Hallo Jonas!
mich interessiert der kulturgeschichtliche hintergrund des
hand-vor-den-mund-haltens beim gähnen.
also, ich find’s einfach peinlich, wenn ich der Welt meine
Plomben praesentiere, aber jetzt weiss ich wenigstens, dass
meine Seele dann auch bleibt, wo sie ist. Oder stop - wo sie
ist…? Na, wolln wir man nicht noch einen komplett neuen thread
lostreten…
)
Ich wollte eben meinen Senf zu einer deiner Fragen loswerden,
das hab ich naemlich auch erst vor kurzem gehoert und war sehr
ueberrascht:
Woher kommt der militaerische
grusz mit der hand an der stirn, hat sich das aus dem
hut-heben entwickelt?
Das stammt tatsaechlich aus dem Mittelalter - wenn die Ritter
bei Turnieren antraten, waren sie meist in voller Ruestung mit
Helm und Scharnier, und da es als unhoeflich galt, sein Gesicht
vor dem Kampf nicht zu zeigen, hat man halt das Scharnier
hochgeschoben. Daher die Hand an der Stirn, bei manchen ja auch
tatsaechlich nach oben gedreht!
Bei der gleichen Fuehrung durchs mittelalterliche Schloss, bei
der ich das lernte, gab’s auch noch andere aha-Erlebnisse. So
hatte der Stuhl des Hausherren nicht einfach nur eine
Sitzflaeche, sondern einen Kasten drunter, in dem er seine Taler
aufbewahrte - der Hausherr sass dementsprechend auf seinem Geld!
Geldkisten (die, die nicht unter Stuehlen angebracht waren)
hatten eine kleine Zeichnung im Innenboden, meistens einen Hund.
Und wenn dann langsam alles Geld verbraucht war und der Boden
zum Vorschein kam, kam man auf den Hund…
(ich dachte immer, „auf den Hund kommen“ heisst sowas wie „eine
Idee haben“ - zwei Sachen auf einmal gelernt!
) )
Eltern glaubten frueher (Kindersterblichkeit war ja nicht gerade
ein kleines Problem), dass Maedchen widerstandsfaehiger sind als
Jungen. deswegen wurden Jungen bis zu einem gewissen Alter auch
in Maedchenkleider gesteckt, sozusagen, um den Tod zu
ueberlisten. Sieht man oft in Gemaelden, auch noch aus dem 17. /
18. Jahrhundert.
Fuer Eltern war es auch sehr wichtig, dass ihre Kinder einen
geraden Ruecken behielten. Deshalb mussten die Kids nicht nur
bei Tisch stehen, sondern wurden, waehrend sie noch Kleinkinder
waren, in warme Tuecher eingewickelt, um sie zu strecken.
Manchmal ging da beim Einrollen aber etwas schief, Kindlein wird
knallrot und gar nicht gluecklich, dann war es naemlich zu heiss
gewickelt…
(ob es auch schief gewickelt war, konnte ich leider nicht
rausfinden)
So, mehr faellt mir gerade nicht ein, aber spannnend ist es
allemal. Hoffe geholfen zu haben! Schau doch mal ins Brett
„deutsche Sprache“ - da gibt es staendig Hinweise auf einige
Buecher (z.B. „Das geht auf keine Kuhhaut“ o.s.ae., steht auch
auf meiner Einkaufsliste).
Herzliche Gruesse,
baw