Wann sagt man: buchhalte-e-erisch?

Hallo,

immer wieder hört man buchhalteeerisch mitbetont langem „e“.

Ist das eine Verballhornung? Oder beschreiben
„buchhalt e risch“ und
„buchhalt eee risch“ zwei verschiedene Sachverhalte?

Kann mich da jemand aufklären?

Gruß Finus

Hallo, Finus,

immer wieder hört man buchhalteeerisch mitbetont langem „e“.

Ist das eine Verballhornung? Oder beschreiben
„buchhalt e risch“ und
„buchhalt eee risch“ zwei verschiedene Sachverhalte?

bei „buchhaltérisch“ handelt es sich um Fachjargon; seit wann und wieso diese Aussprachevariante existiert, kann ich nicht sagen.

Siehe auch

http://faql.de/sonstiges.html

http://www.ard.de/-/id=447700/1w7eb71/index.html?kw=…

Gruß
Kreszenz

Hallo, Finus,

diese Aussprache ist eine Marotte, die Anfang des 2. Jhdts unter Wiener intellektuellen Geschäftsleuten und Literaten aufkam; vermutlich um sich über die Wichtigtuerei der Buchhalter lustig zu machen.

Es gab vor Jahren schon mal einen Faden zu diesem Thema. Vielleicht ist er im Archiv zu finden. Dort hatte ich auch die Herkunftsangabe genauer genannt, die ich aber jetzt vergessen habe.

Auch hier: http://faql.de/sonstiges.html#buchhalterisch ist davon die Rede ohne Herkunftsangabe; allerdings wird die Betonung auf eee als fehlerhaft abgelehnt.

Gruß Fritz

0 vergessen

diese Aussprache ist eine Marotte, die Anfang des 20. Jhdts,

muss es heißen!

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Hallo, Fritz,

vielen Dank für die schnelle und aussagekräftige Antwort.

Gruß Finus

Hallo Kreszenz,

auch dir vielen Dank für die Antwort und die Links.

Finus

Hallo,

immer wieder hört man buchhalteeerisch mitbetont langem „e“.

Gruß Finus

Hallo Finus,

es gibt solche sprachlichen Variationen zur Abgrenzung und (vermeintlichen) Elitenbildung, ich kenne aus meinem Bereich Laaabor mit Betonung auf der ersten Silbe - wer Labor auf der 2. Silbe betont, gehört nicht zur technischen Elite, glauben jedenfalls die Anwender.

Ansonsten ist das etwa so sinnvoll wie das Tragen von Sonnenbrillen in Innenräumen zur Kenntlichmachung als kreative Elite.

Weiss jemand, ob es dafür (für die Variation von normalen Worten in einer Fachsprache) auch einen Fachausdruck gibt?

Gruss Reinhard

Servus Reinhard,

von „Innen“ gesehen (d.h. aus der Perspektive des mangels Ehrgeiz oder sowas in der Buchhalterey Versackten) passt die Erklärung von Fritz Ruppricht besser: Das Wort in der gleichen Betonung wie „numerisch“ habe ich nie anders als mit einem Augenzwinkern von Selbstironie gehört, und zwar in der Regel von Leuten, die „elitentechnisch“ oberhalb der Buchhalterey anzusiedeln sind (WP, StB, Fachanwalt etc.), aber dennoch (was in den genannten Sparten nicht selbstverständlich ist) ihr Metier von der Pike auf kennen, d.h. die Niederungen der Buchhalterey selber durchschritten haben.

Also in diesem Fall keine Elite, sondern das Schmunzeln der Auguren.

Zum etwas breiteren Schmunzeln wird das dann, wenn eine Azubine das Wort mit der gleichen Betonung benutzt, wie sies vom Jefe gehört hat, und dabei ein höchst bedeutungsvolles Gesicht macht…

Schöne Grüße

MM

Hallo!

es gibt solche sprachlichen Variationen zur Abgrenzung und (vermeintlichen) Elitenbildung, ich kenne aus meinem Bereich Laaabor mit Betonung auf der ersten Silbe - wer Labor auf der 2. Silbe betont, gehört nicht zur technischen Elite, glauben jedenfalls die Anwender.

In Tübingen war es King Kong Küng, der anfing „logisch“ und „Logik“ mit sehr kurzen „o“ zu sprechen, weil ja das griechische Wort λογικ mit kurzem „omikron“ gesprochen wird.

Einen Begriff für diese Erscheinung kenne ich nicht; ich nenns einfach albern! :wink: Es sei denn, man meints juxig!

Gruß Fritz

In meiner Jugendzeit sagte man - mindestens in meiner Gegend - auch luth ee risch.
Heute hat sich allgemein „l ú therisch“ durchgesetzt.

Gruß - Rolf

Hallo, Rolf,

siehe in dem Link in meinem Posting:

Ein Adjektiv, für das sowohl die Betonung auf der ersten als auch auf der vorletzten Silbe in vielen Wörterbüchern verzeichnet ist, ist lutherisch.

Gruß Fritz

Agamemnon-Bétonung
Hallo!

Weiss jemand, ob es dafür (für die Variation von normalen Worten in einer Fachsprache) auch einen Fachausdruck gibt?

Da eben von der Betonung griechischer Namen die Rede war, fiel mir auch noch

Agamémnon

ein.

Und die nette Lichtenbergsche Boshaftigkeit, der von einem Anhänger und Verehrer der griechischen Antike sagte, dass dieser so sehr in der Antike steckte, dass er nur noch „Agamemnon“ sagte, wenn er „angenommen“ sagen wollte.

So schlage ich vor, solche Fehlbétonungen „Agamamnon-Bétonung“ zu nennen.

Gruß Fritz

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Brom
Hallo zusammen,

ich versuche ja auch schon seit geraumer Zeit meinen Mitmenschen klarzumachen, dass das Element Brom eigentlich wir [bromm] ausgesprochen werden muss - man sagt ja schließlich auch [Brom"m"beere]! Aber irgendwie will sich kaum einer dieser elitären Meinung anschließen. :wink:

Aber mal an die Sprachwissenschaftler: Soviel ich weiß kommt der Name des Elements vom gr. bromos (=Gestank). Wie wird das demm altgriechisch richtig betont - eher brohmos oder tatsächlich brommos?

Gruß,
L.

Hallo, Lohengrin,

da βρωμοσ mit Omega, also dem langen offenen O geschrieben wird, wird Brom auch mit einem langen oooo gesprochen.

Dazu:

_ Brom
Substantiv Neutrum (ein chemisches Element) erweiterter Standardwortschatz fachsprachlich (19. Jh.)
Neoklassische Bildung. 1826 von dem Franzosen A. J. Balard entdeckt und aufgrund des unangenehmen Geruchs nach gr. brOmos m. „Gestank“ benannt.
Ebenso nndl. broom, ne. bromine, nfrz. brome, nschw. brom, nisl. bróm. französisch_

Zur Brombeere dies:

_ Brombeere
Substantiv Femininum Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. brAmber n., ahd. brAmberi n., mndd. bramber Stammwort. D.h. die Beere des Dornstrauchs, der ahd. brAma f., brAmo m., mhd. brAme m. heißt (nndl. braam); eine Weiterbildung in ae. brämel, ne. bramble. Da es ein voreinzelsprachl. *moro- „Maulbeere, Brombeere“ gibt (gr. móron n., arm. mor, kymr. morwydden n., l. mOrum n. - von denen aber mindestens das lateinische Wort aus dem Griechischen entlehnt ist), ist es verlockend, für wg. *brämOn von voreinzelsprachl. *mrEmo- auszugehen; die Form der Erweiterung ist aber unklar. Ig. (eur.) *moro- kann zu einem schlecht faßbaren *mer- „schwarz, dunkel“ gehören.
Wienesen, L.: Die Brombeere (Gießen 1952);
Röhrich 1 (1991), 262. westgermanisch_

Gruß Fritzt

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Aber mal an die Sprachwissenschaftler: Soviel ich weiß kommt der Name des Elements vom
gr. bromos (=Gestank). Wie wird das demm altgriechisch richtig betont - eher brohmos oder tatsächlich brommos?

Ja, die Herleitung ist richtig. Der altgriechische Begriff βρῶμος steht für den Gestank, der Ziegenböcken anhaftet. Der Akzent liegt in der Tat auf der ersten Silbe; mit der Betonung verhält es sich im attischen Dialekt des Altgriechischen, der als die klassische Form dieser Sprache gilt, allerdings anders als im Neugriechischen und den meisten Standard-Average-European-Sprachen: Der Akzent war dort und damals offenbar nicht primär ein Stärkeakzent, bei dem die betonte Silbe – wie im Deutschen – lauter gesprochen wird, sondern ein tonaler Akzent, bei dem der betonten Silbe ein generell höherer, steigender oder fallender Ton zugewiesen wird. Der Zirkumflex (῀) auf einem Langvokal wie Omega (Ωω) steht für einen fallenden Ton. In Lautschrift (IPA) müsste man βρῶμος wohl [brɔ̂ːmos] schreiben. Nun dazu, warum ich den Artikel »Das Prodi-Problem« genannt habe: /ɔː/, also langes offenes o, ist kein Phonem des Deutschen, weshalb sich viele Muttersprachler damit schwertun und stattdessen [ɔ], also ein kurzes offenes o, bzw. [oː], also ein langes geschlossenes o, artikulieren. Immer wieder zu hören ist das, wenn in den Nachrichten der Name des italienischen Ministerpräsidenten auftaucht; der heißt nämlich Romano Prodi, was – wieder IPA – [ˈprɔːdi], also mit langem offenem o, ausgesprochen wird.

Gruß
Christopher

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Hallo Fritz,

_ Brombeere _
Substantiv Femininum Standardwortschatz (10. Jh.), mhd.

Das ist ja ebenso wie das Him- in Hindebeere das klassische Beispiel für ein „unikales Morphem“:

http://de.wikipedia.org/wiki/Unikales_Morphem

http://www.neckarkiesel.de/wald/busch/himbeere-bromb…

Gruß Gernot

Hallo,

es gibt solche sprachlichen Variationen zur Abgrenzung und
(vermeintlichen) Elitenbildung, ich kenne aus meinem Bereich
Laaabor mit Betonung auf der ersten Silbe - wer Labor auf der
2. Silbe betont, gehört nicht zur technischen Elite, glauben
jedenfalls die Anwender.

Beide (!!!) sind den Banausen zuzurechnen.
Wie schon Hans Weigel in seinen „Leiden der jungen Wörter“ anmerkte, sind derl. Abkü nicht angebr.
Niemand wüßte, was ein Sanat ist (sofern es sich nicht um einen Salat aus der „Pension Schöller“ handelt :wink:) ).
Und Händel schrieb kein Or.

Ansonsten ist das etwa so sinnvoll wie das Tragen von
Sonnenbrillen in Innenräumen zur Kenntlichmachung als kreative
Elite.

Das ist allerdings richtig.

Gruß
Barney

Gruß Fritzt

Servus Fritz,
wenn das ein Imperativ sein soll, hättest Du besser ein Ausrufezeichen gesetzt.

Also: „Fritzt!“

Auch wäre ein Komma hilfreich gewesen. Und - das Verb hätte ich gerne klein.

Also: „Gruß, fritzt!“

Was Deine Gemeinde nun noch länger beschäftigen wird, ist die Frage, wie man das macht :wink:)

Gruß

Kai

fritzen

Was Deine Gemeinde nun noch länger beschäftigen wird, ist die Frage, wie man das macht :wink:)

Was so ein Tippfrhler doch auch für Feeude machen kann! :smile:

Aber es gibt ein Verb zu Fritz, nämlich „sich verfritzen“.
Und einen leichten Fluch „Verfritzt und zugenäht!“

Und das kam so.

Als mein Bruder Franz und ich das Verb „sich verfranzen“ kennen lernten - die Herkunft aus der Fliegersprache im 1. Weltkrieg erfuhr ich erst viel später -, konnte ich es natürlich nicht unterlassen, meinen Bruder damit zu „hänseln“.

Dies verdross jenen selbstredend und er bildete eben „sich verfritzen“, und behauptete, dies Verb habe noch eine hässlichere Bedeutung; verriet sie mir aber nicht, sodass ich heute noch nicht weiß, was es bedeutet.

Hier im Forum könnte man „fritzen“ als abundant Antworten absondern, oder besserwisserische Einsprachen, oder Tippfehler produzieren und sie verteidigen.

Und offtopixe verbreiten. Sodass die Moderadöse wieder zu tun hat.

Im Dialektbrett gibt es eine Sammlung „sprechender Namen“.

Vieleicht sollte man eine aufstellen, die Namen in Verbformen enthält.

sich verfranzen,
hänseln,
fritzen

hätten wir schon.

Nehmen wir noch „kaien“ dazu? Beim Grimm: => keien => geheien.

So, genug gefritzt!

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

sich verfranzen,
hänseln,
fritzen

hätten wir schon.

Nehmen wir noch „kaien“ dazu? Beim Grimm: => keien =>
geheien.

Nein, das ist kai-fern!

Apropos, da fällt mir ein: Es gibt ja auch den umgekehrten Fall, dass nämlich aus Verben Namen werden:

„Quengelen-Keifer“ ist so ein Fall.
Unvergessen auch Ernst-Dieter „Lügs“ „Wöhner“ oder dessen „Hodentöter“.

Gruß Gernot