der anderen Antwort, dass die Wahrheiten, die uns das Denken liefert, nur relative Wahrheiten sind. Begründet wird das dort.

Was wäre mit der Wahrheit, oder mit Gut und Böse oder mit Recht und Unrecht, wenn menschliches Leben nie entstanden wäre oder wenn die Menschheit untergehen würde?

„Wahrheit“ im konventionellen Sinne - das ist Aussagenwahrheit, es gibt sie also nur im Bewusstsein von Lebewesen. Sie ist ein sprachliches Urteil über eine Aussage („Es ist wahr, dass es schneit“ - simples Beispiel). Hier gibt es aber zwei Ebenen: die erste Ebene ist die Aussage „Es schneit“. Sagt das jemand, dann behauptet er, dass die Aussage wahr ist. D a n n aber kommt jemand anders, schaut aus dem Fenster und sagt: „Stimmt (es ist wahr), es schneit.“

Man kann also unterscheiden zwischen einer Wahrheitsbehauptung (es schneit) und einem Urteil über diese Behauptung (es ist wahr oder unwahr, dass es schneit).

Das alles findet aber statt auf der Ebene des strukturierten Denkens. Ich begründe in der anderen Antwort, warum diese nur relativ ist.

Ebenso enthält die i n n e r e Dimension des menschlichen Geistes ein Potential, das dem alltäglichen Denken verschlossen ist, aber deswegen keineswegs irreal ist.

Spielst Du mit „innerer Dimension“ auf solche Dinge wie das „kollektive Bewußtsein“ an?

Wie gesagt, es gibt kaum ein kompliziertes Thema als die „innere Dimension“, und ich gehe darauf ein andermal ein. In meinen Augen wäre es sinnvoll - bevor man sich damit befasst - , sich mit den Grundgedanken der „Erkenntnistheorie“ von Immanuel Kant vertraut zu machen.

Gruß

Horst

PS. Ich hatte irgendwie irrtümlich im Gedächtnis, dass du aktuell in München lebst.

bla

ich habe Hunderte
von parapsychologischen Phänomenen selbst erlebt - nicht aus
Auslöser derselben, wohlgemerkt). Ich rede hier allerdings von
Wissen.

richtig. die eigene wahrnehmung ist selbstverständlich das maß der dinge und nicht falsifizierbar, oder?

Die Jungs und Mädels aus der Hirnforschung sagen viel, wenn
der Tag lang ist. Das sollte man nicht allzu ernst nehmen.

genau. die müssen nur die zeit zwischen den kaffeepausen rumkriegen, ein paar affen quälen und langweilige, unemotionale studien erstellen, die sowieso keiner versteht.

zum wahren verständnis der dinge empfehle ich dir die lektüre der alten schriften lorbers, bevor du mit wilber weiter nervst.
ich fürchte, das könnte dir sogar gefallen.
e.c.

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wahr und falsch =real und irreal?
°°wahr°° und °°falsch°° sind sogenannte menschliche °°Kategorien°° - soviel ich weiß.
Das heißt, es gibt sie nicht in Wirklichkeit (noch so ein unklarer Begriff!).
Sondern wir Menschen bestimmen, was wahr oder falsch ist …
Nee! … Halt!! … Moment! …
Das war für: °°richtig°° und °°falsch°° …

Bei °°wahr°° und °°falsch°° ist es etwas anders:
1.) naturwissenschaftlich gesehen ist eine Theorie (eine Behauptung oder Annahme von Wirklichkeit aufgrund von zB Meßergebnissen oder aufgrund von Berechnungen) nicht °°wahr°° oder °°falsch°°, sondern sie ist °°gut°° oder °°derzeit gültig°°, weil sie nicht widerlegt werden kann. (sonst °°schlecht oder falsch)
2.) logisch-mathematisch gesehen ist - in einem einverständlichen, vorgegebenen Rahmen , zB wenn eins plus eins zwei ist, dann ist eins plus zwei drei oder sowas ( 1+1=2 => 1+2=3 ) - ist °°wahr°°, was innerhalb eines vorgegebenen Definitionssystems den Anforderungen (den Axiomen) entspricht.
3.) °°wahr°° ist außerdem - umgangssprachlich - das °°Offensichtliche°° … nach menschlichem Ermessen und innerhalb der Bedeutung von Gesagtem - … ist zB °°wahr°°, daß mein Fahrrad geklaut wurde, obwohl es abgeschlossen war oder sowas. also alltäglicher Kram, der offensichtlich ist (obwohl es auch da eines Beweises bedarf - es muß wirklich unzweifelhaft sein)
4.) °°boolean value°° - informationstechnisch gesehen gibt es °°An°° und °°Aus°° oder °°1°° und °°0°° oder °°wahr°° und °°falsch°°.

Aber Du meinst sicher: Woher können wir wissen, ob etwas °°wahr°° oder °°falsch°° ist?
Das kommt dann ganz drauf an, worum genau es geht.