Bei Wikipedia steht: „Die katholische Kirche war absolutistisch und hatte eine materialistische Macht- und Geldgier“. http://de.wikipedia.org/wiki/16._Jahrhundert
Mein Deutschlehrer meinte, dass die Kirche nicht absolutistisch sein kann. Hat er Recht?
Hallo, Kuba,
ich meine, er irrt. Unter Absolutismus versteht man, dass der Herrscher (in diesem Fall der Papst) alle Gewalt in seiner Person vereinigt. Also gie Gesetze gibt, sie auslegt und durchsetzt. Also Legislative, Judikative und Executive in einer Person ist.
Das wurde als Grundsatz bereits unter Leo 1. und Innozenz III. im 3./4. Jh. so gesehen. Siehe dazu auch die Diskussion weiter unten: /t/papa-potest-kirchenrecht/4810310
Gruß
Eckard
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Moin Kuba,
das ist natürlich sehr verkürzt ausgedrückt, aber natürlich ist die katholische Kirche außerordentlich autoritär geordnet: Die Macht und die Entscheidungen gehen von oben nach unten: Papst - Kurie und Kardinäle - Bischöfe - Dechanten - Pfarrer - Gemeinde.
Ob man das absolutistisch nennen will, lasse ich jetzt mal dahingestellt; der Begriff des Absolutismus ist eigentlich einem bestimmten Regierungsstil im 17. und 18. Jhdt vorbehalten.
Dass natürlich Päpste sich dem Stil, der Macht- und Prachtentfaltung „weltlicher“ Fürsten angeglichen haben, steht außer Frage. Immerhin waren sie ja nicht nur geistlicher, sondern bis zur Auflösung des Kirchenstaats auch säkularer Souverän. Und dass sie eine politische Gestaltungsmacht auch über ihren eigenen Herrschaftsbereich hinaus gefordert und z.T. auch realisiert haben, ist unbestritten.
Gruß - Rolf
Hallo,
erstens bezieht sich der Begriff des „Absolutismus“ auf eine bestimmte Regierungsform des 17 und 18.Jahrhunderts. Darauf hat Rolf bereits hingewiesen.
Zweitens waren die Regierungsformen des 15. und 16.Jahrhunderts allesamt weniger absolutistisch, mehr feudal. Die Macht lag nicht alleine beim König sondern immer auch bei den sogenannten „Großen“. Darunter kann man den Hochadel verstehen. Die Macht des Königs war also nicht groß genug, um diese großen Familien zu entmachten. Was entstand war ein komplexes innenpolitisches Spiel der Diplomatie.
Gleiches galt auch für die Päpste, die sehr schnell zum Spielball der Machtspiele in der Kurie wurden. Die Kirche war zwar immer zentralistisch, aber sie war im 16.Jahrhundert nicht in geschichtswissenschaftlichem Sinne absolutistisch. Der im Kern „absolutistische“ Anspruch der Päpste seit Leo war ja nicht durchgesetzt.
Gruß
Peter B.
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Danke
Hallo,
Danke für eure Antworten. 
MFG Kuba