Wann ist Gewalt Gewalt?

Hi,

noch einmal: Es ist ja nicht etwa so, als ob zwischen zwei
Übeln das geringere gewählt werden müsste: psychische oder
physische Gewalt. Gewalt sollte es in der Kindererziehung
überhaupt nicht geben. Wenn ich hier Sachen lese wie „Die
Ohrfeigen hatte ich aber immer verdient“ oder „Ich nahm die
Ohrfeigen in Kauf, weil es mir wert war“, dann sehe ich schon,
woran diese Diskussion krankt: Viele haben gelernt, dass es
normal ist, derart bestraft zu werden - und derart zu strafen.

ich denke, das sieht jeder individuell anders.

Die Frage bleibt: Wieso erachten es manche für notwendig, in
der Kindererziehung überhaupt Gewalt anzuwenden?

Keine Ahnung, das mußt Du die betreffenden User fragen.

Und: Wieso sehe ich, die ich als Kind bisweilen sowohl
physischer als auch psychischer Gewalt ausgesetzt war, das
heute so „eng“? Meine Eltern waren durchaus auch liebevoll zu
mir, deutlich öfter sogar als strafend. Verzeihen kann ich
ihnen die Ohrfeigen (sowohl die physischen als auch die
„psychischen“) trotzdem nicht, und ich wiederhole diese nicht
in der Erziehung meiner Kinder.

Auch das ist Deine individuelle Meinung. Eine Ohrfeige hat es bei uns auch ab und zu gegeben und für mich war das kein Weltuntergang. Ich für meinen Teil konnte damit gut umgehen.

Ich bin gegen Gewalt in der Erziehung, sowohl körperlicher als auch psychischer. Aber auch ein Erwachsener ist nicht immer vor jedem Fehler gefeit.

Wenn in einer besonderen Situation mal ein leichter Klaps auf den Po passiert ist das weder schön noch richtig, dramatisieren würde ich das aber auch nicht.

Gruß
Tina

Hallo Tina,

Auch das ist Deine individuelle Meinung.

Selbstverständlich, so wie alles, was ich schreibe. Ich versuche hier nur zu erklären, warum ich persönlich so denke; 100%ig objektiv kann wahrscheinlich niemand sein, schon gar nicht bei dem Thema.

Eine Ohrfeige hat es
bei uns auch ab und zu gegeben und für mich war das kein
Weltuntergang. Ich für meinen Teil konnte damit gut umgehen.

Was meinst du mit „gut“? Dass du sie im Vergleich zu den psychischen Grausamkeiten deiner Mutter gut verkraften konntest? Das spricht trotzdem nicht für die Ohrfeigen, sondern für eine im Ganzen gewaltfreie Erziehung. Damit es gar nicht erst so weit kommt, dass sich ein Kind eine Ohrfeige wünscht, bevor ihm noch Schlimmeres widerfährt. Übrigens, heute würdest du doch mit einer Ohrfeige nicht gut umgehen können, oder? Wieso mutet man das den Kindern zu?

Ich bin gegen Gewalt in der Erziehung, sowohl körperlicher als
auch psychischer. Aber auch ein Erwachsener ist nicht immer
vor jedem Fehler gefeit.

Natürlich nicht, da gebe ich dir Recht. Ich meine auch, dass man die schubsende Mutter aus dem unteren Thread nicht als grausame Hexe darstellen muss; jedem brennt mal die Sicherung durch. Aber wie du auch geschrieben hast: Falsch ist es trotzdem. Und das sollte man ihr mitteilen.

Wenn in einer besonderen Situation mal ein leichter Klaps auf
den Po passiert ist das weder schön noch richtig,
dramatisieren würde ich das aber auch nicht.

Gerade dieser „Klaps auf den Po“ - was soll das denn? Wenn man schon klapst, dann vielleicht in der Aufregung mal auf die Finger, bevor das Kind an den Herd greift oder so. (Wobei es hier doch sicher auch reicht, die Hand festzuhalten.) Aber was soll es bringen, ein Kind auf den Po zu schlagen? - Es ist demütiger, deshalb „effektvoller“. Dass häufig gedemütigte Kinder die besser erzogenen sind, glaube ich kaum.

Liebe Grüße

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Hi,

Eine Ohrfeige hat es
bei uns auch ab und zu gegeben und für mich war das kein
Weltuntergang. Ich für meinen Teil konnte damit gut umgehen.

Was meinst du mit „gut“? Dass du sie im Vergleich zu den
psychischen Grausamkeiten deiner Mutter gut verkraften
konntest?

Das es mir nichts ausgemacht hat, zumindest dann, wenn es einen Grund dafür gab.

Negative Erinnerungen an Bestrafungen an sich, habe ich nur dort, wo ich die Bestrafung zu Unrecht empfunden haben oder sie über eine Ohrfeige hinausgingen.

Das spricht trotzdem nicht für die Ohrfeigen,

sondern für eine im Ganzen gewaltfreie Erziehung. Damit es gar
nicht erst so weit kommt, dass sich ein Kind eine Ohrfeige
wünscht, bevor ihm noch Schlimmeres widerfährt. Übrigens,
heute würdest du doch mit einer Ohrfeige nicht gut umgehen
können, oder?

Auch hier kommt es auf die Situation an, pauschal würde ich weder mit ja noch mit nein antworten.

Wieso mutet man das den Kindern zu?

Warum frägst Du mich das? Ich habe geschrieben, wie ich das damals empfunden habe und das für mich eine Ohrfeige weniger schmerzhaft war, als psychische Gewalt.

Wenn in einer besonderen Situation mal ein leichter Klaps auf
den Po passiert ist das weder schön noch richtig,
dramatisieren würde ich das aber auch nicht.

Gerade dieser „Klaps auf den Po“ - was soll das denn? Wenn man
schon klapst, dann vielleicht in der Aufregung mal auf die
Finger, bevor das Kind an den Herd greift oder so. (Wobei es
hier doch sicher auch reicht, die Hand festzuhalten.) Aber was
soll es bringen, ein Kind auf den Po zu schlagen? -

Stop - ich redete von einem leichten Klaps auf den Po und nicht von einem Schlag. Das ist für mich ein Unterschied. Ein leichter Klaps auf den Po dürfte auch weniger schmerzhaft sein, als ein Klaps auf die Finger. Auch sagte ich nicht, das es richtig sei, ich schrieb, das ich es in Ausnahmen nachvollziehen kann, das ich es aber nicht richtig finde.

Es ist
demütiger, deshalb „effektvoller“. Dass häufig gedemütigte
Kinder die besser erzogenen sind, glaube ich kaum.

Auch hier stimme ich Dir für meinen Teil nicht zu. Ich habe - sofern die Bestrafung gerechtfertigt und nicht übertrieben war - diese nicht als demütigend empfunden.

Gruß
Tina

Hallo,

Das es mir nichts ausgemacht hat, zumindest dann, wenn es
einen Grund dafür gab.

Vor allem in meiner Teenager-Zeit - aber durchaus auch schon früher - habe ich Strafen sehr oft, wenn nicht sogar meistens als ungerecht empfunden. Wenn ich z.B. fand, dass ich dieses und jenes schon „dürfen sollte“, und dass es mir außerdem gestattet sein sollte, so etwas mit meinen Eltern auszudiskutieren, fand ich eine Strafe, die mich „ruhigstellen“ sollte, nicht okay.

Ich weiß ja nicht, wofür du deine Ohrfeigen bekommen hast, aber ich wurde auch härter gestraft, wenn meine Eltern gereizter waren, und das fand ich besonders ungerecht. Ich habe selten wirklich was „verbrochen“ - irgendwas à la Fenster einschlagen, stehlen, jemanden verprügeln… - sodass ich mich selbst als schuldig empfunden hätte. Klar, ein Streit hat mir oft hinterher Leid getan; aber nicht dann, wenn ich davor eine Ohrfeige bekam. Dadurch, fand ich, hatten sich meine Eltern selbst ins Unrecht gesetzt.

Wenn Kinder wirklich nach jeder Strafe einsehen würden, dass sie diese Strafe verdient haben, dann wäre Erziehung doch ein Kinderspiel. Leider läuft das nicht immer so, es gibt auch nicht immer ein klares Richtig oder Falsch, und oft fühlen sich Kinder ungerecht behandelt. Außerdem: Wenn einem eine Ohrfeige „nichts ausmacht“, bringt sie dann überhaupt was für die Erziehung? Ist ja dann keine effektive Strafe. Ich würde es übrigens gar nicht erst so weit kommen lassen wollen, dass meine Kinder einen Schlag (Schubs, Klaps…) hinnehmen, als wäre das nichts. Ich will sie ja nicht abhärten.

Negative Erinnerungen an Bestrafungen an sich, habe ich nur
dort, wo (…)
sie über eine Ohrfeige hinausgingen.

Ich denke, das liegt daran, dass du eben noch schlimmere Strafen als Vergleich kanntest. Und das hätte gar nicht erst passieren dürfen.

heute würdest du doch mit einer Ohrfeige nicht gut umgehen
können, oder?

Auch hier kommt es auf die Situation an, pauschal würde ich
weder mit ja noch mit nein antworten.

Das erstaunt mich jetzt wirklich. Bitte, WELCHE Situation gäbe es heutzutage in deinem Leben, in der du eine Ohrfeige akzeptieren könntest? Und ich meine dein Leben, so wie du es führst - nicht irgendein Beispiel, in dem du jemanden so drangsalierst, dass derjenige sich nicht mehr anders zu helfen weiß. (Und Eltern sollten sich bei normalen - um beim unteren Thread zu bleiben - Zehnjährigen anders zu helfen wissen.)

Stop - ich redete von einem leichten Klaps auf den Po und
nicht von einem Schlag. Das ist für mich ein Unterschied. Ein
leichter Klaps auf den Po dürfte auch weniger schmerzhaft
sein, als ein Klaps auf die Finger.

Ja, ich weiß, dass du nicht Schlag gemeint hast. Aber die Grenze zwischen Klaps und Schlag lässt sich ja individuell verschieben. Und dass ausgerechnet der Po „geklapst“ wird und nicht z.B. der Rücken oder der Oberschenkel, kann ich mir eigentlich nur so erklären, dass das beschämender für das Kind ist (für mich wäre es das). Aber ist eigentlich auch egal - ich würde mich ärgern, wenn meine Kinder von jemandem einen Klaps bekämen, egal, wohin.

Auch hier stimme ich Dir für meinen Teil nicht zu. Ich habe -
sofern die Bestrafung gerechtfertigt und nicht übertrieben war

  • diese nicht als demütigend empfunden.

Wahrscheinlich könnten wir da ewig diskutieren. Wir sehen es halt verschieden.

Liebe Grüße

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Hi,

Das es mir nichts ausgemacht hat, zumindest dann, wenn es
einen Grund dafür gab.

Vor allem in meiner Teenager-Zeit - aber durchaus auch schon
früher - habe ich Strafen sehr oft, wenn nicht sogar meistens
als ungerecht empfunden. Wenn ich z.B. fand, dass ich dieses
und jenes schon „dürfen sollte“, und dass es mir außerdem
gestattet sein sollte, so etwas mit meinen Eltern
auszudiskutieren, fand ich eine Strafe, die mich
„ruhigstellen“ sollte, nicht okay.

da wäre doch schon das Problem: Gerade als Teenager empfindet man Erziehung oft als Bevormundung, man meint Entscheidungen selbst treffen zu können. In einer Familie gibt es aber Regeln und an diese muß man sich halten. Erziehung hat für mich nicht nur damit zu tun, gemeinsam Dinge auszudiskutieren und zu beschließen, Erziehung muß auch manchmal nicht diskutierbare Regeln setzen.

Ich weiß ja nicht, wofür du deine Ohrfeigen bekommen hast,
aber ich wurde auch härter gestraft, wenn meine Eltern
gereizter waren, und das fand ich besonders ungerecht.

Wie gesagt, das sind Dinge, an die ich mich nicht nachdrücklich erinnere. Vermutlich waren das Dinge wie wiederholt zu spät nach Hause kommen, mal einen Tag in der Schule blaumachen etc. Was Teenager eben so tun.

Ich

habe selten wirklich was „verbrochen“ - irgendwas à la Fenster
einschlagen, stehlen, jemanden verprügeln… - sodass ich mich
selbst als schuldig empfunden hätte.

Du wärst also nur schuldig, wenn Du kriminell gewesen wärst? Und was wäre, wenn Du wiederholt zu spät nach Hause gekommen wärst, wenn Du vielleicht Deine kleinen Geschwister unbeaufsichtigt gelassen hättest oder wenn Du beleidigend zu Deinen Eltern gewesen wärst, weil Du das als unnötig empfunden hättest. Wäre das dann für Dich in Ordnung, weil Du Dich nicht schuldig fühlen würdest?

Klar, ein Streit hat mir
oft hinterher Leid getan; aber nicht dann, wenn ich davor eine
Ohrfeige bekam. Dadurch, fand ich, hatten sich meine Eltern
selbst ins Unrecht gesetzt.

Weil Du eine Ohrfeige demütigend empfunden hast. Das habe ich nie und Ohrfeigen waren in meiner Erziehung nun wirklich ein eher kleines Problem.

Wenn Kinder wirklich nach jeder Strafe einsehen würden, dass
sie diese Strafe verdient haben, dann wäre Erziehung doch ein
Kinderspiel. Leider läuft das nicht immer so, es gibt auch
nicht immer ein klares Richtig oder Falsch, und oft fühlen
sich Kinder ungerecht behandelt.

Richtig. Und ebenso gibt es Eltern, die vielleicht in einer speziellen Situation überfordert sind und deshalb mal einen Klaps geben. Auch Eltern sind nur Menschen.

Außerdem: Wenn einem eine

Ohrfeige „nichts ausmacht“, bringt sie dann überhaupt was für
die Erziehung? Ist ja dann keine effektive Strafe. Ich würde
es übrigens gar nicht erst so weit kommen lassen wollen, dass
meine Kinder einen Schlag (Schubs, Klaps…) hinnehmen, als
wäre das nichts. Ich will sie ja nicht abhärten.

Nochmal: Du tust so, als würde ich Schläge gutheißen. Das stimmt so nicht. Ich kann aber nachvollziehen, daß es Situationen geben kann, in denen ein Klaps vorkommen kann. Und ich sehe für mich einen Schlag nicht zwingend als Demütigung an. Ein Schlag kann auch aus Hilflosigkeit resultieren, nicht jeder Schlag ziehlt darauf ab, das Gegenüber zu demütigen. Auch hier nochmal, richtig ist es dennoch nicht.

Auch hier kommt es auf die Situation an, pauschal würde ich
weder mit ja noch mit nein antworten.

Das erstaunt mich jetzt wirklich. Bitte, WELCHE Situation gäbe
es heutzutage in deinem Leben, in der du eine Ohrfeige
akzeptieren könntest?

Es gab beispielsweise eine Situation, in der mein Mann nahe dran war, mir eine Ohrfeige zu geben. In dieser Zeit ging es mir psychisch nicht gut, was dazu führte, das ich regelmässig Krämpfe hatte. In so einer Situation, die für ihn wohl dramatisch aussah, habe ich jede ärztliche Hilfe verweigert. In dieser Situation war er sehr nah daran, er war so hilflos und hatte den Wunsch mich irgendwie wachzurütteln. In dieser Situation hätte ich ihn durchaus verstanden.

Stop - ich redete von einem leichten Klaps auf den Po und
nicht von einem Schlag. Das ist für mich ein Unterschied. Ein
leichter Klaps auf den Po dürfte auch weniger schmerzhaft
sein, als ein Klaps auf die Finger.

Ja, ich weiß, dass du nicht Schlag gemeint hast. Aber die
Grenze zwischen Klaps und Schlag lässt sich ja individuell
verschieben. Und dass ausgerechnet der Po „geklapst“ wird und
nicht z.B. der Rücken oder der Oberschenkel, kann ich mir
eigentlich nur so erklären, dass das beschämender für das Kind
ist (für mich wäre es das).

Das glaube ich nicht. Ich denke, das ein Klaps auf den Po einfach weniger schmerzhaft ist, als ein Klaps auf den Rücken oder Oberschenkel. Ich weiß auch nicht, warum Du den Klaps auf den Po als demütigender empfindest als an anderen Stellen.

Gruß
Tina

Hallo,
In einer Familie gibt es aber Regeln
und an diese muß man sich halten. Erziehung hat für mich nicht
nur damit zu tun, gemeinsam Dinge auszudiskutieren und zu
beschließen, Erziehung muß auch manchmal nicht diskutierbare
Regeln setzen.

Das bestreitet auch niemand. Ich wollte damit eigentlich meine Verwunderung darüber ausdrücken, dass du meinst, du hättest die Ohrfeigen immer als gerecht und „verdient“ empfunden, weil das bei vielen Teenagern nicht einmal auf mildere Strafen zutrifft. Daher kann ich mir das nicht wirklich vorstellen (andererseits sind Erinnerungen auch etwas sehr Subjektives, die auch durch viele Einflüsse verzerrt werden können).

wiederholt zu spät nach Hause kommen, mal einen Tag in der
Schule blaumachen etc. Was Teenager eben so tun.

Eben, und das steht für mich in keiner Relation zu einer Ohrfeige oder auch zu psychischer Grausamkeit. Das sollten Eltern anders in den Griff bekommen. Ich habe dich aber ohnehin so verstanden, dass du hier mit mir übereinstimmst.

Und was wäre, wenn Du wiederholt zu spät nach Hause gekommen
wärst, wenn Du vielleicht Deine kleinen Geschwister
unbeaufsichtigt gelassen hättest oder wenn Du beleidigend zu
Deinen Eltern gewesen wärst, weil Du das als unnötig empfunden
hättest. Wäre das dann für Dich in Ordnung, weil Du Dich nicht
schuldig fühlen würdest?

Wer sagt denn: in Ordnung? Ich meinte damit, dass es bei wenigen Diskussionen zwischen Eltern und Teenagern ein klares Richtig und Falsch gibt; und es stimmt, ich habe selten etwas getan, von dem ich eindeutig wusste, dass es falsch ist. Für mich war es richtig: Was die Eltern „zu spät“ nannten, war für mich eine angemessene Zeit, heimzukommen (man muss dazusagen, dass meine Eltern hier wirklich zu streng waren.) Meine Geschwister hätte ich nicht unbeaufsichtig gelassen, und beleidigend waren meine Eltern auch oft zu mir, allerdings wäre mir nicht im Traum eingefallen, sie deswegen zu ohrfeigen.
Aber damit wollte ich ja nicht sagen, dass man Teenagern keine Grenzen aufzeigen soll, ich habe mich nur gewundert, dass du dich IMMER schuldig gefühlt hast, wenn deine Eltern dich straften (siehe oben). Das geht jetzt aber schon ein bisschen vom Thema weg.

Übrigens, da wir schon bei „kriminell“ sind: Die Eltern sollten es schaffen, ihren Kindern die Grenzen so aufzuzeigen, dass sie sich dabei nicht selbst ins Unrecht setzen. Und Schlagen ist in meinen Augen - wobei, nicht nur in meinen - Unrecht. Und von dem Urteil gehe ich nicht ab, auch wenn manche sich so an ihre Kindheit erinnern, dass sie Ohrfeigen nicht demütigend, nicht verletzend, sondern gerecht empfanden. Kinder können die Fehler ihrer Eltern oft nicht klar sehen und sind manchmal erstaunlich gut im Verdrängen und Verzeihen.

Richtig. Und ebenso gibt es Eltern, die vielleicht in einer
speziellen Situation überfordert sind und deshalb mal einen
Klaps geben. Auch Eltern sind nur Menschen.

Da sind wir ja einer Meinung. Auch Eltern machen Fehler, und wie jeder andere Mensch auch sollten sie sich dann entschuldigen und sich bemühen, dass ihnen derselbe Fehler nicht noch einmal passiert. Ich habe schon verstanden, dass du Ohrfeigen auch nicht okay findest. Aber wieso scheinst du sie dann als Erziehungsmaßnahme in deiner Kindheit zu rechtfertigen, bzw. wieso sagst du, du hättest sie nicht schlimm gefunden? Liegt es nicht vielleicht doch daran, weil du NOCH schlimmere Gewalt - eben psychische - ertragen musstest? Und da sind wir wieder bei: Gewalt gehört gar nicht in die Kindererziehung.

Liebe Grüße

Hi,

Das bestreitet auch niemand. Ich wollte damit eigentlich meine
Verwunderung darüber ausdrücken, dass du meinst, du hättest
die Ohrfeigen immer als gerecht und „verdient“ empfunden, weil
das bei vielen Teenagern nicht einmal auf mildere Strafen
zutrifft.

ich schrieb, daß ich keine genauen Erinnerungen daran habe. Hätte ich aber eine Ohrfeige als ungerecht empfunden, dürften die Erinnerungen deutlich stärker ausgeprägt sein.

Daher kann ich mir das nicht wirklich vorstellen

(andererseits sind Erinnerungen auch etwas sehr Subjektives,
die auch durch viele Einflüsse verzerrt werden können).

Eben. An Dinge, die ich Unrecht empfand, habe ich eine deutliche Erinnerung.

Wer sagt denn: in Ordnung? Ich meinte damit, dass es bei
wenigen Diskussionen zwischen Eltern und Teenagern ein klares
Richtig und Falsch gibt; und es stimmt, ich habe selten etwas
getan, von dem ich eindeutig wusste, dass es falsch ist. Für
mich war es richtig: Was die Eltern „zu spät“ nannten, war für
mich eine angemessene Zeit, heimzukommen (man muss dazusagen,
dass meine Eltern hier wirklich zu streng waren.)

Das waren meine Eltern auch und als fair empfand ich durchaus auch nicht alles. Trotzdem war mir bewußt, daß es unrecht war, gegen Regeln und klare Verbote zu verstoßen. Und deswegen empfand ich eine Ohrfeige dann eben als Konsequenz und nicht als ungerechtfertigte Bestrafung.

Aber damit wollte ich ja nicht sagen, dass man Teenagern keine
Grenzen aufzeigen soll, ich habe mich nur gewundert, dass du
dich IMMER schuldig gefühlt hast, wenn deine Eltern dich
straften (siehe oben). Das geht jetzt aber schon ein bisschen
vom Thema weg.

Das habe ich doch gar nicht gesagt. Ich sprach hier von Ohrfeigen, die ich aufgrund von Regelverstößen bekam. Es gibt genug, andere Dinge, die ich meinen Eltern vorwerfe. Ich unterscheide aber, was mir als unrecht vorkam und was tatsächlich unrecht war. Ich beurteile die Situationen mit zeitlichem Abstand doch ganz anders, als damals als Teenager.

Übrigens, da wir schon bei „kriminell“ sind: Die Eltern
sollten es schaffen, ihren Kindern die Grenzen so aufzuzeigen,
dass sie sich dabei nicht selbst ins Unrecht setzen. Und
Schlagen ist in meinen Augen - wobei, nicht nur in meinen -
Unrecht. Und von dem Urteil gehe ich nicht ab, auch wenn
manche sich so an ihre Kindheit erinnern, dass sie Ohrfeigen
nicht demütigend, nicht verletzend, sondern gerecht empfanden.

Ich schrieb doch nun mehrfach, daß ich Ohrfeigen als kein adäquates Erziehungsmittel ansehe. Trotzdem verurteile ich Eltern nicht, die in bestimmten Situationen ihrem Kind mal einen Klaps auf den Hintern geben. Es ist nicht richtig, kann aber vorkommen.

entschuldigen und sich bemühen, dass ihnen derselbe Fehler
nicht noch einmal passiert. Ich habe schon verstanden, dass du
Ohrfeigen auch nicht okay findest. Aber wieso scheinst du sie
dann als Erziehungsmaßnahme in deiner Kindheit zu
rechtfertigen, bzw. wieso sagst du, du hättest sie nicht
schlimm gefunden?

Weil ich sie nicht als schlimm empfunden habe. Wenn ich provoziert habe, habe ich auch mit Konsequenzen rechnen müssen.

Liegt es nicht vielleicht doch daran, weil

du NOCH schlimmere Gewalt - eben psychische - ertragen
musstest? Und da sind wir wieder bei: Gewalt gehört gar nicht
in die Kindererziehung.

Das auszuführen würde hier deutlich zu weit führen.

Ich war ein unerwünschtes Kind, meine Mutter wurde mit 16 schwanger, mit geradeinmal 17 Mutter und war in vielen Situationen mit einem Kind, das sie nicht wollte, überfordert.

Gruß
Tina

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Hallo Seute deern,

für mich handelt es sich dann um Gewalt wenn jemand einem
anderen bewußt Schaden zufügt.

heißt das für Dich z. B., daß Ohrfeigen, Schläge usw. dann keine Gewalt sind, wenn Eltern diese in der Meinung anwende(te)n, das seien normale oder sinnvolle Erziehungsmaßnahmen - in vermeintlich bester Absicht?

Grüße,

I.

Hallo Barney,

soziales Verhalten muss gelernt werden, wie soll dies geschehen, wenn ein Erwachsener diese Aufgabe erledigt?

Das ist zumindest in meiner Kindheit nicht passiert. Wir hatten einige klar abgesteckte Grenzen, aber ansonsten ein riesiges Experimentierfeld zum Ausprobieren. Problemlösungen für uns haben unsere Eltern nur dann übernommen, wenn wir sie darum gebeten haben - was selten vorkam, weil wir den Ehrgeiz hatten, sie selbst zu lösen.

Du hast nicht gelernt Dich anständig zu verhalten, sondern Du hast gelernt abzuwägen, ob Dein Verhalten die Strafe „Wert“ ist.

So einfach ist das nicht. Der Wertekatalog war ein ganz anderer. Es gab Dinge, die verboten waren und die wir nie mehr in Frage stellten, weil wir den Sinn hinter dem Verbot akzeptierten. Dazu gehörte z.B. die 100 Bullenkälber eines uns verhassten Bauern nicht nachts aus der Weide zu treiben. Diese Aktion haben wir nie wieder wiederholt.

Und es gab andere, deren Sinn wir nicht einsahen und deshalb immer wieder damit spielten. Dazu gehörte, im stillgelegten Steinbruchstollen zu spielen, der hochgradig einsturzgefährdet war oder Tauchübungen in einem halb versunkenen Frachtkahn zu machen. Uns erschien das nicht gefährlich und deshalb pokerten wir einfach damit, nicht erwischt zu werden.

Unterm Strich bedeutet das, dass nicht die Angst vor der Strafe uns daran gehindert hat, Dinge zu tun oder zu lassen, sondern die Einsicht. Die hätten wir aber sicherlich auch ohne schmerzenden Popo gehabt - was unser Vater im Alter von ca. 65 Jahren erstmalig „offiziell“ uns gegenüber feststellte.

Auch hier zeigst du deutlich: Gewalt ist in einer solchen Umgebung etwas völlig normales! Und wenn von außen jemand kommt, halten alle zusammen, im Erwachsenenalter führt das zu Mobbing, das ist dann völlig normal!

Deine Schlussfolgerung ist falsch. Ich bin ein äußerst sozialverträglicher Erwachsener - wie übrigens auch meine Geschwister.

Ich bin Gewaltfrei erzogen worden, und hatte es nicht nötig andere zu ärgern!

Das magst du gut finden - normal ist es nicht. Sich streiten und wieder vertragen lernen ist ein elementarer Bestandteil der Sozialisation. Das bedeutet übrigens nicht, dass man sich dabei hauen muss :smile:.

Ich bin heute so, dass ich es nicht nötig habe, andere zu ärgern oder zu verletzten!

Es mag dich überraschen: Ich auch. Und das ist ja genau der Punkt. Meine Geschwister und ich haben uns mitnichten zu gewalttätigen Menschen entwickelt.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule

soziales Verhalten muss gelernt werden, wie soll dies geschehen, ::wenn ein Erwachsener diese Aufgabe erledigt?

Das ist zumindest in meiner Kindheit nicht passiert. Wir hatten :einige klar abgesteckte Grenzen, aber ansonsten ein riesiges :Experimentierfeld zum Ausprobieren.

Dagegen steht:

Untereinander haben wir uns gelegentlich geprügelt und wieder vertragen

Uns wurde schon im Kindergartenalter klargemacht, dass Gewalt keine Lösung bringt! Aus diesem Grund haben wir uns auch nicht geprügelt, gestritten haben wir uns wohl, aber Gewalt war verpönt! Auch Beleidigungen zählen aus meiner Sicht zu Gewalt. Das wurde bei uns ebenfalls ausgeklammert. Bei uns gab es also auch klar abgesteckte Grenzen, und Gewalt war ausserhalb dieser Grenzen!

Du hast nicht gelernt Dich anständig zu verhalten, sondern Du hast ::gelernt abzuwägen, ob Dein Verhalten die Strafe „Wert“ ist.

So einfach ist das nicht. Der Wertekatalog war ein ganz anderer. Es :gab Dinge, die verboten waren und die wir nie mehr in Frage :stellten, weil wir den Sinn hinter dem Verbot akzeptierten.

Uns wurden die Verbote allesamt erklärt. Deshalb akzeptierten wir diese Verbote nicht, sondern wir verstanden Sie! Beispiel: Mir wurde als Kind verboten Streichhölzer zu nehmen. Wie das nun bei allen Kindern so ist, reizen Verbote nur noch besonders! Also habe ich trotzdem Streichhölzer genommen (war damals noch im Kindergarten!). Aber da meine Mutter lernfähig war, hat sie mir gezeigt, was passiert, wenn sich eine ganze Schachtel entzündet, und dann noch etwas Spiritus das in der Nähe ist. Meine Mutter hatte alles unter Kontrolle, die Demonstration war beeindruckend. Also habe ich das mit den Streichhölzern gelassen! Mit anderen Worten: Mir wurden die Verbote erklärt, und es stand nicht das Verbot im Vordergrund, sondern das vernünftige Verhalten! Fortan wurden erwartete Verhaltensweisen erklärt. Dabei hatten wir immer so viel Freiheiten, dass diese bei der notwendigen Sicherheit und Aufsicht zu verantworten war, ohne dass irgendwelche Nachteile zu erwarten waren! Ich durfte z.B. mit einer Erklärung meiner Eltern in der Tasche mit zwölf eine Fahrradtour machen, bei der ich ca. 100 km von zu Hause weit wegfahren durfte! Mit einem gleichaltrigen Freund! Und alles was wir machten, kann ich aus heutiger Sicht sagen, war vollkommen in Ordnung! Wir waren für unser Alter sehr Verantwortungsbewusst!

Dazu gehörte z.B. die 100 Bullenkälber eines uns verhassten Bauern :nicht nachts aus der Weide zu treiben. Diese Aktion haben wir nie :wieder wiederholt.

Bei einer Radtour ein Jahr später besuchten wir eine Parallelklasse im Zeltlager. Neben dem Camp war eine Weide mit einem Elektrozaun. Einer von uns kam auf die Idee den Zaun zu erden, denn es wäre ja lustig, wenn die Kühe am nächsten Morgen ins Zelt schauen würden. Doch da mahnte einer aus unserer Clique, dass die Kühe ja auch weglaufen könnten oder etwas anderes passieren könnte. Also ließen wir das!

Zum verhassten Bauern: Als ich in den Kindergarten ging, erzählte einer, dass auf unserem Nachhauseweg eine Hexe wohnen würde.Zur Strafe versenkten wir immer ihre Zeitung in irgendwelchen Pfützen! Uns wurde erklärt dass es keine Hexen gäbe. Es wurde ein Treffen mit der „Hexe“ vereinbart. Es war eine alte Frau. Sie war sehr nett. Wir entschuldigten uns und halfen ihr eine Zeitlang Hofkehren, besonders im Herbst als Laub von den Bäumen fiel. Ein anderer begleitete Sie zum Einkaufen und half, soweit man das von einem Fünfjahrigen erwarten konnte, beim Tragen und ausräumen der Tasche. Zur „Strafe“ gab es Kekse von der Hexe! Verhasst war uns niemand, weil wir nicht grob bestraft wurden, sondern Verständnis lernten! Natürlich machten wir so etwas später nicht wieder. Und noch etwas habe ich daraus gelernt: Glaube nicht einfach was irgendjemand sagt, sondern bilde Dir selbst ein Urteil! Der Ausspruch meiner Großmutter war immer: Wenn andere in den „(Name eines Flusses)“ springen, springst Du nicht hinterher! Soll heißen: bilde Dir Deine eigene Meinung, was andere tun und sagen ist nicht immer richtig!

Und es gab andere, deren Sinn wir nicht einsahen und deshalb immer :wieder damit spielten. Dazu gehörte, im stillgelegten :Steinbruchstollen zu spielen, der hochgradig einsturzgefährdet war :oder Tauchübungen in einem halb versunkenen Frachtkahn zu machen. :Uns erschien das nicht gefährlich und deshalb pokerten wir einfach :damit, nicht erwischt zu werden.

Da unsere Eltern uns alles erklärten, konnten wir ihrem Urteil vertrauen. Wenn sie uns etwas verboten, das wir nicht unmittelbar einsehen konnten, hatten unsere Eltern unser Vertrauen.

Auch er sagt übrigens heute ähnliches wie der deine: „Mir tut es :leid, dass Ich erst später begriffen habe, dass es zu eurer :Erziehung gar keine Schläge gebraucht hätte“.
Unterm Strich bedeutet das, dass nicht die Angst vor der Strafe uns :daran gehindert hat, Dinge zu tun oder zu lassen, sondern die :Einsicht. Die hätten wir aber sicherlich auch ohne schmerzenden Popo :gehabt - was unser Vater im Alter von ca. 65 Jahren erstmalig :„offiziell“ uns gegenüber feststellte.

Auch hier zeigst du deutlich: Gewalt ist in einer solchen Umgebung ::etwas völlig normales! Und wenn von außen jemand kommt, halten alle ::zusammen, im Erwachsenenalter führt das zu Mobbing, das ist dann ::völlig normal!

Deine Schlussfolgerung ist falsch. Ich bin ein äußerst :sozialverträglicher Erwachsener - wie übrigens auch meine :Geschwister.

Hier muss ich Dir deutlich widersprechen. Jeder Einzelfall liegt sicherlich anders. Da muss man im Einzelfall genauer hinschauen! Aber ich bin aus dieser relativ friedvollen Atmosphäre aufs Land gezogen, weil meine Frau dort lebt(e)! Dort findet das Leben so statt wie Du es beschrieben hast! Und da sind meine Erfahrungen ganz anders! Und da ist der spielt es schon eine Rolle, ob man sich dem sozialen Druck der Masse beugt, oder ob man eigene, gefestigte Werte hat, die auch schon die Feuertaufe bestanden haben!

aber wenn einer in Not war, stand die ganze Mannschaft an seiner :Seite.

Das habe ich auch so erlebt! Aufgrund meiner Bildung und der Tatsache, dass ich schon einiges im Leben gesehen hatte, war meine Schwiegermutter mir hoffnungslos unterlegen! Ich bin ganz sicher kein schlechter Mensch, aber es ist nun mal leider so, dass sie gegen mich intellektuell keine Chance hatte. Also hielten alle zusammen und wollten meiner Schwiegermutter „helfen“. Da sind hanebüchene Dinge vorgefallen. Für einen halbwegs vernünftig denkenden Menschen völlig schwachsinnig! Und es hat keinen dieser „Dorf…“ interessiert was tatsächlich vorgefallen war! Noch heute höre ich von manchen, ich müsse mich „unterordnen“. Die erwartungen sind tatsächlich wirr. Ich lebe nach recht und Gesetz, und so lange wie ich mich mit meiner Frau vernünftig einigen kann, geht die das nichts an (Punkt). Übrigens – meine Schwiegermutter ist seit 6 Jaheren tot, und die finden kein Ende. Vor kurzem hat mir einer gesagt, es würde nicht reichen, dass ich mich nach Recht und Gesetz verhalte! Wie bitte??? Den habe ich kurzerhand rausgeworfen und ihm mitgeteilt, ich würde mich bei ihnen nie anpassen (Punkt). Genauso wie ihr Eure Probleme auf eure ureigene Art mit Gewalt gelöst habt, genauso glaubt ihr, Recht und Gesetz gelte für Euch nicht! Das wird im übrigen in manchen Filmen thematisiert, wie schwer sich sogar die Polizei bei Morden tut, in das Geflecht der Dörfer einzudringen! Psychologisch gesehen nimmt der Staat die Rolle der Eltern ein:

Einen Streit unter uns hätten wir niemals unseren Eltern erzählt.

Deine Schlussfolgerung ist falsch. Ich bin ein äußerst :sozialverträglicher Erwachsener - wie übrigens auch meine :Geschwister.

Das kann durchaus sein, wie schon oben beschrieben muss jeder Einzelfall getrennt beurteilt werden.

Ich bin Gewaltfrei erzogen worden, und hatte es nicht nötig andere ::zu ärgern!

Das magst du gut finden - normal ist es nicht. Sich streiten und :wieder vertragen lernen ist ein elementarer Bestandteil der :Sozialisation. Das bedeutet übrigens nicht, dass man sich dabei :hauen muss :smile:.

Du bist in einer Athmosphäre der Gewalt aufgewachsen, so das normal war und ist! Richtig ist, dass Konflikte zum Leben und Miteinander gehören. Allein wie man diese Konflikte löst kann unser Thema sein. Und da ist für mich Gewalt kein Thema. (Interessant dabei ist, dass mir von der Dorfgemeinschaft erstens eine Gewaltbereitschaft unterstellt wird, und andererseits hätte ich es nötig eine schwächere Person wie meine ehemalige Schwiegermutter zu unterjochen! Die Psychologen nennen dies übrigens „Projektion“. Dieser Sachverhalt und mein Verhalten in derartigen Situationen wurde übrigens von Gutachtern eindeutig zu meinen Gunsten bewertet!) Fachleute versuchen in Konfliktfällen übrigens eine „Win-Win“-Situation herzustellen! Deshalb ist es heute trotzdem eine Tatsache, dass ich es – entgegen der Unterstellung aus dem Dorf – gerade nicht nötig habe mich über Andere zu stellen! In Konfliktfällen bin ich durchaus in der Lage fair zu bleiben. Ich habe es nicht nötig andere zu demütigen! (bzw. andere zu ärgern!) Späße mache ich jedoch gerne, aber nur wenn der Andere nicht verletzt wird.

Ach ja da erinnere ich mich an eine Situation bei der Bundeswehr:

Im Winter wurde durch nasse Schuhe immer viel Schmutz ins Gebäude getragen. Unser Kompaniefeldwebel war ganz stolz dass er so eine Fußabstreifer-Matte auftreiben konnte, die den Schmutz aufgesogen hat. Eines Tages gab es die schönen neuen Olympia-Schränke. Leider war der Fußboden etwas uneben und es schepperte immer so, als sie über den Boden geschoben wurden. Deshalb schimpfte uns Spieß (Kompaniefeldwebel), man solle doch etwas unterlegen. Leider verwendeten die Kameraden genau diese Fußmatte, und es kam wie es kommen musste: Am Abend war da ein Loch drin. Da hat unser Spieß (Choleriker) schier einen Herzanfall bekommen! (Es gibt Zeugen, die sagen, sie hätten im 2. Stock bei lauter Radiomusik jedes Wort verstanden). Dann kam die 'Weihnachtszeit. Vor seinem Bürofenster hatte er selbst eine schöne Blautanne gepflanzt, die er höchstpersönlich jedes Jahr selbst dekorierte. Da banden wir einen Holzklotz am unteren Ende um den Stamm, einer ging an den Stecker der Beleuchtung. Einer nahm den Baum an seiner Spitze. Dann starteten wir die Motorsäge und gaben so lange Gas, bis er am Fenster stand. Dann sägten wir scheinbar den Stamm ab. Durch den Holzklotz flogen die Späne nur so, der Baum wurde geknickt, die Lichter gingen aus. …… Als er wütend schreiend aus der Tür stürzte lies der eine den umgedrückten Baum los, der Andere steckte die Beleuchtung wieder ein. …… In der Mittagspause lies er sich sogar zu einem Bier einladen.

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Mir war nicht bewusst, wie schnell in manchen Brettern Artikel ins Archiv wandern… (Nur, weil der Mensch mal arbeitet :wink: Die verspätetet Antwort bitte ich also nicht als Desinteresse oder Ignoranz zu werten :wink:

Genau das frage ich mich ebenfalls. Eine Idee wäre, dass es
meinen Eltern möglicherweise gelungen ist, uns gleichzeitig
ein starkes Gefühl von Liebe, Sicherheit und Akzeptanz zu
geben.

Möglich. Das wären dann wieder Stichworte, die zur Resilienz passen.

Trotzdem oder gerade deshalb würde mich interessieren, was du selbst zu deiner eigenen Brille sagst, wenn du so ohne weiteres aus „schlagen“ eine Schubserei machst.

Das ist vermutlich meinem Job als Lehrerin geschuldet, bei dem
ich häufig mit Eltern konfrontiert bin, die die subjektiven
Schilderungen ihrer Kinder unhinterfragt als Tatsache
übernehmen oder ihrerseits stark übertreiben, um die
Wichtigkeit ihres Anliegens herauszustellen. In den
allermeisten Fällen zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass
ein großer Teil der Aufregung umsonst war.

Das kenne ich auch - und das betrifft nicht nur Kinder und Jugendliche :wink:

Aber ich kenne auch die andere Seite! Nämlich die, dass Opfer sehr eindeutiger und drastischer Gewalt auch nur so einen Satz formulieren. Deshalb ist es m.E. immer geboten, nachzufragen, bevor man Schlüsse zieht!

Abgesehen davon war dein Frage, wann Gewalt Gewalt ist. Und da ist m.E. auch die Frage letztlich wieder falsch gestellt: Gewalt ist auch ein Schubser! Die Frage sollte sein: Gibt es eine tolerierbare Stufe von Gewalt und wenn ja, wo? Es ist m.E. der falsche Weg, hier an der Definition von Gewalt zu manipulieren, weil dabei Tür und Tor geöffnet werden, Gewalt ggf. massiv zu missbrauchen.