Hallo Heinrich
Du schreibst:
Deine Ausführungen setzen voraus, dass es die Welt, so wie wir
sie mit unseren Sinnen empfinden, auch wirklich existent ist.
mache ich nicht, sondern unterstelle dies in meinem Beispiel dem Farbenblinden, der die Existenz von Farben nicht nur leugnet, sondern dies auch zu beweisen versucht, - was übrigens nicht schwer ist.
Das, was ich damit deutlich zu machen versuchte, ist doch die Begrenztheit dessen, was wir derart alles zur beweisbaren Realität oder Wirklichkeit unserer Existenz zählen können, während unsere eigentliche Realität über dies empirisch Beweisbare doch weit hinausgeht! - ganz abgesehen von den Unstimmigkeiten innerhalb einer solchen empiristischen Weltsicht.
Nun gibt es aber Leute, die behaupten, die gesamte Welt mit
allem, was dazu gehört, sei nichts weiter ale eine Einbildung
deines eigenen Ichs. Was du siehst, suggerieren dir deine
Augen nur vor - in Wahrheit ist da gar nichts zu sehen. Was du
hörst, ist wegen der Empfindung deiner Ohren angeblich dar -
in Wahrheit hast du aber gar nichts gehört, weil da nichts ist
außer Einbildung. Wenn du in eine Flamme fasst, dann melden
dir deine Nerven Hitze und Schmerz, aber ist da wirklich eine
Flamme, die dir die Hand verbrennt oder ist das auch nur
Einbildung. Du glaubst, dichin einem vierdimensionalen Zustand
zu befinden (dreidimensionaler Raum plus Zeit), aber wer sagt
dir, dass Raum und Zeit wirklich existent sind?
Du bringst damit die ganze Diskussion auf den Punkt. Bei all unserer menschlichen Erkenntnis, sei es die sinnliche unserer sieben Sinne, sei es gedankliche, mathematische oder reflektive Erkenntnis, wenn wir Zahlen und deren Regeln oder Meßinstrumente benutzen, bei allem haben wir es immer nur mit Erkenntnissen zu tun. wir haben nichts anderes. Auch unsere Gedanken, Ansichten und Messungen über das Hirn sind immer nur Erkenntnisse. Ja selbst Erkenntnisse über die wunderbare und hochkomplexe innere Struktur einer Erkenntnis, wie sie z.B. Kant entwarf und wie sie Prauss heute weiterführt und präzisiert, sind nichts weiter, als menschliche Erkenntnis und ganz sicher nicht identisch mit dem, was wir derart in die Form unserer Erkenntnis kleiden. Man kann den Menschen sehen als ein paar Kilo Mineralien plus ein paar Eimer Wasser, oder aber als reines Vakuum, in dem winzige nichtmaterielle - jedenfalls farblose - Elementarteilchen oder Strings herumflitzen. Also nichts ist realiter mit blauen Augen und roten Lippen. Aber auch solche Vorstellungen sind nur Konstrukte und Artefakte unseres Hirns.
Wir haben nur Erkenntnis. Aber immerhin! Erkenntnis ist ja nicht Nichts.
Eine Aussage wie „Gott gibt’s nicht und damit basta“ ist
mindestens ebenso anerkennenswert wie „Gott gibt es, wie es
auch Farben gibt“. Denn hier geht es um Glauben, und da gibt
es keine absolute Wahrheit und kein Richtig oder Falsch.
Hier wird es allerdings heikel: Glaube ist mehr als Erkenntnis. Glauben ist eben nicht nur ein „Für-wahr-halten“ irgendeiner rkenntnis oder Theorie, sondern ist nach christlicher Erfahrung und Lehre eigentliches Leben, - im Unterschied zu dem rein physischen Prozess, wie er von der DNS über Zeugung, Geburt und Körper beobachtet und gemessen werden kann, eben nur derart in unserer Erkenntnis besteht.
Es
ist eine rein persönliche Sache, und andere Menschen wegen
ihrer Weltanschauung „oberflächliche Ignoranz“ zu unterstellen
halte ich - Entschuldigung! - für oberflächliche Ignoranz!
Grüße
Heinrich
Entschuldige, wenn ich dennoch ein bißchen bei diesem Vorwurf bleibe, wenn jemand all das, was über das rein empirische Denken und Erkennen hinausgeht, einfach als unbegründet gedankenlos leugnet.
ganz herzlich
Friedhelm