Was bewegt eine junge Deutsche dazu, für eine muslimische Terrormiliz in den Kampf zu ziehen?

Hallo,


Wegen Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat hat das Oberlandesgericht Stuttgart eine Deutsche zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Richter legten der 32-Jährigen zur Last, sie sei mit vollem Herzen dabei gewesen und habe für das Leben beim IS geworben.Die vierfache Mutter hatte von Ende 2013 bis August 2017 in Syrien und im Irak gelebt. Mitte 2018 wurde sie nach der Rückkehr aus dem Kriegsgebiet in Baden-Baden festgenommen. Laut *Bundesanwaltschaft ist es der erste Schuldspruch gegen eine IS-Rückkehrerin…
Sie habe sich dem Willen des IS untergeordnet und von ihrem Ehemann eine Maschinenpistole bekommen, die sie außerhalb der Wohnung trug, um sich verteidigen zu können.
In einem weiteren Prozess muss sich zurzeit eine 28 Jahre alte Deutsche, die sich dem IS angeschlossen haben soll, wegen Mordes und Kriegsverbrechen vor dem Münchener Oberlandesgericht (OLG) verantworten. Sie soll unter anderem für den Tod eines jesidischen Mädchens verantwortlich sein. Am Freitag sagte die mutmaßliche Mutter der Fünfjährigen aus und berichtete von täglichen Schlägen ihrer Peiniger.
Ich war auch in Syrien - aber das Schlimmste habe ich in Falludscha erlebt», sagte die Frau, die in dem Verfahren als Nebenklägerin auftritt. Sie habe mit ihrer Tochter als Sklavin bei einem IS-Paar in der irakischen Stadt gelebt, habe den Haushalt machen müssen und sei regelmäßig geschlagen worden. Auch ihre erst fünf Jahre alte Tochter habe regelmäßig Schläge bekommen und deswegen einmal vier Tage im Bett verbringen müssen, um sich davon zu erholen.
Was reizt junge deutsche Mütter an einer religiös-kaschierten totalitären Ideologie so sehr, um
ihren Kampfrufen zu folgen, in umkämpfte Gebiete auszureisen und sich an Quälereien der islamistischen Henkersknechte des IS zu beteiligen. Sie lassen für eine internationale Brigade bei der Terrormiliz elterliche Familie und eigene Kinder im Stich. Gibt es ein typisches Profil?
Gruß
rakete

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Mag sein, dass sie etwas devot veranlagt ist und irendwas an der Religion gefunden hat.
Seinerzeit ist man(n) ja auch freiwillig und enthusiastisch in den ersten Weltkrieg gezogen, wegen Ruhm und Ähre und so weiter …

Hallo,

bei genauem Hinschauen haben viele dieser Menschen, die quasi-religiösen -Ismen hinterherlaufen, große Schwieirigkeiten, ihr Leben selbstbestimmt in den Griff zu kriegen. Deswegen brauchen sie irgendein System, bei denen ihnen gesagt wird, wo es langgeht, das keine Zweifel zulässt und möglichst viele Lebensbereiche regelt. Damit wird dann - idR mit möglichst großer Abschottung von der realen Außenwelt, die regelmäßig als Feind dargestellt wird.

Letztendlich sind es dieselben Denkstrukturen wie bei links- und rechtsextremen Fanatikern, Islamisten, buchstabengläubigen Freikirchlern, orthodoxen Juden, Bhagwan-Jüngern, Zeugen Jehovas, „Zwölf Stämme“ oder anderen totalitären Glaubens- und Denksystemen. Nur die konkrete Ausprägung, insbesondere bei der Gewaltfrage und dem Herrschaftsanspruch unterscheiden sich.
Das Brett vor dem Kopf ist aber aus demselben Holz.

der demokratische Diskurs mit seinen Unwägbarkeiten und der Notwendigkeit, Kritik ertragen zu können und auch mal eigene Überzeugungen in Frage zu stellen im Licht von Argumenten ist nun mal anstrengender.

&Tschüß
Wolfgang

Mir scheint, diese Frage wäre im Psychologiebrett besser aufgehoben.

Wie viele "Bhagwan-Jünger " kennst du denn persönlich? Und was weisst du aus dieser Bewegung, das ermächtigt, sie in einem Atemzug mit Islamisten und Rechtsextremen zu nennen?
Hm?

Vor allem wegen Ähre! :stuck_out_tongue:

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Welches System ist schuld?

Wohl eher der kleine intime private Kreis, Familie, Schule, oder so.
Schwäche, mangelnde Selbstbestimmung, Helicopter und Konfliktunfähigkeit sind zunehmend (gesellschaftlich) anerzogen.
Aber dann kommt irgendein anderer Idiot…
Der kann das noch einen Tick besser und nutzt die Gunst der Stunde.

Da steckt vielleicht die Verantwortung anderer dahinter…

awM

Hallo,

ich kannte genug Bhagwan-Jünger um konkret zu erleben, wie sie ihren Meister absolut stellten und auch den größten Unsinn bedenkenlos und unkritisch übernahmen.

Besonders bemerkenswert war für mich, daß gerade in den 70er und 80er so mancher ultraorthodoxe K-Grüppler, der schon seinen ersten -ismus kritiklos missionarisch verbreitete, innerhalb kürzester Zeit in die rot gewandete Variante wechselte und mit denselben absoluten Argumentationsmustern, mit denen er oder sie vorher Revolution, Klassenkampf, Diktatur des Proletariats etc gepriesen hatte, nunmehr die Weisheiten des Meisters verbreiteten und selbst den Wagenpark, Zwangsarbeit, Eugenik und Homophobie noch jederzeit begründen konnten.

&Tschüß
Wolfgang

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Immerhin war sie selbstständig genug, um nicht nur im Schlepptau eines Verführers auszureisen. Sie ist erst dort mit einem der Mistkerle verheiratet worden. Das spricht eher für eine Mischung aus Abenteuerlust und Verblendung durch eine Hassideologie. Viele haben sich aufgemacht, um den Worten einer Hasschrift taten folgen zu lassen. Genauso wie Mörderbanden Hitlers, die „Mein Kampf“ auch nicht als hohles Geschwafel ansahen, sondern als Anleitung für einen Vernichtungsfeldzug, der alle töten sollte, die die Hassschrift des „Führers“ als unwertes Leben ansah.
Sie ist einem fanatisiertem Hitlerjungen oder SS-Rekruten nicht unähnlich.

Wenn man diese „Wandervögel des Todes“ nur auf die Couch eines Psychiaters verfrachtet, macht man es sich zu leicht. Sie ist sicher einem Wahn verfallen, mit Sicherheit jedoch nicht geisteskrank.

Gruß
rakete

Mich dünkt, du hast das ganze unter der Brille deiner Vorstellungen und dem, was damals die Presse mitunter verbreitet hat von weit aussen angesehen. Gesehen, was du eben sehen konntest. So ist das mit dem Advaita vedanta und nicht nur mit dem, man sieht, was man sehen kann.

„Eugenik“, ich glaub es hackt.

Lediglich, dass der Meister ein wenig zu sehr idealisiert wurde unterschreibe ich, aber der hat auch Sachen gesagt wie „was kann der Guru dafür, wenn unter seinen Schülern eben viele Schafe sind, dann wird er zum Schäfer gemacht, das heisst aber nicht, dass er ein Schäfer ist.“ (Meine Worte, nicht genau O-Ton.)

Erst die Leute aufputschen und dann die Hände in Unschuld waschen, prima.
Warum erinnert mich das gerade an Broder und Sarrazin?

Und was qualifiziert dich, hier etwas Fundiertes von dir geben zu können? :wink:

Was für eine Qualifikation hätteste denn gern? Ich beschäftige schon seit bald 30 Jahren mit verschiedenen Sekten.
Was qualifiziert dich denn, Bhagwan zu verteidigen? Warste mal Mitglied?

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Jegliche Ähnlichkeiten und Namensgleichheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. :stuck_out_tongue:

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Ich glaube, dass es nicht das eine typische Profil gibt, sondern ein paar davon.

Ich kann logischerweise über diese jungen Mutter aus der Ferne nichts Stichhaltiges sagen, aber so nach dem Sichten der Berichte über sie, scheint ihre islamistische Radikalisierung die Funktion einer „narzisstische Plombe“ (so wie Urs Morgenthaler damals den Begriff geprägt hat) für sie gehabt zu haben.
Das heißt vereinfacht: Selbstwertstabilisierung nach vorangegangener Selbstwerterschütterung plus eh schon Defizit an Mitleid/Einfühlungsvermögen sowie Neigung zur Berauschung an bzw. Unterwerfung unter ein große Ideologiesystem, das das instabile Ich zusammenhalten kann.

Wie gesagt, das ist nur ein mögliches Profil.
Auch islamistischer Extremismus ist sowieso nicht sinnvollerweise restlos zu psychologisieren.
Er ist auch ein soziales Phänomen.

Gruß
F.

Ich habe das so lange von innen erlebt im direkten Kontakt mit Sannyasins, dass ich dir versichern kann, dass ihr hier nicht viel mehr als gequirlte Scheisse redet, wenn ihr euch Urteile anmaßt über etwas, das ihr nur durch die Medien erfahren habt.

Hallo,

da habe ich wohl einen Nerv getroffen ?

Deine Unterstellun gen kannst Du Dir sonstwohin schieben, ich habe mein Urteil aufgrund persönlicher Kontakte mit mehreren Jüngern und aufgrund des schriftlichen Materials getroffen, mit dem mich diese bekehren wollten.
Wie bereits beschrieben waren dies zT frühere Hardcore-Marxisten aus dem Bereich DKP, GIM, KPD/ML, KBW o.ä.

Die Denkstrukturen und Argumentationslinien waren verblüffend ähnlich. Und ein Großteil der Umtriebe des Meisters bzw. seiner Vertrauten sind nun mal auch gerichtsnotorisch.

Tja, ist halt schon schwierig, wenn man das hinwegdiskutieren muß, wenn der Meister gerne mal über lebensunwertes Leben und deren Tötung - insbesondere bei Neugeborenen - fabulierte.
zB so wiedergegeben auf Osho.com, solange es die Seite noch gab:

"If a child is born blind or crippled, if a child is born deaf, dumb, and we cannot do anything … Just because life should not be destroyed, this child will have to suffer – because of your stupid idea – for seventy years, eighty years. Why create unnecessary suffering? If the parents are willing, the child should be put to eternal sleep. And there is no problem in it. Only the body goes back into its basic elements; the soul will fly into another womb. Nothing is destroyed.
If you really love the child, you will not want him to live a seventy-year-long life in misery, suffering, sickness, old age. So even if a child is born, if he is not medically capable of enjoying life fully with all the senses, healthy, then it is better that he goes to eternal sleep and is born somewhere else with a better body.”

"Wenn ein Kind blind oder verkrüppelt geboren wird, wenn ein Kind taub, stumm geboren wird, und wir können nichts tun … Nur weil Leben nicht zerstört werden soll, wird dieses Kind zu leiden haben – wegen Eurer blöden Idee – für siebzig Jahre, achtzig Jahre. Warum unnötiges Leid verursachen? Wenn die Eltern es wollen, sollte das Kind auf ewig schlafen gelegt werden. Und da gibt es kein Problem damit. Nur der Körper kehrt zurück zu seinen Grundbausteinen; die Seele sucht sich einen anderen Schoß. Nichts ist zerstört.
Wenn Du Dein Kind wirklich liebst, möchtest Du nicht, dass es ein 70 Jahre langes Leben im Elend lebt, in Leid, in Krankheit, in hohem Alter. Also selbst wenn ein Kind geboren wurde: wenn es medizinisch nicht in der Lage ist sein Leben mit allen Sinnen zu genießen, gesund, dann ist es besser, wenn es in den ewigen Schlaf geht und irgendwo anders mit einem besseren Körper wiedergeboren wird.“

Gemeinsam mit Bhagwan’s Fabulieren über die Optimierung menschlicher Erbanlagen durch Auslese ist das für mich Eugenik reinsten Wassers - aber Du wirst das sicherlich relativieren können.

Da haben wir auch dann noch nicht über Bhagwans Empfehlungan die Juden geredet, doch bitteschön Jesus Christus als einen der ihren zu akzeptieren, dann wäre auch kein Bedarf mehr für „Adolf Hitlers“.

Oder aber, daß Bhagwan erklärte, daß Homosexuelle keine menschliche Wesen mehr wären und ihre Würde verloren hätten.

Alles sicherlich aus Deiner Sicht haltlose Verleumdungen oder bedauerliche Fehlinterpretationen, aber leider ziemlich gut belegt.

&Tschüß
Wolfgang

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Sorry,

aber Du belegst gerade ziemlich überzeugend das, was ich mit „Denkstrukturen“ beschrieben habe. Alles, was andere schreiben, blendest Du völlig aus, bist nicht dazu bereit, Dich damit auseinander zu setzen und diffamierst Andersdenkende, wenn denn die Argumente fehlen.
Nur Dein persönliches Erleben und empfinden zählt und sonst gar nichts. Ein klassisches Beispiel für das Denken totalitärer Gruppen. Mit dieser Logik unterscheidest Du Dich nicht grundlegend von irgendeinem fanatischen Islamisten.

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Den eigenen Sadismus in einem geschlossenen Glaubenssystem straffrei ausleben zu können? Vgl. gleich gelagerte Fälle von freiwilligen Schergen in Diktaturen und totalitären Systemen. Da wird die Mehrheit auch noch geglaubt (wenigstens aber vorgetäuscht) haben, richtig zu handeln. Btw. quer durch das politische/religiöse Farbspektrum.

Ihn noch Meister zu titulieren, finde ich befremdlich.