Warum sind Sozialisten anti-Christlich?

Ich habe gestern mal wieder Don Camillo und Pepone geguckt, und mir ist eigentlich nie etwas recht offensichtliches aufgefallen:

Sozialisten sind doch sehr sozial. Normalerweise sozialer als die jeweilige schwarze Konkurrenz-Partei.

Warum arbeiten dann die „roten“ mit ihrem sozialen Engagement in den meisten realen sozialistisch regierten Ländern nicht mit den Christen zusammen?

z.B. in der DDR wurden (glaub ich) die meisten christlichen Feiertage durch sozialistische ersetzt, und es war ganz allgemein schlecht für die Karriere, ein Christ zu sein.

Ich kann mir ein soziales Weltbild und gleichzeitig Christsein sehr gut vorstellen.

Nick

Also sprach Zarathustra …

Warum arbeiten dann die „roten“ mit ihrem sozialen Engagement
in den meisten realen sozialistisch regierten Ländern nicht
mit den Christen zusammen?

REAL EXISTIERENDER SOZIALISMUS!

Die DDR, genau wie all die anderen Ost-Staaten war eine Räte-Monarchie und Diktatur.

Sozialisten sind doch sehr sozial. Normalerweise sozialer als
die jeweilige schwarze Konkurrenz-Partei.

Wäre richtig, nimm die Bibel, lass den Gott weg, es steht immer noch alles drin und heißt Sozialismus. Ist also das Gleiche wie Christentum ohne Gott - OK auch ohne Jesus. Aber die gab es da ja auch, waren aber 2 Männer und hießen Marx und Engels.

Ich kann mir ein soziales Weltbild und gleichzeitig Christsein sehr gut vorstellen.

Ist ja eigentlich eh das gleiche - bis auf den Gott.

Gruß

Stefan

Hallo erstmal.

Ich habe gestern mal wieder Don Camillo und Pepone geguckt,
und mir ist eigentlich nie etwas recht offensichtliches
aufgefallen:

Sozialisten sind doch sehr sozial. Normalerweise sozialer als
die jeweilige schwarze Konkurrenz-Partei.

Vorsicht: sozial sein mag ja sehr schön sein. Aber die Materialien hierzu wachsen noch nicht im Himmel :wink: Und irgendwie müssen die Gelder, Nahrungsmittel, Materialien,… hierfür ja auch erarbeitet werden. Und mit eigenem Erarbeiteten identifiziert man sich eher als mit (fast) ‚Geschenktem‘.

Warum arbeiten dann die „roten“ mit ihrem sozialen Engagement
in den meisten realen sozialistisch regierten Ländern nicht
mit den Christen zusammen?

Historisch gesehen wurde die Religion für so ziemlich alles (miss)braucht, z.B. Kreuzzüge, Ausbeutung durch ‚die da oben‘,… Bis einer auf die Idee kam, dass Wohlstand die Leute friedlich macht. Aber das wurde bisher noch nicht mit Mitteln der Religion erreicht. Ergo die Logik: Religion soll Leute arm und dumm halten. So (in etwa :wink: )entstand der religionablehnende Kommunismus/Sozialismus.

z.B. in der DDR wurden (glaub ich) die meisten christlichen
Feiertage durch sozialistische ersetzt, und es war ganz
allgemein schlecht für die Karriere, ein Christ zu sein.

Ich kann mir ein soziales Weltbild und gleichzeitig Christsein
sehr gut vorstellen.

Also im christlichen Weltbild soll man sich seinen Reichtum selbst erarbeiten und die Option auf mehr haben. Und sein Können zum Nutzen anderer einsetzen. Das muss nicht per se im Widerspruch zu rotem Gedankengut stehen. Aber siehe oben…

HTH
mfg M.L.

hallo Nick,

das wurde so definiert - bzw. ging aus den politischen Konstellationen zur Zeit des frühen Sozialismus hervor, etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts.
Der Konservativismus war damals dem christlichen Glauben fest verbunden - und nicht nur aufgrund von Glaubensgrundsätzen, sondern aufgrund „staatstragender“ Bedeutung des Christentums. In den Krieg zog man „mit Gott für König und Vaterland“ - ehrlos die Gottlosen. Einem (eher rituellen) Christentum waren die Reichen, der Adel, das Militär (!!!) verbunden, es gehörte sozusagen zum unverzichtbaren „guten Ton“; Pfarrerstellen wurden von Gutsbesitzern besetzt in ihren Dörfern …Der christliche Glaube wurde dazu gebraucht, den Menschen zu predigen, alle Not, alles Elend sei wohl so bestimmt von der göttlichen Ordnung; aber all das werde im Jenseits wieder ausgeglichen, wenn man im Diesseits tapfer sei im Erdulden und Ertragen. Die politische Ordnung sei gottgewollt - die Obrigkeit desgleichen.
Besondere Blüten trieb in dieser Hinsicht der Puritanismus in England, was heute noch seine Auswirkungen auf die Ethik und Moral der USA hat (Gründerväter Puritaner). Es führt jetzt zu weit, aber selbst die imperialistische Grundhaltung läßt sich auf puritanisches Gedankengut zurückführen.
Daß derartige Gedanken und eine solche Rolle des Christentums keinerlei Protest, Aufbegehren, Änderungskämpfe des Volkes unterstützte, ist klar. Als sich sozialistisches Gedankengut mehr und mehr in der Arbeiterschaft verbreitete, war der Sozialismus in den Augen der Kirche wie der konservativen Gesellschaft beinahe so etwas wie der Teufel selbst. Im Reichstag, nach dem ersten Weltkrieg, hatten die Sozialisten noch sehr um ihr Ansehen zu kämpfen.
Es gab aber auch - so wie heutzutage die Arbeiterpriester in Frankreich und Südamerika - Christen, die den Gerechtigkeitsaspekt sozialistischer Gedanken durchaus erfaßten und teils aufnahmen in eigene Gedankengänge und Entscheidungen (z.B. zeugt hiervon das katholische Kolpingwerk), teils zerrissen zwischen Christentum und sozialistischen Gedanken standen.
Ich glaube, hätten wir eine umfassende Trennung von Staat und Kirchen und wären die christlichen Kirchen nicht so reich - der Graben zwischen dem Christentum und dem Sozialismus würde sich rapide verkleinern.
So aber wie es ist … erstmal das Kamel durchs Nadelöhr … bis dahin … Gruß, I.

Nachsatz. Der wunderbare Rudolf Virchow war nicht nur ein brillianter Forscher, Wissenschaftler und Arzt, sondern auch ein Abgeordneter der Sozialdemokraten im Reichstag. Als solcher war er maßgeblich beteiligt an der Planung mehrerer Krankenhäuser in Berlin. Er war es, der es ablehnte, in die damals rasch hintereinander gegründeten psychiatrischen Kliniken ( 2-4000 Betten pro Klinik, 4 derartige „Anstalten“ !) konfessionell gebundenes Personal als Pflegekräfte zu holen … (also keine Nonnen- oder Mönchsorden, Diakonissen usw.).
Entschuldige die Länge der Antwort.

Hi Nick,

Warum arbeiten dann die „roten“ mit ihrem sozialen Engagement
in den meisten realen sozialistisch regierten Ländern nicht
mit den Christen zusammen?

wenn es schon die Christen untereinander nicht packen, ich denke da an das Edikt, das Katholiken zu exkomunizieren sind, wenn sie einen falschgläubigen (sprich evangelischen) heiraten, das Verbot des gemeinsamen Abendmals etc.
Wie soll es dann mit den Sozis klappen.
Die sind ja ideologisch auch ziemlich krass drauf, denn die können es mit den anderen minimal anders gefärbten Sozis auch nicht und bekriegen sich in schöner Zwietracht :wink:

Gandalf

Ich würde im Geschichtsbrett nachfragen, …
… weil sich die Frage nur aus einer solchen Perspektive umfassend betrachten lässt.

Hi Nick,

Man darf sich den Gegensätz Christ/Sozialist nicht als notwendigen vorstellen, der in der Natur der beiden Positionen liegen würde, sondern als einen historischen recht „zufälligen“.

Hätten die christlichen Kirchen zur damaligen Zeit eine klare anti-kapitalistische (sozialistische?) Position inne gehabt (das hätte die Bibel sicher leicht hergegeben), dann wären die Sozialisten eben Christen gewesen bzw. umgekehrt die Christen Sozialisten.

Klar kann man sagen, dass in der orthoden marxistischen Lehre kein Platz für die Religion war, aber wenn … gewesen wäre, dann würde Marx heute bestenfalls als ein x-beliebiger Philosoph oder Ökonom im Geschichtsbewusstsein auftreten, und den Marxismus hätte es nie gegeben.

Dieses wenn … wäre ist freilich nur eine leere Ideenspielerei, aber ich will damit ja nur sagen, dass man die Gegensätze Christ/Sozialist eben historisch verstehen muss.

Ich kann mir ein soziales Weltbild und gleichzeitig Christsein
sehr gut vorstellen.

Dass solche Gegensätze nicht unbedingt streng-sachlicher Natur sind, zeigt ja etwa die sog. Befreiungstheologie, die gerade in Lateinamerika noch immer recht stark ist, von Rom aber bestenfalls geduldet (wenn überhaupt) wird:

„Die Befreiungstheologie ist eine christliche Strömung, die sich seit etwa 1960 vor allem in Lateinamerika, aber auch Südafrika und einigen Ländern Asiens entwickelte. Sie bezieht sich auf sozialkritische Bibeltraditionen, auf eine eigenständige und variable Analyse der politökonomischen Abhängigkeit (dependencia: Dependenztheorie) und fordert von daher eine sozialistische Umgestaltung der Gesellschaftsordnung im Interesse der Armen.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Befreiungstheologie

Ich habe gestern mal wieder Don Camillo und Pepone geguckt,

ich mag diese Filme sehr, aber natürlich nur die alten mit Fernandel

Viele Grüße
franz

Hallo,

also auch in der DDR war Ostern Ostern, Pfingsten Pfingsten und weihnachten Weihnachten. Und als nichtchristliche Feiertage gab es nur den 1. Mai und den 7. Oktober als Staatsfeiertag. Die übnrigen chhristlichen Feiertage fielen wie der (. Mai als Tag der befreiung auch damals der Einführung des arbeitsfreien Samstags zum Opfer, sozusagen als zeitlicher Ausgleich.

Aber zur eigentlichen Frage:
Die Antwort liegt im weltanschaulichen bereich, in der Philosophie.
Es geht dabei entsprechend der marxistischen Philosophie um die Frage der materialisischen oder irdealistischen Weltanschung. Laut Marx ist die Welt durch den menschen erkennbar und veränderbar und alles durch NAturgesetze erklärbar. Für einen Gott als Schöpfer und Gestalter ist da schlichtweg kein Platz im Gefüge.
Damit ist nach Mar alle Religion ein irrglaube bzw. sogar eine bewußte Volksverdummung (Lenin spricht spricht sogar direkt von Religion aöls Opium fürs Volk).

Unter diesen Umständen ist natürlich ein Zusammengehen im engeren Sinne von Christen und Sozialisten nicht zu machen. Das hat nichts damit zu tun, daß deshalb die Kirche verboten sein muß (in der DDR war sie es nicht) und daß das soziale Engagement der Kirche nicht doch in gewisser Weise staatlicherseits genutzt wurde.

Pepone und Don Camillo - na ja. Satire beruht nun einmal wirkungsm,äßig auf Übertreibung, sonst wäre es ja keine. Also so direkt mit Holzhammer war die gegnerschaft in der DDR nun nicht - das lief zum, teil recht subtil über verschlungene Wege…

Gernot Geyer

Hi Nick,

die Annahme, dass Sozialisten anti-christlich sein sollen, kann ebenso wenig abschließend getroffen werden, wie beide Heilslehren sich ständig weiterentwickeln.

Selbst wenn die historisch und philosophisch begründeten Gegensätze unüberbrückbar sein sollten, würde das auch nicht das Ende aller Tage bedeuten müssen.

Die wenigsten Menschen sind entweder nur das eine oder nur das andere. Den meisten Menschen ist zu ihrer Orientierung selbst das noch zu wenig. Die Hauptsache erscheint mir, dass die lebenden (!) Sozialisten und Christen sich gegenseitig nicht die jeweils höchst persönlich verstandene sogenannte Religiösität oder Würde absprechen.

Don Camillo und Pepone sind ein bildhaftes, wenn auch nicht unbedingt vorbildliches Beispiel dafür.

Schöne Grüße

guvo

Österreich: Austrofaschismus 1933-1938
Hallo,

die wesentlich andere politsche Entwicklung im Österreich der 1930er-Jahre wird sehr oft übersehen.

„Die römisch-katholische Kirche begrüßte den austrofaschistischen Staatsstreich von der ersten Sekunde an. „Das Jahr 1933 hat der ganzen Christenheit reichen Gnadensegen, unserem Vaterland Österreich überdies viele Freuden gebracht (…) Sie (die Regierung, Anm.) kann schon jetzt auf eine Reihe von segensreichen Taten hinweisen, die das wahre Wohl sichern und fördern“, heißt es im Weihnachtsbrief der Österreichischen Bischöfe im Jahr, in dem Dollfuß das demokratisch gewählte Parlament ausschaltete.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Austrofaschismus

„Dollfuß selbst war stark an einer katholischen Renaissance interessiert. Schon während der Trabrennplatzrede am 11. September 1933 kündigte er einen „sozialen, christlichen deutschen Staat Österreich auf ständischer Grundlage, unter starker autoritärer Führung“ als seine Zielvorstellung an. Aber auch auf Seiten der Kirche war das Interesse an einem klerikalfaschistischen Österreich beträchtlich.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Dollfu%C3%9F

Ignaz Seipel war Politiker, Theologe, Prälat und österreichischer Bundeskanzler.
http://de.wikipedia.org/wiki/Seipel
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.s/s513761.htm

Gruß
J.

Hallo,

Es geht dabei entsprechend der marxistischen Philosophie um
die Frage der materialisischen oder irdealistischen
Weltanschung. Laut Marx ist die Welt durch den menschen
erkennbar und veränderbar und alles durch NAturgesetze
erklärbar. Für einen Gott als Schöpfer und Gestalter ist da
schlichtweg kein Platz im Gefüge.

soweit richtig, aber das hier:

Damit ist nach Mar alle Religion ein irrglaube bzw. sogar eine
bewußte Volksverdummung (Lenin spricht spricht sogar direkt
von Religion aöls Opium fürs Volk).

stimmt so nicht. Bei Marx steht „Opium des Volkes“, was mit bewusster Volksverdummung nichts zu tun hat.

Gruß

Bona

Hallo Nick
Es gibt doch genügend Beispiele für christliche Sozialisten oder sozialistische Christen. Ich denke da nur mal beispielsweise an so unterschiedliche Geister wie Rudi Dutschke oder Lech Walensa.
Gruß,
Branden

Hallo,

natürlich ist es so gemeint. Es wird postuliert, die Religion diene der Erhaltung der Ausbeuterordnung. Und tatsächlich hat ja in den vergangen Jahrhunderten die Oberschicht immer die vorhandenen Zustände als von Gott gewollt dargestellt. „Es gibt keine andere Obrigkeit, als von Gott. Wo aber eine Obrigkeit ist, ist sie von Gott“ - so ähnlich hieß das doch.

Und noch was:
Es gab in der DDR keinen staatlichen Fragenbogen, in der nach der Religionszugehörigkeit gefragt wurde - die galt ja als Privatsache. Aber in den parteininternen Fragebögen für Funktionäre von Partei und der der FDJ tauchte dann diese frage auf - und da wurde gebenenfalls ein förmlicher Kichenaustritt gefordert.

Gernot Geyer

Hallo,

Sozialisten sind doch sehr sozial. Normalerweise sozialer als
die jeweilige schwarze Konkurrenz-Partei.

Man sollte bei solcher Fragestellung nicht Parteien mit
einer homogenen Weltanschauung ihrer Mitglieder gleichsetzen.
Desweiteren sollte man Weltanschauung und Lebensweise
nicht der Religion gleichsetzen.

Daß christliche Ethik und die Ethik der Sozialisten durchaus
weitgehend übereinstimmt, ist tatsächlich nicht verwunderlich.
Die Frage ist aber immer wieder: Wird diese Ethik auch gelebt?
…Oder Ist jeder Bayer ein guter Mensch ???

Warum arbeiten dann die „roten“ mit ihrem sozialen Engagement
in den meisten realen sozialistisch regierten Ländern nicht
mit den Christen zusammen?

In Polen war und ist es durchaus üblich, daß Mitglieder der
Kommunistischen Partei jeden Sonntag auch in die Kirche laufen.
Das mal so als Gegenbeispiel.

Ansonsten wurde ja schon einiges über die historische Rolle der
Religion gesagt. Die meiste Zeit war Kirche ein Machtinstrument
der herrschenden Kaste.
Daß Kirchen sich hauptsächlich sozial angagieren, hat sich erst
kürzlich so entwicklt (wenige Jahrzehnte).

z.B. in der DDR wurden (glaub ich) die meisten christlichen
Feiertage durch sozialistische ersetzt,

Daß dies Unsinn ist, wurde ja schon gesagt.
Der real existierende Sozialismus in der DDR basierte auch nur
auf den kultur-historischen Wurzeln des Christentums.

und es war ganz
allgemein schlecht für die Karriere, ein Christ zu sein.

Nein, nicht unbedingt.
Nur wenn Christentum mit einer mehr oder weniger gäußerten
antisoz. Einstellung daherkam, dann wurde das schon negativ
bewertet.
Wer Sonntags in die Kirche ging und am Arbeitsplatz ein Hohelied
auf den Soz. sang, der durfte auch Christ sein.
War natürlich schon problematisch beides in Übereinstimmung zu
bringen und es gab natürlich gerade in den Kirchen ein Klientel,
die sich soz. Dogmen entzog und aus persönlichen oder anderen
Gründen nicht so mitmachen wollte, wie von oben vorgeschrieben.

Ich kann mir ein soziales Weltbild und gleichzeitig Christsein
sehr gut vorstellen.

„sozieles Weltbild“ ??? oder „sozialistisches Weltbild“

Beispiel: In unsrem Dorf gibt es einen gemeinnützigen Verein,
dessen Mitglieder sich stark angagieren. Da werden Kinder aus
Weissrußland zu Kuraufenthalten in deutsche Familien eingeladen
und 3-4 Wochen gut versorgt Das kostet auch Geld!

Da arbeiten sowohl aktive Christen als auch erklärte Atheisten
(auch Sozialisten bzw. Kommunisten) Hand in Hand zusammen.
Es gibt aber andererseits auch bei Christen mit stark
missionarisch ausgeprägten Verhalten das Phänomen, daß die sich
schnell zurückziehen, wenn’s den um persönliche Einbußen geht
und nicht nur um Quatschen über Gott.

Deshalb: Ethik nicht mit Weltanschauung gleichsetzen!

Gruß Uwi

Hallo Gernot,

natürlich ist es so gemeint.

nein, bei Marx nicht. Wenn du dir die Stelle ansiehst, steht da etwas davon, dass der Staat die Religion beseitigen soll, aber nicht, dass er sie produziert: http://gutenberg.spiegel.de/marx/heglrech/me01_378.htm .

Es wird postuliert, die Religion diene der Erhaltung der
Ausbeuterordnung.

Aber das ist nicht von Marx.

so ähnlich hieß das doch.

Entschuldige bitte: Ich sehe, dass du wieder einiges in einen Topf wirfst, was nicht zusammengehört, wenn es um den Marxismus geht - ich weiß ja schon, dass du das nicht abstellen kannst. Das ist gar nicht persönlich gemeint, denn so denken viele Menschen. Auch meinen schon früher gemachten Einwand, man müsse Marx und Engels trennen, hast du als ein unzulässiges „Auseinanderdividieren“ bezeichnet. Richtig aber ist, dass genau DAS der Denkfehler ist, den man in der DDR als Folge der Missinterpretationenen (oder zumindest einseitige Interpretationen) durch Engels und Lenin eingeimpft bekommen hat - und der bei Marx selbst eben noch nicht vorliegt, dass man nämlich notwendige Unterscheidung scheinbar nicht mehr zu machen braucht, weil ja alles klar ist.

Vielleicht stellst du dir das Problem wie eine Sucht vor, dann kannst du meinen Einwand möglicherweise besser verstehen. Man ist gewohnt, in den Bahnen zu denken, die man gelernt hat, und kann diese nicht revidieren, weil man von der Richtigkeit so überzeugt ist, dass es keine Alternative dazu gibt - und man merkt dabei gar nicht, dass man sich im Kreis dreht.

Gruß

Bona

Kleine Korrektur
Hallo Gernot,

ich schrieb:

Wenn du dir die Stelle ansiehst, steht
da etwas davon, dass der Staat die Religion beseitigen soll,
aber nicht, dass er sie produziert:

Es muss natürlich heißen

„Wenn du dir die Stelle ansiehst, steht
da etwas davon, dass der Staat die Religion beseitigen soll,
aber nicht, dass er sie willentlich produziert“ - also um etwas zu erreichen.

Gruß

Bona

Konkurrierende Heilslehren
Hallo Nick,

ich denke der Punkt liegt eher in konkurierenden Heilslehren.
Überall dort, wo Menschen an eine heilsverheißenden Ideologie glauben, wird die Religion als Konkurenz bekämpft. Sei es der deutsche Faschismus oder der ostdeutsche Sozialismus oder der Kommunismus in diversen Ländern. Diese Regime herrschten ja nicht allein mit Gewalt, sondern sie hatten auch Ideologien, die zu großen Teilen den Charakter von Religionen annehmen.

  • Man hat „die Wahrheit“ und weiss wie die Welt funktioniert.
  • Es gibt Propheten oder Messiasse.
  • Die Gläubigen sind auserwählt und kämpfen gegen die Verbohrten, die die Wahrheit noch nicht begriffen haben.
  • Es gibt einen teuflischen Feind der gegen „die Wahrheit“ kämpft aber letztlich unterliegen wird.
  • Überhaupt wartet auf die Auserwählten eine glorreiche Zukunft, bei der die Probleme der menschen gelöst werden.

Wenn die kommunistische Partei die Probleme des Volkes löst und sie in eine herrlische Zukunft führt, ist kein Platz mehr für einen christlichen Messias, der die Menschen ins Paradies führt. Die Regierung oder die Partei will den Platz in den Herzen der Menschen für sich allein haben.

Gruß
Carlos

HAllo,

man muß das wohl auch im Kontext der damaligen Zeit sehen.
Denn sicher hat der Staat die Religion nicht erzeugt - wohl aber genutzt. Und die hat sich auch ganz gerne benutzen lassen.
Gerade in der deutschen Geschichte waren ja geistliche herren oft genug auch Territorialherren - einen Wiederspruch gab es da also nicht und zumindest ist dadurch der Eindruck einer Übereinsteimmung von Staat und Religion entstanden.
Der werkte recht lange - noch zur Zeit von Marx stellte ja die Kirche die Dorfschullehrer und nicht der Staat und war auch Aufsichtsbehörde für das Schulwesen. Das hat ja erst Bismark beseitigt mit der Kulturrevolution.
Und selbst heute - der Staat bevorteilt ganz eindeutig die Kirche, nicht zuletzt auch durch Einziehung der Kirchensteuer.

eine solche Symbiose zwischen dem bürgerlichen Staat und der Kirche muß eigentlich zwangsläufig dazu führen, daß in einer Gesellschaft, die diese Staatsform ablehnt, auch die Kirche nicht gerade Wohlwollen findet. Wer mit den Wölfen heult, darf sich nun mal nicht wundern, wenn der Jäger versehentlich dann auch auf ihn schießt.

Gernot Geyer

Hallo Gernot,

man muß das wohl auch im Kontext der damaligen Zeit sehen.
Und selbst heute …

alles richtig, gar keine Einwände! Nur für Interpretation von Marx’schen Texten zu einseitig! Ich schätze deine Beiträge grundsätzlich, sie scheinen mir nur in dieser einen Hinsicht zu einseitig zu sein.

Gruß

Bona

Hallo Gandalf,

ich denke da an das Edikt, das Katholiken zu exkomunizieren
sind, wenn sie einen falschgläubigen (sprich evangelischen)
heiraten,

von welchem Jahrhundert sprichst du ? Für D sind mir Ehepaare ab 1970 bekannt, die dies getan haben, ohne die benannte Strafe zu erleiden !

Ciao maxet.

HAllo,

das mag sein - man kann es sicher auch anders interpretieren.
Nur ging die Frage ja nicht in die Richtung, was Marx gesagt hat, sondern dahin, warum Sozialisten und Christen nicht so recht können miteinander.
Und da ist es ganz einfach so, daß die Lesart der realen Sozialisten so und nicht anders war - sie haben sich nun mal auf Marx berufen dabei.

Im Übrigen war die gegenseitige Abneigung ja zweiseitig. Der Vatikan hat ja es auch lieber mit den Nazis gehalten, in der Hoffnung, daß die die bitterbösen Kommunisten in Rußland besiegen.

Gernot Geyer