Ich habe da eine Frage die mich schon länger beschäftigt.
Warum können manche Menschen überhaupt nicht glauben?
Ich „glaube“, dass die meisten Menschen, die nicht im religiösen Sinne glauben bzw. von denen Du den Eindruck hast, sie würden nicht glauben, von irdischer Skepsis daran gehindert werden. Ihr Hauptaugenmerk liegt nicht darauf, was sie glauben, sondern wem sie glauben. Entscheidend ist also die Glaubwürdigkeit der Menschen, die Glauben vermitteln.
Wovon
hängt der Faktor Glauben ab? Ist das eine Gnade die man von
Gott erhält?
Der zweite Teil Deiner Frage ist ziemlich anmaßend, weil er die objektive Richtigkeit des Glaubens voraussetzt.
Ich persönlich kann nicht ehrlich behaupten, an Gott zu glauben, würde mich aber auch nicht als Atheist bezeichnen lassen. Der Grund für diese Widersprüchlichkeit:
(1) Mein Weltbild ist auch ohne Gott vollständig.
(2) Es gab durchaus Situationen in meinem Leben, in denen ich mich innerlich an (den christlichen) Gott gewandt habe. Ich habe auch schon zu Allah „gebetet“ (im gedanklichen Sinn, das Aufsagen frommer Sprüche liegt mir nicht), als es um eine Person ging, für die ER „zuständig“ wäre, sofern es ihn gibt.
Ich kann also durchaus nachvollziehen, dass es Bedürfnis vieler Menschen ist, Gott zum Bestandteil ihres Lebens zu machen. Das sporadische Auftreten dieses Bedürfnisses bei mir - immer in Verbindung mit Verzweiflung - festigt in mir die jedoch Überzeugung, dass Glaube eben nicht als objektiv richtig verstanden werden kann, sondern als psychisches Phänomen. Er hat zwar seine Berechtigung und ich möchte ihn nicht mit atheistischer Voreingenommenheit aus meinem Leben ausschließen.
Aber ich habe nur den Respekt vor ihm, den ich auch jedem anderen psychischen Effekt, wie z.B. Trauer, entgegenbringe. Er darf mir nicht den Verstand nehmen.
Die Esoterik halte ich für einen guten Vergleichspunkt zur Religion. Menschen jeder Altersgruppe und jedes Bildungsgrads rufen spät nachts bei Astrologie-Shows an, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, die Fragen ihres Lebens zu klären. Man muss es nicht nachvollziehen können. Aber es zu verspotten ist ignorant und nur auf einen Mangel an Lebenserfahrung zurückzuführen.
Ich halte Astrologie für Humbug. Das kann ich mir aber nur leisten, weil ich noch „spirituelle“ Alternativen sehe. Ich kann nicht ausschließen, dass diese Alternativen eines Tages vor meinen Augen zusammenbrechen.