Wir reden hier über die Zeitnahme von 10 min.
Es geht nirgendwo um den Zeitfaktor. Es geht um die verschiedene Auffassung von „Respekt“.
Dieser „unschöne Satz“ hilft
demjenigen mit dem „Kopfkino“ abzuschließen.
Mag sein, aber dann beginnt in den meisten Fällen ein anderes, nicht besseres Kopfkino. Und warum eigentlich kann derjenige nicht nach keiner Antwort, die auch eine Antwort ist, auch damit abschließen? Genau das habe ich gelernt, und das kann man lernen, und man MUSS es lernen, denn die Menschen ticken so.
Wie schon gesagt, ich sage nicht, dass das gut ist. Ich sage nur, DASS es so ist, und das sagt Ihr offenbar auch, sonst würdet Ihr Euch nicht so aufregen. Habt Ihr eigentlich Respekt vor denen, die nicht antworten? Und warum erwartet Ihr diesen „Respekt“, gebt ihn aber nicht? Respekt heißt, den anderen annehmen, sich dafür zu interessieren, wie er tickt, handelt, und warum.
Ihr habt hier ein paar Anhaltspunkte bekommen zu diesem „warum“. Ihr zieht es dennoch vor, diese Anhaltspunkte weiter zu verurteilen.
Wart Ihr überhaupt schonmal in einer Situation, Absagen erteilen zu müssen? Habe ich bis jetzt nirgendwo gelesen.
Ich hab echt das Gefühl, hier wird nur von anderen erwartet und erwartet und erwartet.
Und wenn diese Erwartungen ja so offensichtlich nicht erfüllt werden, dann ist das für Euch komischerweise kein Grund, Eure Erwartungen zu überdenken und vielleicht mit etwas mehr Offenheit durchs Leben zu gehen. Nein, Ihr versteift Euch dann einfach auf die moralische Bewertung der Sache, nur kommt man damit halt von einem Frust zum nächsten.
Von der moralischen Seite her klingt das alles ganz toll und richtig, was Ihr schreibt. Aber keiner hat was davon, moralisch richtig zu liegen und damit gegen die Wand zu rennen, weil die Welt es eben nicht immer schafft mit der Moralität.
Die Mitmenschen verhalten sich nicht immer korrekt, und sie verhalten sich erst recht nicht so, wenn man es von ihnen erwartet.
(Die Spanier, weil du es vorhin erwähntest, sind in dieser Hinsicht übrigens auch wenig anders, und nur weil die mehr Floskeln für den sozialen Umgang miteinander anwenden, heißt das nicht, dass es hier respektloser wäre, es ist nur anders und man muss es anders verstehen.)
Diese Zeitnahme bedeutet in diesem Fall, wir gehen zwar keinen
gemeinsamen Weg, aber als Person respektiere ich dich, und ich
habe den Anstand, dir das wenigstens über diesen Weg
mitzuteilen.
Siehst du, und das empfinde ich eben nicht so. Das denkt man nur von außen, dass das so ein Gefühl vermittelt. In Wirklichkeit hinterlässt es noch länger ein mulmiges Gefühl, weil man jetzt auch noch in ausgeschriebenen Worten vor sich hat, dass der andere einen nicht toll fand.
Wenn er nicht antwortet, dann gehe ich nicht davon aus, dass er „keine Zeit“ hat, sondern dass es ihm unangenehm ist, mir wehzutun. Das habe ich tausendmal lieber, als wenn jemand mir es aufs Brot schmiert und mir damit auch noch zu verstehen gibt, dass ich offenbar beim Treffen nicht selbst gecheckt hab, dass er nicht soo interessiert war.
Und so kann ich dem anderen auch später noch viel besser in die Augen schauen, als wenn bei jedem nächsten (Zufalls)treffen immer auch gleich diese abschlägige Antwort vor meinem inneren Auge mit rumbimmelt.
Das du früher schlechte Erfahrungen gemacht hast ist schade,
aber wieso müssen die anderen deswegen leiden, die können da
doch nichts für.
Ich habe nirgendwo gesagt, dass ich das sozusagen aus Rache mache. Ich habe kein böses Gefühl den Leuten damals gegenüber. Ich habe nur einfach kennengelernt, dass es so ist, und heute verstehe ich nicht nur die andere Seite, sondern habe auch selbst in einem Fall, in dem ich mehr will als der andere, lieber keine Antwort als eine abschlägige.
Wenn nicht in den nächsten paar Tagen was zurückkommt, oder auch, wenn zwar was zurückkommt, aber nur so ein Nettigkeitsdings, ohne weitergehende Frage, dann weiß ich, er will aus den verschiedensten Gründen nicht. Und dann will ich nicht noch Sätze hören wie „ich bin nicht interessiert an dir“.
Es kommt natürlich auf die gemeinsam verbrachte Zeit an. Fühlte die sich rundum schön an und das Gegenüber hing nur an einem und wollte einen unbedingt wiedersehen und man schmeidete schon Pläne und sagte, wie toll man sich findet - dann wäre sich nicht melden unangebracht. Aber wenn man einfach gekuckt hat, was ist, sich halbwegs nett unterhalten hat, aber im Grunde nichts übergesprungen ist, dann gehe ich schon ein bisschen davon aus, dass der andere das dann auch gemerkt hat und nicht weiter insistiert. Wie gesagt, das ist eine Frage des Feingefühls, und wenn ich schon merke, dass der andere so gar kein Gespür dafür hat, ob ich mich grad winde oder nicht, dann … naja…
Das Verurteilen von Menschen, die anders ticken als man selbst, nervt mich einfach gewaltig.
Und die Frage, „warum melden sich Frauen nicht?“ war offenbar nicht als solche gemeint.