Warum beten Menschen zu Gott?

Hier noch zwei Links dazu:
http://www.sueddeutsche.de/,tt10m1/wissen/artikel/76…
http://www.forum-pfarrblatt.ch/archiv/2007/forum-nr-…

Hallo Gernot,

ich hab die Artikel gerade gelesen, fand den im Pfarrblatt recht seltsam, weil der mit diesem „Die Wege Gottes sind unergründlich“-Totschlag-Argument aufwartet.
Die Studie als solches ist höchst interessant, die Ursachen sind offenbar noch im Dunkeln. Da ich nicht annehme, dass Du glaubst, es existiere eine böse höhere Macht, die die Gebete ins Gegenteil verkehrt, muss es ja tatsächlich am Wissen der Patienten liegen.
Nun stellt sich mir zunächst die Frage: Wie gläubig sind diese Patienten? Ist für sie die Fürbitte etwas Alltägliches, oder glauben sie tatsächlich, wenn schon für sie gebetet wird, müsse es etwas Ernstes sein? (Die Erhebung der religiösen Praxis der Patienten fehlt m.E. in der Studie.) Ansonsten könnte ich mir noch vorstellen, dass sie, wissend um die Fürbitten, ihrer Genesung gleichgültiger gegenüberstehen, da der Tod sie nicht mehr schrecken kann. Das wäre allerdings ein negativer - zumindest medizinisch nicht erwünschter - Nebeneffekt. Um das zu klären, käme man nicht umhin, Patientenbefragungen durchzuführen.
Wenn die Begründung mit der Angst der Patienten stimmen sollte, wäre ein ähnlicher Effekt sicherlich von psychologischer Betreuung zu erwarten. Aber hieße das denn, dass psychologische Betreuung etwas Verkehrtes ist?

Liebe Grüße,
Immo

Erfolgsdruck => Stress

Wenn die Begründung mit der Angst der Patienten stimmen
sollte,

„Dies kann man mit dem Vorführungseffekt begründen, also mit der Nervosität und dem Stress der Patienten, die glaubten, jetzt erst recht gesunden zu müssen.“

Es ist wohl der gleiche psychologische Effekt, der dazu führt, dass Fussballmannschaften bei Heimspielen öfter verlieren als bei Auswärtsspielen. Durch den Stress wg. der lauteren Fangemeinde machen sie mehr Fehler.

psychologischer Betreuung zu erwarten. Aber hieße das denn,
dass psychologische Betreuung etwas Verkehrtes ist?

Einer aktuellen Studie nach verbessert die begleitende Psychotherapie nicht die Überlebensrate von Krebspatienten.

Gruß

Stefan

Hallo Stefan,

„Dies kann man mit dem Vorführungseffekt begründen, also mit
der Nervosität und dem Stress der Patienten, die glaubten,
jetzt erst recht gesunden zu müssen.“

  • Was meine Vermutung bestätigen würde, dass diese Patienten selbst nicht viel von Gott erwarten. Wem gegenüber haben sie denn diesen Erfolgsdruck?
    Wollen sie Gott nicht enttäuschen? Das ist absurd, wenn Er doch helfen soll!
    Wollen sie den Betenden nicht enttäuschen? Der ist doch im Falle einer Komplikation höchstens von Gott enttäuscht!
    Wollen sie sich selbst nicht enttäuschen? Aber das wollen doch sicher auch diejenigen, für die nicht gebetet wird.

Überdies finde ich die Versuchsanordnung immer noch etwas daneben. Ich würde mich doch als gläubiger Mensch nicht dazu hinreißen lassen, nur für bestimmte Patienten zu beten, die ich nicht kenne. Entweder bete ich für Bekannte oder für alle Patienten in Krankenhäusern. Alles andere kann ich nicht nachvollziehen.
Und der Effekt der Gebete ist auch nicht untersucht worden, sondern nur der Effekt der Information. Interessant wäre diesbezüglich auch gewesen, wenn man eine Vergleichsgruppe gehabt hätte, denen gesagt worden wäre, dass niemand für sie beten wird. Ob diese Information als derart negativ aufgenommen worden wäre, dass es auch zu vermehrten Komplikationen gekommen wäre?

Liebe Grüße,
Immo