Warum mündet der Inn in die Donau?

Hallo zusammen,

ich hätte mal eine Frage!

Warum mündet der Inn in die Donau, obwohl er wesentlich mehr Wasser führt als die Donau in Passau?

Man könnte argumentieren, daß die Donau an diesem Punkt mehr Flußkilometer aufweist.

Das gilt zum Beispiel aber nicht für die Spree, die in Berlin in die Havel mündet und über 400 km zurückgelegt hat, aber die Havel insgesamt nicht einmal 400 km lang ist?

Ein ähnliches Beispiel wäre der Missouri, der länger ist als der Mississippi, aber trotzdem in St. Louis in diesen mündet.

Gibt es hierfür eine plausible Erklärung, oder hat das irgendeiner mal so festgelegt und man nimmt es seitdem so hin?

Gruß Mucke

angemessener Erklärungsversuch
Hallo Mucke,

das ist eigentlich ganz einfach.
Flüssigkeiten, also auch Wasser, folgen in ihrer Fliessrichtung, unbedingt der Schwerkraft - sie fliessen also immer „abwärts“.

Nun kommt es gelegentlich vor, dass fliessendes Wasser - auf dem Weg „bergab“ auf anderes fliessendes Wasser trifft.

Wasser weiss nicht, dass wir Menschen den einen oder anderen Fluss als „grösser“ oder „länger“ erkennen/bezeichnen.
Wasser weiss auch nicht, wie weit es noch bis zum „Grossen Wasser“ ist, aber es weiss den kürzesten Weg dorthin - nämlich einfach den Naturgesetzen folgen - also: bergab.

Ich würde mich freuen, wenn dieser simple Erklärungsversuch eine Hilfe für Dich war

Grüsse
Ray

PS: Du brauchst nicht zu erläutern, weshalb Du diese tiefsinnige Frage gestellt hast :wink:

Nein, nein, die Frage war absolut ernst gemeint. Manchmal wird man etwas gefragt, in dem Fall aufgeweckte Kinder, worauf man keine Antwort weiß.

Trotzdem weiß ich immer noch nicht, warum das „Fließgewässer“ ab Passau Donau und nicht Inn genannt wird. Schließlich spielt das für die Berechnung eines Einzugsgebietes eine erhebliche Rolle.

Danke trotzdem für Deinen Erklärungsvorschlag!

Gruß Mucke

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Hallo, Mucke,

vielleicht hilft dieser Artikel?

http://www.phil.uni-passau.de/histhw/stadtgeschichte…

lg.jenny

Hallo Jenny,

vielen Dank für diesen Hinweis. Diese Erklärung hinkt aber leider am Beispiel Moldau - Elbe oder Spree - Havel, wobei der erst genannte Fluß wesentlich länger ist, als der in der er mündet. Ich nehme wirklich an, dass es irgendwann einmal willkürlich festgelegt wurde.

Auch im Falle der Donau, die schon in der Antike danubius hieß und bis zur Mündung ins Schwarze Meer nie den Namen verloren hatte scheint mir die Erklärung nicht schlüssig, da man damals mit Sicherheit nicht gewußt hatte, welcher der beiden Flüsse länger war.

Dennoch vielen Dank.

Gruß Mucke

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi, Du kommst der Erklärung damit schon recht nahe:

Meist stammt es schon aus historischen Zeiten, welcher Fluss in welchen mündet. Dafür dann nachträglich eine für alle Fälle passende Erklärung zu suchen, ist wenig sinnhaltig.

A.

Warum mündet der Inn in die Donau, obwohl er wesentlich mehr
Wasser führt als die Donau in Passau?

Das könnte ja zu der Zeit, als sich diese Anschauungsweise etablierte,
vielleicht anders gewesen sein.

Die Klimageschichte datiert den Beginn der “Kleinen Eiszeit” ins Mittelalter, ans Ende des 13. Jahrhunderts. Nach einer langen, relativ warmen Zeit setzt Ende des Mittelalters eine kühlere Phase ein, die dann um die Mitte des 19. Jahrhunderts wieder endet. Seit dem Ende dieser “Kleinen Eiszeit” ziehen sich die Gletscher im Alpenraum stark zurück.
(aus http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/fg… )

Das Einzugsgebiet des Inn liegt überwiegend im hochalpinen Bereich, der früher wesentlich stärker vergletschert war als heute - daher auch weniger Wasser abgeführt wurde. Das der Donau dagegen großteils in Flach- und Feuchtgebieten.
Bin kein Fachmann, aber vielleicht wärs ja möglich, dass die Donau bis vor paar hundert Jahren tatsächlich mehr Wasser führte als der Inn (?)

Grüße, Michl

Hallo Mucke,

keine ordentliche Antwort, aber noch ein paar Illustrationen:

Die Donau macht sowas ständig.

Schon zu Beginn besteht sie fast ganz aus dem Wasser von Brigach und Breg, bloß in Donaueschingen kommt ein Rinnsal dazu, welches zu seinen Gunsten verbuchen kann, dass es an der Stelle der Einmündung nicht die Richtung ändert. Es gibt dem Ganzen dann zwar kein Volumen, aber den Namen.

Bei Ulm fängt die Donau an, ein respektabler Fluss zu sein. Hauptsächlich mit dem Wasser der Iller, aber wieder ists die Donau, die an der Stelle der Einmündung gradeaus weitergeht.

Ob dieses eine Grundregel ist, die man aufgeweckten Fragern halbwegs ehrlich präsentieren kann, weiß ich nicht - sie wäre aber, meine ich, eine Überprüfung und die Suche nach Gegenbeispielen wert.

Erst ganz am Ende, ohne dass es dafür einen sichtbaren Anlass gäbe, heißt die Donau, die ihren Namen wacker durch alle Anliegerländer bewahrt hat, dann ganz anders und fließt als „Ister“ ins Schwarze Meer.

Am Anfang, noch jung und leichtsinnig, verliert sie den größten Teil ihres Wassers an die Konkurrenz von der Rheinseite und spendiert dieses einem Flüsslein namens „Aach“, das eigentlich bloß eine über einige Entfernung unterirdisch geflossene Donau ist, die lieber inkognito in den Bodensee fließt, weil der gierige Rhein und die auf ihre alten Tage etwas schwächelnde Donau nicht so gerne miteinander zu tun haben.

Tja - was soll man da für ein Fazit ziehen?

Schöne Grüße

MM

Hallo,

(schwierig sich hier chronologisch einzufädeln)

Ich schmökere gerade in Bernhard Setzweins „Die Donau“ und zitiere:

„Eine wirklich zufriedenstellende Antwort gibt es darauf nicht.“
Der Inn ist an der Stelle sogar tiefer und breiter als die Donau.

Wenn ich mir die stark generalisierte Karte am Ende des Buches anschaue, fällt mir auf, dass die Donau bis Passau schon etliche Nebenflüsse aufgenommen hat, der Inn hingegen nicht. Vielleicht gibt es in der Geografie dafür einen Begriff und die Donau würde dadurch dominieren ?

Grüße Roland

1 Like

Vielen Dank an alle
Hallo nochmal,

wahrscheinlich wird es keine allgemeingültige Erklärung geben, aber die Beiträge könnten auf jeden Fall für die Donau stimmen. Interessante Sichtweisen haben sich aufgetan.

Gruß Mucke

Hallo Mucke,

Warum mündet der Inn in die Donau, obwohl er wesentlich mehr
Wasser führt als die Donau in Passau?

Die meisten europäischen Flussnamen stammen von den Kelten, wurden also schon vor ein paar tausend Jahren festgelegt.

Weiter ist aus der Siedlungsgeschichte zu vermuten, dass die einflussreichen Siedlungen mehr an den Unterläufen der Flüsse angesiedelt waren als an den Quellen. Also könnte der Name des Unterlaufs „wichtiger“ gewesen sein.
Hinzu kommt vielleicht noch, dass viele Berge bei den Kelten wichtige religiöse bedeutung hatten. Möglicherweise war deshalb das Quellgebiet wichtiger als die effektive Wassermege. Andererseits sollte man sich auch die Wassermengen, wie sie z.B. vor 4’000 Jahren mal waren ansehen, nicht die heutigen.

MfG Peter(TOO)

Hallo,

welcher Fluss in welchen anderen mündet wurde ja zu Zeiten festgelegt, als man noch keine Pegelstationen hatte. Es war also kaum möglich, den Abfluss oder die Länge eines Flusses festzustellen, um dann zu entscheiden wer in wen mündet.

Daher denke ich mal, dass es zwei natürliche Gegebenheiten gibt, aufgrund welcher dies früher festgelegt wurde:

  1. Flussbreite:
    Der schmälere Fluss mündet in den breiteren Fluss.

  2. Fließrichtung:
    Der Fluss, der seine Fliessrichtung bei der Mündung ändern muss, mündet in den Fluss, der gerade aus weiterfliesst.

Damit lassen sich wohl 90% aller Fälle abdecken. In Passau ändert der Inn ganz klar seine Richtung, weswegen wohl hier der Inn in die Donau mündet und nicht umgekehrt. Von der Breite her nehmen sich beide kaum etwas, v.a. kann man das angesichts der neuzeitlichen Eindeichungen und Staustufen auch kaum sagen, wer damals wohl breiter wirkte…

Aber wie kommst du eigentlich darauf, dass der Inn einen höheren Abfluss hat? Leider gibts für Passau keine Abflussdaten von Donau und Inn vor der Einmündung im Internet und an den Pegelstationen ist nur der Wasserstand zu erkennen. Aber die Station Schärding (726 m³/s) und die Station Vilshofen (654 m³/s) liegen vom durchschnittlichen Abfluss her etwa gleich auf. Beim Inn kommt bis Passau so gut wie nichts mehr hinzu, zur Donau kommen dagegen noch die Abflüsse von Vils, Wolfach, Geißa etc hinzu. Er dürfte also wohl in Passau sicherlich auch die 700 m³/s überschreiten. Damit liegen die Abflüsse von beiden Flüssen im Prinzip gleich auf und daher kommt wohl Punkt 2 zu tragen, so dass der Inn in die Donau mündet und nicht umgekehrt.

mfg
deconstruct

Hallo zusammen,

(jetzt habe ich das Einfädeln begriffen }-) )

hier noch ein Link
http://deutschlandviewer.bayern.de/deutschlandviewer…
in dem man sieht, dass m.E. beide Flüsse ihre Fließrichtung nicht ändern, aber der Inn allein offensichtlich seine Färbung beibehält !?

Falls der Link jetzt nicht 1:1 rüberkommt
Ortssuche -> Passau
Kartenauswahl -> DOP 2m BY
(oder gäbe es sogar was in Farbe?)

Grüße Roland

Hallo deconstruct,

ich komme darauf, weil ich selbst schon direkt an der Mündung des Inn gestanden habe. Subjektiv würde ich sagen, daß der Inn ca. 50% breiter ist als die Donau.

Ansonsten: www.passau.de oder folgender exemplarischer Artikel aus Wikipedia. Es gibt aber noch einige andere.

Hydrografie

Die hydrografische Situation an der oberen DonauDie Donau ist der einzige große europäische Fluss, der von Westen nach Osten fließt, erreicht nach 2.888 Kilometern in Rumänien und der Ukraine das Donaudelta und mündet dort ins Schwarze Meer. Im Gegensatz zu anderen Flüssen werden die Kilometer von der Mündung bis zu Quelle hochgezählt, offizieller Nullpunkt ist der Leuchtturm von Sulina am Schwarzen Meer. Die Donau hat einen Einzugsbereich von ca. 817.000 km2.

Die Nebenflüsse, die im Verhältnis am stärksten zur Wassermenge der Donau beitragen sind:

Die Iller, die an der Mündung durchschnittlich 30 Prozent mehr Wasser aufweist als die Donau selbst an dieser Stelle
Der Lech, der an der Mündung durchschnittlich 60 Prozent des Wassers der Donau führt
Die Isar mit 45 Prozent der Wassermenge der Donau
Der Inn, der 10 Prozent mehr Wasser als die Donau einbringt
Die Drau mit 40 Prozent der Wassermenge
Die Save, die 35 Prozent zur Wassermenge beiträgt und zugleich der wasserreichste Nebenfluss ist

Gruß Mucke

Hi Roland,

was für ein genialer Link. So was habe ich schon lange gesucht.

Gruß Mucke

Servus!

http://deutschlandviewer.bayern.de/deutschlandviewer…
in dem man sieht, dass m.E. beide Flüsse ihre Fließrichtung
nicht ändern, aber der Inn allein offensichtlich seine
Färbung beibehält !?

Ich hab noch was: http://www.bis.bayern.de/bis/index.html
Ein bisschen Klickerei (und einen einigermassen schnellen PC) brauchts, aber wenn ihr euch in der Abteilung Luftbilder bis auf Passau heranzoomt, dann sieht man tatsächlich, dass die Donau nach dem Einmünden des Inns dessen Farbe annimmt.
Nur mal so aus der Hüfte geschossen - Fachleute, bitte kritisieren! - könnte es nicht sein, dass das Donauwasser schwerer (kälter?) als das Innwasser ist und deshalb nach unten gedrückt wird? Oder dass die Schlammfracht des Inn einfach „farbechter“ ist und deshalb das Donauwasser einfärbt?

VG
Christian

1 Like

Hallo,

ich komme darauf, weil ich selbst schon direkt an der Mündung
des Inn gestanden habe. Subjektiv würde ich sagen, daß der Inn
ca. 50% breiter ist als die Donau.

Dann geh mal 4 km weiter an beiden Flüssen flussaufwärts. Dann ist die Donau wesentlich breiter als der Inn. Und nun?

Der Inn, der 10 Prozent mehr Wasser als die Donau einbringt

Angenommen, diese Information stimmt so:
Damit führen sie ziemlich genau gleich viel Wasser. Wie hätten also die Leute vor mehreren hundert Jahren dies feststellen sollen? Ohne exakte Messung von Flußquerschnitt und einer übers Jahr gemittelten Fließgeschwindigkeit und Wasserstand ist dies nicht möglich.

Außerdem ist die Angabe „10% mehr Wasser“ sehr stark abhängig vom Beobachtungszeitraum. Es gibt genügend Tage im Jahr, wo der Inn bedeutend weniger Wasser führt, als die Donau. Umgekehrt natürlich genauso. Der Inn z.B. hat aufgrund seines Einzuggebiets auch weit größere Schwankungen in seinem Wasserstand als die Donau. Wer sagt dir, ob die Donau nicht an den meisten Tagen des Jahres mehr Wasser führt als der Inn, der Inn jedoch aufgrund weniger sehr wasserreicher Tage aber aufs gesamte Jahr gesehen mehr Abfluss hat? Ein Indiz dafür ist z.b. dass die meisten schweren Hochwasser in Passau i.d.R. Innhochwasser sind.

mfg
deconstruct

Hallo,

der Inn führt einfach allgemein wesentlich mehr Schlamm, als die Donau. Es ist also kein Wunder, dass sich die Donau nach der Einmündung des Inns, der ja etwa gleich viel Wasser führt, verfärbt.
Wenn du z.b. bei laufendem Wasserhahn ganz leicht Milch dazugießt, dann verfärbt sich das Wasser auch sehr weiß, obwohl viel weniger Milch zugeführt wird als Wasser. Also von der Verfärbung her kann man da relativ wenig ableiten.

mfg
deconstruct

Hallo,

Der Inn ist an der Stelle sogar tiefer und breiter als die
Donau.

Also falls damit die Mündung gemeint ist, dann ist dies arger Unfug. Der Inn hat kurz vor der Mündung (Maria-Hilf-Brücke) eine Wassertiefe von durchschnittlich ca. 228cm, die Donau ist dagegen mit etwa 505cm mehr als doppelt so tief! Eine Angabe weiter vorne an der Mündung ist sowieso sinnlos, da sich durch Rückstau dort die Wasserstände gegenseitig beeinflussen.

Siehe:
http://www.hnd.bayern.de/pegel/pegel_mittelhoechstwe…
http://www.hnd.bayern.de/pegel/pegel_mittelhoechstwe…

mfg
deconstruct

Hallo Mucke,

was für ein genialer Link. So was habe ich schon lange
gesucht.

noch besser ist (zumindest für Bayern) der BayernViewer:
http://www.geodaten.bayern.de/bayernviewer/index2.html

Wenn man dort nach Passau sucht, sieht man die Färbung der Flüsse in Farbe.

ciao
ecco