Was findet ihr eher korrekt?

Hallo zusammen,
ich habe hier zwei Strophen zur Auswahl, welche wäre korrekt und/oder wohlklingend?

In schweren Stunden mag das Schicksal mal
auch Pferdelose aus dem Sattel werfen.
Dann geb’ ich mich der friedvollen Gewalt
der Stille hin, die mir den Zuspruch spendet.

oder

In schweren Stunden, wenn das Schicksal mal
auch Pfredelose aus dem Sattel werfe,
verschreib’ ich mich der friedvollen Gewalt
der Stille, die mir wieder Zuspruch spendet.

LG
inaz

Hallo,

In schweren Stunden, wenn das Schicksal mal
auch Pfredelose aus dem Sattel werfe ,

„werfe“ geht hier nicht; grammatikalisch korrekt wäre allenfalls „würfe“.

Gruß
Kreszenz

Ich danke Dir, somit hat sich wohl die zweite Strophe erledigt… :wink:

Hallo. Ich würde auf Strophe 1 tippen, wenn ich mich an den Silben orientiere. 10-11-10-11

Servus,

die erste Version ist insgesamt sprachlich korrekt, aber an zwei Stellen fehlt ihr noch etwas:

  • „mal“ für „einmal“ passt nicht zu dem Sprachniveau, das man bei so sauber gesetzten Versen erwartet, es wirkt in der Strophe deplatziert umgangssprachlich. Man könnte sich helfen mit

„… mag das Schicksal auch
den Pferdelosen aus dem Sattel …“

  • in „… den Zuspruch spendet“ braucht man zwar den bestimmten Artikel „den“, damit die Silben passen, aber es gibt den Begriff „Zuspruch spenden“ nur ohne bestimmten Artikel. Hier hab ich keinen brauchbaren Vorschlag, mit welchem Wort man da füllen könnte.

Schöne Grüße

MM

Dichterische Freiheit
Man kann den bestimmten Artikel auch einfach stehen lassen, denn Dichter haben da bekanntlich durchaus ihre Freiheiten und es bietet zusätzlichen Interpretationsspielraum.

Beispielsweise könnte der bestimmte Artikel implizieren, dass es nicht einfach nur um Zuspruch geht, sondern genau um die Art von Zuspruch, die man in dem Moment braucht und herbeisehnt.

Dass für eine unmissverständliche Übermittelung einer Nachricht notwendige Neben- oder Teilsätze in Gedichten oft weggelassen werden (so wie in diesem Beispiel), ist schließlich nichts Neues. Ohne Interpretationsspielraum und stattdessen einwandfreier und steifer Sprachanwendung wäre es kein Gedicht, sondern deine Steuererklärung fürs Finanzamt in typischem Beamtendeutsch.

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Hallo, inaz,

ich „höre“ noch einen winzigkleinen Bedeutungsunterschied in den zwei Strophen.

das „mag“ in der ersten deutet für mich auf ein zufälliges, allgemeines Los hin - so ungefähr: es kann durchaus sein, dass das Schicksal mal Jedermann ordentlich durchbeutelt, dann…

bei der zweiten Version

In schweren Stunden, wenn das Schicksal mal
auch Pferdelose aus dem Sattel werfe wirft,

ist in meinen Ohren auch „wirft“ möglich, das „mal“ unnötig und dann wird die Aussage konkreter, auch mehr auf den Schreiber bezogen.

Wie gesagt, nur ein persönlicher Eindruck.

Gruß, Maresa

Voll unkorrekt
Hi.

ich habe hier zwei Strophen zur Auswahl, welche wäre korrekt und/oder wohlklingend?

Beide Strophen sind sprachlich so verunglückt, dass der Inhalt nur auf Krücken rüberkommt. Sowohl die aus dem Sattel geschleuderten „Pferdelosen“ als auch die „friedvolle Gewalt“ bleiben jedem literarischen Gourmet im Halse stecken.

Chan

Die erste ist grammatisch fast richtig, in der zweiten stört mich der Konjunktiv 1 ; ich fühle es nicht, wie er sozusagen sprachlich schmekt…

LG
inaz

Es geht hier tatsächlich um den spezifischen Zuspruch, um den Zuspruch, den die Stille dem Autor darbietet.

LG
inaz

Hallo zusammen,
ich würde gerne euch ansprechen, weil ihr beide über das „mal“ gesprochen habt.
Wie wäres es mit:

In schweren Stunden mag das Schicksal hart
auch Pferdelose aus dem Sattel werfen.

Eine Silbe am Ende brauche ich.

Da ist tätsächlich ein feiner Unterschied zu der 2. Strophe, das ist mir bewusst.
Die zweite liegt genauer am Original. Nur so wie es ist, passt „wirft“ anstelle des Konjunktivs 1 nicht ins Metrum…

Jetzt die Frage an alle : Klingt dieses Konjunktiv ganz abartig?

LG
inaz

Hi Chan,
ist es denn üblich, dass absolut allen Gourmets alles gourmetische gleichermaßen schmekt?!
:wink:

LG
inaz

Hi,
„auch“ reimt sich nicht auf „Gewalt“…

LG
inaz

Hallo,

„auch“ reimt sich nicht auf „Gewalt“…

„mal“ aber doch auch nicht.
(Falls es nur um den Vokal geht: Das a in „mal“ wird lang gesprochen, das in „Gewalt“ kurz.)

Gruß
Kreszenz

Servus

In schweren Stunden mag das Schicksal hart
auch Pferdelose aus dem Sattel werfen.

Also, mit Verlaub, „Pferdelose“ geht gar nicht.
Das klingt nach der Übersetzung eines Fremdsprachlers, der in der deutschen Sprache überhaupt nicht zuhause ist.
Erinnert mich an einen Touristen-Flyer, wo so Sachen drinstanden wie
„Diese erregende Landschaft macht sie geil und fröhlich wie eine Hummel“…
Gruß,
Branden

Hi,

„auch“ reimt sich nicht auf „Gewalt“…

wo reimt sich denn in den Strophen irgendwas, egal in welcher?

Gruß, Maresa

Ich bin ja ein Fremdsprachler. Daher frage ich auch die Muttersprachler, damit ich in der deutschen Sprache so heimisch wie möglich werde.

LG
inaz

Servus,

dichterische Freiheit ist nicht dichterische Beliebigkeit.

„, die mir den Zuspruch spendet“ klingt, als sei es Wort für Wort aus einer Sprache übertragen, in der mit Artikeln anders umgegangen wird als im Deutschen. In einer Komödie könnte man die Formulierung z.B. verwenden, um einen arabischen oder russischen Muttersprachler zu kennzeichnen.

Schöne Grüße

MM

Servus,

In schweren Stunden mag das Schicksal hart
auch Pferdelose aus dem Sattel werfen.

ja, das ginge. Es ist halt mit dem Konnotat ein bissle schwierig, weil das „harte Schicksal“ an Stereotypen aus Küchenliedern denken lässt.

Jetzt die Frage an alle : Klingt dieses Konjunktiv ganz
abartig?

Überhaupt nicht - aber die Formulierung legt die Messlatte ziemlich hoch, weil sie zusammen mit dem genau gezählten Metrum an die Dichtung vom Anfang des 19. Jahrhunderts denken lässt, als sich u.a. Schiller und Hölderlin um eine Eindeutschung der antiken Metrik bemühten. Ohne diese Messlatte hätte ich mich auch nicht am „mal“ gestört.

Schöne Grüße

MM

Gartenzaun und Tellerrand
Servus,

da hat der Gourmet aber noch nicht arg viel probiert!

Schöne Grüße

MM

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