Wann hört dieser Religionswahnsinn endlich auf?

Guten Morgen,

Und ob man alles, was von Angehörigen einer Religion verbrochen wird, pauschal der Religion anlasten darf, ist eine weitere Frage, die man sicher diskutieren kann. Oftmals sind es rein weltliche Interessen, die - vielleicht unter religiösen Deckmänteln - da verfolgt werden.

Zweifellos. Im 30jährigen Krieg ging es sehr schnell auf weltliche Dinge über, haben manche die Chance ergriffen, ihre Vorteile zu holen.

Ach, es ist so unsäglich! Was da alles im Namen Gottes

(zugegeben nicht nur des christlichen) geschehen ist - da
haben die Atheisten noch immensen Nachholbedarf.

Ob das wirklich alles so nachahmenswert ist… ;-/.

Nicht im Geringsten! Nur denke ich manchmal, wenn die Chinesen und Inder (die heute die Macht dazu hätten) und die Afrikaner (die heute noch nicht die Macht dazu hätten) sich daran erinnern, was ihnen angetan wurde, dann Gnade uns Europäern unser Gott. Wenn sie es nicht tun … sind sie dann doch die besseren Menschen?

Dann ist es ja um so bedenklicher, was Nazis (offiziell atheistisch) oder die Stalinära angerichtet haben.

Ich meine auch gar nicht, dass die religionen Schuld an all dem sind. Es war eben nur ein gutes Vehikel, all das zu tun. Aber: Die Religionen, deren Träger immer behaupten, „woher man denn ohne Religion die Moral hernehmen solle“, haben in den vergangenen 1500 Jahren (Christentum) nicht das Geringste genützt. Ausser vielleicht, dass die Menschen das brauchen, um Trost zu finden. Darüber nachzudenken überlasse ich den Philosophen.

Gruss
Laika

Hallo,

da kann man Dawkins nur widersprechen:
Teekannen-Gläubige steinigen keine Teekannen-Ungläubigen, …
Wenn der Teekannen-Glaube eine Religion wäre, würde es zwischen Ein-, Zwei- und was weiss ich -Teekannengläubigen genau solche Kriege geben.

Dawkins hat/wollte Russell offensichtlich falsch verstehen. Russell ging es nur darum, bei wem die Beweispflicht „Gott gibt es/Gott gibt es nicht“ liegt.

Laika

Der eigene Tellerrand
Thema 3 - der eigene Tellerrand

Aber es ist müßig, eine solche Diskussion mit Theologen zu
führen.

Müßig ist es, solche Diskussionen mit Menschen zu führen, die nicht Willens oder in der Lage sind, über ihren eigenen weltanschaulichen Tellerrand zu schauen und ihre eigenen festgefahren Vorurteile zu Tatsachen erklären, anstatt sich konstruktiv mit Kritik und anderen Ansichten zu beschäftigen. Auch Areligiosität kann wahnhafte Züge annehmen, womit wir bei der Ausgangsfrage wären.

In diesem Forum dreht sich vieles um die Frage nach dem Unbeweisbaren. Aber es gibt hier kaum jemanden, der sich so sehr an dessen vermeintliche Beweisbarkeit klammert und seine Thesen so aggressiv vertritt, wie Sie.

Es gibt viele Menschen, die schlechte Erfahrungen mit Kirche und gläubigen Menschen gemacht. Gleiches gilt für Opfer atheistischer Diktaturen. Aber das gibt niemandem das Recht, sich die Welt so zu drehen, wie er/sie sie gerne hätte, um seinen/ihren persönlichen, pauschalen Rachefeldzug gegen die Menschen zu führen, die anders denken, glauben, empfinden als man selbst.

Natürlich hat jeder Mensch das Recht, für seine Überzeugung einzustehen (ob und in wieweit www der richtige Ort dafür ist, entscheiden Andere). Aber er sollte aufpassen, sich dabei nicht genau der Methoden zu bedienen, die er bei seinen Gegnern angreift - hier Ignoranz, Rücksichtslosigkeit und Hetze. Sonst wird er schnell zum Steinewerfer im Glashaus.

Gruß, Martinus…

Stellung der Wissenschaften zueinander
Thema 2 - Stellung der Theologie zu anderen Wissenschaften

Letztlich sind alle Wissenschaften Hilfswissenschaften
zueinander.

Das ist durchaus richtig - und je nach dem, aus welcher Richtung man schaut, verschiebt sich dabei das Gewicht von Wissenschaft und Hilfswissenschaft.

Da der Untersuchungsgegenstand der Theologie jedoch
unbeweisbar ist, ist Theologie keine Wissenschaft.

Die Existenz der biblischen Schriften ist ebenso empirisch beweisbar wie die Existenz von Karl Marx’ Kapital, ihre Texte sind ebenso literarwissenschaftlich untersuchbar wie Goethes Faust und die Ereignisse der Kirchengeschichte sind historisch so sicher belegbar wie vergleichbare Fakten der Säkulargeschichte. Selbst dogmatische Aussagen von Theologen können wissenschaftlich miteinander verglichen werden, erst da, wo bestimmte Thesen zur unantastbaren Grundlage gemacht werden, verliert die Theologie ihren rein wissenschaftlichen Charakter.

Wenn es für einen Menschen persönlich ein Problem ist, daß die Theologie auf Grund dieser Umstände (wie auch historischer Gegebenheiten) den Stellenwert einer Wissenschaft hat, ist es sein gutes Recht, sich argumentativ an geeigneter Stelle dafür einsetzen, daß sie diese Stellung verliert. Aber so zu tun, als sei diese persönliche Sicht der Dinge bereits ein Factum, ist Unfug.

Gruß, Martinus…

Thema 1 - inhaltliche Definition der Religionswissenschaft

Um zu belegen, dass der
Missionsgedanke in der Religionswissenschaft keineswegs neu
ist, zitierte ich Wikipedia.

Und um zu verstehen, warum das ein Mißverständnis ist, siehe die dazu gegebene Antwort.

Welche Antwort? Eine Antwort, die axiomatisch postuliert, dass
Religionswissenschaft eine Hilfswissenschaft der Theologie
sei?

Nein, das hat nicht die Antwort, sonder die von Ihnen zitierte Aussage postuliert. Die Antwort hat lediglich auf der Grundlage der von Ihnen angeführten Aussage ausgeführt, weshalb die Religionswissenschaft in der Theologie diese Stellung hat - und warum sie eben aus genau diesem Grund nicht per se einen Missionsgedanken beinhaltet.

Gruß, Martinus…

Hallo Gernot,

Fakt ist, viele Islamisten glauben genau daran, dass wenn sie
als Selbstmordattentäter andere, ungläubige Menschen mit in
den Tod reißen, sie im Jenseits mit 72 Junfrauen belohnt
werden…

Ja, das ist Glaube. Hat aber mit Religion nicht viel zu tun.
Viele RAFler haben auch geglaubt, dass sie der Gesellschaft was Gutes tun. War auch keine Religion.
Auch die Kreuzzüge hatten nichts mit dem Christentum zu tun (und der 30jährige Krieg noch weniger), die Akteure wussten dies sicher auch; nur war es so einfach, die Menschen dafür zu motivieren, indem man sagt: „Das ist eure christliche Pflicht.“ Ohne Religionen muss man sich halt kreativere Gründe ausdenken, aber darum sind ja Machthaber i.Allg. auch nicht verlegen. (Kommunismus, Urananreicherung, Verstöße gegen die Menschenrechte - zumeist reicht der bloße Vorwurf für einen Angriffskrieg.)

Märtyrer hingegen sind wahrscheinlich die ungefährlichsten Menschen überhaupt, lassen sich für ihre Religion zu Grunde richten, ohne irgendetwas dagegen zu unternehmen. Niemand außer ihnen selbst nimmt Schaden daran. Na, da hab ich persönlich nichts dagegen, wenn so jemand mit 72 Jungfrauen belohnt wird.

Liebe Grüße
Immo

Hallo Laika,
in der folgenden Aussage ist eine grobe Falschaussage enthalten.

Nicht im Geringsten! Nur denke ich manchmal, wenn die Chinesen
und Inder (die heute die Macht dazu hätten) und die Afrikaner
(die heute noch nicht die Macht dazu hätten) sich daran
erinnern, was ihnen angetan wurde, dann Gnade uns Europäern
unser Gott. Wenn sie es nicht tun … sind sie dann doch die
besseren Menschen?

denn es ist so, daß die Inder ,Chinesen, Afrikaner usw. keine
Europäer bräuchten um um sich an Gewalt zu erinnern. Diese grausame
Gewalt war dort schon in viel größerem Ausmaß (Ausbeutung,
Versklavung , flächendeckende Vernichtung und grausame Verletzung
menschlischer Rechte und Würde) vor den Europäern vorhanden und ist
sie teilweise (in Afrika furchterregend täglich) heute noch.
Wo willst Du bessere Menschen verteilen ?
Also manchmal wird schon viel „Umgereimtes“ daher geschwätzt.
Gruß VIKTOR

Hallo Gernot!

Kaum einer, der z.B. in den Neuen Bundesländern ohne
aufgewachsen ist kommt als Erwachsener noch auf die Idee, sich
so eine Krücke zuzulegen.

Kaum einer - vielleicht. In Deutschland gibt es jährlich ca. 25.000 Eintritte in die evangelische Kirche. Eine Statistik für alle Gemeinschaften habe ich leider nicht gefunden, ich kann mir gut vorstellen, dass es in Freikirchen, bei den Neuapostolen und ähnlichen „alternativen“ Kirchen (prozentual) noch deutlich mehr sind.
Eine gesonderte Statistik für Ostdeutschland habe ich auch nicht auftreiben können. Allerdings kann ich berichten, dass es in meiner Gemeinde in jedem Jahr mindestens eine Erwachsenentaufe gibt (und die findet ja gewöhnlich nur statt, wenn der Täufling früher nicht kirchlich war - sonst wär er ja schon getauft) und dass ich persönlich mindestens 2 Menschen kenne, die sich dem christlichen Glauben verbunden fühlen (einer davon allerdings sich mit keiner Konfession anfreunden kann) und einen weiteren, der kürzlich eingetreten ist.
Rechne das jetzt mal auf die neuen Bundesländer hoch. Meinetwegen rechne auch ein, dass die Eintritte im ehemaligen Ostberlin zahlreicher sind als in Westberlin, dass in MeckPomm tatsächlich kaum jemand eintritt, in Sachsen dafür umso mehr.
Schließlich bedenke noch, dass sich viele Menschen, die bereits ihren Tod erwarten, noch einmal einen geistlichen Seelsorger am Krankenbett wünschen (das weiß ich von meiner Pfarrerin, die im Krankenhaus Köpenick seelsorgerisch tätig ist), ohne dass sie deshalb in die Kirche eintreten würden.
Und dann überprüfe Deine These, ob diese „Krücke“ des Glaubens nicht doch von zahlreichen Erwachsenen ergriffen wird, obschon diese nicht von Kindheit an so erzogen sind.

Nebenbei: In den neuen Bundesländern gibt es natürlich auch viele Austritte, denn etliche Bürger der Deutschen Demokratischen Republik waren nur in der Kirche, um ihren Widerstand gegen das Regime auf diese Weise still (und gegen Ende der DDR auch lautstark) zu demonstrieren.

http://www.rbb-online.de/nachrichten/politik/2009_04…

Das von Dir? Du recherchierst doch sonst immer so gut. Schon mal hiervon gehört?

http://www.christen-pro-ethik.de/

Auch wenn Politiker (insbesondere unser Bürgermeister, den man häufiger auf Partys als im Rathaus antrifft) die Niederlage der Initiative ProReli gern als Niederlage der Kirche ansehen - innerhalb der Landeskirchen gab es mehr Uneinigkeit bezüglich jener Initiative, als davon (leider, muss ich sagen, da so die Kirchen an Ansehen verloren) nach außen drang.
Jetzt, da ich den Ausgang des Volksentscheides als unreflektiertes und damit polemisches Argument Deinerseits für die Abkehr von Religion missbraucht sehe; weiter sehe, wie der erste Dir darauf Antwortende dieses Argument auch noch in diesem Sinne für valide ansieht und die Responsibilität bei der Multikulturalität Berlins sucht (die ja, nebenbei bemerkt, gerade den Entscheid begünstigen hätte müssen, da es ja nicht explizit um christlichen Religionsunterricht ging) - da verstehe ich auch meine Großmutter, die es mir von der Hirnrissigkeit des Volksbegehrens schon fast zu überzeugen gelungen war, die dann jedoch trotzdem dafür stimmte, da ja „die Linken“ (und damit meinte sie nicht die Partei) alle dagegen sind, und in dem Falle müsse damit ja etwas faul sein: sie könne ja nicht gutheißen, was „die Linken“ gutheißen. - Übertragen auf unsere Situation: Wenn ich gewusst hätte, dass der negative Ausgang des Entscheids schon objektiv als Beweis der Kirchenferne Berlins anerkannt wird, dann hätte wirklich jeder Christ dafür stimmen müssen.
Aber das, was die Initiative forderte, hat mit Christentum nichts zu tun, und schon gar nicht mit Religionsfreiheit. Eine Diskussion hierüber gehört jedoch nicht hierher.

Liebe Grüße
Immo

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Hallo Gernot

Also was lesen wir auf Wikipedia in demselben Absatz, aus dem
ich schon einmal zitiert habe?
Theologien sind grundsätzlich Teil des Gegenstandes, nicht
der Methode der Religionswissenschaft.

Sobald Religionswissenschaft also theologische Methoden
anwenden würde, hätte dies mit Wissenschaft nichts mehr zu
tun.

Was soll, das nun wieder für eine akrobatische Schlussfolgerung sein? Die RW verwendet zum Teil andere Methoden, nicht bessere und nicht wissenschaftlichere.

Du lieferst ein glänzendes Beispiel selektiver Warhnehmung. Aus dem WP Artikel nimmst du natürlich nur die Aussagen auf, die dir passen. Du willst offenbar nichts dazulernen, sondern suchst Bestätigung.

In dem von dir anscheinend ja gelesenen Abschnitt heißt es dann auch:

Soweit Religionswissenschaft an theologischen Fakultäten angesiedelt ist, wird sie oft im Sinne von Missionswissenschaft, Religionsgeschichte oder im Dienste einer Universaltheologie als Hilfsdisziplin betrachtet.

RW wird also auch innerhalb von Theologie betrieben.
Weiter

In den letzten Jahrzehnten aber entwickelte sich die Religionswissenschaft an den meisten Universitäten zu einer von den Theologien unabhängigen Wissenschaft, was einen Einzug in die philosophischen und kulturwissenschaftlichen Fakultäten zur Folge hatte. Hierbei ist und war vor allem die Diskussion der Methodik des Faches als eigentlicher Grund der Entwicklung zu einer eigenständigen Disziplin verantwortlich.

Die RW hat sich also (nur) weitgehend von der Theologie getrennt und zwar vor allem aus methodischen Gründen, nicht wie du annimmst weil sie der Theologie irgendwie übergeordnet sei.

Gruß
Werner

Fanatismus nicht mit Fanatismus bekämpfen
Hi Gernot.

Ich würde auch von diesem Forum gerne wissen, was
Religionswissenschaft unternehmen kann, damit solcher
Schwachsinn weltweit endlich aufhört und die Menschen
vernünftig werden.

So sehr ich deine Aufregung verstehen kann, empfehle ich doch mehr differenzierende Besonnenheit. Ebenso, wie du das „wir“ unterschiedslos über jeden Einzelnen stülpst, ist auch deine Generalattacke auf das Religiöse unsachlich.

Fanatismus kann man nicht mit Fanatismus bekämpfen. Die Art, wie du das Religiöse pauschalisierend bewertest („Wahnsinn“), klingt aber ziemlich fanatisch.

Nicht „das Religiöse“ hat 40 Menschen in den Tod gebombt, sondern irgendein verblendeter Idiot, der sich für religiös hält.

Das ist ein großer Unterschied.

Wenn du die Anregung für solche Aggressionen in einzelnen Religionen lokalisierst, dann stimme ich dir (bedingt) zu. Ich selbst argumentiere öfter so, vermeide aber das Thema Islam, da es einfach nichts bringt, darüber hier im Forum zu lamentieren.

Geschichtlich waren die ersten systematischen Selbstmordattentäter Christen (die „Circumcellionen“), im 4. Jahrhundert in Nordafrika. Im Mittelalter setzten die Assassinen diese fragwürdige Tradition fort. Die japanischen Kamikaze-Flieger freilich handelten unter Zwang, nicht aus Überzeugung.

Christentum und Islam aber sind nur zwei unter vielen Religionen. Du kannst sie nicht mit z.B. dem Buddhismus in einen Topf werfen.

Religionswissenschaft wiederum ist keine Religionspolizei, wie du anzunehmen scheinst. Sie erforscht die Religionen so, wie ein Biologe den Körper von Lebewesen erforscht. Es ist nicht Aufgabe des Biologen, irgendwelche Lebewesen auszurotten.

Gruß Horst

Wahnsinn beim Namen nennen!
Hallo Horst,

Wenn du die Anregung für solche Aggressionen in einzelnen
Religionen lokalisierst, dann stimme ich dir (bedingt) zu. Ich
selbst argumentiere öfter so, vermeide aber das Thema Islam,
da es einfach nichts bringt, darüber hier im Forum zu
lamentieren.

Gerade da wäre es aber sehr angebracht, Ross und Reiter zu nennen.

Man kann das natürlich auch so subtil machen wie Dieter Nuhr.
http://www.nuhr.de/index.php?kat=einkaufen&site=tont…
Da ist Islamkritik dann ein lustiges Abendprogramm. Das kam jetzt in kurzen Abständen auf dem ZDF, 3-Sat und dem ZDF-Theaterkanal. Das sehe ich auch immer wieder gerne.

Papst Benedikt war da in seiner Regensburger Rede schon ein bisschen plumper, zumal der selbst mit seinen Mitarbeitern ja im Glashaus sitzt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t_und…
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,271…

Das schwule Gift ausschwitzen, das könnte dann ja auch hier bald so aussehen:
http://www.joerg-hutter.de/iran_gay_teenagers_hanged…

Es ist nicht
Aufgabe des Biologen, irgendwelche Lebewesen auszurotten.

… möglicherweise aber von Theologen (s.o.)?

Können wir uns vielleicht auf einen Vergleich mit der Pädagogik einigen? Ich bin ohnehin überzeugt, dass Religionswissenschaft konsequent betrieben, automatisch dazu führen wird, dass sie selbst irgendwann nur noch eine Teildisziplin der Geschichtswissenschaften sein wird.

Gruß Gernot

Hallo,

Ich bin ohnehin überzeugt, dass
Religionswissenschaft konsequent betrieben, automatisch dazu
führen wird, dass sie selbst irgendwann nur noch eine
Teildisziplin der Geschichtswissenschaften sein wird.

da stimme ich dir zu.

Ob deine Intention, mit der du hier gegen die Religionen
vorgehst dann aber befriedigt sein wird, bezweifle ich.

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Welt;art118,2…

Bisher habe ich nicht richtig
verstanden was dich bewegt, ich hatte auch deine
Vika nicht gelesen. Diese Aggression gegen
Minderheiten wird ein Abflachen „religiös-gesteuerter“
Umtriebe nicht ändern. Irgendwelche selbstgerechten,
gewalttätigen Arschlöcher finden sich immer.

Gruß
Sun Tsu

Jetzt mal zu meinem eigenen Wahnsinn! (lang)
Hallo Sun Tsu und alle anderen,

Ob deine Intention, mit der du hier gegen die Religionen
vorgehst dann aber befriedigt sein wird, bezweifle ich.

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Welt;art118,2…

Bisher habe ich nicht richtig
verstanden was dich bewegt, ich hatte auch deine
Vika nicht gelesen. Diese Aggression gegen
Minderheiten wird ein Abflachen „religiös-gesteuerter“
Umtriebe nicht ändern. Irgendwelche selbstgerechten,
gewalttätigen Arschlöcher finden sich immer.

Ich bin selbst nie Opfer einer homophoben Gewalttat geworden und was mich hier umtreibt, ist auch nicht, dass ich mich für etwas rächen will.

Ich will als Schwuler und als Atheist und seit neuestem (Himmelfahrt!) auch als Anti-HIV-Medikamente Schluckender einfach ein Teil dieser Gesellschaft sein, will sie auch mitprägen und dazu beitragen, dass auch andere -wie ich- sich nicht verstecken.

Als Schwule und Lesben haben wir es hier in Europa und überhaupt im westlichen Teil der Welt schon in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts gelernt, uns nicht mehr zu verstecken und es hat uns so auch geholfen, dass wir tatsächlich immer mehr ein ganz normaler Teil dieser Gesellschaften wurden.

Richard Dawkins und die Brights-Bewegung treibt nun Ähnliches um, nämlich, dass endlich akzeptiert wird, dass es uns Atheisten und Agnostiker überhaupt gibt und dass wir natürlich auch die Gesellschaft in unserem Sinne mitgestalten wollen.

In seinem Heimatland England rennt Dawkins da offene Türen ein. Dort und bei uns sind wir ja auch schon viel weiter als andernorts in der Welt und etwa in den USA.

http://www.the-brights.net/

Was mich im Moment am meisten bewegt, ist aber meine HIV-Infektion. Von der weiß ich schwarz auf weiß erst seit Januar dieses Jahres. Den Test hatte ich zuvor 25 Jahre lang verweigert (seit es ihn gibt). Ich habe aber fast mein ganzes aktives Sexualleben lang immer mit dem Bewusstsein gelebt, dass ich HIV-positiv sein könnte und mich auch entsprechend verhalten. HIV sollte aber auch nie im Vordergrund meines Lebens stehen und ich bin auch glücklich, dass ich nicht schon vor 25 Jahren in die Fänge der Medizin geraten bin, denn dann wäre ich Versuchskaninchen gewesen und wahrscheinlich schon tot.

Ich habe ein Virus, das vorher noch nie mit irgendeinem HIV-Medikament in Berührung gekommen ist. Das ist ziemlich selten, denn die meisten stecken sich jetzt mit Virusstämmen an, die gegen das eine oder andere Medikament schon resistent sind.

Schon vor 26 Jahren, als es noch keinen HIV-Test gab und man auch noch nicht so genau über die Übertragungswege Bescheid wusste, hat sich meine Ärztin gewundert, dass bei mir ein halbes Jahr später die Symptome von Pfeifferschem Drüsenfieber ein zweites Mal auftraten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pfeiffersches_Dr%C3%BCs…
Sie mutmaßte schon damals, es könne sich bei den Symptomen ja auch um eine HIV-Erkrankung handeln. Es gab aber noch keinen Test.

Als ich 1985 von meinem einjährigen Austauschstudienaufenthalt aus den USA zurückkehrte, hatte sich auch an meiner Heimatuni Mainz ein Schwulenreferat gegründet, das beim AStA angesiedelt war. Den HIV-Test gab es mittlerweile auch.

AIDS und die AIDS-Hysterie waren ein großes Thema in diesen Jahren. Ich erlebte, wie viele meiner Mitschwulen, die sich positiv hatten testen lassen, dies als baldiges Todesurteil begriffen, sich in die Krankheit hineinsteigerten, frühverrentet wurden und dann tatsächlich auch bald tot waren.

Sinnlose Medikamente mit irren Nebenwirkungen wurden getestet. All das wollte ich nicht und habe den HIV-Test deshalb auch nicht gemacht, selbst als ein Freund, mit dem ich ein paar Jahre zusammen war, sich vor zehn Jahren (nach der Trennung von mir und weil er ungeschützt mit seinem neuen Freund rumvögeln wollte) ein positives HIV-Testergebnis abholte.

Meinem Freund (wir sind bis heute die besten Freunde) ging es schon bald danach sehr schlecht, aber er versuchte, ohne Medikamente auszukommen, bis vor ein paar Wochen.

Einen Tag, bevor bei mir die Entscheidung anstand, ob auch ich nun mit der Therapie, die heute viel besser ist als damals, beginnen sollte, traf ich ihn. Da hatte er seine Medikamente schon zwei Wochen lang geschluckt und er empfing mich mit den Worten: „Gernot, ich könnte Bäume ausreißen!”

Wahrscheinlich habe ich meinen besten Freund sogar angesteckt, denn einmal ist uns damals ein Kondom gerissen und dass man sich nicht ins Gesicht ejakuliert, war uns zu unserer Zeit vor 15 Jahren auch noch nicht so bekannt. (Das müsste übrigens auch in der Aufklärung noch viel klarer gemacht werden, dass das im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge gehen kann!)
Auch sein Virus hatte keinerlei Resistenzen entwickelt.

Ich selbst habe an mir gemerkt, dass ich seit drei Jahren immer erschöpfter wurde, kaum noch meinen Haushalt geregelt gekriegt habe. Da ich vor drei Jahren aber auch zum ersten Mal im Leben fest angestellt in einem Stressjob war, sah ich die Ursache dafür einfach darin und in meinem für die Branche fortgeschrittenen Alter.

In der schwulen Sauna (für Heteros: das ist so eine Art Swingerclub), in der ich regelmäßig verkehre, traf ich vor ein paar Monaten nach langer Zeit einen anderen Stammgast wieder. Sein langes Fehlen fiel mir da erst auf und ich sprach ihn an. Es stellte sich heraus, dass er wegen AIDS ein halbes Jahr im Krankenhaus gewesen war. Sein Immunsystem war irgendwann zusammengebrochen. Auch er hatte nie einen Test machen lassen. Er ist dem Tod gerade nochmal von der Schippe gesprungen. Also machte auch ich im Januar endlich den Test.

Dass ich jetzt ausgerechnet am Himmelfahrtstag mit meiner eigenen Therapie begann, mag man in meinem Fall für kitschig halten, aber ich tue ja nichts ohne publizistisches Kalkül. (Es gibt auch Fotos davon, wie ich die erste Tablette schlucke. Vielleicht veröffentliche ich die mal.)

In der ersten Woche merkte ich keine besonderen (Neben-)Wirkungen der Medikamente; seit ein paar Tagen aber schon: Ich wache morgens schon um fünf Uhr auf und bin voller Tatendrang und räume endlich meine Bude auf.

Ich habe das Gefühl, dass auch mein Verstand messerscharf geworden ist und dass ich rücksichtsloser denn je von dieser Waffe Gebrauch mache. Das ist sicher alles ein bisschen zu viel und ich werde möglicherweise eines der Medikamente, das psychotische Reaktionen hervorrufen kann, wechseln müssen, vielleicht aber auch nicht, wenn ich mich nach zwei Wochen dran gewöhnt habe, was mein Arzt für möglich hält.

Ihr kennt mich hier bei Wer-Weiss-Was.de ja schon von vorher als Rampensau. Seid also beruhigt: Dass ich mich mit meiner eigenen Geschichte so nackig mache, ist eine bewusste Entscheidung und ihr müsst mich auch in anderer Weise nicht vor mir selbst schützen:

Ich kann austeilen und ich kann auch einstecken, auch weiterhin!

Ich glaube auch, ich entwickele mich gerade wieder mehr zu dem politischen Menschen, der ich vor 20 Jahren einmal war. Wie sehr ich ein solcher war, davon wusste ich selbst schon lange nichts mehr, bis ich gestern in meinem Messie-Fundus gewühlt habe.

Der Leiter des Rosa Archivs in Köln bekommt jetzt den ganzen Kram aus meiner ersten Sturm-und-Drangzeit, den ich nie weggeschmissen habe: Ich war u.A. einmal ein Jahr lang im Vorstand des ersten schwulen Bundesverbandes in Deutschland.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesverband_Homosexua…
http://www.rosa-archiv.de/index.php

Jetzt blicke ich viel unbeschwerter in die Zukunft: Die Laborassistentin, die mir zweimal vor Beginn meiner Therapie Blut abgenommen hat, sagt, dass sie in den letzten zehn Jahren, seit sie in der HIV-Schwerpunktpraxis arbeitet, noch nie einen sterbenden AIDS-Patienten erlebt hat.

Das kann ich leider nicht sagen, ich kenne auch Leute, die trotz der neuesten HIV-Therapie gestorben sind. Die Nebenwirkungen sind ja auch nicht ohne und es kostet genauso viel, wie ich im Monat als Nettogehalt ausbezahlt bekomme.

Ich will weder als Schwuler, noch als Atheist, noch als HIV-Positiver irgendwelche Privilegien haben, aber auch nicht benachteiligt werden und deshalb bin ich bis zur Schmerzgrenze schamlos offen mit allem!

Weg mit den Burkas!

Gruß Gernot

P.S. @ Sun Tsu: Schreib doch auch mal was in deine Visitenkarte! Bist du KoreanerIn? Du brauchst ja nicht so weit zu gehen wie ich!

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ot: Sun Tsu (kurz)
Hallo Gernot,

guckst Du: http://de.wikipedia.org/wiki/Sunzi

Beste Grüße

=^…^=

PS: Ich glaube, Deine Tabletten brauche ich auch - vielleicht schaffe ich es dann auch endlich einmal, die Wohnung auf Vorderfrau zu bringen… ;o)

Hallo,

Sind wir eigentlich schon alle derart abgestumpft? Meldungen
wie die folgende sind inzwischen ganz normal geworden und wir
nehmen sie fast gar nicht mehr wahr!
http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video50361…

Ja und, soll man sich nun täglich in Weinkrämpfe stürzen, nur weil
der seit Jahrtausenden praktizierte Wahnsinn jetzt jeden Tag im
Fernsehen multimedial präsentiert wird?

Ich würde auch von diesem Forum gerne wissen, was
Religionswissenschaft unternehmen kann, damit solcher
Schwachsinn weltweit endlich aufhört und die Menschen
vernünftig werden.

Religionswissenschaft wird da soviel machen können wie bisher, nämlich
beobachten und analysieren, mehr wohl nicht.

Da die Ansprache aber eher allg. gegen Religionen geht, wollte ich nur noch
bemerke, dass die meisten Religionskonflikte und religiöser Fanatismus
nur Mittel zum Zwecke der Machtausübung sind. Insofern braucht man also
gar keine Religion, um Leute in die Luft zu sprengen. Ideologie spielt da
eine weit größere Rolle und Religion wurde und wird dafür auch nur
missbraucht.

Freilich will ich zugeben, das religiös denkende Menschen mit wenig
Bildung eher den Rattenfängern nachlaufen als gut gebildete und eher
säkular und demokratisch orientierte Menschen.
Gruß Uwi

@Gernot:

„Der Gott, der mir im Busen wohnt,
kann tief mein Innerstes erregen.
Der über allen meinen Kräften thront,
er kann nach außen nichts bewegen.“

Trotzdem hat mich deine Offenheit bewegt.

Alles Gute!

@Kamikazekatze

Soll das nicht auf Vorderkatze heissen?

Gruß
Sun Tsu

Hi,
sind es nicht IMMER DIE ANDEREN? So auch hier! Also bitte die Haltung bewahren, sachlich bleiben und nicht mit Verbalinjurien jonglieren, denn das hat nun mit Wissenschaft überhaupt nichts zutun. Sage, frage, was Dich als Experten für ReligionsWissenschaft bewegt!?
liebe Grüße
chris

ER hat viele Namen…
Hi Gernot.

Ich selbst argumentiere öfter so, vermeide aber das Thema Islam, da es einfach nichts bringt, darüber hier im Forum zu lamentieren.

Gerade da wäre es aber sehr angebracht, Ross und Reiter zu nennen.

Ich denke, die sind bekannt und die Meinungen dazu sind klar verteilt. Und mit Argumenten wirst du einen Fanatiker ohnehin nicht überzeugen können.

Papst Benedikt war da in seiner Regensburger Rede schon ein bisschen plumper, zumal der selbst mit seinen Mitarbeitern ja im Glashaus sitzt.

In einem recht warmen, wie auch ich vermute…

Es ist nicht
Aufgabe des Biologen, irgendwelche Lebewesen auszurotten.

… möglicherweise aber von Theologen (s.o.)?

Der Jahwe des AT wäre hier ein effektives Vorbild…

Gruß

Horst

dem MachtWahnsinn ist JEDES Mittel recht
Hi,
warum nicht nur Wissenschaften, Techniken etc., sondern auch Religion umfunktionieren für den MachtWahnsinn? Aber Hallo!!!
Nun Religion, ich sage lieber Glauben, hierfür stehen die guten FriedensNachrichten der Evangelien, für ihren Mißbrauch verantwortlich zu machen, was sich im Textvergleich sofort als Fälschung entlarvt, man muß nur mal einen Blick in deren Texte werfen, dient in erster Linie dem soeben mit großer Entrüstung angeprangerten Wahnsinn der Macht.
liebe Grüße
chris

Hallo Gernot,
ich habe hier im Brett auch schon mehrmals angefügt, dass ich Atheist bin. Dies geschah mit dem Hintergrund, dass meine Fragen oder Antworten besser zu verstehen sind.
Aus meiner persönlichen (atheistischen) Sicht, schreibst du hier im Brett, wie du es gerne religiösen Eiferern unterstellen möchtest - sehr missionarisch.
Die exzessive Betonung auf deine sexuelle Ausrichtung könnte fast zu dem Schluss führen, dass ein Atheist etwas „besonderes“ sein sollte.
Grüße
Ulf

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