Warum fühlen sich manche Menschen so leicht angegriffen?

Hallo,

hatte vor kurzem ein Gespräch mit einem Nachbarn, das zufällig in die Politik gerutscht ist.
Ich kenne denjenigen noch nicht lange und schon garnicht gut, hatte aber immer den Eindruck, das ist ein zufriedener Typ, der so rentnermäßig im Garten wurschtelt, immer was zu tun hat, verheiratet und scheints gut umsorgt, also gelassen drauf sein sollte.

Aber als ich nicht der Meinung war, dass die Mieten in Berlin der Flüchtlinge wegen so steigen, sondern aus vielen anderen Gründen, hat der sich sehr schnell aufgeregt, mir unterstellt: Ihr macht dieses Land kaputt usw. Da kam auch recht happiges rechtes Gedankengut zum Vorschein - richtig holla.

Mein Hinweis, ich wäre nicht Ihr oder wir sondern nur ich kam garnicht an, andere Argumente auch nicht. Ich habe nicht rumgeschriehen oder mich aufgeregt, aber der war mir nix dir nix auf 180, Ohren und Verstand anscheinend zugeklappt.

Warum das mitmal?
Hat mich schon sehr erstaunt. Da muss doch noch was anderes im Argen liegen, sonst geht jemand doch nicht so leicht hoch?
Es ging schließlich nur um Meinungen zu Ursachen von Mietsteigerungen in einer 2 Autostd. entfernten Stadt, nicht um Glauben, Übergewicht oder den besten Kompost.

Gruß,
Paran

Das Verhalten deines Gesprächspartner war- zusammengefasst- sehr emotional.
Und es ist darin Aggression und Abwehr zu erkennen- du hast es schon in der Überschrift beschrieben- er hat sich wohl „angegriffen“ gefühlt.

Der Inhalt deiner Worte oder besser: das, was derjenige darin verstanden hat- hat zu einem Gefühl von Bedrohung bei ihm geführt.
Fühlen wir uns bedroht dann erleben wir die natürliche Reaktion von Aggression und Abwehr- in dem Fall verbal und nicht körperlich.

WAS für denjenigen nun konkret eine Bedrohung war, können wir nicht wissen (wird er vermutlich auch nicht klar sagen können). Und damit sind wir an dem Punkt, dass wir nie sicher sein können, wie ein Gesprächsthema aufgenommen wird.

Allerdings- gibt es nicht zufällig diese „Regel“, dass man über Politik, Kinder und Kirche nie in gemütlichen Runden reden sollte. Das bezieht sich dann als Kodex auf Familienfeiern oder Runden, wo es gemütlich bleiben soll.

Grund dahinter ist, dass sich Menschen sehr stark mit diesen Themen identifizieren- sich ihre Identität in diesen Themen findet.
Politik betrifft das Volk und damit jeden von uns. Wer möchte, kann sein Leben, seinen Lebensfrust und seine Mangelgedanken dort sehr gut verorten und Gründe für das eigene mangelhafte Dasein finden.
Kirche- war zumindest mal- eine Überzeugung, die in die intimsten Tiefen ging und uns ganz stark Orientierung und Halt gab. Das im Gespräch in Frage zu stellen, konnte identitätserschütternd sein.
Kinder sind der verlängerte Arm der Eltern- jeder möchte ein gutes Elternteil sein und so, wie man es macht, IST es richtig…bekommt man was anderes erzählt, ist gleich wie das ganze Dasein bedroht.

Es gibt also bekannte „Sprengstoff-Themen“, mit denen man vorsichtig hantieren sollte.
Dennoch kann letztlich alles zu einem Angriff mutieren- der Zuhörer braucht nur einen inneren Abzweig in das Feld „Bedrohung“ oder „schlechtes Gefühl, weil alte Erinnerungen hochkommen“- und schon hockt man mitten im Schlachtfeld.

Wenn sich einer dann erst mal so richtig hinein gesteigert hat, hilft nichts mehr- den holt man nicht zurück- wie auch, man weiß doch gar nicht wo er gerade tatsächlich ist! Wofür er „in Wirklichkeit“ gerade kämpft ist nicht klar- bzw. er kämpft um ein Mangelgefühl, was sich die Bühne dieses Gespräches genommen hat.
Also ganz sinnlos, da nun gegen zu argumentieren- es geht nicht um das Thema sondern um ihn! :wink:

„Leicht angreifbar“ ist durch o.g. Themen gut möglich, aber letztlich hat jeder von uns solche „Tage“, an denen uns alles mögliche triggern kann.
Jeder hat in sich alte Schmerzpunkte, die an manchen Tagen mehr im Weg liegen :wink:
Gerne ist das auch tagesformabhängig, denn wenn wir müde, angeschlagen, erschöpft oder gestresst sind, ist unsere Belastbarkeit herabgesetzt und die innere Stabilität ebenso.

Vielleicht „fühlen“ sich Deine Gegenüber nicht nur angegriffen, sondern Du greifst sie wirklich an?

Wenn jemand Zuckerkrank ist, macht man keine Witze über Zuckerkranke, wenn jemand Flugangst hat, sagt man nicht während des Starts „Runter sind noch alle gekommen, hihi …“, und wenn jemand Angst vor Asylanten hat, dann soll man dem nicht „Hey! Reg dich mal nicht so künstlich auf (Angsthase!)“ reindrücken.

DiFa

Dat sind Leute, die nennt man „Choleriker“. Vom Typ her, biologisch, genetisch und erziehungstechnisch veranlagt. Der muss sich mindestens einmal am Tag uffresche, sonnst funktioniert die Verdauung net. Und eine Verstopfung tut Weh.
Hatte mal auch so eine Kollegin.
Nicht überbewerten.

Wie passt denn deine Aussage zu dem Geposteten

???

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hi,

in dem man den ersten Satz mitliest.

grüße
lipi

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du meinst also das?

Ich sehe immer noch keinen Zusammenhang zwischen „ein Gespräch mit jemandem beginnen, den man nicht gut kennt“ und "

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Hinweis: Die Verwendung des Begriffs „Asylant“ ist rrechtsextremer Sprachgebrauch.

Und im Gegensatz zu Diabetes, einer tatsächlichen Erkrankung, ist die „Angst“ vor (sprich: der Hass auf) Asylsuchenden bzw. Flüchtlingen hochgradig irrational.

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hi,

wenn man jemanden nicht kennt, kann es durchaus ungewollt passieren, dass man ihn verbal attackiert/reizt, ohne es direkt zu wollen oder (durch die eigene Einstellung dazu) es überhaupt zu bemerken.

Kennst du seine Vergangenheit? Eventuell gibt es schlicht einen direkten Zusammenhang warum bei ihm da ein wunder Punkt ist.

Wie ich gerade lese, schreibst du das grundsätzlich doch auch.
Niemand kann wissen, ob er nur überreagiert ober ob er mit dem Thema so stark verbunden ist, dass er komplett abschaltet, weil er es als Angriff (auf sich selbst) wahrnimmt.

grüße
lipi

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Es gibt Menschen, die alles, was anders lebt, tickt oder denkt als persönlichen Angriff werten.

Wenn jemand davon überzeugt ist, „richtig“ zu leben und da kommt jemand daher, der es anders macht, impliziert das bei dem ersten eine Kritik an seinem Lebensstil bzw an seiner Person.
Es gibt leider viele Menschen, die es nicht aushalten, dass es Leute mit anderen Ansichten und Meinungen gibt. Meine Interpretation: ein geringes Selbstbewusstsein, die Suche nach Bestätigung, führen dazu.

Das zieht sich u.u. bis in rein sachliche Zusammenhänge. Ich habe hier mal vorgeschlagen, Infoschilder zu Christbaumsammelstellen nicht mit Nägeln an den öffentlichen Straßenbäumen zu befestigen, sondern mit Kabelbindern… Ich habe aggressive und persönlich attackierende Reaktionen darauf erhalten, die mich sehr erschreckt haben.
Lösung: Die Schilder werden ehrenamtlich von Menschen aufgehängt, die ganz offensichtlich nicht genügend Bestätigung erfahren und deshalb sehr verbittert sind. Meine sachliche Kritik wurde rein auf der persönlichen Ebene empfangen…

Das wäre noch interessant für dich: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell

Das erklärt schön, warum Kommunikation scheitern kann.

Hallo!

Nur so eingeworfen (vielleicht, um Befindlichkeiten besser zu verstehen):

Eine alte Kneipenregel (aus meiner Jugend - aus meiner Heimat) sagt:

„Suup di full un freet di dick -
blots holl dien Muul von Politik!“

Heißt im ganz allgemeinen:

Du kannst mit Menschen über so gut wie alles reden, ohne in Streit zu geraten - aber sobald du mit Politik oder Religion anfängst, hast du baldigst das schönste Theater!

Herzliche Grüße

Helmut

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Am Anfang jeder Analyse steht die Sachverhaltsaufklärung: Was ist eigentlich passiert? Du schilderst es so:

Was bemängelst du denn jetzt aus deiner - subjektiven - Sicht? Dass er sich aufgeregt hat, dir etwas unterstellt hat oder „rechtes Gedankengut“ vertritt? Mir scheint, es könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass du überrascht warst, dass er so offen speziell diese Meinung vertritt. Man hat heute „bunt“, „weltoffen“ und „tolerant“ zu sein und muss „Haltung zeigen“ gegen Pegida, AfD & Co. Das ist heute opportun, die Mächtigen geben es vor, die Pfaffen predigen es von den Kanzeln, die Lehrer trichtern es ihren Schülern ein, die Journalisten schreiben es in ihren Leitmedien.

Der Unterschied zu früher, speziell zu zwei anderen Phasen der jüngeren deutschen Geschichte, ist: Es gibt (noch) keine derart ausgeprägten Überwachungsmethoden wie früher. Wer offene Opposition betreibt, wurde früher unmittelbar benachteiligt, teils politisch auf schlimme Art und Weise verfolgt. Das ist heute erst im Ansatz vorhanden, wobei, wie wir gerade lesen, der Verfassungsschutz personell gerade mit einer linientreuen Spitze neu aufgestellt wurde und der Bereich des sogenannten Rechtsextremismus personell stark aufgestockt werden soll - selbst Seehofer begrüßt es, das geht nämlich klar gegen die der Union Wähler klauende AfD und „bürgerliche“ (das heißt demokratische) Rechte, die als Extremisten dargestellt werden.

Lange Rede, kurzer Sinn, deine Verwunderung über deinen angeblich so aufbrausenden Nachbarn kann auch darin liegen, dass du so etwas schlicht nicht erwartet hast.

Und dein Nachbar? Warum hat er solche Ansichten, mit denen du nicht gerechnet hättest? Jeder, der bei klarem Verstand ist, wird wissen, was für ein Wahnsinn es für den Wohnungsmarkt ist, in nur wenigen Jahren mehr als eine Million Migranten ins Land zu lassen, die natürlich alle Wohnraum nachfragen. Das wird flankiert durch deren hohe Geburtenraten sowie durch die Erwartung, auf Dauer bei uns bleiben zu können. So etwas wie Mietpreisbremse oder die Versieglung auch noch der letzten Freifläche im städtischen Raum helfen da gar nichts, wenn wir auf dem Wohnungsmarkt, auf dem es ein limitiertes Angebot gibt, eine derartige Nachfragesteigerung schaffen.

Das, was wir bzw. unsere Eltern, Großeltern aufgebaut haben, wird gefährdet. Kostbarer Wohnraum wird letztendlich an Menschen aus aller Welt offeriert und das nur, weil es gerade so opportun ist, für die Masseneinwanderung zu sein. Gleiches gilt für andere, kostbare Errungenschaften wie Plätze in der Schule, ärztliche Behandlungen, später dann auch knapper werden Arbeitsplätze usw. Wenn Menschen mit ansehen müssen, wie das alles preisgegeben wird und letztendlich der angestammten Bevölkerung ein Stück weit weggenommen oder zumindest künstlich verknappt wird, dann kann das schon mal zu harschen Reaktionen führen.

Du kannst ja mal drüber nachdenken, ob es wirklich so ist, wie du glaubst, dass sich da einer irrational aufregt oder ob nicht vielleicht in deiner Sichtweise der Fehler liegt.

Du unterstellst da sehr viel. Ich lese bei Paran nicht: „ich wurde laut“ / „ich wurde aggressiv“ / „ich bin den Mann angegangen“, sondern das Gespräch kippte von einem normalen Gespräch um, weil der Mann plötzlich aggressiv wurde - nachdem eine andere Ansicht geäußert wurde. Ich lese nicht, dass Paran den Mann angegangen hat, sondern dass sie eine andere Meinung als er geäußert hat und er daraufhin nicht rational dagegengehalten hat, sondern sich so aufregte, dass er nicht mehr normal auf sie eingehen konnte.

Du machst hier übrigens genau das gleiche, wie der erwähnte Nachbar: du gehst sofort in die Defensive und in Angriffstellung. Warum?

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Hallo.
Soweit richtig, aber die wollen nicht dorthin, wo Platz ist, nach MeckPom, sondern in die Staedte. Uebrigens junge Deutsche aus MeckPomm ebenfalls. Ein Muenchner sprach von Zuwanderung aus dem laendlichen Raum. Dafuer sollen Steuergelder als Subvention fuer billigere Wohnungen in den Staedten genommen werden. Steuern die man auch aus den laendlichen Regionen weg-transporiert, zusaetzlicher Aufreger, den die Politik verursacht und nicht realisiert.
Zum Ursprung, da kann mancher nur schimpfen, denn die Wahlen haben es noch nicht geaendert. Wie auch, wenn CDU SPD FDP Gruene um Stimmen kaempfen statt um langfristige Politik fuer Waehler. Haben diese Parteien eine Strategie fuer Deutschland in 20 oder 40 Jahren? Wieviel Zuwanderung in welche Berufe?

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Du kannst es nicht lassen Menschen mit anderen Meinungen zu beleidigen, oder?

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Und du kannst wohl nicht zwischen Sachebene und Meinung differenzieren. Es ist Fakt, dass so viele Menschen ins Land kamen und dass, da man ihnen ja auch nicht sagt, sie hätten so bald wie möglich zurückzukehren, sondern seien auf Dauer willkommen, diese Leute alle glauben, einen Wohnung bekommen zu müssen. Wie soll das - rein auf Sachebene - keinen Einfluss auf den Wohnungsmarkt haben?

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Ist das so? Dann fragt man sich aber, warum Weihnachtsmärkte zu Festungen ausgebaut und Flughäfen mit hunderten Einsatzkräften, zumindest momentan, zusätzlich kontrolliert werden. Anis Amri war kein Asylant?

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Ist normal, deswegen werden Politik und Religion auch normalerweise im Smalltalk gemieden.

Die überwältigende Mehrheit der Flüchtlinge (nochmals der Hinweis: „Asylant“ ist rechtsextremer Sprachgebrauch) ist friedlich und gänzlich unterroristisch eingestellt. Die Zahl der rechtsextrem/fremdenfeindlich motivierten Straftaten allgemein und Terrorakte im Besonderen ist in Deutschland deutlich größer als die der islamistisch motivierten - und von der Wahrscheinlichkeit, im Straßenverkehr Opfer eines betrunkenen Edeldeutschen zu werden, will ich gar nicht erst anfangen.

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Genau das habe ich eigentlich gemeint. Der Angegriffene ist tatsächlich angegriffen, auch wenn man das vielleicht gar nicht beabsichtigt hat. Das „Der fühlt sich nur angegriffen“, ist doch meist eine reine Schutzbehauptung, um sich nicht der eigenen Schuld (Emotionale Verletzung eines Gesprächspartners) stellen zu müssen. Er ist verletzt, und jemand hat ihn verletzt, und das sollte der Verletzer sich bewusst machen.

Wenn ich jemandem, aus versehen auf die Zehen trete, dann entschuldige ich mich doch auch, und sage nicht: Stell Dich nicht so an, ich wiege doch nur XY Kilo. Ansonsten kann der schönste Streit entstehen.

Außer natürlich, der Streit ist gerade das Ziel…

DiFa