Warum gibt es Religionen 1. und 2. Klasse?

Hallo und Guten Tag,

was ich schon lange beobachte, ist: Es gibt offensichtlich „anerkannte“ Religionen, und „verpönte“ Religionen, auch „Sekten“ genannt. Z.B.: Wenn jemand sagt, er sei gläubiger Katholik, dann erntet er dafür i.d.R. Respekt oder doch zumindest Akzeptanz, wenn aber jemand sagt, er sei Zeuge Jehovas, dann wird er sofort misstrauisch beäugt. An und für sich macht doch aber das Prinzip der Religionsfreiheit keinen solchen Unterschied: Religionsfreiheit ist Religionsfreiheit und gilt für Katholik, Protestant, Moslem, Jude, Zeuge Jehovas, ja sogar Scientologen gleichermaßen (in mehrheitlich islamischen Ländern ist es allerdings noch schlimmer, dort werden Menschen, die vom Islam zu einer anderen Religion konvertieren, mit dem Tode bedroht).
Dennoch scheint es bei uns Religionen zu geben, die mehr respektiert werden und solche, die weniger respektiert werden. Ist das so?

Vielen Dank im Voraus für Meinungsäusserungen,

Jasper.

Hallo Jasper,

AKZEPTANZ ist angemessen. Es langt, um als Anhänger in der grundrechtlich verbrieften Religionsausübung frei zu sein.

RESPEKTIEREN hieße, die religiosen Glaubensformen trotz gegenteiliger Meinung ständig gut heißen zu müssen. (Wie schrecklich). Wird auch nicht verlangt. Jedenfalls nicht vom GG. =:smiley:

TOLERANZ erstreckt sich also lediglich im Rahmen des Akzeptierens. Witze über den Islam, das Christentum, den budistischen Glauben etc. sind in Hinblick auf eine tolerante Gesellschaft sogar unverzichtbar.

Gruß
guvo

Hallo,

das liegt u.a. daran, daß Kirchen und Sekten recht unterschiedliche Vorstellungen von Freiheit haben.
Ich weiß nicht, ob Du schon einmal Kontakt z.B, zu den Zeugen Jehovas hattest - ich hatte das höchst zweifelhafte Vergnügen. Die setzen die leute ganz mächtig unter Druck, es hat einige Zeit gedauert, bis ich die wieder los war.
Und das tun Religionen üblicherweise nicht. Die stellen es mir frei, zu glauben oder nicht zu glauben. Aus der Kirche kann ich jederzeit austreten ohne Probleme, der Islam kennt nicht einmal Mitgliederverzeichnisse oder so etwas, in freie Kirchen geht man einfach hin oder man läßt es.
Zeugen Jehovas aber werden regelrecht bearbeitet, wenn sie sich nicht regelkonform verhalten. Zum beispiel fordert deren Glaube, Blutübertragungen abzulehnen - auch wenn diese medizinisch unbedingt nötig sind. Die werden dazu gedrängt, notfalls eher zu sterben, als einer solchen lebensrettenden MAßnahme zuzustimmen.
Und das ist nur ein eispiel von vielen. Es gibt ja immer wieder Berichte darüber, wie schwer es Aussteigern bei Sekten gemacht wird und wozu die leto da so alles gedrängt werden. Das kann bis zur totalen gehirnwäsche gehen und mitunter werden die Gläubigen dann auch noch mächtig finanziell abgezockt dabei.

Man kann das nicht einfach nur als Klassifizierung sehen - es geht um echte Gefährdungen vor allem psychischer Art.

Nun kannst Du ja einwenden, daß jeder tun und lassen kann, was er will. Stimmt ja auch. Aber bei der Anerkennung als offizielle Religion geht es ja u, ,ehr - da geht es auch um finanzielle Privilegien wie die Befreiung von Steuern und Abgaben. Und ich finde es schon in Ordnung, daß der Staat da Sekten, die den menschen Schaden zufügen können, nicht auch noch steuerliche Vorteile einräumt. ABgesehen davon spricht ja schon allein die Tatsache für sich, daß genau diese angeblichen religionen genau für diese Vorteile am hefstigsten in den Kampf ziehen. Was soll ich von einem Glauben halten, der salbungsvoll daherkommt, wenn dann hinter den Kulissen für den der schnöde Mammon das Wichtigste ist???

Gernot Geyer

Hallo,

„anerkannte“ Religionen, und „verpönte“ Religionen, auch
„Sekten“ genannt.

Problemlos als Religion anerkannt - wenn auch nicht unbedingt als sinnvoll oder „richtig“ akzeptiert - werden Religionen die sich über einen langen Zeitraum bewährt haben. Was so ab ca. 1000 Jahren konstant existiert wird i.d.R. als Religion anerkannt.

Religionen die aus anderen Religionen hervorgehen stehen mit ihrer Ursprungsreligion im Konflikt - daher die Spaltung. Dieser Konflikt führt i.d.R. zu Kampf - mit Worten und (Mord-)Taten. Wobei letzteres in den christlichen Religionen seit kurzer Zeit etwas abgemildert wurde…
Im Christentum recht neu dabei: Mormonen, Zeugen Jovas.
Etwas länger dabei: griechisch + russisch orthodoxe Kirche und die Evangelischen.

Wenn sie lange genug existieren werden es dann irgendwann eigene Religionen.
Wie ja auch das Christentum und der moslemische Glaube irgendwann ihre Trennung zur jüdischen Religion hatten.

Dann gibt es noch die spirituellen Strömungen die aus keiner etablierten Religion hervorgehen.
Die werden schon deshalb argwöhnisch betrachtet, weil man ihnen und ihren „Führern“ auch andere Motive zutraut als allein das Streben nach spirituellem Heil (Fiat-Lux, Scientologi).

Die Zeit wird sie entweder zu Religionen „machen“ oder sie verschwinden wieder.

Dann sollte man bei Deiner Frage noch beachten WO man sie stellt.

Die USA (und mir ihr ihre Einwohner) ist z.B. auf Grund ihrer Geschichte sehr viel schneller bereit eine Bewegung als Religion anzuerkennen.

Grüsse
K.

Hallo,

das liegt u.a. daran, daß Kirchen und Sekten recht
unterschiedliche Vorstellungen von Freiheit haben.

Jehovas …
Die setzen die leute ganz mächtig unter Druck, es hat einige
Zeit gedauert, bis ich die wieder los war.
Und das tun Religionen üblicherweise nicht. Die stellen es mir
frei, zu glauben oder nicht zu glauben.

So? Das sag mal einem Moslem.
Galileo und Giordano Bruno hatten damals auch andere Erfahrungen mit der christlichen Religion gemacht. :o)

Grüsse
K.

Hallo Gernot,

du schriebst:

Und das tun Religionen üblicherweise nicht. Die stellen es mir
frei, zu glauben oder nicht zu glauben. Aus der Kirche kann
ich jederzeit austreten ohne Probleme, der Islam kennt nicht
einmal Mitgliederverzeichnisse oder so etwas, in freie Kirchen
geht man einfach hin oder man läßt es.

Du redest dir da was schön, würde ich sagen. Die katholische Kirche ist kaum „liberaler“ als die „Zeugen Jehovas“ es sind, wenn ich da z.B. an das „Opus Dei“ denke. Und im Islam müssen Menschen sogar mit ihrer Ermordung rechnen, wenn sie vom Islam zu einer anderen Religion wechseln wollen. Das ist nicht einmal bei den Zeugen Jehovas so, es werden Austrittswillige vielleicht mit Worten „bearbeitet“, aber eben doch nicht umgebracht - und letzten Endes dann „ziehen gelasse“ (z.B. der Fernsehkomiker Oliver Pocher ist ja ehemaliger Zeuge Jehovas). Dennoch gilt „Zeuge Jehovas“ sein als verpönt.

Gruß Jasper.

was ich schon lange beobachte, ist: Es gibt offensichtlich
„anerkannte“ Religionen, und „verpönte“ Religionen, auch
„Sekten“ genannt.

Nur am Rande: Es ist sinnvoll, ein paar Begriffe zu unterscheiden:

Religion als Oberbegriff (z.B. Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus, Naturreligionen…).
Konfession = eine bestimmte Richtung innerhalb des Christentums - z.B. Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Freikirchen - sofern sie einen gewissen Organisationsstandard haben und in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen oder dem Ökumenischen Rat der Kirchen mitarbeiten)
> Auch im Islam und Judentum gibt es unterschiedliche Strömungen, die werden jedoch meist nicht Konfessionen, sondern eben „Richtungen“ genannt. Egal ob Konfessionen oder Richtungen - alle gehören immer jeweils zur selben Religion.

Einer Religion gehört man durch seinen Glauben an, oder eben nicht. Man ist aber nie „Mitglied“ einer Religion (sondern eben Angehörige/-r oder Anhänger/-in).

Und auf der anderen Seite:
Religionsgemeinschaft - eine konkrete, menschengemachte Organisation oder Einrichtung wie z.B. die evangelische oder katholische Kirche, die „Zeugen Jehovas“; aber auch Scientology, Universelles Leben oder der Humanistische Bund. Hier kann man Mitglied werden - und austreten.

Sekte als (wörtlich) „Abspaltung“ von einer Religionsgemeinschaft; wobei sich Sekten in der Regel dadurch auszeichnen, daß sie für sich und ihre Mitglieder eine Heilsexklusivität beanspruchen (d.h. nur wer dazu gehört, darf auf Erlösung hoffen, alle anderen sind verloren - kurz gesagt). Oftmals gibt es in Sekten auch eine Führungsperson, die die Mitglieder zu binden vermag (z.B. L.R. Hubbard oder G. Wittek).

Problematisch sind…

…z.B. Religionen, Sekten und Religionsgemeinschaften, die ihren Angehörigen oder Mitgliedern den Austritt verwehren. Z.B. gilt als „Moslem“, wer in einer islamischen Familie aufwächst. Heiratet eine Christin einen Moslem, können ihre Kinder als Moslems gelten, und eine Taufe kann aus Abfall gewertet und mit dem Tod bestraft werden - der bewußte Eintritt eines erwachsenen Moslems in eine christliche Kirche ebenso (KANN - muß nicht!!!). Zahlreichen Sekten oder Gemeinschaften (wie auch den Zeugen Jehovas oder Scientology) wird z.B. unterstellt, daß sie Abtrünnige bedrohen (oder deren Familien), um sie zurückzuholen oder erst gar nicht austreten zu lassen.
Nur am Rande: Jude ist man, wenn die Mutter Jüdin war. Das läßt sich auch nicht mehr ändern. Aber es sind keine Verfolgungen von Juden bekannt, die z.B. durch ihre Taufe Christen geworden wären (von den ersten Jahrzenten nach Jesus Christus mal abgesehen) oder als Atheisten leben. Hier überschneiden sich verschiedene Zugehörigkeitsmodelle, ohne daß es zu Problemen käme.

…z.B. Religionen, Sekten und Religionsgemeinschaften, die ihre Angehörigen oder Mitgliedern algemein unter Druck setzen. So wird z.B. dem Universellen Leben (ob zu Recht oder Unrecht sei dahingestellt) nachgesagt, es verbiete seinen Mitgliedern Kontakte nach außen. Hochzeiten sind oftmals nur mit Mitgliedern erlaubt. U.U. wird die Abgabe des gesamten Vermögens und das Lossagen von Verwandten, die „ungläubig“ sind verlangt. Damit stehen den Mitgliedern keine Zufluchtsorte außerhalb der Gruppe mehr zur Verfügung. Es gibt Gemeinschaften, die über teure Kurse „spirituelle Kompetenzen“ vermitteln und so Menschen in finanzielle Abhängigkeit bringen. Nicht zu vergessen ist hier natürlich der „Heilsaspekt“: Wenn tiefgläubigen Menschen oft genug gesagt wird: „Wenn Du uns verläßt, bist Du verloren“, dann setzt auch das unter Druck.
In der Folge können diese Gemeinschaften dann Forderungen stellen, denen sich die Angehörigen nicht mehr (oder nur schwer) entziehen können. Sexuelle Übergriffe gehören dazu, der Zwang zu Missionsarbeit oder Arbeit allgemein. In gewisse Weise kann auch das Verbot der Bluttransfusion unter Zeugen Jehovas hier angesiedelt werden - oder die Ablehnung ärztlicher Behandlungen in bestimmten radikalen christlichen Gruppen.

…z.B. Religionen, Sekten und Religionsgemeinschaften, die radikale Ansichten vertreten und diese ggf. auch mit Gewalt durchzusetzen bereit sind. Hierzu gehören z.B. radikale Richtungen des Islam (wohlgemerkt nur diese, und nicht „der Islam“ an sich!), oder Gruppen, die einen religiösen Staat einrichten wollen und Menschen anderer Glaubensrichtungen unterdücken. Besonders bedrohlich werden solche Züge, wenn sie mit Heilsversprechungen für die Mitglieder oder Angehörigen der Gemeinschaft versehen werden: „Wenn Du für unsere Sache stirbst, kommst Du in den Himmel“ (einfach gesagt). Im Unterschied dazu stehen „echte“ Märtyrer, die zwar auch für ihren Glauben gestorben sind - aber durch die Hand anderer und ohne dabei andere Menschen mit in den Tod zu reißen (also nicht als Selbstmordattentäter).

…z.B. Religionen, Sekten und Religionsgemeinschaften, die verdeckt arbeiten. So ist zum Beispiel auf vielen Wochenmärkten (zumindest in Franken) die Marke „Gut zum Leben“ vertreten. Daß sie zum „Universellen Leben“ gehört, wird jedoch nirgends erwähnt. Ebenso soll Scientology viele Tarnfirmen betreiben. In jüngster Zeit sind z.B. nach großen Unfällen auch „Seelsorger“ aufgetreten, die nicht etwa von den anerkannten Notfallseelorgesystemen kamen, sondern Missionare solcher Organisationen waren, ohne das nach außen kenntlich zu machen.
Nun haben auch die Kirchen wirtschaftlich arbeitende Unternehmenszweige - z.B. das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche. Der Unterschied ist, daß sie zu dieser Verbindung stehen.

Solche Züge lassen Religionen, Religionsgemeinschaften oder Sekten „verdächtig“ oder bedrohlich werden. Das Schwierige ist allerdings, daß man so etwas in der Regel nicht verallgemeinern kann. Es gibt zwar radikale Moslems, aber nicht alle Moslems sind radikal. Es gibt zwar unterdrückende Strukturen in christlichen Gruppen, aber nicht alle Christen werden wirklich unterdrückt oder unterdrücken andere.

Gruß, Martinus…

P.S. ist doch länger geworden, als geplant…

Hallo,

ich denke schon, daß es da einen Unterschied gibt.
Ich kann bei der katholischen Kirche einfach notariell meinen Austritt erklären und damit ist Ruhe. Und beim Islam muß ich nur einfach nicht mehr hingehen. Zum Problem wird das meist erst, wenn sich jemand öffentlich davon lossagt. Zudem reden wir ja wohl von Europa und nicht davon, was anderswo passiert.
Andererseits - ich bin gar nichts, glaubensmäßig gesehen. Und da hat mch noch nie einer belästigt mit so was - mit Ausbahne der Zeugen Jehovas. Die waren echt lästig und hartnäckig wie die Scheißhausfliegen.

Gernot Geyer

Hallo,

das sage ich jedem Moslem hier in Deutschland, Und über dieses Land reden wir ja wohl - nicht über irgendwelche anderen Kulturen.
Und wenn dann hierzulande irgendwelche Verwandte ausrasten - dann sind das auf jeden Fall keine Autoritäten des Glaubens.
Was die beiden anderen betrifft - das ist nun wirklich schon ne Weile her. Ich bin wahrlich kein Freund der römisch/katholischen Kirche, aber für diese ollen Kamellen kann sich nun heute echt keiner mehr was kaufen.

Hernot Geyer

Hallo,

die Frage war ja, wieso es Religionen 1. und 2. Klasse gibt.

Du aber nimmst die (Vor)Urteile die dieser Klassifizierung inne sind um die Frage, die ja erst daraus hervorgeht, zu beantworten.

Grüsse
K.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Auch Hallo.
Auch ich kann und will mich keiner Glaubensgemeinschaft unterordnen.
Doch glaube ich die menschliche Natur neigt dazu sich absichern zu wollen,was das Leben nach dem Tod betrifft.
Die unterteilung der Religionen in Klassen beruht meiner Meinung nach dem
was vertraut ist und was nicht.

An zweiter Stelle steht die Angst.
Alle mir Bekannten Glaubensrichtungen arbeiten mit der Angst das ewige Leben zu verlieren,bei nichtbeachtung der Regeln.

Da aber jede religiöse Gemeinschaft andere Glaubensregeln hat,wird jeder anders gläubige abgewertet.
Somit stellt sich jede Religion selbst an die erste Stelle.
irmgard Udink

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

nun verwechsle mal nicht Glauben und Kirche.
Ich zum Beispiel kann durchaus an Gott glauben und ich habe da auch absolut keine Angst. Erstens glaube ich nicht so recht an ein Leben nach dem Tode und zweitens stellt sich das für mich ganz einfach dar: Entweder Gott ist gütig - dann wird er meine Fehler und Irrtümer verzeihen. Oder er ist es nicht - dann habe ich da eh nichts verloren und gehe freiwillig in die andere Abteilung.

Gernot Geyer

Hallo,
Religionsfreiheit ist eine staatliche Garantie für die durch den Staat ungesrörte Ausübung einer Religion. Die Urteile oder Erfahrungen der Menschen mit Religionen und ihre daraus folgende Einstellung bleibt davon weitgehend unberührt.

Für unseren Staat gib es 1.- und 2.klassige Religionen aus historische und organisatorischen Gründen. Einige sind ja Körperschaften öffentlichen Rechtes und damit in bestimmter Weise Priviliegiert (übrigens auch die Zeugen Jehovas nach langem Rechtsstreit). Natürlich spuken auch in den Köpfen der gesellschaftlichen Entscheidungsträger bestimmte Vorurteile und Vorlieben herum, die sich auch in deren Entscheidungen wiederfinden.

Für das von dir vorgenommene Problematisierung, ist aber die „Religionsfreiheit“ die falsch Begründung.

Gruß
Werner

Ich kann bei der katholischen Kirche einfach notariell meinen
Austritt erklären und damit ist Ruhe. Und beim Islam muß ich
nur einfach nicht mehr hingehen. Zum Problem wird das meist
erst, wenn sich jemand öffentlich davon lossagt. Zudem reden
wir ja wohl von Europa und nicht davon, was anderswo passiert.

Da sind ein paar Fehler drin - sachliche wie Denk- .

Ein Kirchenaustritt wird nicht notariell bei der Kirche erklärt, sondern einfach auf dem Standesamt. Die Kirche erfährt dann einige Zeit später über das Steueramt davon.

Das Problem beim Islam ist weniger das „Nicht-mehr-Hingehen“ als mehr die bewußte Zuwendung zu einer anderen Religion - z.B. durch die Taufe zum Christentum. Das bekommt in der Regel zumindest die eigene Familie mit (zumal viele Familien aus dem islamischen Kulturkreis in Deutschland viel engere Familienbande haben, als wir sie kennen). Und damit ist es ja quasi „öffentlich“.

Fälle wie der „Ehrenmord“ zeigen deutlich, daß solche Probleme längst nicht mehr auf die Heimatländer des Islam beschränkt sind, sondern daß es auch in Deutschland Extremisten gibt, die z.B. das religiöse Recht der Sharia höher ansehen als unser Grundgesetz. Damit wird diese Frage auch zu einer, die uns hier betrifft.

Gruß, Martinus…

Hallo,

das ist ja ein interessanter Zufall, aus meiner Sicht. Genau so eine Diskussion hatte ich die Tage. Mich würde das auch brennend interessieren.

Ich sage das nun ohne Wertigkeit, ob das gut oder schlecht ist:

Ursprung war eigentlich, dass ja viele Prominente Scientologen sind. In Deutschland nicht als Kirche anerkannt, aber das anstreben. Ich vermute, das z.B. steuerliche Aspekte dabei eine Rolle spielen.

In Amerika sind sie anerkannt. Aber auch andere, wie z.B. Baptisten etc. sind anerkannte Religionen in Amerika. In Deutschland gelten sie als Sekten.

Meine Vermutung war, dass in Amerika das ja irgendwie leichter ist. Da kann auch jeder, der sich berufen fühlt, Prediger werden.
Ich hab dann behauptet, dass, wenn mal 500 Jahre rum sind, in den Geschichtsbüchern stehen wird, das jene Kirchen anfänglich große Ablehnung erfuhren und sich die in 500 Jahren Lebenden, darüber amüsieren werden, oder ggf. auch erschüttert sind.

Genauso, wie wir ja heute zurück blicken. Waren die Amtskirchen in ihren Anfängen nicht auch als Sekten zu sehen. Wenn wir jetzt aus der heutigen Sicht zurückblicken?

Ich weiß nicht, ob ich das nun verdeutlichen konnte, was ich meine.
Ausdrücklich möchte ich anmerken, dass ich keine Amtskirche belobige oder sog. Sekten verherrliche.

Ich selber gehöre aus Überzeugung absolut keiner Glaubensrichtung (mehr) an. Aber die Begründung würde mich schon interessieren.

Grüße

Sarah

Hallo Jasper,

ich denke, da spielen bei der allgemeinen Bevölkerung verschiedene Aspekte eine Rolle.

  1. Die direkte Wahrnehmung
    Wie sind die Menschen die man kennt? Katholiken und Protestanten kennt jeder massenhaft. Im Alltag spielt die Konfession keine Rolle, man weiss häufig nicht mal, welche Konfession Arbeitskollege oder Nachbar hat. Deswegen sind Vorbehalte seltener und mehr prinzipieller Natur. Den Islam verbinden Viele mit türkische, arabische oder nordamerikanische Immigranten. Wenn jemand ausländerkritische Tendenzen hat, dann sieht er den Islam kritischer. Schon vor 9/11 wurde der Islam allgemein eher kritisch gesehen. Umgekehrt wird das Bild einer Religion positiver, wenn man gute Erfahrungen mit den Mitglieder dieser Religion macht.
    Die Zeugen Jehovas werden durch ihre Predigttätigkeit häufig als nervend empfunden.

  2. Die Medien
    In den 70er und 80er fing die Gesellschaft an auf neue Religionen und Gruppierungen zu reagieren. Erinnert sich noch jemand an Baghwan? In den Medien gab es vermehrt und schließlich regelmäßig Berichte über „abgedrehte und böse“ Sekten. Wie es in den Medien nun mal der Fall ist, sind schlechte Nachrichten gute Nachrichten. Über Scientology gibt es Schauerliches zu berichten, dementsprechend tauchen sie häufig auf. Über „langweilige“ Religionen, z.B. die Sieben-Tags-Adventisten, die keine Horrorstories liefern, wird kaum etwas berichtet. Wenn berichtet wird sind die Bericht dementsprechend häufig einseitig und manchmal sehr schlampig recherchiert. Über das, was Zeugen Jehovas glauben, weiß kaum jemand etwas, aber das mit den Bluttransfusionen, kennt jeder.

  3. Die Kirchen
    Unter den großen Religionen gibt es einen Status Quo. Die Kinder erben die Religion der Eltern und gut ist. Man wildert nicht in den Gebieten der anderen. Als vermehrt neue Religionen und Gruppierung auftraten mussten die Kirchen etwas zu der Verteidigung ihrer Gebiete unternehmen. Sie erschufen die Sektenbeauftragten, um ihre Mitglieder zu warnen. Über den Religionsunterricht wurde das Thema Sekten dann in die Schulen weitergereicht.

  4. Tue Gutes und lass mich in Ruhe
    Zwei Punkte, beeinflussen das Bild einer Religion auch noch.

a) Eine Religion gilt um so besser, je mehr Freiraum sie einen lässt. Heutzutage haben haben viele Religionen das Höchstmaß erreicht. Das Mitglied kann machen, was es will und Niemand interessiert es. Dementsprechend stehen Religionen schlecht dar, sobald sie ihre Mitglieder in irgendeiner Form einschränken.

b) Je aktiver sich Religionen für das Gute, einsetzen, desto besser stehen sie da (Frieden, Entwicklungshilfe, Soziale Einrichtungen usw.). Der Buddhismus hat in Deutschland einen besonders gute Ruf, weil er als eine Religion des Frieden gilt (grins).

Gruß
Carlos

Katholisch = Zeugen Jehovas?

Du redest dir da was schön, würde ich sagen. Die katholische
Kirche ist kaum „liberaler“ als die „Zeugen Jehovas“ es sind,

Wow! Das ist schon heftig.

Es ist doch ein kleiner Unterschied, wenn man als „Strafe“ für Fehlverhalten aus der Gemeindschaft der Katholiken ausgeschlossen wird (Exkommunikation ist höchste Strfe), gegenüber andauerndem Psychoterror bei Fehlverhalten oder Austrittsversuch.

Nick

Hallo,

In Amerika sind sie anerkannt. Aber auch andere, wie z.B.
Baptisten etc. sind anerkannte Religionen in Amerika. In
Deutschland gelten sie als Sekten.

In D wird niemand offiziell als Sekte eingestuft. Es gibt dazu ein Papier von irgendeiner Parlamentskommission, die die Untauglichkeit des Sektenbegriffes für staatliche Stellen darstellt. Danach dürfte dieser Begriff in offiziellen Dokumenten nicht mehr verwendet werden.

Offiziell sind das alles Religionsgemeinschaften (auch die großen Kirchen), auch die Babtisten sind staatlich selbstverständlich als Religionsgemeinschaft anerkannt. Den Scientologen wird dieser Status immer mal wieder streitig gemacht auch weil die Steuerbehörden der Meinung sind ihr gebaren sei schwerpunktmäßig gewinnorientiert.

Was viele kleine Glaubensgemeinschaften nicht haben, ist der Status als Körperschaft öffentlichen Rechtes. Das liegt aber bei vielen an bestimmten organisatorichen Kriterien die dafür erfüllt sein müssten. Dieser Status ist aber nichts Religiöses, auch (bzw. vor allem) völlig areligiöse Organisationen sind KÖR, wie etwa Deichverband, Landkreise, Forschungsgemeinschaften, Hochschulen, das Rote Kreuz, Krankenkassen, Handwerks-, Anwaltskammern usw.

Sowas gibt es m. W. in den USA für Kirchen gar nicht, darum ist es dort nicht leichter als Kirche anerkannt zu werden. Denn es gibt dort nur den Status, wie sie auch bei uns jeder Glaubensgemeinschaft zukommt.

Gruß
Werner

das liegt ganz einfach daran, dass wir zum glück in einem land leben in dem religion und staat ganz klar getrennt sind. als unseriös gelten daher religionen und sekten, die diesen dualismus nicht akzeptieren oder sogar untergraben wollen. die zeugen jehowas wettern bekanntlich gegen die politiker und sehern nur gott als unseren einzigen herrscher dessen gebote das einzige gesetz sind. ähnlihc verhält es sich mit scientology. diese sekte ist in deutschland verboten, da man in ihr faschistoide/anti-demokratische und strukturen erkennen kann.

Hej Borbah,

ähnlihc verhält es sich mit
scientology. diese sekte ist in deutschland verboten, da man
in ihr faschistoide/anti-demokratische und strukturen erkennen
kann.

Das ja wohl nicht!
Selbstverständlich ist Scientology nicht verboten, es hat nur den von ihr sehnsüchtig erstrebten Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts und die Anerkennung als Religionsgemeinschaft nicht bekommen. Deswegen hat sie immer noch die Rechtsform eines eingetragenen Vereins.

Gruß - Rolf

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