Hallo!
Deine Frage ist, welchen Nutzen es haben solle, die deutschen
Ostgebiete östlich der Oder und Neiße wieder in einen
deutschen Staat einzubinden.
Die Gruppen, die dieses Ziel verfolgen, sehen diese Gebiete
als einen Teil Deutschlands. Dies muß als Grundlage für
entsprechende Zielsetzungen verstanden werden.
Daher stellt sich die Frage nach einem wirtschaftlichen Nutzen
nicht, sondern es wird als selbstverständliche Aufgabe der
deutschen Politik angesehen, weil ihr die Fürsorge und
Verantwortung für das gesamte Deutschland zukommt. Das
beinhaltet auch, darauf zu achten, daß nicht Teile
Deutschlands von anderen Ländern besetzt und/oder einverleibt
werden.
Nur Worthülsen. Welcher Nutzen liegt in den Bestrebungen oder gar in der Realisierung? Ist klar, daß sich solche Ziele niemals mit friedlichen Mitteln erreichen lassen?
Wir leben in einem friedlichen Europa; die sich einigelnden Nationalstaaten früherer Zeiten haben ausgedient. Wir leben vom gegenseitigen Nutzen, den alle Partner innerhalb der EU voneinander haben. Hast Du als Inhaber eines kleinen oder mittleren Unternehmens schon mal versucht, in ein Land außerhalb der EU zu exportieren? Falls ja, weißt Du, wovon ich rede. Wir profitieren in allen Bereichen von gleichen oder sich angleichenden rechtlichen Regelungen, offenen Grenzen und freiem Handel. Von gewerblichen Schutzrechten bis zu Umweltstandards brauchen wir gemeinsames Handeln aller Nachbarn. Das Denken unserer Großväter ist dabei nicht mehr zu gebrauchen.
Wir geben heute nur wenig mehr als 1% unseres Sozialprodukts für Militär aus. Das war zu Zeiten des kalten Krieges und erst recht im Dritten Reich ganz anders und hatte wirtschaftlich katastrophale Folgen. Niemand ist heute noch bereit, für letztlich sinnfreie Ideen von Großdeutschland seine Knochen hinzuhalten. Wir haben den größten Nutzen, wenn es unseren Nachbarn möglichst gut geht und nicht, wenn wir uns gegenseitig bedrohen. Wer halbwegs klar bei Sinnen ist, bedroht nicht seine Kunden.
Die Ideen aus der rechten Ecke von einem autarken Land sind Illusionen von Traumtänzern, die nicht den Schatten einer Ahnung haben, woher die Bestandteile der Produkte, die sie täglich benutzen, kommen. Wir brauchen die Globalisierung, die Arbeitsteilung bedeutet, nicht Bedrohung. Wir importieren Rohstoffe, die wir nicht selbst haben und wir importieren zahllose Produkte, für die in anderen Teilen der Welt das Know-how vorhanden ist, aber nicht bei uns. Umgekehrt gilt das natürlich auch, schließlich brummt der Export in etlichen Wirtschaftszweigen. Dafür brauchen wir vor allen Dingen Frieden und ganz sicher keine Gebietsansprüche an andere Länder. Wer heute in D technische Produkte herstellt, ist auf Importe aus praktisch allen Teilen des Globus zwingend angewiesen, von Energieträgern ganz zu schweigen. Wer nicht als Friseur oder Bäcker nur von der regionalen Bevölkerung lebt, sondern Maschinen, Meßinstrumente, Medizintechnik, chemische Erzeugnisse u. v. m. herstellt, braucht mindestens die EU als Absatzgebiet oder kann den Laden dicht machen. Du wirst deshalb bei den rechten Ideologen keine exportorientierten Mittelständler finden, weil von denen keiner so beschränkt sein kann, eine Regionalwirtschaft anzustreben. Du wirst auch an naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen keine rechten Ideologen finden (vielleicht vom Hausmeister abgesehen und von ein paar Studis, die noch grün hinter den Ohren sind), weil dort jeder weiß, daß man mit nationalem Mief auf keinen grünen Zweig kommen kann.
Gruß
Wolfgang