Wann kam das Christentum zu den Teutschen?

Hallo,

letztens überlegt ich mir wann eigentlich das Christentum in unsere Breitengrade kam. Ich konnte mich zeitlich nicht ganz festlegen. Wer brachte die Religion des Orients zu den Germanen/Teutschen/Deutschen und wann?

Vielen Dank im voraus

Hallo,

letztens überlegt ich mir wann eigentlich das Christentum in
unsere Breitengrade kam. Ich konnte mich zeitlich nicht ganz
festlegen. Wer brachte die Religion des Orients zu den
Germanen/Teutschen/Deutschen und wann?

die Römer ab 3./4. Jh. n.Christus.

Ciao maxet.

im Zuge von Völkerwanderung und Sieg über die Römer,

Hallo,
haben die Germanen mit der römischen Kultur auch die Religion übernommen.
Als „Missionar der Deutschen“ gilt Bonifatius und die iroschottischen Mönche. Bonifatius starb 754 den Märtyrertod und liegt in Fulda begraben.
Grüße,
Taju

Die Germanen kamen zum Christentum vor
der Völkerwanderung.

Als „Missionar der Deutschen“ gilt Bonifatius und die iroschottischen Mönche.

Winfried/Wilfried, genannt Bonifatius, obwohl „Apostel der Deutschen“ genannt, kann allenfalls als Missionar der Hessen, Thüringer und Friesen, die ihn auch töteten, gelten.

Dazu:

_Bonifatius, hl., eigtl. Winfried, *)im Königreich Wessex
672/673, †)bei Dokkum (Friesland) 5. 6. 754, bed. Vertreter
der angelsächs. Mission (gen. ›Apostel der Deutschen‹). 719
von Papst Gregor II. mit der Germanenmission beauftragt;
wirkte in Thüringen, Friesland, Hessen (Gründung der Klöster
Amöneburg und Fritzlar) und Bayern (737/738 Gründung der
Bistümer Passau, Regensburg und Freising; 745 Eichstätt);
strebte, unterstützt durch mehrere Romreisen (732 in Rom zum
Erzbischof ernannt), eine stark romorientierte Neuorganisation
der fränk. Kirche an; starb als Märtyrer in der
Friesenmission. - Fest: 5.)Juni.

© Meyers Lexikonverlag._

Man sollte übrigens die iro-schottischen von den englischen Missionaren unterscheiden.

Aber schon viel früher trafen Goten mit arianischen Christen
zusammen und übernahmen diese Variante des Christentum.
Dieser Begegnung verdankt sich auch die „Ulfilas-Bibel“, in
gotischer Sprache von einem Bischof Ulfila übersetzt.

Dazu:

_Ulfilas (Ulfila, Gulfilas, Wulfila), *)um 311,
†)Konstantinopel [?] 383, westgot. Bischof. Arianer,
übersetzte die Bibel ins Gotische.

© Meyers Lexikonverlag._

Und früher schon gab es in der römischen Armee
germanenstämmige Soldeten, die Christen waren.
Dazu zählt u. U. Martin von Tour.

Dazu:

_Martin von Tours [- - tu:r], hl., *)Savaria (heute
Szombathely, Ungarn) 316 oder 317, †)Candes (heute
Candes-Saint-Martin bei Chinon) 8. 11. 397, Bischof von Tours
und Apostel Galliens. Soldat; Schüler des Hilarius von
Poitiers; 371 Bischof von Tours. Sein Grab war bis ins späte
MA Wallfahrtsort und fränk. Nationalheiligtum. - Fest:
11.)November.
Die häufigste bildl. Darstellung zeigt den Heiligen (nach
einer Legende) als Reiter mit einem Bettler zu Füßen, mit dem
er den Mantel teilt.

© Meyers Lexikonverlag._

Der das Mailänder Toleranzedikt (312) erlassende Konstantin -
sonst auch der Große genannt - erlebte seine Kindheit und noch
viele Mannesjahre in Trier, wo es bereits einen christlichen
Bischofssitz gab.

Man kann also annehmen, dass schon im dritten Jahrhundert das
Christentum unter Germanen umging.

In der römischen Armee dienten schon damals viele Germanen, vor allem Franken, die so vom Christentum infiziert werden konnten

Also deutlich vor der Völkerwanderung!

Fritz

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Hallo,

wenn, dann ist das Christentum zu den germalischen Stämmen gekommen - der Begriff „deutsch“ bzw. seine Vorläufer taucher erst um 1.000 auf.

Und da ist das Bild sehr, sehr unklar.
Zweifellos war die römische Bevölkerung westlich des Rheins im 3./4. Jahrhundert christlich. Für Kölnm und andere Städte im Rheinland wird eine Siedlungskontiniuität mit funktionierenden Kirchgemeinden angenommen - ist aber nicht wirklich bewiesen.
Denn das Problem ist, daß die Germanen, die durch die Vökerung von Osten kamen und die römishce Grenze überranten, ja Heiden waren und erst später Christen wurden.
Recht sicher ist der Übertritt von Chlodewig zum Christentum, in dessen Folge das fränkische reich des 6. Jahrhunderts christianisiert wurde, dazu gehören ja auch weite Teile Deutschlands etwa bis zur Elbe und Saale im Osten. Weniger sicher ist, in wie weit die germalischen Stämme aber schon Christen waren.
Für Thüringen und Hessen gilt Bonifazius als Missionar mit Gründung der Bistümer u.a. in Mainz und Erfurt.
Die Sachsen (d.h. das heutige Niedersachsen) traf es durch die Sachsenkriege von Karl dem Großen Ende des 8. Jahrhunderts und die damals noch slawische Bevökerung in Brandenburg und Mecklenbuirg erst im Zuge der Ostexpansion um die Jahrtausendwende.

Gernot Geyer

Hallo,

wie konnte sich dieser Satz:

Zweifellos war die römische Bevölkerung westlich des Rheins im 3./4. Jahrhundert christlich.

unter deine sonst so vorsichtig abwägende Äußerung schleichen?

Fritz

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Hallo Fritz,

wie konnte sich dieser Satz:

Zweifellos war die römische Bevölkerung westlich des Rheins im 3./4. Jahrhundert christlich.

unter deine sonst so vorsichtig abwägende Äußerung schleichen?

Wo ist dein Problem? Im 4. Jhd. wird das Christentum Staatsreligion im römischen Reich und die heidnischen Kulte werden verboten.
Ist da etwa vorsichtiger Zweifel geboten, dass dann die Bevölkerung des römischen Reichs auch westlich des Rheins christlich war? Kaiser Constantin ließ jedenfalls nicht nur in Rom und Jerusalem, sondern auch in Trier eine christliche Kirche bauen.

Grüße
oranier

Christentum bei Germanen und im Römischen Reich
Hallo, Oranier!

Zunächst einmal, wir entfernen uns von der Ausgangsfrage.

Wo ist dein Problem?

Mich dünkt, das Problem habt ihr, weil ihr mit Jahrhunderten wie mit Dekaden umgeht. Und bei der Lektüre und dem Vorlegen von Quellen und Belegen ein wenig schludert!

Im 4. Jhd. wird das Christentum Staatsreligion im römischen Reich und die heidnischen Kulte werden verboten.

Sagen wir mal genau: 380; also so ziemlich am Ende des 4. Jhdts.

Davon war Germanien aber auch nicht die Spur betroffen. Noch der Große Karle kämpfte gegen „heidnische“ Sachsen, Awaren, Slawen.

Und im Römerreich wurde nicht mal kurz ein Schalter umgelegt und die christliche Glühbirne brannte allüberall auf den Tannenspitzen.
Mit dieser Proklamation waren keineswegs alle anderen Kulte beseitigt. Die existierten in vielen Provinzen lustig weiter. Und noch recht lange!

Ist da etwa vorsichtiger Zweifel geboten, dass dann die Bevölkerung des römischen Reichs auch westlich des Rheins christlich war?

Mehr als vorsichtiger Zweifel, ein entschiedener.

Da hockten noch der Mithras, der Sol Invictus, Isis und Osiris, Serapis und Hermes Trismegistos in Tempeln rum und empfingen Opfer.

Beiseite gesprochen:
Erst zu diesr Zeit - und zwar zunächst nur in Rom - hat man den Geburtstag Jesus auf den 25. Dezember gelegt, um dem Sol Invictus sein beliebtes Sonnenwendfest abzupaschen. Das sieht nicht so aus, als seien damals als Reichsrömer geschlossen zur Christmette ohne Reclamhefte gegangen.

Nur war den „Heiden“ ab 380, wie vorher den Christen, kein öffentliches Ansehen und vor allem keine Ämter mehr beschieden. Das war ein guter Grund zur Konversion.

Kaiser Constantin ließ jedenfalls nicht nur in Rom und Jerusalem, sondern auch in Trier eine christliche Kirche bauen.

Wer Kirchen baut, muss das nicht aus religiösen Gründen tun, sondern tut es oft aus politischen. Und Konstantin war ein knallharten, rücksichtsloser und brutaler Machtpolitiker. Das hat mit Christentum nichts zu tun.
Bzw. das zeigt, was das Christentum inzwischen geworden war.
Lies das bei Deschner nach!
Konstantin hat auch die entscheidenen Konzilien einberufen und dominiert und das Glaubensbekenntnis festgelegt. Ihn deswegen als christlichen Theologen und Heiligen anzuerkennen, ist doch wohl schlecht möglich?

Taufen aber ließ er sich erst auf dem Sterbebett.

Und dann war da noch Julian Apostata.

Vermutlich war um 380 nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung christgläubig. Erst die Staatsreligion machte ehrgeizige Heiden zu Christen.
Man richtet die Fahne nach dem Wind.

Um einen Ärgernis erregenden Vergleich zu nennen:
Erst die Machtergreifung ließ die Zahl der Parteimitglieder steigen.

Man muss schon ein wenig genau sein.

Fritz

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Hallo Fritz,

ja und? Ich habe ausdrücklich von der „Römischen Bevölkerung“ geschrieben. Und die wird schon überwiegend chtistlich gewesen sein zu dieser Zeit.
Natürlich trifft das dann nicht automatisch auf die germanische Urbevölkerung zu - der Glaube der der eroberten Völker war ja den Römern immer so ziemlich egal.
Allerdings gab es wohl auch eine Art Mischmasch. Germanen wurden durch den Dienst imHerr nach ihrer Entlassung zu Bürgern Roms, dadurch und durch die z.T. recht großzügige Verleihung der römischen Bürgerrechte waren ja letztlich auch Leute seit Generationen Römer, die Rom nie gesehen hatten. Und was die glaubten wird wohl davon abhängig gewesen sein, ob sie sich mehr zur römischen Oberschicht oder ihren alten germanischen Stämmen zugehörig fühlten.

Nun sprach ja der christliche Glaube mit seiner Verheißung vom besseren leben nach dem Tode von jeher vor allem die Unterschichten an. Deshalb waren es ja zur Zeit zur Christenverfolgungen vor allem die Sklaven und einfachen Römer, die das Christentum im Untergrund am Leben erhielten.
Da kann man schon als gesichert annehmen, daß diese den Gkauben auch in den germanischen teilen des reiches angenommen hatten - und auch behielten, nachdem die römische Armee dann weg war.
Die große Preisfrage ist nur, inwieweit nach dem Ansturm der Völkerwandung und der Überwanderung durch Völker, die das Christentum noch nicht kannten, anschließend überhaupt noch Städte existierten. Das wird zwar immer mal behauptet - aber ich werde den verdacht nicht laso, daß da einige Stadtväter sich gern ein möglichst ehrwürdiges Alter ihrer Kommune zuschanzen wollen und daß manche Kirchenväter da den Wunsch einer Kontinuität zu den römischen Chrsten hin einfach zur Wirklichkeit erklärt haben - denn durch Funde und Dokumente belegt ist da herzlich wenig.

Gernot Geyer

Schön, Gernot!

ja und? Ich habe ausdrücklich von der „Römischen Bevölkerung“
geschrieben.

Barnabas fragte aber nach den Germanen und ihrer Christianisierung; wobei wohl das eine vom anderen nicht scharf zu trennen ist.
Und da gilt es festzuhalten, dass sehr wohl einzelne Germanen und sogar Stämme wie die Goten schon vor 300, also bevor die Hunnen die Völker in Bewegung setzten, „christlich“ waren.
Nach der Völkerwanderung kam es aber auf „germanischem“ Gebiet zu Reichen und Staaten, die sich selbst als „christlich“ betrachteten, wie etwa das fränkische ab Chlodwig, das katholisch, und etwa das Wetsgotenreich um Toledd, das arianisch war.

Und die wird schon überwiegend christlich gewesen sein zu dieser Zeit.

Genau das bezweifle ich und habe Argumente genannt.
Entgegen deiner Darstellung, die auf den persönischen Glauben der kleinen Leute zielt - die das Christentum als Opium gebrauchten - wird durch die Anerkennung als Staatsreligion, die ein rein machtpolitischer Schachzug - man wollte eine einheitliche staatstragende Ideologie - war, ein neuer Zustand erreicht.

Nun war es für die einflussreichen und ehrgeizigen Leute opportun christlich zu werden; sowohl im Reich als auch bei den Germanen. Bischof zu sein, wurde ein einträglicher Job und der wurde nur an angesehene Adlige vergeben, die Macht und Einfuss und Reichtum die Fülle hatten. Und noch nicht durch einen Zölibat molestiert wurden. Unter den Vorfahren Karls des Großen findet sich so einer.

Aber über den Daumen gepeilt, sind solche Feinheiten natürlich …

Gruß Fritz

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Servus Fritz et.al.,

mir scheint dieses

Mit dieser Proklamation waren keineswegs alle anderen Kulte
beseitigt. Die existierten in vielen Provinzen lustig weiter.

der entscheidende Punkt an dem Thema zu sein.

Freilich lässt sich eine Aktion wie die Erklärung des Christentums zur Staatsreligion durch Konstantin (fast!) datieren. Individuell-persönlich auch der Zeitpunkt einer Taufe.

Aber Christentum als klarer Gegensatz zu den Kulten insbesondere von Mithras und Gaia/Magna Mater ist bloß von heute aus gesehen eindeutig und klar. Aus der Sicht ca. 250 - 350 nicht so sehr.

Man kann an jedem einzelnen der bedeutenden Bischofssitze der römischen Provinzen im Bereich der jeweils heutigen Dome graben und findet immer einen Weihaltar, einen Tempelbezirk oder dergleichen in nächster Nähe, die in der Regel nicht oder nur ein bisschen christlich waren.

Der Nachzügler unter diesen Orten, spät und daher akribisch ausgegraben und untersucht, ist Moguntia mit einem Mithrastempel einen Katzensprung westlich des heutigen Domes (Ballplatz) und einem Magna-Mater-Weihaltar einen Katzensprung nördlich (ehem. Lotharpassage). Das hindert die Mainzer nicht daran, heute die Muttergottes und den Gottessohn zu verehren. Was sie genau um 300 gemacht haben, und ob sie einen besonders deutlichen Unterschied zwischen Mithras und Christus bzw. Magna Mater und Muttergottes gemacht haben, muss weitgehend gerätselt werden.

Es geht um Übergänge, nicht um einen plötzlichen Wechsel. Nicht bloß bei den etruskischen Ministrantenkitteln, die heute noch getragen werden…

Schöne Grüße

MM

Hallo

Gab es wirklich Teutsche? Was ist das? Ich kenne das Wort nur als boshaften Audruck für Deutsche, der die harte Konsonantik des norddeutschen Idioms nachmachen soll.

Gruß
dataf0x

Grüß dich, Martin,

auch dich bitte ich zu differenzieren! :wink:

Mit dieser Proklamation waren keineswegs alle anderen Kulte beseitigt. Die existierten in vielen Provinzen lustig weiter.

Freilich lässt sich eine Aktion wie die Erklärung des Christentums zur Staatsreligion durch Konstantin (fast!) datieren. Individuell-persönlich auch der Zeitpunkt einer Taufe.

Konstantin erließ 312 nur ein Toleranzedikt, das die Verfolgung der Christen beendete. Natürlich förderte er das Christentum, wo er konnte, und manipulierte es, was er noch besser konnte bei den Konzilien seiner Zeit, die ja grundlegende Dogmen festlegten, die mit dem Urchristentum ja nicht mehr die Bohne gemeinsam haben; außer dem Namen.

Zur Staatsreligion unter Verbot der anderen, wurde das Christentum erst durch Theodosius, den man auch den Großen nennt, im Jahr 380.

Deinen anderen Ausführungen kann ich voll und ganz zustimmen. Und als weiteres Mischphänomen erwähnen, dass hinter den meisten in Südamerka verehrten Heiligen und Gottesmüttern alte indianisch Gottheiten stecken.

Und hinter manchen Heiligen, etwa der Berta, stehen keine historische Personen, sondern keltische, germanische, slawische … Gottheiten.
Andere, wie der Christophorus, wurden aus ehrenden Beinamen personifiziert.
Den tollsten Coup dieser Art landeten unbezweifelhaft die Kölner, die aus den 11 Begleiterinnen der Ursula 11 000 machten, weil sie einen Buschtaben falsch lasen; und dann die Gebeiner der Gefallenen der Varuslegionen, die man in einer gezielten Aktion vom Schlachtfeld geholt und dann bei der Colonia Agrippinensis beisetzt hatte, als Reliquien dieser Jungfrauen verkauften.
Aber die haben ja auch die heiligen drei Könige, die es gar nie gab, im Köln ausgestellt. Und alles bringt Geld.

Beste Grüße Fritz

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Hallo

Gab es wirklich Teutsche? Was ist das?

Natürlich nicht! Die Schreibung „teusch“ war in der frühneuhochdeutschen Zeit üblich, neben andern auch; so heißt Grimmelhausens Meisterwerk als Kurztitel „Simplizissimus teutsch“.

Die rückwärtsgewandten, das Mittelalter verehrend, von dem sie eigentlich keine Ahnung hatten, sondern nur verklärte Visionen wie sie noch der Bayern-Ludwig zeigt, einen „teutschen“ Nationalstolz und auch einen Nationalstaat erstrebenden Romantiker, darunter vor allem solche militanten Typen wie der Turnschuhvater Jahn, verwandten die Schreibung gern.
Und von deren überzogenen, aber in ihrer Zeit verständlichen, Vaterlandsliebe, die später manchen jüngeren Ideologen zu Pass kamen, bekam diese Schreibung den von dir genannten haute gout.

Gruß
Fritz

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Hallo Fritz,

natürlich sind die geranischen Stämme irgendwann christlich geworden, nachdem sie mit der Religion in Verbindung kamen - sicher auch die Gote, Aber das kann erst im Zuge bzw. nach der Völkerwanderung passiert sein. Die saßen vorher ja im Gebiet der Weichselmündung und östlich davon - und da hat sich mit Sicherheit im 2. oder 3. Jahhundert kein Missionar blicken lassen.
Die Westgoten zigen ja danach über Iberien bis Nordafrika - da war genug Zeit zur bekehrung. Die Ostgoten allerdings waren noch Heiden, als sie Söldner im Dienste der öströmischen/byzantinischen Kaiser standen, alsoauch zur Zeit Atillas, so weit ich weiß.
Na ja - und die Taufe Chlodwigs und dessen Übertritt zum Christentum bei den Franken lag lange nach dem Zerfall des römischen Reiches. Und auch da ist ja nicht anzunehmenm, daß plötzlich alle Franken gläubige Christen waren, nur weil sich ihr König taufen lies.

Es wird da sehr viel spekuliert in dieser Frage. Ich habe auch schon von Theorien gehört, wonach die Thüringer im 6. Jahrhundert Kontakte zur adrianischen Form des Christentums gehabt haben sollen - aber dann hätte sich ja Bonifazius die Mühe der Bekehrung später sparen können.
Vergiß eins nicht - früherwar Alter glein zu setzen mit MAcht und Ansehen. Da war es durchaus ratsam, sich eine möglichst frühe Christianisierung zusammenzulügen, so was konnte ganzen Völkern ein Gefühl der Überlegenheit und Herausgehobenheit vermitteln. Ganz zu scheigen von einem Bischhof, der seine Kirche auf die alten Römer zurückzuführen vermochte - das machte dann ja auch Wallfahrtsort einiges her, weil man so die Herkunft aller möglicher wundertätiger Reliquien so schön erklären konnte.
Und ich fürchte, die körner fassen es selbst heute noch nicht als Karnevalsscherz auf, wenn man ihnen ihre Siedlungskontinuität zu den Römern hin klaut und behauptet, die Stadt wäre nicht 2.000 Jahre alt sondern irgendwann im Mittelalter völlig neu auf den alten Trümmern gegründet worden - da ist dann Schluß mit lustig.

Gernot Geyer

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Servus Fritz,

Und hinter manchen Heiligen, etwa der Berta, stehen keine
historische Personen, sondern keltische, germanische,
slawische … Gottheiten.

dieses klingt, als häbest Du die alte Berta, Wirtin im Scharfen Eck zu Biberach, gekannt? Wenn man im ausgehenden XX. Jahrhundert eine Gaia hätte bildhauerisch darstellen wollen, hätte man grad bloß die „Scharfe Berta“ 1:1 in einen glazialen Findling hauen müssen! Darunter den Scheffelschen Refrain „Trauet nicht dem Gott der Franken, trauet nicht dem König Chlodwig!“ (mit diesem Kuckucksei hammer die fragliche Periode der Christianisierung noch um kleine paar hundert Jährchen verlängert…)

Jetzt aber schnell weg, bevors wieder ernscht wird!

MM

Hallo,

die Schreibweise „teutsch“ war auch im 18. Jahrhundert durchaus noch üblich.
Wieland nannte z.B. seine Literaturzeitschrift (die erste in deutscher Sprache übrigens) „Der teutsche Merkur“ später dann „Der neue teutsche Merkur“. Der lag als Dichter der Aufkllärung aber in der Zeit von Goethe und Schiller (war auch mit beiden befreundet) udn ist eigentlich irgendwelcher überzogener nationaler Theorien unverdächtig. Schließlich war er ja kein revolutionär, sondern Erzieher des späteren Großherzoges Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Gernot Geyer

Ist da etwa vorsichtiger Zweifel geboten, dass dann die Bevölkerung des römischen Reichs auch westlich des Rheins christlich war?

Da hockten noch der Mithras, der Sol Invictus, Isis und
Osiris, Serapis und Hermes Trismegistos in Tempeln rum und
empfingen Opfer.

isis und osiris? Will jetzt nicht wie ein kompletter Idiot da stehen aber kannst du das kurz erklaeren? (Darf auch lang will dich aber nicht so strapazieren)…
ACHTUNG: KEIN SARKASMUS IRONIE ODER SONSTIGES ABSOLUT ERNST GEMEINTE FRAGE!!!

Hallo,

Man sollte übrigens die iro-schottischen von den englischen
Missionaren unterscheiden.

Ich habe auch nicht geschrieben, „Bonifatius, ein iroschottischer Mönch“.

Und früher schon gab es in der römischen Armee
germanenstämmige Soldeten, die Christen waren.
Dazu zählt u. U. Martin von Tour.

Das sei völlig unbestritten, erst Recht im „Vielvölkerreich“ Roms.
Sicherlich gab es Christen unter Goten /germanen, der Arianismus, zu dem die Goten zunächst missioniert worden sind, spielt ja dann auch noch eine wichtige Rolle.
Allerdings halte ich mich bei der Beurteilung der Übernahme des Christentums durch germanische Völker lieber an die Arbeiten von Steinacher / Wolfram (Völkerwanderungsexperten - nun gut, vielleicht haben sie dadurch einen Tunnelblick? Und ich dann auch), wonach eben diese Christianisierung eher als eine Aneignung von Kultur, nicht „Inkulturation“ gewesen ist. Natürlich ist das gerade von Patristikern bestritten (insbesondere durch den Verweis auf Martin und Trier - nur gerade bei Trier wäre ja die Frage, wer denn dort die Christen sind). Ich finde es halt überzeugend.

Man kann also annehmen, dass schon im dritten Jahrhundert das
Christentum unter Germanen umging.

Und hier ist dann der Steitpunkt: Welche „Germanen“ und sind das dann „die Germanen“? Was natürlich Deine Aussage nicht falsch macht.,

Grüße,
taju

Hallo,

Zur Staatsreligion unter Verbot der anderen, wurde das
Christentum erst durch Theodosius, den man auch den Großen
nennt, im Jahr 380.

Das am 27. Februar 380 erlassene Gesetz der Impp. Gratianus, Verlentianianus und Theodosius besagt (Cod. Theos. XVI 1,2), daß alle Christen katholisch sein müssen. Es geht hier tatsächlich „nur“ um die Einheit der christlichen Kirche (mit der sich ja die römischen Kaiser zeit Konstantin herumschlugen). Nachdem eine genaue Lektüre dieses Gesetzes erstmals in den 40er Jahren Philologen zu den Schluss führte, daß damit das in der SChule gelehrte 380 falsch ist, kommt es hoffentlich auch irgendwann mal dort an:wink:
Erst der Einfluß des Ambrosius auf Theodosius scheint ihn dazu bewegt zu haben, das Christentum auch gegenüber anderen Relgionen extrem zu bevorzugen. Er nimmt den Befehl zurück, nach dem die christlichen Zerstörer einer Synagoge dieser wieder aufbauen sollten und verbietet 391 den BEsuch der Tempel und die Teilnahme an Opfern (Cod.Theod. XVI 10,10), 392 verbietet er auch private Ausübungen des Kultes (Cod. Theod. XVI 10,10), 393 werden die Olympischen Spiele verboten.
Das oben genannte Gesetz ist erst im Cod.Iust. (529/34) so verändert, daß es auf eine Staatsreligion schließen läßt, Tatsächlich ist wohl erst unter Justinian von einer Staatskirche zu sprechen.
Wenn man es doch für Theodosius ansetzen will, dann erst ab 392 - was ja vielleicht mit Blick auf den Bischof Ambrosius nicht unbedeutend ist.

Grüße,
taju

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