Warum hält man beim gähnen die hand vor den mund?

hallo,

mich interessiert der kulturgeschichtliche hintergrund des hand-vor-den-mund-haltens beim gähnen.

ich hab mal geruechteweise vernommen, es stamme „aus dem mittelalter“ (sehr dehnbar!) und gruende sich auf die vorstellung, dass aus dem weitgeoeffneten mund die seele entfleuchen koennte - oder daemonen in den gaehnenden hineinfahren koennten.
weisz da jemand naeheres?

und: kennt jemand literatur zum (allgemeinen) thema (kultureller hintergrund von heute noch ueblichen braeuchen, verhaltensweisen, nonverbaler kommunikation…)#
Warum gibt man sich die hand? warum luepft man beim grueszen den hut, oder hebt die hand? Woher kommt der militaerische grusz mit der hand an der stirn, hat sich das aus dem hut-heben entwickelt? wieso tragen die meisten leute die armbanduhr links? (war doch links, oder? ich bin ja zeitlos…) wieso faltet man beim beten die haende? (na, das reicht wohl schon ziemlich weit zurueck, aber gibt es aufzeichnungen, ob diese geste schon bei den juden ueblich war? woher stammt der hitlergrusz, haben die nazis sich den ausgedacht?

in freudiger hoffnung harrt zahlreicher antworten
jonas :smile:

*gähn*
Hallo Jonas,

deine Vermutung ist ganz richtig. Der Hintergrund des „Hand-vor-den-Mund-Haltens“ ist Aberglaube.

Dazu ein kurzer Abschnitt aus einem Artikel den ich gefunden habe:

In vielen alltäglichen Verhaltens- und Redeweisen leben solche Vorstellungen sogar bis heute fort. Reine Magie steckt zum Beispiel dahinter, wenn wir uns beim Gähnen die Hand vor den Mund halten. Was heute als Zeichen guter Erziehung gilt, war ursprünglich ein Abwehrzauber. Man fürchtete, bei ungeschütztem Gähnen könnte die Seele aus dem Mund entweichen oder ein Dämon von außen in den Körper eindringen.
Quelle: http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2001/03/30/ak-wl-…

Der Brauch des Hand hebens hatte ursprünglich wohl die Bedeutung zu zeigen, dass man keine Waffen bei sich trägt. Heute ist es nur noch ein freundlicher Gruß.

Falls mir noch was einfällt kommt noch eine Ergänzung.

Viele Grüße
khadja

Hallo Jonas!

mich interessiert der kulturgeschichtliche hintergrund des
hand-vor-den-mund-haltens beim gähnen.

also, ich find’s einfach peinlich, wenn ich der Welt meine
Plomben praesentiere, aber jetzt weiss ich wenigstens, dass
meine Seele dann auch bleibt, wo sie ist. Oder stop - wo sie
ist…? Na, wolln wir man nicht noch einen komplett neuen thread
lostreten… :open_mouth:)

Ich wollte eben meinen Senf zu einer deiner Fragen loswerden,
das hab ich naemlich auch erst vor kurzem gehoert und war sehr
ueberrascht:

Woher kommt der militaerische
grusz mit der hand an der stirn, hat sich das aus dem
hut-heben entwickelt?

Das stammt tatsaechlich aus dem Mittelalter - wenn die Ritter
bei Turnieren antraten, waren sie meist in voller Ruestung mit
Helm und Scharnier, und da es als unhoeflich galt, sein Gesicht
vor dem Kampf nicht zu zeigen, hat man halt das Scharnier
hochgeschoben. Daher die Hand an der Stirn, bei manchen ja auch
tatsaechlich nach oben gedreht!

Bei der gleichen Fuehrung durchs mittelalterliche Schloss, bei
der ich das lernte, gab’s auch noch andere aha-Erlebnisse. So
hatte der Stuhl des Hausherren nicht einfach nur eine
Sitzflaeche, sondern einen Kasten drunter, in dem er seine Taler
aufbewahrte - der Hausherr sass dementsprechend auf seinem Geld!

Geldkisten (die, die nicht unter Stuehlen angebracht waren)
hatten eine kleine Zeichnung im Innenboden, meistens einen Hund.
Und wenn dann langsam alles Geld verbraucht war und der Boden
zum Vorschein kam, kam man auf den Hund…
(ich dachte immer, „auf den Hund kommen“ heisst sowas wie „eine
Idee haben“ - zwei Sachen auf einmal gelernt! :open_mouth:) )

Eltern glaubten frueher (Kindersterblichkeit war ja nicht gerade
ein kleines Problem), dass Maedchen widerstandsfaehiger sind als
Jungen. deswegen wurden Jungen bis zu einem gewissen Alter auch
in Maedchenkleider gesteckt, sozusagen, um den Tod zu
ueberlisten. Sieht man oft in Gemaelden, auch noch aus dem 17. /
18. Jahrhundert.

Fuer Eltern war es auch sehr wichtig, dass ihre Kinder einen
geraden Ruecken behielten. Deshalb mussten die Kids nicht nur
bei Tisch stehen, sondern wurden, waehrend sie noch Kleinkinder
waren, in warme Tuecher eingewickelt, um sie zu strecken.
Manchmal ging da beim Einrollen aber etwas schief, Kindlein wird
knallrot und gar nicht gluecklich, dann war es naemlich zu heiss
gewickelt…
(ob es auch schief gewickelt war, konnte ich leider nicht
rausfinden)

So, mehr faellt mir gerade nicht ein, aber spannnend ist es
allemal. Hoffe geholfen zu haben! Schau doch mal ins Brett
„deutsche Sprache“ - da gibt es staendig Hinweise auf einige
Buecher (z.B. „Das geht auf keine Kuhhaut“ o.s.ae., steht auch
auf meiner Einkaufsliste).
Herzliche Gruesse,
baw

vorweg schon mal ein DANKE! an baw und khadja (ist das nur eine kreative umschreibung von Katja oder eine form das namens Chadidja, der ersten frau des siegels der propheten?)

hi baw,

interessante sachen schreibst du da! :^)

Geldkisten (die, die nicht unter Stuehlen angebracht waren)
hatten eine kleine Zeichnung im Innenboden, meistens einen
Hund.
Und wenn dann langsam alles Geld verbraucht war und der Boden
zum Vorschein kam, kam man auf den Hund…

laut Duden, Bd. 11 (Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten) ist die herkunft dieser redewendung nicht sicher. einige deutungen gehen vom hund als niederer, gepruegelter und verachteter kreatur aus [vgl. Hundeleben, Hundelohn, du Hund! etc…], man spekuliert auch ueber eine verbindung zu dem rechtsbrauch, dass missetaeter oeffentlich auf der strasze einen hund herumtragen mussten. huebsch auch die theorie, es handele sich um eine weiterdichtung der redensart „vom pferd auf den esel kommen“…

Schau doch mal ins Brett „deutsche Sprache“ - da gibt es
staendig Hinweise auf einige Buecher

na ja, redensart sind zwar hoellisch interessant [deshalb folgt hier gleich noch eine schoene :smile:], aber ich wollte ja auch mal was ueber die hintergruende nicht-sprachlicher bzw. nonverbaler verhaltensweisen wissen :wink:

nun hier aber noch, weil ich so schoen finde, der *seifensieder*, und warum er einem aufgehen kann:

der seifensieder war frueher auch der kerzenmacher. wenn einem also ein seifensieder aufgeht, dann ist das eine verspielte formulierung fuer „jmd. geht ein licht auf“ …

es grueszt, winkt, verneigt und verschiedet sich ab:
jonas

wie kann einem denn ein seifensieder aufgehen…?
Hi Jonas,
verzeih, dass ich zur Sprache umgeschwenkt bin…ich weiss ja,
du wolltest mehr ueber Gebraeuche wissen, aber ich fands halt so
spannend! :open_mouth:)

der seifensieder war frueher auch der kerzenmacher. wenn einem
also ein seifensieder aufgeht, dann ist das eine verspielte
formulierung fuer „jmd. geht ein licht auf“ …

sieh an! ich dachte einfach: Licht=Erhellung=auch geistiger Art
(bzw. am Comics und die Gluehbirne neben dem kopf, wenn jemand
eine Idee hat - ist das also genau andersrum, interessant)
Aber irgendwie verstehe ich deinen Satz nicht - nicht nur, dass
ich nicht weiss, was ein Seifensieder ist (jemand, der Seife
einkocht?), ich verstehe vor allem nicht, wie er einem AUFgehen
kann…erleuchte mich…

Eine Sache ist mir noch eingefallen: Ich vermute, man traegt
seine Uhr links, weil vor dem Batterie/Automatikzeitalter die
Uhren aufgezogen wurden - und das Rad sass rechts aussen, liess
sich, wenn die Uhr am linken Arm sass, also bequem mit rechts
aufziehen.

Liebe Gruesse,
baw

OT: Seifensieder

ich verstehe vor allem nicht, wie er einem AUFgehen kann

Hallo, baw,
relativ einfach zu verstehen: es geht einem nicht nur ein Licht auf, sondern der (gesamte Warenvorrat eines) Seifensieder(s).

Ich vermute, man traegt seine Uhr links

genauer am linken Handgelenk - Deine Vermutung trifft zu.
Allerdings gibt es auch mechanische (federgetriebene) Armbanduhren noch nicht allzulange. Üblich war über lange Zeit die Taschenuhr - die sich auch nicht jeder leisten konnte. Die anderen wußten dann meist nicht, „was die Stunde geschlagen“ hatte - es sei denn sie konnten die Turmuhr sehen oder hören.
Grüße
Eckard.

Hallo Jonas!

Erstmal die Hand:

Die Hand als Rechtssymbol ist das einfachste und natürlichste Zeichen der Gewalt. Der Handschlag war seit alters her die allgemeine Bekräftigung aller Gelübde und Verträge, denen die Sitte kein feierlicheres Symbol vorschrieb. Durch den Handschlag verbanden beide Seiten ihre Gewalt gegenseitig. Ein Handschlag bei einer Begrüßung bedeutete auch immer, ich habe meine Hand nicht an der Waffe.

Gähnen :

Bei Luther und seinen Zeitgenossen wurde während des Essens gefurzt und gerülpst. Das Hand vor den Mund halten geschah früher aus dem Grund, die meisten Damen und Herren der höheren Stände (andere natürlich auch, aber die gähnten wohl mit offenem Mund) hatten sehr schlechte, faulige Zähne, braun und nicht schön anzusehen, also wurde beim Lachen und Gähnen der Mund durch die Hand oder einen Fächer verdeckt.
Sitten kommen und gehen. Es kann sein, daß mal eine Zeit kommt, wo jeder allein im stillen Kämmerlein sein Essen zu sich nimmt und sein anderes Geschäft mit anderen zusammen macht. Wie schon bei den Römern. Dort war es üblich, die Toilettensitzung mit vielen zusammen zu machen. Konferenzen wurden auf dem Topf abgehalten!

Hut hoch :

Wieder eine Sache aus dem Rittertum. Man zog seinen Kopfschutz ab und signalisierte Schutzlosigkeit, also Frieden.

Heil Hitler :

Heil ist ein alter germanischer und römischer Gruß. Mit Heil verband man einen Segen für den Namen. Es spielte eine wichtige Rolle im Bewußtsein der Germanen. Heil war etwas, das man nicht durch eigenes Tun erlangen konnte. Man konnte es allenfalls von den Göttern erbitten. Deshalb der Gruß/Bitte eines Heils für den Führer.
Es gab Ernteheil, Fischheil Wetterheil und vor allem Siegesheil. Die Germanen folgten nur einem Anführer, der das Siegesheil besaß. Ein König, den das Heil verlassen hatte, also nicht mehr siegte, wurde abgesetzt.

Das erstmal.
Gruß Werner

Hallo Jonas!

Armbanduhr links :

Ist das nicht sehr einfach? Es gab Zeiten, da mußten diese Uhren täglich aufgezogen und nachgestellt werden. Versuch das mal, wenn die Uhr rechts getragen wird!

Gruß Werner

khadja
Hallo Jonas,

eigentlich heiße ich Katharina. Den Namen khadja habe ich mir von der afrikanischen Sängerin Khadja Nin geklaut.
Vorher der Name allerdings ursprünglich kommt weiß ich nicht .

Liebe Grüße

Ka

hi baw,

Hi Jonas,
verzeih, dass ich zur Sprache umgeschwenkt bin…ich weiss ja,
du wolltest mehr ueber Gebraeuche wissen, aber ich fands halt
so spannend! :open_mouth:)

ist es ja auch! %-)

der seifensieder war frueher auch der kerzenmacher. wenn einem
also ein seifensieder aufgeht, dann ist das eine verspielte
formulierung fuer „jmd. geht ein licht auf“ …

sieh an! ich dachte einfach: Licht=Erhellung=auch geistiger
Art
(bzw. am Comics und die Gluehbirne neben dem kopf, wenn jemand
eine Idee hat - ist das also genau andersrum, interessant)

nein, nein. licht, erkenntnis etc. ist die urspruengliche verbindung.
erst gab es dir formulierung „mir geht ein licht auf“, dann wurde zum scherz derjenige, der die lichtquelle herstellt, also der (kerzenmacher und) seifensieder an diese stelle gesetzt.

vielleicht hilft es, wenn ich kreativ hinzufuege: ich glaub, mein schweinehirt pfeift! :wink:

…was ein Seifensieder ist (jemand, der Seife
einkocht?), ich verstehe vor allem nicht, wie er einem
AUFgehen kann…erleuchte mich…

seifensieder war die berufsbezeichnung. ich weisz nciht genau, woraus seife gemacht wird, (ich glaub, da sind auch knochenmehl und so sachen dabei…), aber die sachen wurden wohl gesiedet, um seife zu ergeben.

das mit der armbanduhr leuchtet ein [wieder licht = erkenntnis… ist in der gnosis schon so, vielleicht auch noch frueher?], danke!

jonas

hi werner, danke fuer die antworten!

Bei Luther und seinen Zeitgenossen wurde während des Essens
gefurzt und gerülpst.

ich weisz: „Warum furzet und rülpset ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?“ soll luther-zitat sein.

Das Hand vor den Mund halten geschah
früher aus dem Grund, die meisten Damen und Herren der höheren
Stände (andere natürlich auch, aber die gähnten wohl mit
offenem Mund) hatten sehr schlechte, faulige Zähne, braun und
nicht schön anzusehen,

wenn es die einen nicht kuemmert, braeuchte es die anderen erst recht nicht kuemmern? vor allem ist fraglich, ob es sich dann so weit durchgesetzt haette?

naja, das Handwoerterbuch des deutschen Aberglaubens, in das zu schauen mir erst heute einfiel (als ich zufaellig direkt davor stand), gibt tatsaechlich an, dass die angst vor einem entweichen der seele, vor allem furcht vor dem hineinschluepfen von daemonen oder dem satan zu diesem brauch fuehrte.
ein haufen weiterer hinweise folgte im HDA auf dem fusz, aber die kann ich hier nicht alle wiedergeben - wen’s interessiert, der moege es selbst nachschlagen :-Þ

Wie schon bei den Römern. Dort war es üblich, die
Toilettensitzung mit vielen zusammen zu machen. Konferenzen
wurden auf dem Topf abgehalten!

ich dachte, in den dampfbaedern?

Heil Hitler :

Heil ist ein alter germanischer und römischer Gruß.

ich dachte mehr an den gehobenen arm als an die geschichte des gruszwortes/ segenswunsches. aber ich nehme an, die geste wurde erst in der NSDAP eingefuehrt, oder stammte vielleicht noch aus nationalistischen (?) bewegungen des 19.jh.s…

grusz
jonas

Hallo Jonas !

Du siehst doch auf vielen Gemälden aus der Zeit ohne Zahnarzt, daß die Damen sich mit dem Fächer keinen Kühlwind machen, sondern nur den Mund beim Sprechen verdecken. Beim Furzen und Rülpsen sind sogar zwei Körperöffnungen offen und in den Darm würden die Dämonen doch viel lieber sausen.
Auch in Dampfbädern wurde konferiert, aber auch auf dem Luxuslokus.
Der gehobene Arm ist ein alter faschistischer Gruß (auch römischer) und der olympische Turnergruß. Du siehst doch selbst die kleinen 14jährigen Rumäninnen den Arm hochheben, bevor sie ihre Knochen gegen den Holzbarren schlagen. Hitlers (und Gefolge) Getue war reine Nachahmung der römischen Legionstraditionen. Sieh Dir doch die Bilder von den Reichsparteitagen an mit den Standarten der einzelnen Gaue. Diese Standarten würden in jedem Hollywoodfilm als echt römisch durchgehen.

Gruß Werner

danke fuer die „roemischen“ infos :smile:

Du siehst doch auf vielen Gemälden aus der Zeit ohne Zahnarzt,
daß die Damen sich mit dem Fächer keinen Kühlwind machen,
sondern nur den Mund beim Sprechen verdecken. Beim Furzen und
Rülpsen sind sogar zwei Körperöffnungen offen und in den Darm
würden die Dämonen doch viel lieber sausen.

die seele war aber offenbar nicht in der anusgegend :wink:
nun, offenbar bestand der aberglaube darin, dass die daemonen durch den mund eindringen koennten.
[es gab aber wohl die ueberzeugung z.b. in den altnordischen sagas, wenn ich mich nicht irre, dass das geluepfte hinterteil das schwert des feindes stumpf mache *hihi*]

zurueck zur seele: auf vielen gemaelden sieht man doch engel, die die seele eines toten, die wie ein durchsichtiger kleiner mensch aussieht, aus dem mund der leiche entgegennehmen.
vergleich auch mal goethes faust, zweiter teil, die grablegungs-szene. ab Vers 11612 wartet mephistopheles darauf, dass fausts seele hevorkommt:
„Man kann auf gar nichts mehr vertrauen.
Sonst mit dem letzten Atem fuhr sie aus,
Ich paßt ihr auf und, wie die schnellste Maus,
Schnapps! hielt ich sie in fest verschloßnen Klauen.“ (v.11622-25)

es waere sicherlich witzig und goethe zuzutrauen gewesen, dass er die seele aerschlings entweichen laesst - aber es entsprach wohl einfach nicht dem volksglauben (und wohl auch nicht kirchlicher orthodoxie *g*)

grusz
jonas

seifensieder war die berufsbezeichnung. ich weisz nciht genau,
woraus seife gemacht wird, (ich glaub, da sind auch
knochenmehl und so sachen dabei…), aber die sachen wurden
wohl gesiedet, um seife zu ergeben.

Hi Jonas,

Seife wurde früher aus Fett und Soda (bzw mit Natrimhydroxid, das aus Soda durch erhitzen gewonnen wurde) hergestellt. Beides wurde intensiv vermengt und erhitzt. Der richtige Zeitpunkt zum Abbruch der Reaktion war reine Gefühls- bzw. Geschmackssache, weil der Meister durch Schmecken den Zeitpunkt feststellte *brrrr*
Die weitere Aufarbeitung ist auch recht kompliziert und ich schenk sie mir.

Gandalf

hallo jonas,

wenn jemand beim gähnen die hand vor den mund hält, hat dies gewiss mit dem schamgefühl zu tun. die hand vor den mund zu halten, ist eine art reflex, den rachenraum mit den teils sehr schlechten zahnreihen verdeckt zu halten.
zu tun hat dies auch mit dem strukturwandel des menschen in richtung auf eine größere festigung und differenzierung der affektkontrollen. mit zunehmender sozialer entwicklung und differenzierung sind scham- und peinlichkeitsschwelle vorgerückt. etwa wurden die rituale des essens in form der differenzierung des tafelgerätes weiter spezifiziert und auf einen höhren standard gebracht.
hier kommt der begriff der „zifilisation“ ins spiel, mit welchem eine fundementale veränderung des menschlichen verhaltens einherging. von erasmus von rotterdam erschien im jahre 1530 die schfift „de civilitate morum puerilium“. in ihr erhielt der begriff „civilité“ seine besondere prägung. in diesem buch geht es um die verhaltensweisen, das benehmen des menschen in der gesellschaft. so sind z.b. weit auferissene augen ein zeichen von stupidität, starren ein zeichen von trägheit oder gar zu scharf blickende zeitgenossen neigen zum zorn.
„an den nasenlöchern soll kein schleim sien […] ein bauer schneuzt sich in mütze und rock, mit arm und ellenbogen ein wurstmacher. nicht sehr viel anständiger ist es, die hand zu nehmen und dann am kleid abzustreichen. dezenter ist es den nasenschleim in ein tuch aufzunehmen, möglichst mit abgewandtem körper.“
der inbegriff des selbstbewußtseins und des „gesellschaftlichen“ verhaltens hieß im französichen übrigens „courtoisie“. die dynamik der gesellschaftlichen prozesse jener zeit hat besonders mit begriffen zu tun wie sozio- und psychogenese, fremd- und selbstzwänge, affekthaushalt und triebmodellierung.

immer wieder lesenswert und eine art offenbarung auf diesem gebiet ist und bleibt: norbert elias, „über den prozeß der zivilisation. untertitel: soziogenetische und psychogenetische untersuchungen“, Bd. 1 und Bd. 2

mich interessiert der kulturgeschichtliche hintergrund des
hand-vor-den-mund-haltens beim gähnen.

beim niesen werden unzählige bakterien ausgestoßen. da niest man besser nicht dem nächsten ins essen.

Warum gibt man sich die hand? warum luepft man beim grueszen
den hut, oder hebt die hand?

soll heißen gugg ich bin unbewaffnet. gibt ürbigens auch das gegenteil. vor herrschern hatte man seinen kopf zu bedecken.

wieso tragen die meisten leute die
armbanduhr links?

weil die meisten rechts schreiben und die uhr dabei stört.

wieso faltet man beim beten die haende? (na, das
reicht wohl schon ziemlich weit zurueck, aber gibt es
aufzeichnungen, ob diese geste schon bei den juden ueblich
war?

vielleicht war. heutzutage fällt mir das nicht so auf.

woher stammt der hitlergrusz, haben die nazis sich den
ausgedacht?

nein. so wie den adler und andere zackige sachen haben die sich den von den römern abgeguckt.