'Warnschuss' bei Polizeieinsatz

Hallo,
Ich habe eine Frage zu den sog. „Warnschüssen“ , wenn z.b. ein
Verdächtiger fliehen will oder ein Messer zieht etc.
Hab da was in der Zeitung gelesen, wollte eigentlich einen
Polizisten fragen, aber ich bin die letzten 3 Wochen nicht
angehalten worden.
Es ging darum, dass jemand bei einer Kontrolle handgreiflich wurde
und ein Polizist irgendwie in die Luft geschossen hat.
Mitten in Stuttgart. Allerdings kommt das Geschoss ja auch wieder
runter, und kann ja durchaus jemanden verletzen/event. töten oder
irgendwas beschädigen. Wie schießen die da ? Welche rechtliche
Grundlage ?

MfG

Moin,

um einen Warnschuss abgeben zu dürfen, wird die gleiche rechtliche Grundlage benötigt, wie zum Schusswaffengebrauch gegen eine Person (Notwehr kommt für Polizeibeamte nicht in Betracht, da gibt es speziellere Regelungen in den Polizeigesetzen für).

Wenn ein Geschoss vom Himmel nach einem senkrechten Warnschuss herab fällt, hat es die gleiche Geschwindigkeit, wie wenn du es z.B. aus dem dritten Stock fallen lässt. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass das Geschoss einen Menschen dann trifft (vergleiche Oberfläche der Erde mit Oberfläche der Menschen bei Zugrundelegung der Bevölkerungsdichte für den jeweiligen Bereich :wink: ), könnte eine kleine Beule entstehen, aber keine schwereren/tödlichen Verletzungen.

Gruß,

Jörn

Moin,

Dito

Für den
unwahrscheinlichen Fall, dass das Geschoss einen Menschen dann
trifft (vergleiche Oberfläche der Erde mit Oberfläche der
Menschen bei Zugrundelegung der Bevölkerungsdichte für den
jeweiligen Bereich :wink: ), könnte eine kleine Beule entstehen,
aber keine schwereren/tödlichen Verletzungen.

Sicher dat?

http://www.zeit.de/2001/43/200143_stimmts_freudens_xml

CU

Axel

In dem von dir herangeführten (nicht mit Quellen belegten) Artikel ist von Gewehrmunition die Rede, die dort genannten Werte treffen sicher nicht auf Pistolen (langsamere Mündungsgeschindigkeit und geringere Reichweite der Geschosse) und deren Munition (kleiner, leichter, weniger spitz geformt und soweit mir bekannt auch in BW nicht Vollmantel) zu.
Außerdem werden von Polizeibeamten keine Warnschusssalven abgefeuert, von dem einen oder den zwei Warnschüssen getroffen zu werden ist also immernoch recht unwahrscheinlich.

Ich kenne mich in der Materie (Aerodynamik) recht gut aus.
Aber ich kenne den Zusammenhang cw(Re) eines Projektils nicht.
Wenn man eine Kugel annimmt sollten es so 200 km/h sein.
Aber eine Pistolen"kugel" ist aerodynamisch besser geformt,
ich denke mal dass so eine Kugel locker 15-20 Joule
bewegungsenergie erreicht.

Meine Softair mit 0.5 Joule produziert bereits blaue Flecken …

bei Softair vs Bein ,wenn man direkt draufhält!!
aber nicht wenn man in die Luft ballert(=Warnschuss)
und des Ding wieder runterkommt
damit eine Kugel runterkommt muss sie abstoppen und wird dann nurnoch von der Erdanziehungskraft beschleunigt

Hallo,

abgesehen von der rechtlichen Schiene:

Es ist fast unmöglich, Warnschüsse so abzugeben, dass sie wirklich steil nach oben führen und alleine durch die Schwerkraft abgebremt werden, denn dann müssten sie (bei Windstille) an genau dem selben Punkt auftreffen, an dem sie abgefeuert werden.
Wie stellt sich denn so ein Warnschuss dar? Es ist immer eine außergewöhnliche Situation, der Beamte steht unter massivem Stress und schießt steil nach oben (so wie auch verlangt). Er wird es, selbst wenn er es wollte, nicht fertigbringen, so in die Luft zu schießen, dass das Geschoss wirklich gerade hoch fliegt. Ihm fehlt in der Regel aber auch die Zeit, sich derart zu positionieren, damit der Arm wirklich exakt gerade nach oben zeigt. Das Geschoß wird daher zu fast 100 % eine parabelförmige Flugbahn einschlagen. Diese Parabel bedeutet aber auch, dass das Geschoss nicht nur von der Schwerkraft, sondern auch von der Mündungsenergie angetrieben wird (und damit eine höhere Auftreffwucht als ein rein fallendes Geschoss haben wird).
Bei den Fällen von „Herumballern“ zu irgendwelchen Festttagen kommt es dann auch zu Verletzungen, gerade weil nicht gerade in die Luft sondern leicht davon abweichend geschossen wird.
Soweit meine Meinung zu dieesem Thema als technischer Laie in diesem Fall.
Die Thematik wäre aber besser in einem der Technikbretter untergebracht, denn ich denke, dass sich dort der eine oder andere befindet, der dort erschöpfend Auskunft auf diese (physikalische) Fragestellung geben kann.

Gruss

Iru

Hallo.
Old Shatterhand konnte beim Sitzen am Lagerfeuer mit seinem Bärentöter so kerzengerade in die Luft schießen, daß die Kugel neben dem Lagerfeuer herunterkam.
Der frühere Karl-Mai-Leser Jochen

stimmt…und er bekam auch auf Tiernahrung 20 % Rabatt…

…doch leider sind die heutigen Polizeibeamten aber an physikalische Grundregeln sowie meteorologische Verhältnisse gebunden, die beim Old Shatterhand nicht galten, so dass ein derartiger Schuss heutzutage eher unwahrschienlich ist.

Gruss

Iru

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Es ist fast unmöglich, Warnschüsse so abzugeben, dass sie
wirklich steil nach oben führen und alleine durch die
Schwerkraft abgebremt werden, denn dann müssten sie (bei
Windstille) an genau dem selben Punkt auftreffen, an dem sie
abgefeuert werden.

Nur wenn die Erde sich in diesem Moment nicht drehen würde :wink:

Hallo,

abgesehen von der rechtlichen Schiene:

Es ist fast unmöglich, Warnschüsse so abzugeben, dass sie
wirklich steil nach oben führen und alleine durch die
Schwerkraft abgebremt werden, denn dann müssten sie (bei
Windstille) an genau dem selben Punkt auftreffen, an dem sie
abgefeuert werden.

Das ist auch normal nicht nötig, denn auch bei einer steilen Parabel wird das Projektil irgendwann durch die Luftreibung so weit abgebremst, dass es durch die Erdbeschleunigung beim Runterfallen nicht mehr schneller werden kann, weil sich Luftreibung und Erdbeschleunigung die Waage halten.
Diese Geschwindigkeit wo sich das die Waage hält dürfte aber dennoch über 300km/h betragen, und dieser Wert ist durchaus ausreichend, z.B. die Schädeldecke zu durchschlagen und einen Menschen zu töten.

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Hallo,

danke zunächst für die Antwort. Aber noch eine Frage dazu:

Ist es egal, ob das Geschoss nun von einer Pistole oder einer Langwaffe abgefeuert wurde? Dort sind bei der Mündungsenergie und der Geschossgeschwindigkeit erhebliche Unterschiede. Dadurch würden sich auch Unterschiede in der Steighöhe (und damit auch der Fallhöhe) ergeben. Ist die Fallhöhe aber zu vernachlässigen, da die Fallgeschwindigkeit letztlich von der Luft (und der Aerodynamischen Form des Geschosses) begrenzt wird? D.h.: wie tief muss ein Geschoss fallen, damit sich die Geschwindigkeit nicht mehr verändert?
Wie würde denn die Auftreffwucht oder -geschwindigkeit aussehen, würde das Geschoss statt 90 Grad nach oben nur 70 oder 60 Grad (durchaus real) nach oben geschossen würde?

Gruss

Iru

CW-Werte
Google mal nach CW-Werten.

Sowas haben wir mal als Übungsaufgabe berechnet, und es ist Sch… kompliziert :smile:

Je nach Geschwindigkeit und Geschossform und Geschosstaumel und Abschusswinkel ist Luftwiderstand unterschiedlich.

Aber so ab einer Fallhöhe von mehreren zehn bis wenigen hundert Metern (was bei Gewehr und Pistole locker erreicht wird), fällt der Abschusswinkel und Abschussgeschwindigkeit kaum noch ins Gewicht (

1 Like

Hallo,

danke für deine Antwort. Sie ist für mich ziemlich aufschlussreich und beantwortet meine Fragen.

Gruss

Iru

Du Kannst also von einem Hochhaus ein 2-Euro Stück werfen, und
es wir unten ungefähr genau so tödlich ankommen wie ein .308 -
Warnschuss.

Da gibts auch andere Meinung zu:

http://www.zeit.de/stimmts/1999/199905_stimmts_muenzfal

Ein Amerikanischer „Dime“ fiele laut dieser Seite wegen des Luftwiderstandes nie schneller als ca. 40 km/h

Weiter:
"
Nasa-Techniker haben im Fallturm ihres Schwerelosigkeitslabors in Cleveland/ Ohio schon einmal Pennies aus 130 Meter Höhe heruntergeworfen. Laborleiter Dennis Thompson geht davon aus, daß man die taumelnde Münze mit der Hand fangen könnte - auch wenn es vielleicht ein bißchen brennt. Getraut hat er sich allerdings nicht. Und vor aerodynamisch günstiger geformten Flugobjekten wie etwa Füllhaltern warnt er ausdrücklich
"

Auch das ist ein Mythos. :smile:
Die Erde und ihre umgebende Atmosphäre sind ein zusammenhängendes System, letztere rotiert also mit der Erde damit und damit auch die Kugel.

Dime vs 2-Euro-münze
Hi,

Die Bewegungsenergie setzt sich aus Masse und Geschwindigkeit gemäß E=1/2 m v^2 zusammen, d.h. ein Dime mit sehr geringer Masse ist trotz ähnlicher Geschwindigkeit weitaus weniger gefährlich als eine 2-Euro-Münze.

Gruss, Marco

Das ist schon klar, aber rein mit Formeln wird man hier nicht argumentieren können. Den idealtypischen Fall gibts hier halt nicht. Man weiß eben nicht genau, wie stark der Luftwiderstand sein wird und wie sich die Münze im Fall dreht und wie sie torkelt.

Ohne Experimente kann man nur weiter spekulieren.

Hier wurde eines zum Thema „fallende Geschosse“ mit Radar durchgeführt:
http://www.daserste.de/wwiewissen/beitrag_dyn~uid,uj…
Das Ergebnis hier: Ein Treffer auf die Schädeldecke wäre tödlich gewesen.

Allgemein möchte ich nicht sagen, dass fallende Kugeln ungefährlich sind. Allerdings wird die Gefahr sicherlich zunehmen wenn die Geschosse noch Drall haben und somit stabil und „windschnittig“ fallen. Kommt so ein Geschoss jedoch ins Torkeln nimmt der Widerstand rapide zu. Gerade bei Münzen bin ich doch ziemlich unsicher, wie hoch die Gefahr dabei ist.

Hmhm…jetzt wo du es sagst…klingt logisch :wink:

Hallo Diggi,

ich denke, daß dies im Brett Pysik besser aufgehoben sein sollte.
Ich für meinen Teil möchte weder von einem herunterfallenden Büchsengeschoß noch von einem Revolver- oder Pistolengeschoß getroffen werden. Die dabei noch vorhandenen Energien werden auf jeden Fall die Wiederstandsfähigkeiten von Körpergewebe übertreffen.

Gruß Thomas