Warum macht Rechtschreibung Sinn?

Au weia! Da habe ich ja was losgetreten! :smile:

Der Hintergrund meiner Frage waren Aussagen von „Hobby-Autoren“, die Kurzgeschichten oder ganze Romane veröffentlichen (auf Web-Seiten oder in gedruckter Form), sich aber den Teufel scheren um korrekte Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung. Frei nach dem Motto: So lange die Geschichte interessant genug ist, kann die korrekte deutsche Schriftsprache vernachlässigt werden.

Bei der Diskussion mit solchen Autoren ging es dann ziemlich hin und her, und letztlich wurde der Sinn einer korrekten Rechtschreibung grundsätzlich in Frage gestellt. Deshalb hier meine Nachfrage.

Also, seid wieder freundlich zueinander! :smile:

Grüße
Heinrich

Hallo André!

Rechtschreibung macht keinen Sinn, allenfalls
ergibt oder hat sie (einen) Sinn!

Ansichtssache. „Sinn machen“ ist umgangssprachlich, und der
einzige(!) Grund, warum man etwas gegen den Satz haben könnte,
ist, dass er vor über 50 Jahren oder länger mal aus dem
Englischen lehnübersetzt wurde.
Sonst ist daran nichts auszusetzen. Oder fällt dir was ein?

Es hat nie einen Grund gegeben das englische to make sense lehnzuübersetzen, weil wir im Deutschen mit Sinn ergeben und sinnvoll sein immer schon gut bedient waren. Leo übersetzt es auch nicht mit Sinn machen und das ist auch gut so.

http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0…

Es braucht auch keine Flatrates, wenn man bereits viel länger eingebürgerte Pauchaltarife kennt.

http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0…

Der inzwischen allseits beliebte Ausdruck Sinn machen
ist kein korrektes Deutsch und genau so anreifbar wie eine
fehlerhafte Rechtschreibung!

Im Hochdeutschen ja, in der Umgangssprache nein.

http://www.schweikhardt.net/wider-die-sinnmacher.html

Ziemlich unreflektierte Kommentare dort auf der Seite, wie ich
finde, ein Mangel an Wissen, was Sprache an sich ist und wie
Ausdrücke grammatikalisiert werden. Erinnert an Bastian Sick, …

Nein, eher umgekehrt: Bastian Sick erinnert ein bisschen an diese Seite. Diese Seite ist älter als Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod.

Man hat ja auch kein Frühstück und man
hat auch keinen Sex , sondern man
frühstückt und/oder man treibt es miteinander,
nacheinander, gleichzeitig oder auch jeweils ganz alleine!

Doch, klar kann man Sex haben. „Sex haben“ oder
„Geschlechtsverkehr haben“ sind völlig grammatisch, auch im
Hochdeutschen.

Ja, aber das ist ja eben nicht dasselbe:

Geschlechtsverkehr haben und Sex(-Appeal) haben sind zwei völlig verschiedene Dinge. Die meisten, die von Sex haben sprechen, sind da aber wohl mittlerweile anderer Meinung, leider auch Leo:

http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0…

Gruß Gernot

Hallo Heinrich,

Wäre nicht eine „Ungefähr-Schreibung“ sinniger? Jeder
schreibt, wie er will, Hauptsache die inhaltliche Aussage wird
verstanden.

Ja klar! Und in google gibst du dann alle möglichen Versionen der Ungefähr-Schreigung ein, oder wie? Na dabei wünsche ich schon jetzt viel Spaß.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Heinrich,

Wäre nicht eine „Ungefähr-Schreibung“ sinniger? Jeder
schreibt, wie er will, Hauptsache die inhaltliche Aussage wird
verstanden.

Ja klar! Und in google gibst du dann alle möglichen Versionen
der Ungefähr-Schreigung ein, oder wie? Na dabei wünsche ich
schon jetzt viel Spaß.

Eigentlich kann dieses Argument nicht greifen, weil die Einführung einer verbindlichen Rechtschreibung geschah, als es so etwas wie die Google-Suche noch gar nicht gab.

Grüße
Heinrich

Hallo,

Eigentlich kann dieses Argument nicht greifen, weil die
Einführung einer verbindlichen Rechtschreibung geschah, als es
so etwas wie die Google-Suche noch gar nicht gab.

Lexika gabs aber schon.
Legastheniker bekamen früher zumindest oft zuhören: guck halt im Wörterbuch nach, wie etwas geschrieben wird.
Toll. Wie findet man ein Wort in einem Wörterbuch, wenn man nicht weiß, wie es geschrieben wird?

Und wenn wir schon dabei sind: gäbe es keine verbindliche Rechtschreibung, dann wären Lexikoneinträge ja auch beliebig. Dann hätten nicht nur Legastheniker das Problem, dann könnte eigentlich niemand verbindlich sagen, wo man ein Wort in einem Lexikon oder einem anderen Nachschlagwerk oder eben in einer Suchmaschine findet.

Gruß
Elke

Hallo Stephan,

von mir nur einige Ergänzungen zum Thema Elativ:

Ich habe vor einiger Zeit Süskinds Buch „Vom ABC zum Sprachkunstwerk“ gelesen. Darin gibt es ein Kapitel, welches „Der Gummizug-Superlativ“ betitelt ist. Süskind beschreibt darin die ursprüngliche Funktion der 3. Steigerungsstufe als elativisch und führt Beispiele von Goethe an (die ich leider nicht auswendig zitieren kann, aber die ungefähr so lauten): „Da bot sich mir die schönste Aussicht, und die lieblichsten Bäche ronnen von den Felsen hinab.“
An solch einem Beispiel sieht man, dass die 3. Steigerungsstufe zur Verstärkung der Aussage dient, man könnte sie durch „eine ausgesprochen schöne Aussicht“ bzw. „wundervoll liebliche Bäche“ ersetzen. Süskind schreibt weiter, diesen Sätzen sehe jedermann die Übertreibung, die reine rhetorische Funktion an, und argumentiert dann gegen die von ihm als „Gummizug-Superlativ“ bezeichnete Erscheinung „die schönste … der Welt“, „das beste … seit Jahren“, „der lieblichste …, den ich je gesehen habe“, dass sie eine Nachprüfung gleichsam forcierten und dadurch, dass sie dieser nimmer standhalten können, als unwahr entlarvt würden.
Formen wie „der einzigste“, „in keinster Weise“ oder „die aktuellsten Nachrichten“ besitzen noch die von Süskind als ursprünglich angenommene Eigenschaft, sich sofort als rhetorische Form, als Übertreibung und nicht als Höchstmaß zu offenbaren. Seiner Stillehre (und als solche versteht sich das oberwähnte Buch durchaus) zufolge müsste man also jene verpöhnten Wendungen als das Richtigste ansehen, während die heutige herkömmliche Verwendung der gröbste Fehler wäre.

Liebe Grüße
Immo

Geschlechtsverkehr haben und Sex(-Appeal) haben
sind zwei völlig verschiedene Dinge. Die meisten, die von
Sex haben sprechen, sind da aber wohl mittlerweile
anderer Meinung, leider auch Leo:

Weiß nicht, was „Sex haben“ früher mal hieß, aber seit Jahren ist es schon gleichbedeutend mit „Geschlechtsverkehr haben“. „Sex-Appeal haben“ kenne ich auch, ist aber was anderes.

Gruß,

  • André