Was heisst "bonfortionös"?

Hallo,

in einem Leserkommentar stand:
„Immerhin ist es eine Leistung, damit so bonfortionös auf Kosten des Steuerzahlers zu leben“.
Ich habe vergeblich nach der Definition dieses Wortes gesucht? Wodurch könnte man es ersetzen?

Vielen Dank!

Benoît

Na da fragt man sich wo Du gesucht hast… Tante Google schmeisst bei der Eingabe Definition bonfortionös ca. 545 Ergebnisse raus und Du suchst vergeblich danach? :wink:

Hier 1 Link wo Du eines der x Ergebnisse dazu lesen kannst… http://www.mundmische.de/bedeutung/15377-bonfortionoes

Zusätzlich zu den Angaben im Link: „luxuriös“.

Beatrix

Vielleicht hat der gute Benoit in einem Duden von vor 1450 gesucht :wink: was wiederum eine Anspielung auf die Zeit vor dem modernen Buchdruck sein soll, für Leute die ggf. dann diese Frage hier stellen wollen.

Danke für Eure Antworten. Ist das ein Wort, das ihr persönlich benutzt oder ist das ein rares Wort?

lg

Benoît

Benutzen tue ich es schon, allerdings nur, um etwas übertrieben darzustellen. Es hat immer den Beigeschmack von dekadent bzw. auch Verschwendung.
Noch ein, meiner Meinung nach, schönes Wort (im Sinne des Wortklanges) ist exorbitant. Dieses Adjektiv wird im normalen Sprachgebrauch auch sehr selten benutzt und bedeutet extrem oder auch übertrieben. Ich würde es gern öfter benutzen, aber im normalen, alltäglichen Sprachgebrauch findet man es normalerweise auch nicht, höchstens mal in Zeitungsartikeln oder anderen Veröffentlichungen.

Im Übrigen danke ich dir für die Frage. Ich war der Meinung, dass bonfortionös ganz anders geschrieben wird.

Viele Grüße

Data

Nachtrag,

mir ist gerade aufgefallen, dass du das Wort heißt falsch geschrieben hast. Es wird nicht mit Doppel-s geschrieben, sondern mit ß.
Mit diesem Problem stehst du übrigens nicht allein da. Seit der letzten Rechtschreibreform sind viele Leute der Meinung, dass es das ß nicht mehr gibt.

Data

Hallo Benoît,

ich habe das Wort erst durch Deine Frage kennengelernt. Und ich bilde mir ein, mit der deutschen Sprache ganz gut vertraut zu sein.
Deswegen plädiere ich für „rar“!

Bonfortionöse Grüße,

Jule

Hallo,

danke für diese ergänzenden Erläuterungen ! Als Franzose ist mir der Sinn von „exorbitant“ sofort klar. Im Französischen ist das Wort geläufig, bezieht sich immer auf eine Summe, einen Betrag, eine Miete.
„Bonfortionös“ klingt französisch, ist aber selbst für einen Franzosen nicht auf Anhieb verständlich.

lg

Benoît

Hallo Mrs Data,

da ich in Frankreich wohne, schreibe ich leider mit einer frz. Tastatur. Ich wusste, dass das Wort ein scharfes S erfordert, konnte es aber auf der Tastatur nicht finden. Ich bitte um Nachsicht.

lg

Benoît

Danke für deine Antwort und dein Bonmot!

lg

Benoît

Ich weiß. dass du kein Deutschmuttersprachler bist und wollte dir helfen, die Rechtschreibung zu verbessern. Ich kann dir versichern, dass deine Rechtschreibung wesentlich besser ist, als das mancher meiner Schüler (Erwachsene). Ich finde es toll, dass du dich so bemühst.

Data

Ich wollte mal in Belgien mit meinen rudimentären Französischkenntnissen für meinen Sohn einen Kinderteller Spaghetti bestellen und sagte zu dem Kellner une petit table. Er brachte dann totzdem einen großen Teller. Erst viel später ist mir aufgegangen, was ich da bestellt habe.

Hallo,

kein Wunder, es scheint eine nur französisch inspirierte Neuschöpfung zu sein.

Wiktionary vermutet eine Zusammenstellung

  • entweder aus bon + confort
  • oder aus bon + fort (vgl. „bonne force“) mit Anklang an confort

Du kannst es ja in Frankreich einführen! -> bonfortionneux wäre doch nicht schlecht.

Viele Grüße,

Jule

vermutlich werde ich dieses wort nie in meinem leben nutzen, viel zu überholt und altbacken. da kommt man ja rüber wie ein wichtigtuer der sich schöne wörter merken kann und die in gewissen situationen nutzt. so wie unsere möchtegern-politiker :smile:

Ja, meine Familie und ich benutzen das Wort schon, aber selten, tatsächlich mehr im „innerfamiliären“ Gebrauch. Eben auch, weil ich denke, dass es nicht so verbreitet ist.

LG Beatrix

Danke für Eure Eindrücke. Da die Definition des Wortes für mich etwas nebulös bleibt, werde ich es vorsichtshalber nicht benutzen.

lg

Benoît

Salut Benoît,

da ich wie Jule auch aus den deutschen Südstaaten stamme und mir das Wort nie begegnet war, bevor ich mit ungefähr zwanzig Jahren nach Göttingen gekommen bin, halte ich es für ein Wort aus der preußischen „Franzosenmode“. Dafür spricht auch, dass es im Deutschen nicht nasaliert ausgesprochen wird („bongfortionös“) - Leute aus dem niederdeutschen Sprachraum haben oft größte Schwierigkeiten mit den französischen Nasalen. In dieses Vokabular der kleinbürgerlichen Salonsprache aus Potsdam und Hannover gehört übrigens auch das berühmte „Schisslaweng“, von dem ich nie verstanden habe, aus welchem französischen Kern es verballhornt ist.

Schöne Grüße

MM

Hallo Aprilfisch,

Dank dir habe ich ein Wort gelernt: „schisslaweng“. Verstehen alle Leute dieses Wort oder wird es nur von gebildeten Menschen benutzt? Ich habe keine Ahnung, aus welchen frz. Wörtern es sich zusammensetzt. Ich habe gegoogelt, aber keine der aufgelisteten Hypothesen klingt überzeugender als die andere. Noch ein Wort, das ich als Ausländer nicht verwenden werde, aus Angst, mich lächerlich zu machen.

lg

Benoît

Hallo Benoît,

ich würde dieses Wort bei Kleinbürgertum und Bürgertum im niederdeutschen Sprachraum (früheres Preußen ohne Rheinprovinz) ansiedeln, und ich schätze, es wird immer weniger in aktivem Wortschatz verwendet, aber aus dem Kontext noch verstanden. Etwa wie die Erinnerungen an Napoleon im südwestdeutschen Raum „Fisimatenten“, auch (gesamtdeutsch) Trottoir, Chausee, Kanapee usw. - anderes aus dem Vokabular der süddeutschen, insbesondere schwäbischen „Franzosenmode“ aus dem 19. Jahrhundert ist so gut wie ausgestorben: Das Feuerzeug wird als „Pötäterle“ heute nicht mehr verstanden, und wenn jemand etwas aus Jux, aus Unsinn, zum Zeitvertreib macht, verstehen es nur noch manche Alte, wenn man dazu „für Bassledo“ sagt.

Einzelne schon viel ältere französische Wörter in den Dialekten der Pfalz und des Saarlandes verschwinden zusammen mit dem eigentlich ausgeprägten Dialekt auch, aber langsamer und sind auf dem Land noch erhalten - so gilt von Mainz / Rheinhessen aus gesehen als Erkennungszeichen, wo bei Kirchheimbolanden das Pfälzische beginnt, die Grenze von „Stachelbeeren“ zu „Gruschele“ (= groseilles).

Schöne Grüße

MM

Hallo Aprilfrisch,

deine Kenntnisse sind echt beeindruckend! Kommt"für Bassledo" von „pour passer le temps“?
Die frz. Sprache ist nicht so durchlässig, nicht aus Lokalpatriotismus, sondern weil die Franzosen nicht sprachbegabt sind.
Einige deutsche Wörter haben sich dennoch eingebürgert: krach boursier (Börsenkrach), diktat, kaputt, frichti (Fressen von „Frühstück“), kirsch (Kirschwasser), kitsch, leitmotiv, loustic, panzer, poltergeist, schlague, schuss, schnaps, vermouth, vasistas (Guckfenster von „was ist das“), zinc, bunker, blockhaus, ersatz.

lg

Benoît