Warum ist in den Tropen alles bunter?

Hallo Experten.

Obige Frage habe ich mir schon häufiger gestellt, aber bisher leider keine befriedigende Antwort gefunden.

Warum sind Tiere (vor allem Vögel und Fische) und Pflanzen in den Tropen so auffallend bunter als in den gemäßigten Zonen?

Irgendwie muss das mit der Lichtintensität zusammen hängen, aber wie?

Gruß, Nemo.

Warum sind Tiere (vor allem Vögel und Fische) und Pflanzen in
den Tropen so auffallend bunter als in den gemäßigten Zonen?

Hallo, ein Versuch:

In den Tropen gibt es viel mehr Arten, aber wenige Individuen - manche Bäume gibt es nur alle paar km, so etwas wie einen Tannenwald wie bei uns gibt es nicht. Das gilt auch für Tiere. Daher haben alle miteinander das Problem, sich zur Fortpflanzung zusammenzufinden, vielleicht sind sie deshalb auffälliger und unterschiedlicher.

Gruss Reinhard

Irgendwie muss das mit der Lichtintensität zusammen hängen,
aber wie?

Hi

Ich vermute es hängt von vielen Faktoren ab, einer ist der Artenreichtum, wie schon erwähnt.

Das andere ist denke ich sowohl das Licht, als auch die Temperatur. Die Pflanzen und Tiere sind kaum jahreszeitlichen Schwankungen ausgesetzt, die Temperatur ist hoch. Die Konkurrenz ist enorm und es kann viel Aufwand betrieben werden, was Farbe und Form angeht.

Hier in den gemäßigten Zonen ginge es wohl mit enormem Aufwand einher, man bedenke nur die Jahreszeit - ein knallbunter Vogel hat es dann schwer und im Winter kommt es darauf an, von den Beutegreifern nicht gesehen zu werden - eine Hetzjagd kostet im Winter zu viel Energie, die lieber fürs „Heizen“ benutzt wird.

Dann muss das ganze natürlich auch noch ein wenig relativiert werden. Diesen knallbunten Dschungel gibts auch meistens nur auf dem Foto - nicht umsonst heißt es _grüne_ Hölle und nicht bunte Hölle.

Und selbst hier ist es ziemlich bunt, wenn man von Monokulturwäldern absieht und von bewirtschafteten Flächen. Was ist bunter als eine wilde Wiese? Auch hier gibt es ziemlich bunte Vögel :wink: Kohlmeise, Stieglitz, Specht und als krönendstes Beispiel den Eisvogel.

Es ist halt wie in den Tropen auch: dort, wo der Mensch eingegriffen hat, ist es eintönig.

Grüße

Laralinda

Hallo,

Josef H. Reichholf gibt in seinem Buch: „Der Tropische Regenwald“, Deutscher Taschenbuch Verlag (1990) auf Seite 93 folgende Erklärung speziell für die Schillerfarbe des Morpho-Falters:

„Welche Bedeutung haben aber dann die Schillerfarben? Die Beobachtung im Freiland wird rasch klarstellen, wofür sie gut sind und daß sie mit bloßem Ausdruck von Schönheit kaum etwas zu tun haben. Wenn ein großer Morpho einen Waldpfad entlang fliegt, gerät er plötzlich in ein Lichtbündel, das fast wie ein Punktstrahler den Weg durch das dichte Blattwerk bis in Bodennähe gefunden hat. Unvermittelt blitzt der große, nicht besonders rasant fliegende Falter auf – und verschwindet sofort wieder im Halbdunkel des Dämmerlichtes im bodennahen Bereich. Kaum haben sich die Augen des Beobachters an das Dunkel angepaßt und den Falter wieder gefunden, trifft dieser auf den nächsten Lichtfleck. Das Spiel wiederholt sich. Und so fort. Es ist sehr schwierig, dem großen Falter zu folgen. Genau so ergeht es den Vögeln!

Im extremen Wechsel von gleißender Helligkeit und Dämmerlicht stellt die Schillerstruktur eine überlebensfördernde Anpassung dar, ….“

Gruß
watergolf

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Hallo Reinhard.

Sicherlich dienen die bunten Kontrastreichen Farben als Erkennungssignal.

In den Tropen gibt es viel mehr Arten, aber wenige Individuen

Ja gut, aber warum ist das eigentlich so?

  • manche Bäume gibt es nur alle paar km, so etwas wie einen
    Tannenwald wie bei uns gibt es nicht.

Wäre es für ein pflanzenfressendes Tier nicht gerade dann nützlich, wenn es sich nicht auf eine bestimmte Nahrungsquelle spezialisieren würde.

Gruß, Nemo.

Hallo Laralinda.

Ich vermute es hängt von vielen Faktoren ab, einer ist der
Artenreichtum, wie schon erwähnt.

Jo, aber damit komme ich nicht ganz klar. Gerade wenn die Ressourcen, wie unten beschrieben, knapp sind, ist Spezialistentum meiner Meinung nach eben nicht angebracht.

Das andere ist denke ich sowohl das Licht, als auch die
Temperatur. Die Pflanzen und Tiere sind kaum jahreszeitlichen
Schwankungen ausgesetzt, die Temperatur ist hoch. Die
Konkurrenz ist enorm und es kann viel Aufwand betrieben
werden, was Farbe und Form angeht.

Man leistet sich Farbe, weil man es sich leisten kann? Okay, die Natur leistet sich ja so manches. Aber wäre nicht der Sparsame im Vorteil?
Ähnlich wie der Schwanz beim Pfau oder das Geweih beim Hirsch kann es nämlich nicht sein, weil häufig beide Geschlechter gleich aussehen.

Hier in den gemäßigten Zonen ginge es wohl mit enormem Aufwand
einher, man bedenke nur die Jahreszeit - ein knallbunter Vogel
hat es dann schwer und im Winter kommt es darauf an, von den
Beutegreifern nicht gesehen zu werden - eine Hetzjagd kostet
im Winter zu viel Energie, die lieber fürs „Heizen“ benutzt
wird.

Dem widerspricht halt, dass es hier doch ziemlich bunte Vögel gibt, wie du weiter unten selbst schreibst. Dennoch denke ich schon, dass du im Prinzip recht hast.

Was ist bunter als eine wilde Wiese? Auch hier gibt es
ziemlich bunte Vögel :wink: Kohlmeise, Stieglitz, Specht und als
krönendstes Beispiel den Eisvogel.

Was wäre die Welt ohne die bunten Vögel? :wink:
Buch- und Bergfink hast du vergessen, Kreuzschnabel, Gimpel und Pirol fallen mir noch ein. Dennoch, kaum ein Vergleich, etwa mit den Komplementärfarben eines Gelbbauch- Aras.

Den Eisvogel als wahrlich tropisch bunten Vogel kannst du vergessen, ich fress einen Besen, wenn der nicht Migrationshintergrund hat.

Es ist halt wie in den Tropen auch: dort, wo der Mensch
eingegriffen hat, ist es eintönig.

Ja, leider.

Ich schreibe das übrigens nicht, weil ich unbedingt meckern will, sondern weil ich meine anfangs dargelegten Zweifel noch einmal anführen möchte.

Gruß, Nemo.

Hallo watergolf.

Danke für deine Mühe.
Dann wäre es letztendlich eben doch die tropische Sonne mit ihrem enormen Wechsel zwischen Licht und Schatten, die all die bunten Farben hervor gebracht hat.

Ein eintönig gefärbtes Tier, wäre eventuell besser zu verfolgen als ein buntes.

Ich muss gestehen, diese Deutung hat etwas.

Wobei natürlich all die anderen hier angeführten Gründe bestimmt auch eine Rolle spielen.

Gruß, Nemo.

Sicherlich dienen die bunten Kontrastreichen Farben als
Erkennungssignal.

So sicher und generell kann man das eben nicht sagen. Manchmal dienen Farben auch zur Tarnung. Da muss man jeden Fall gesondert beobachten und auswerten. Denn z.B. sehen andere Tiere Farben völlig anders als wir.

In den Tropen gibt es viel mehr Arten, aber wenige Individuen

Ja gut, aber warum ist das eigentlich so?

In der Evolution spricht man von ‚Anpassung‘ darf dabei aber nicht vergessen, dass sich ein Tier auch anpassen können muss. In keiner Population sind alle Individuen absolut gleich, sie unterscheiden sich in sichtbaren, sowie unsichtbaren Merkmalen. Verändern sich die Umweltbedingungen drastisch, wie z.B. bei einer Eiszeit,sterben viele Arten aus, weil sie nicht die Fähigkeit haben sich in kurzer Zeit den veränderten Bedingungen anzupassen. (Alles auf Populationsniveau und ‚kurz‘ heißt unter Umständen Millionen von Jahren). In den gemäßigten Breiten steht an erster Stelle schon mal ein großer Teil vom Jahr (Winter) gar nicht zur Verfügung. Die Reproduktion muss genau ‚getimed‘ werden können, Pflanzen und Tiere müssen mit den großen Temperatur und Lichtunterschieden umgehen können… Es haben sich viel weniger Arten an diese Gegebenheiten ‚anpassen‘ können. Ausserdem spielen geografische Schranken eine Rolle (für ein Insekt können 50m unüberwindlich sein)
Ein Beispiel: In Nordamerika gab es riesige Gebiete mit bestem Grasland, es gab aber keine Pferde (mehr), die sich an diese ‚Nische‘ ‚anpassen‘ konnte. Erst als die Spanier, Engländer und Franzosen ihre Pferde mitbrachten, einige frei ließen andere weggelaufen sind konnten diese in die ‚freie Nische‘ einziehen.

  • manche Bäume gibt es nur alle paar km, so etwas wie einen
    Tannenwald wie bei uns gibt es nicht.

Wäre es für ein pflanzenfressendes Tier nicht gerade dann
nützlich, wenn es sich nicht auf eine bestimmte Nahrungsquelle
spezialisieren würde.

das wäre es in der Tat. Das Tier ist aber nicht alleine in seiner Welt. Und ein Individuum hat sowieso keine Wahl. Während der Evolution hat sich z.B. ein bestimmtes Gewächs als Wohn- und Fressplatz für diese Art etabliert. Oft noch in ‚Co-Evolution‘ mit der entsprechenden Pflanze. Das heißt z.B. dass die Pflanze auch etwas von dem Tier hat und ihre Entwicklung zusammen ablief, z.B. Nahrung fuer ‚ihr‘ Tier produzierte.
Andere ‚Nischen‘ - waren vielleicht schon besetzt, außerdem sind vielleicht die Voraussetzungen beim Tier gar nicht so, dass es mit dieser Form der Nahrung umgehen kann, usw.

Evolution ist toll :smile:

Hallo RSNemo,

Jo, aber damit komme ich nicht ganz klar. Gerade wenn die
Ressourcen, wie unten beschrieben, knapp sind, ist
Spezialistentum meiner Meinung nach eben nicht angebracht.

Tja, meiner Meinung nach ja auch nicht… :smile: - aber schon mal erwähnt… eine Art entwickelt sich nicht im luftleeren Raum sondern muss um Ressourcen konkurrieren.

Den Eisvogel als wahrlich tropisch bunten Vogel kannst du
vergessen, ich fress einen Besen, wenn der nicht
Migrationshintergrund hat.

Guten Appetit :smile:

Vielleicht würde dich ein Buch zur Evolution mal interessieren?
Das z.B. ist ganz nett: http://www.darwin-jahr.de/evo-magazin/susi-neumalklu…

Dann wäre es letztendlich eben doch die tropische Sonne mit
ihrem enormen Wechsel zwischen Licht und Schatten, die all die
bunten Farben hervor gebracht hat.

Bezügl. der tropischen Sonne mag auch UV-Schutz eine Rolle spielen. Hautpigmente (auch bei Pflanzen) stellen einen recht guten Schutz dar. Eine andere Frage ist, ob auch Fische eines solchen Schutzes benötigen. Wenn, dann wohl hauptsächlich oberflächennah lebende Tiere.

Wie notwendig ein guter UV-Schutz in den Tropen ist, habe ich erst gestern wieder erfahren, als ich sehr gut behütet, beschirmt und bekleidet ca. 20 km durch Vietnam gelaufen bin und mir, obwohl ich mein Gesicht zu keiner Zeit direkt der Sonne ausgesetzt habe, doch einen leichten Sonnenbrand geholt habe.

AUf dieser Tour habe ich übrigens eingedenk deiner Frage auch darauf geachtet, inwiefern sich die Natur hier tatsächlich bunter zeigt, als aus Deutschland gewohnt. Abgesehen davon, dass diverse Pflanzen in Blüte standen, die Bäume grün sind und auf den Märkten viele knallbunte Früchte zu finden sind, ist mir derartiges eigentlich nicht aufgefallen. Aber da wird Laralindas Einwand greifen, dass der Eingriff des Menschen das Bunte, sofern nicht nützlich bzw. essbar, zurückdrängt.

Gruß

Jo, aber damit komme ich nicht ganz klar. Gerade wenn die
Ressourcen, wie unten beschrieben, knapp sind, ist
Spezialistentum meiner Meinung nach eben nicht angebracht.

Hallo,

ich will und kann das jetzt nicht begründen, aber die Evolution ist da entgegengesetzter Meinung als du: je nährstoffarmer eine Wiese ist, desto artenreicher (Almweide), wird die Wiese gedüngt, setzen sich nur ein paar wenige Arten durch. Dieses Muster gilt allgemein, auch der Amazonas bildet da keine Ausnahme, denn der Boden dort ist eigentlich Wüste.

Da könnte man ganze Bücher drüber schreiben, daher Schluss.

Gruss Reinhard

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Huhu Nemo!

Es wurden ja jetzt schon einige Ideen geschrieben.
Ich wollte mal speziell auf Fische eingehen um mich da mal an eine spekulative Erklärung wagen. Was das angeht hat unsere Ostsee oder die Nordsee in der Tat nicht so viel Frabenpracht zu bieten. Ich glaube, das hat aber auch einen recht simplen Grund. Das Wasser ist hierzulande viel mehr mit Schwebeteilchen belastet und die Sichtweite eher gering, vor allem in flacheren Uferzonen usw durch Schlicke und Schlämme, die durch Flüsse eingetragen werden. Wenn ich an das Rote Meer zB denke, das Mekka der Taucher mit der farbenfrohen Fischwelt, so mündet dort nicht ein einziger Fluß, es sind nur extrem wenige Schwebeteilchen im Wasser und die Sicht auch auf die Entfernung entsprechend gut. Ähnlich ist es mit den Korallenatollen bei den Inselwelten… auch dort gibt es keine größeren Flüsse, die Erosion betreiben, die im großen Maße im Meer endet. Auch dort ist die Sicht entsprechend gut.
In unseren trüben Gewässern macht es (v.a. in Ufernähe wo der Schlamm aufgewirbelt wird durch Tiden und Wellen) keinen Sinn eine solche Farbenpracht zu entwickeln…sie könnte eh nur aus nächster Nähe gesehen werden. Die wirklich extreme Farbenpracht ist ja scheinbar in erster Linie an benthale Regionen der Meere gekoppelt bzw Korallenriffe. Fische (und andere Meerestiere) die sich vorwiegend im offenen Bereich des Meeres bewegen, wo es keine Deckung oder Reizüberflutung gibt, haben entsprechend eher unauffälligere Farben angelegt(unabhängig von Sichtverhältnissen). Und die Farbenpracht hat sich augenscheinlich nur dort durchgesetzt (ausnahmen gibts natürlich eh immer), wo auch in ufernahen (bzw Atollen) Gebieten die Sicht entsprechend gut ist. Bodenregionen einschließlich Korallen bieten zB Deckung, so dass die Chance hier höher ist, auch mit auffälligen Farben vom Räuber unentdeckt zu bleiben. Zudem haben ja einige Tiere extra auffällige Farben als Warntracht angelegt (viele Blumentiere wie Anemonen oder giftige Fische wie der Rotfeuerfisch etc), vor deren Hintergrund extremes Bunt wieder relativiert wird, manche profitieren von Symbiosen (Standartbespiel Clownfisch) und können sich daher bunte Farben leisten usw… ich denke meinen Ansatz hat man verstanden, der Rest sind übliche evolutionäre Prozesse

Was die Landbewohner angeht, möchte ich mal noch ein bis zwei Gedanken einfach so in den Raum stellen.
Man hat bei den Tropen schnell das Bild vor Augen, alles sei so viel bunter, weil es über Bilder und TV sicherlich auch so suggeriert wird. Aber wenn man das Verhältnis mal sieht: Ist das wirklich so? Gerade aus den Tropen fallen mir spontan auch unglaubliche Beispiele von Tarnung ein. Ob man sich nun gut getarnte Raubkatzen vorstellt wie Ozelot oder Jaguar, gut getarnte Schlangen wie Baumphyton oder Netzphyton, mit Baumrinden verschmelzende Geckos, unauffällig zwischen Blättern sitzende Leguane, wandelnde Blätter usw. Die bunten Tiere sind natürlich interessanter, auffälliger, exotischer und werden daher in Tierfilmen etc bevorzugt dargestellt. In wieweit hier einfach eine Verschiebung der Realität vorliegt kann ich nicht wirklich beurteilen, ich war leider noch nie wirklich im Regenwald (außer im Norden der DomRep und da sind mir keine quietschbunten Tiere aufgefallen, ich hab mich eher an den bereits erwähnten Geckos erfreut zB), aber ich kann mir vorstellen, dass da schon ein Teil der Antwort liegt.
Aber natürlich sind die sehr bunten Arten, die es zweifellos trotzdem dort gibt nicht zu leugnen.
Ich möchte hier nochmal anführen, dass es einfach sehr viel mehr Arten gibt in den Tropen, und damit auch höhere Wahrscheinlichkeiten, dass sich auch so bunte Perlen dabei entwickelten. Der eine Grund ist die schon besagte Nährstoffarmut und die damit verbundene Notwendigkeit der Natur spezielle Nischen zu besetzen und zu belegen um die wenigen Nährstoffe optimal auszunutzen (ich glaube das ist der wichtigste Grund: die extreme Radiation die dort stattfand, und zwar in beide Richtungen - extreme Auffälligkeit und extreme Unauffälligkeit… und naturgemäß ist die Auffälligkeit einfach auffälliger :wink:) Der andere Grund, den man leicht vergisst: Die Nordhemisphäre ist unverhältnismäßig artenarm, (besonders natürlich Mitteleuropa durch die barrikative Lage der Gebirge) durch die Eiszeiten, die sie mitgemacht hat und das damit verbundene ständige Aussterben von Arten. Das war in den Tropen nicht der Fall.
Ein weiterer Punkt ist sicherlich auch der Mensch. Ich denke, wenn in den tropischen Gebieten der Mensch ebenso früh industrialisiert und technisiert worden wäre, wären dort sicherlich vor allem die bunten Arten dem Sammelwahn viel früher konfrontiert worden, aber vor allem den Umweltveränderungen. Hierzulande gibt es wenige urtümliche Wälder, und es wäre den Regenwäldern sicherlich nicht anders ergangen (heute kann man hoffen, dass der „Ich schütze den Regenwald um mich zu schützen“ -Aspekt noch was reißt).

lieben gruß
aj

Nachmal huhu!

Jo, aber damit komme ich nicht ganz klar. Gerade wenn die
Ressourcen, wie unten beschrieben, knapp sind, ist
Spezialistentum meiner Meinung nach eben nicht angebracht.

Das ist aber eine Denke, die in der Evolution so nicht vorkommt. Da wird nicht darüber diskutiert, wie angebracht etwas ist. Angebracht ist es, seinen Nährstoffbedarf zu decken. Und wenn es eine Nische gibt, die noch nicht besetzt ist, dann wird sie natürlich insbesondere dann eiligst besetzt, wenn die wenigen leichter verfügbaren Nährstoffe hoch konkurriert sind und die Chance damit hoch ist, dass man selbst nicht mehr genug abbekommt. Gerade auf Inseln zB, die ja auch durch ihre Begrenztheit allein schon einen gewissen Nährstoffmangel birgt, sind Spezialisten extrem häufig. Im Grasland, wo genug Gras für jederman da ist, findet man hingegen vermehrt generalisten.
Oft bilden sich auch spezifische Symbiosen heraus, und durch wechselseitige Anpassungen steigt die Vielfalt der Arten oft noch.
Vielleicht liegt dein Denkfehler darin, dass du Nährstoffmangel damit gleichsetzt, dass eine Nische streckenweise gar nichts abwirft. Aber da verwechselst du was. Wenn sich ein Kolobri darauf spezialisiert hat, nur den Nektar einer bestimmten Blüte zu trinken, kann diese Blüte trotzdem das ganze Jahr über Präsent sein (gerade in den immerwarmen Gebieten) usw … und da bekommt der Kolobri die beste Verpflegung eventuell sogar ganz ohne Konkurrenz wenn es einen artspezifische Symbiose ist.
Probleme gäbe es, wenn die Verfügbarkeit dieser Blüten stark schwanken würde… dann würde sich so eine Spezialisation sicherlich auch nicht herausbilden (ein Vogel in unseren Breiten mit einer solchen Anpassung hätte spätestens im Winter Probleme, und dann nützte es ihm wenig, dass die Böden hier nährstoffreich sind)

Man leistet sich Farbe, weil man es sich leisten kann? Okay,
die Natur leistet sich ja so manches. Aber wäre nicht der
Sparsame im Vorteil?

Und da greift in vielen Fällen aber doch wieder ähnlich wie beim Pfau die sexuelle Auslese. Ein Partner, der so verschwenderisch mit seinen Reserven umgehen kann muss stark sein.

Ähnlich wie der Schwanz beim Pfau oder das Geweih beim Hirsch
kann es nämlich nicht sein, weil häufig beide Geschlechter
gleich aussehen.

An was denkst du? Aras? Tukane? Beide Vögel brüten in Höhlen, das heißt eine Spezialanpassung der Weibchen ans möglichst unauffällige Brüten ist nicht notwendig. Das ist übrigens auch bei den (nichttropischen) Wellensittichen und Spechten so.
Warum Männchen und Weibchen gleich aussehen weiß ich jetzt auch nicht (möglicherweise hängt das mit der eher monogamen Paarbeziehung aller genannten Vögel zusammen?), ist aber sicherlich nicht auf die Tropen beschränkt

Den Eisvogel als wahrlich tropisch bunten Vogel kannst du
vergessen, ich fress einen Besen, wenn der nicht
Migrationshintergrund hat.

Haha, keine Kunst…die allermeisten Tiere hierzulande haben Migrationshintergrund wegen der schon erwähnten Eiszeiten.
Ansonsten ist der Eisvogel hier aber genauso einheimisch wie der Spatz soweit ich weiß und wird damit nicht mal als Archäozooe gehandelt.

Lieben gruß
aj

Hallo aj.

Zu deinen sicherlich bemerkenswerten Gedanken fällt mir Folgendes ein:

Tiger und Ozelot, sicherlich perfekt getarnt, wirken für das Auge des unbefangenen Nordeuropäers eigentlich ziemlich „bunt“. Auch Löwen wirken aber irgendwie farbiger, als etwa der Wolf oder die Wildkatze.
Das gleiche gilt wohl für einige Antilopenarten.

Tiger oder Zebra, verdanken sie ihre uns auffallenden Streifen nicht einfach der Tatsache, dass in ihrer Heimat die Luft weit öfter vor Hitze flimmert als bei uns?

Könnte es eventuell also doch am Licht liegen? Am Wegfall der „farblosen“ Jahreszeiten Herbst und Winter?

Oder ist der Hintergrund in tropischen Gebieten ganz einfach farbiger, teilweise natürlich auch bewirkt durch mehr Licht.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Erde und Felsen in den Tropen eher rötlich wirken, während bei uns meistens grau und schwarz vorherrscht.

Das Komische bei den bunten Fischen und Korallen ist aber, dass ja farbiges Licht gar nicht bis in ihre gewohnten Tiefen vordringen kann, dass sie also eigentlich nur im Licht des Unterwasser- Scheinwerfers so bunt wirken.

Ich sage es ja, man kann es anscheinend nicht wirklich schlüssig erklären… *grübel

Gruß, Nemo.

Hallo aj.

Der Spatz, verwandt mit den Webervögeln, ist mit ziemlicher Sicherheit ein Einwanderer.

Natürlich in vorgeschichtlicher Zeit.

Man schaue ihn nur mal an kalten Wintertagen an, wie sehr der arme Kerl friert. Die langen kalten Nächte übersteht er eh nur durch Zusammenkuscheln mit Seinesgleichen.

Der Spatz ist ein Kulturfolger, der eng an das Pferd gebunden war und wahrscheinlich mit den Reitervölkern aus den Steppen Asiens zu uns gekommen ist. (Von denen auch wir abstammen.)

Bekannt sind einige arme Gebirgsdörfer, in denen es keine Spatzen gab, weil sich die Bewohner keine Pferde leisten konnten.

Erst mit den Pferden kamen auch da die Spatzen.

Auch die Eisvogelverwandtschaft wohnt ja durchaus eher in den warmen Gebieten.

Gruß, Nemo.

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Könnte es eventuell also doch am Licht liegen? Am Wegfall der
„farblosen“ Jahreszeiten Herbst und Winter?

Da wird umgekehrt ein Schuh draus. Durch den flacheren Einstrahlwinkel der Sonne muss ihr Licht einen wesentlich weiteren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen. Dadurch wird das Spektrum ins Rote verschoben, was in einer deutlich höheren Farbsättigung resultiert. Besonders im Herbst, wenn noch viel Grün zu sehen ist, macht sich das stark bemerkbar. Ein paar sehr schöne Belege dafür finden sich z. B. hier: http://www.lens-flare.de/blog/fotografieren-im-herbs…

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Erde und Felsen in den
Tropen eher rötlich wirken, während bei uns meistens grau und
schwarz vorherrscht.

Auch in den Tropen gibt es eine Rotverschiebung des Lichts, die dort aber aus hoher Luftfeuchtigkit oder, in ariden Gegenden, aus dem hohen Staubanteil in der Luft resultiert. Ich hatte, glaub ich, bereits erwähnt, dass ich mich derzeit in Vietnam befinde. Hier ist die Luft sowohl feucht als auch stark staubbelastet. Was in einem regelmäßigen intensiven Abendrot resultiert, welches aber gerade nicht knallig bunt, sondern eher schon trübselig wirkt.

Gruß

lol, ok… danke für die Info, hast recht.
Aber wie gesagt, Migrationshintergrund haben am Ende die meisten Tiere, vor allem jene, die dem Menschen lieb und lästig geworden sind, denn diese folgen in der Tat oft auf seinem Fuß.

lieben gruß
aj

Hallo,

Tiger und Ozelot, sicherlich perfekt getarnt, wirken für das
Auge des unbefangenen Nordeuropäers eigentlich ziemlich
„bunt“. Auch Löwen wirken aber irgendwie farbiger, als etwa
der Wolf oder die Wildkatze.
Das gleiche gilt wohl für einige Antilopenarten.

Was ist dann deine Frage? Jetzt komme ich nicht mehr so richtig mit.
Ich nahm an mit bunt meinst du eher optisch auffällig im Sinne von farblich abgehoben vor ihrem natürlichen Hintergrund.
Auch ein Heupferd hierzulande wirkt vor einem weißen Blatt Papier recht knallig. Das sich Tiere an ihren jeweiligen Hintergrund anpassen ist ja strategisch günstig und nachvollziehbar. Wo hakt es da bei dir?
Das dir ein Ozelot bunter vorkommt als ein europäische Fuchs zB ist für mich nicht nachvollziehbar, bzw ist dann einfach eine subjektive Einstellung/ Gewöhnungsfrage. Ein Rothirsch ist in meinen Augen dann auch „bunter“ als ein Gnu. Das kannst du hin un her schieben wie du willst, aber Beispiele wirst du da in beide Richtungen genug finden.

Tiger oder Zebra, verdanken sie ihre uns auffallenden Streifen
nicht einfach der Tatsache, dass in ihrer Heimat die Luft weit
öfter vor Hitze flimmert als bei uns?

Nein, nicht unbedingt. Beim Tiger ist das schon mal nicht der Fall. Der lebt in so vegetationsreichen Gebieten, dass das Hitzeflimmern keine Rolle spielt. Die Streifen dienen da eher zur Tarnung im Licht-Schatten-Geflecht des Dschungels. Ein Dachs hat übrigens auch eine sehr auffällige Schwarz-Weißzeichnung, obwohl hier nichts flimmert. Im übrigen ist die asiatische Tierwelt im allgemein auch recht bunt…auch in frostigeren Gebieten. Tiger gibts bis nach Sibirien hoch (und bevor es wieder um Einwanderung geht - ich hab ja schon angedeutet, dass Mitteleuropa nun mal durch die besondere Lage der Gebirge, die schnelles wiedereinwandern von Arten verhindert eine sonderstellung hat), Manadrinenten zB sind wohl die knalligsten tiere die mir spontan einfallen undauchder hier mittlerweile einheimische und recht Bunte jagdfasan stammt aus Asien (genau wie unzählige andere bunte Fasane)

Könnte es eventuell also doch am Licht liegen? Am Wegfall der
„farblosen“ Jahreszeiten Herbst und Winter?

Es liegt an der Anpassung an den jeweiligen Lebensraum. Sicherlich auch an Lichtverhältnisse, aber nicht nur…
Im Winter (wenn man mal von Schneereichen Gebieten ausgeht gerade) kann man übrigens nicht gerade unbedingt über Lichtmangel in der hellen tageszeit klagen…

Oder ist der Hintergrund in tropischen Gebieten ganz einfach
farbiger, teilweise natürlich auch bewirkt durch mehr Licht.

Du hast es irgendwie mit dem Licht? :wink:
Wenn wir das von dir gebrachte Beispiel der Aras nehmen, dann sind die Koplementärfarben sicherlich keine direkte Anpassung an den Hintergrund

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Erde und Felsen in den
Tropen eher rötlich wirken, während bei uns meistens grau und
schwarz vorherrscht.

Das liegt aber nicht am Licht, sondern an Bodenzusammensetzungen. Wir haben hier recht humusreiche(nährstoffreiche) Böden…die sind eher dunkel

Das Komische bei den bunten Fischen und Korallen ist aber,
dass ja farbiges Licht gar nicht bis in ihre gewohnten Tiefen
vordringen kann, dass sie also eigentlich nur im Licht des
Unterwasser- Scheinwerfers so bunt wirken.

Was hast du da im Sinn? Natürlich kommt das Licht bis zu den meisten Korallen (zu den bunten jedenfalls)
Und das Fische eine ganz andere Wahrnehmung haben hat jemand anders schon erwähnt…da kam gerade neulich eien Bericht über fangschreckenkrebse, und wie sie die Welt in ultraviolett und anderem farben wahrnehemn wie wir es nie nachvollziehen können)

Ich sage es ja, man kann es anscheinend nicht wirklich
schlüssig erklären… *grübel

Naja, es sind da natürlich viele Fraben offen, aber so myteriös empfinde ich das nicht.

Gruß zurück aj

Sorry für die vielen Vertippserl *schäm* *owt*
…ich versuch mich zu bessern…

Hallo aj.

Was ist dann deine Frage? Jetzt komme ich nicht mehr so
richtig mit.
Ich nahm an mit bunt meinst du eher optisch auffällig im Sinne
von farblich abgehoben vor ihrem natürlichen Hintergrund.

Nein, ich meine, dass der Hintergrund, vor allem die Lichtverhältnisse, diese für uns optische Auffälligkeit bewirkt.
Dass die Tiere eben nur auffällig wirken, wenn man sie aus ihrer natürlichen Umgebung heraus nimmt.

Das dir ein Ozelot bunter vorkommt als ein europäische Fuchs
zB ist für mich nicht nachvollziehbar, bzw ist dann einfach
eine subjektive Einstellung/ Gewöhnungsfrage. Ein Rothirsch
ist in meinen Augen dann auch „bunter“ als ein Gnu. Das kannst
du hin un her schieben wie du willst, aber Beispiele wirst du
da in beide Richtungen genug finden.

Stimmt. Warum Füchse und Eichhörnchen rot sind, gehört auch zu meinen ungeklärten Fragen. Besonders beim Eichhörnchen, von dem es ja auch genug braune, graue, schwarze gibt.

… Ein
Dachs hat übrigens auch eine sehr auffällige
Schwarz-Weißzeichnung, obwohl hier nichts flimmert.

Formauflösung, durch starke Kontrastfärbung, das kennt man in schwarz-weiß ja von einigen Tieren. Anscheinend haben die ein besonderes Los gezogen. (Am erfolgreichsten wahrscheinlich die Elster.) Könnte, in farbig, auch für die Aras gelten.

Manadrinenten zB
sind wohl die knalligsten tiere die mir spontan einfallen.

Nur die Erpel und davon gibts genug. Gilt auch für die Stockente.

undauchder hier mittlerweile einheimische und recht Bunte
jagdfasan stammt aus Asien (genau wie unzählige andere bunte
Fasane)

Auch hier nur der Hahn.

Dass ich so darüber nachdenke und teilweise mit mir selbst uneins bin, liegt einfach daran, dass es bisher anscheinend noch keine schlüssige Theorie für dieses farbliche Phänomen gibt.

Korallenfische sind bunt, weil die Korallen bunt sind, klar.
Aber warum, zum Teufel, sind die Korallen so bunt?

Naja, wie auch immer, danke für deine Mühe.

(Deine Vertipser sind mir ziemlich egal. :smile: )

Gruß, Nemo.