Lieber Jesko Habert
Ich versuche zu erklären, warum ein Atheist den Nicht-Glauben für richtig hält. Das beantwortet auch deine Frage. Ich habe einen fiktiven Atheisten einen Monolog halten lassen.
Atheist:
„Ich behaupte, das alles, was existiert, Materie ist. Nichts geschieht ohne Grund. Aus welchem Grund sollte es denn ein Jenseits geben? Die Behauptung, es gäbe Gott oder Götter, wird immer nur von Kirchen aufgestellt, von Institutionen, die einen Vorteil davon haben,
wenn Menschen auf ein Jenseits vertröstet werden sollen. Letztlich ist Religion der Ausdruck der Grundangst des Menschen vor Vergänglichkeit. Religion schafft eine irreale Para-Welt (Jenseits) als Ersatz für das menschliche Glücksbedürfnis, das in der real existierenden Welt keine Erfüllung findet.
Die Schöpfung geschieht ohne Grundinitiative aus einem Automatismus. Evolutionstheorie, Identität Materie/Energie, Mathematik der Unendlichkeit beweisen, dass nichts geschaffen, sondern Geschaffenes nur verändert wird.
Außer Religionen.
Die werden geboren und sterben mit ihren Anhängern aus. Glauben birgt immer die Gefahr der Relativierung der Erkenntnis (der ratio). Glauben birgt immer die Gefahr einer verkürzten Selbstwahrnehmung von homo sapiens. An Gott oder Götter sollte deshalb kein Mensch glauben.“
Ich habe versucht, meine Kenntnis des Standpunktes eines Atheisten darzustellen.
Er ist nicht in allen Dingen mein Standpunkt. Idealerweise melden sich Atheisten zu Wort und melden Korrekturen an oder bemängeln Unvollständigkeiten.
Deine Frage „Kann ein Mensch Atheist sein und an Naturgeister glauben, aber nicht an Gott?“
beantworte ich so:„Nein. Er wäre inkonsequent.“
Deine Schlussbemerkung „… oder leben wir im Mittelalter?“ finde ich lustig. Diese ganze Diskussion hätte im Mittelalter nicht stattfinden können.
Sie wäre lebensgefährlich gewesen.
Naja, eigentlich spricht hier ein juristisch und - zumindest
in Grundzügen - politikwissenschaftlich ausgebildeter Wähler
mit fast 20 Jahren juristischer Praxis
Himmel damit habe ich nicht dich gemeint! Argh.
Für die statistischen Auswirkungen von Weiß-
und Ungültigwählern müsste man sich mit den verschiedenen
Wahlsystemen auseinandersetzen; das ist hier wohl nicht der
richtige Ort.
In jedem Wahlsystem gilt: wer nicht mitmacht, dem ist jedes Ergebnis gleich recht. Was soll das anderes bedeuten als de facto den Sieger gewählt zu haben?
Dieser Problemkreis würde aber eher in ein Politik-
oder das Rechtsbrett gehören.
mir ist da jeder Weg recht, außer, daß Du eine statistische
Umfrage als Beweis anführst.
Frage im Physikbrett Der Weg dürfte so lauten: Eine
bestimmte Wellenlänge wird vom Auge als visuelle Qualität
interpretiert, die wir als Grün zu bezeichnen lernen. ob nun
jeder mit Grün dasselbe meint, ist unbeantwortbar, denn dazu
müßte man eine andere Person sein. Es gibt Hinweise,
daß nicht jeder Farben gleich sieht, siehe Farbenblindheit.
sowas ähnliches habe ich erwartet. Eine Wellenlänge ist farblos, sagte ich bereits, oder auch Photonen sind farblos, sagte ich bereits. Dies war nicht die Frage.
Daß aber das Auge irgendwas interpretiert, ist zwar Unsinn. Und wenn dem so wäre, wäre das weder eine Antwort noch ein Beweis für die Existenz des Grünen.
Daß, was zu beantworten war, ob und wie nämlich die Wirklichkeit des Grünen, die zu den trivialen Alltäglichkeiten unserer empirischen Außenwelt gehört, wenn wir ins Grüne, in den Wald oder Park gehen, beweisbar ist, wurde oben nicht geleistet.
Farbe wurde nicht einmal richtig definiert.
Gott ist aber dennoch
erfahrbar, also ein Stück Wirklichkeit und Realität innerhalb
meiner (unserer) Erfahrung. Er ist nicht ein logisches
Konstrukt.
Gott ist nicht erfahrbar, wenn du Erfahrung mit Empirie
gleichsetzt. Er ist (für manche Menschen) offenbar spirituell
erfahrbar, beispielsweise analog zum Gefühl, das du (und nur
du) bei deiner Lieblingsmusik empfindest.
könnte man sagen. Gott ist erfahrbar, aber nicht so, nämlich (höchstwahrscheinlich) durch eine bestimmte Genstruktur determiniert, wie die empirische Erfahrbarkeit der Farbe „grün“.
Mein Vergleich beider Erfahrungen sollte verdeutlichen, daß auch unsere empirische Wirklichkeit nur zum Teil durch empirische Beweise belegt werden kann.
Danke für deine Antwort.
So eine klare Eigendefinition wie deine war genau das was ich suchte, also deiner Meinung nach glaubt ein Atheist an gar nichts übersinnliches. (so jemand wäre einfach nur ein Nicht-religiöser oder ein Angehöriger keiner Konfession.
Der Kommentar mit dem Mittelalter war eine rhetorische Frage. Abgesehen von der Tatsache dass es lebensgefährlich wäre gab es damals auch noch kein Internet… Was ich damit meinte ist, dass hier und heute doch jedem eine Religionsfreiheit gewährt ist (eben nicht wie im MA) und das heißt nicht nur, jeder darf die Religion ausüben an die er glaubt, sondern er kann es auch ganz lassen. Das bezog sich einfach auf einige Beiträge hier, die mir so vorkamen, als würde egal welche der beiden Ansicht beweisbar falsch und schlecht wären und als ob die jeweiligen Autoren das Recht auf Erkenntnis hätten.
…deiner Meinung nach glaubt ein Atheist an gar
nichts übersinnliches. (so jemand wäre einfach nur ein
Nicht-religiöser oder ein Angehöriger keiner Konfession.
Auf vielseitige Anfrage hier noch die Übersetzung der Antwort Russels:
Ein besorgter Student fragte den Philosophen Bertrand Russel,
was er, der notorische Atheist, denn sagen würde, wenn er dereinst
wider Erwarten vor Gott stünde. Die Antwort: „You should have given
us more evidence."
Jemand, der seine eigene Weltensicht für die einzig richtige hält und anderen Menschen eigene Weltensichten verweigert und sie deshalb danach bewertet.
Es bleibt dir von meiner Seite aus unbenommen, deine Weltensicht beizubehalten, jedoch verspüre ich keinerlei Antrieb zur Diskussion, da ich mit entsprechenden Bewertungen zu rechnen habe. Weiter oben hat Axel seine Weltensicht kundgetan und wurde von dir als „farbenblind“, „Egozentriker“ und „Ignorant“ bezeichnet. Das sind für mich alles Anzeichen für eine fundamentalistische Diskussionstruktur, auf die ich einfach keinen Bock habe. Belassen wir es einfach bei „du hast deine Weltensicht, ich habe meine und gut ist’s“.
Auch ohne Internet haben Menschen Dispute austragen können.
Das bezog sich auf dein Kommentar, es hätte keine solche Diskussion gegeben. Natürlich kann man sich auch sonst unterhalten, aber wenn du mein ironisches Kommentar schon in so einen Kontext stellst, dann musst du das auch mit dem Internet. Wie auch immer, das ganze soll nicht in einen unsinnigen Streit ausarten, bloß weil mir der missionarische Eifer mancher Autoren auffiel.
gruß derjesko
Auch ohne Internet haben Menschen Dispute austragen können.
Das bezog sich auf dein Kommentar, es hätte keine solche
Diskussion gegeben. Natürlich kann man (…) Streit ausarten, bloß weil mir der missionarische Eifer mancher Autoren auffiel.
Lieber Jesko Habert
Klare Antwort. Klares Sternchen.
Viele Grüße
Voltaire