Hi Natascha,
jau, aber für heute wirds wohl das letzte Posting werden.
*gääähn*
guten Morgen. 
Ja klar, das bestreite ich auch nicht. Aber dass er es
wirklich verstehen kann, bezweifle ich. Möglich, dass
ich mich irre, kann es mir wegen dem, was ich erfahren habe,
halt nicht vorstellen, dass es jemand richtig versteht, der es
nicht selbst erlebt hat.
In dieser Hinsicht gebe ich Dir ja Recht.
Das habe ich so nicht gesagt und nicht gemeint. Zuerst einmal
gehe ich davon aus, dass der Arzt helfen kann. Wenn nicht,
liegt es an anderen Umständen - falsche Therapieform, keine
Sympathie/kein Vertrauen zwischen Arzt/Patienten, Patient
arbeitet nicht mit, Arzt ist einfach unfähig (gibt es ja
nunmal auch) oder was auch immer.
Ja, das ist auch ungefähr meine Meinung.
Wenn Ärzte alle Krankheiten
miterlebt haben müssten, die sie behandeln, wäre dieser Beruf
sicherlich ziemlich unbeliebt. 
Er ist unbeliebt. Psychiatrie ist oft das Gebiet in der Medizin, das am wenigsten geschätzt wird. Wegen der „Irren“ halt.
100%ig jemanden verstehen können… darüber habe ich mir
ehrlich noch nie Gedanken gemacht.
Ich glaube eher nicht.
Siehst Du.
Mit theoretisch meine ich theoretisch.
Wirkliche Emotionen
lassen sich nunmal schriftlich nicht so festhalten, wie sie
mündlich rüberkommen.
Ach, das meinst Du. Ja, in diesem Punkt stimme ich Dir zu. Allerdings weiß ich nicht, was das mit unserer Ausgangsfrage zu tun hatte. Um zu erkennen oder zu wissen, daß Depressionen oft in Phasen verlaufen und oft schleichend beginnen, brauche ich nicht die Gefühle von Depressiven zu haben oder sie nachzuempfinden.
Realitätsfremd finde ich die Bücher nicht (okay, manche schon,
aber der Großteil erfasst es schon recht gut),
Manche Bücher sind realitätsfremd, aber eben nicht alle, wie wir beide meinen.
aber die Wucht
der Depressionen ist durch reines lesen nicht erfassbar.
Ich stimme Dir vollkommen zu.
Ja, genau. Aber sprechen wir nicht von Ärzten und
Psychotherapeuten? Sie haben doch viel direkten Kontakt zu den
Betroffenen. Und zwar zu vielen Betroffenen und nicht nur zu
einem oder zwei. Also kennen sie es doch aus eigener
Erfahrung, wenn Menschen sich leer und taub fühlen.
Auch das habe ich nicht bestritten.
Sagtest Du nicht, daß Ärzte/Psychotherapeuten Depressive nicht verstehen können, weil sie keine Depressionen haben? Das könnte man vielleicht nur ein bißchen, wenn man mit Depressiven in Kontakt tritt und nicht nur Bücher liest. Nun treten Ärzte (zumindest bestimmte) und Psychotherapeuten laufend mit Menschen in Kontakt, die psychische Störungen haben. Wieso sollten sie dann kein Gefühl für das Leiden dieser Menschen entwickeln können? Ich glaube wie Du, daß es manche Ärzte und Psychotherapeuten gibt, die darin nicht gut genug sind, aber ich gehe erst einmal davon aus, daß sie es können. Sie sind auch Menschen. Wieso sollten gerade sie dazu nicht in der Lage sein, Angehörige aber schon? Manche Ärzte und Psychotherapeuten haben auch Angehörige, die an psychischen Störungen leiden, oder bekommen aufgrund ihres Berufes selbst psychische Probleme.
Ja, in diesem Zusammenhang meine ich es. In Büchern sieht man
z.B. nicht, wie zusammengefallen jemand aussehen kann, die
tonlose Stimme ist nicht zu hören, der Ausdruck in den Augen -
der ganze Eindruck, den ein depressiver Mensch vermittelt,
kommt in Büchern nicht durch. Wie auch?
Genau. Allerdings lernen Mediziner und Psychologen im Laufe ihres Studiums schon Menschen mit psychischen Störung kennen. Es sind meiner Meinung nach zu wenige, um ausreichende persönliche Erfahrungen zu sammeln, aber Erfahrungen kann man schon während des Studiums in Praktika sammeln und später in den Zusatzausbildungen nachholen. Ich z.B. habe Schizophrene, Maniker, Depressive, Alkoholiker, Medikamentenabhängige, Angstpatienten, Psychosomatiker, geistig Behinderte, Epileptiker, Kinder und Jugendliche mit Enuresis, Enkopresis, ADHD, oppositionellem Trotzverhalten, Adipositas, Anorexie, Autismus und selbstverletzendem Verhalten (ich hoffe, ich habe niemanden vergessen
gesehen und von ihnen etwas in persönlichem Kontakt erfahren. Manchmal waren die Kontakte nur kurz und auf eine Person beschränkt (z.B. habe ich nur einen diagnostizierten Maniker gesehen bzw. hat er uns etwas über seine Störung erzählt). Ich denke, das reicht aber, um zu sagen, daß ich nicht nur Bücher gelesen habe.
Grüße,
Oliver