Hallo Friedhelm,
abschließend:
Mein vorläufiges Resüme vorweg: Wie in der Theologie geht der
Trend dahin, daß ein jeder am Ende seine eigene Konfession zu
begründen hat; und es ist gut, wenn der Staat jedem die
Freiheit zu eigenen Gedanken garantiert
Das unterschreibe ich gern!
Mit „Logik und Diskursregeln“ habe ich diejenigen Regeln
gemeint, die es in der westlichen Gesellschaft zum heutigen
Zeitpunkt einzuhalten gilt, um als ein sprechfähiges Subjekt
an öffentlicher Kommunikation teilnehmen zu können, und nicht
à la longue in der Psychiatrie zu landen.
Hallo Franz,
ich weiß, was Du meinst. - eben nicht nur Nettigkeit, Höflichkeit usw., sondern einen bestimmten Level, ein bestimmtes Niveau an Verstand, Intelligenz oder Denkvermögen. Aber was Du recht unscharfst meinst ist weit, weit komplizierter. Du meinst nämlich „Denkvermögen“ in Deinem Sinne.
Bei meiner Irrfahrt durch Internet gestern, fand ich „wundersame“ Blüten, da geriet ich z.B. auf zwei exemplarische Webseiten:
http://www.helmut-hille.de/subjekt.html,
http://www.markweger.at/geg.html Gegner der Relativitätstheorie
Dort ganz exemplarisch findest Du unhaltbar gegenläufige Ansichten (zumindest zu meinem Denken), die nicht auf mangelnde Intelligenz, böser Absicht, fehlende Bildung oder Information zurückzuführen sind, (das Internet steht ja jedem offen!!) sondern -------, ja ich weiß nicht worauf. Falsch ist es jedenfalls, ihnen gegenüber den Diskurs einfach abzubrechen.
Und dann stellt sich mir die Frage: Was ist das eigentlich „Rhetorik“?? Wie kommt ein Dogma an die Macht über Menschen?
Die Ebene dieser „Logik“ ist eine soziologisch-linguistische,
und klarerweise nicht eine der oben angeführten.
Und nochmal: diese „Logik“ schließt ja nicht die
Behauptung eines unerfahrbaren Wesens aus, sie lässt aber
einfach nicht die Behauptung zu: „Ich behaupte die Existenz
eines unerfahrbaren Wesens, und Du darfst das nur
zurückweisen, wenn Du seine Nicht-Existenz beweisen kannst“.
Das ist ein klarer Verstoß gegen diese „Logik“ und hat
schlicht den Abbruch der Diskussion zur Folge, im besten Fall
noch verbunden mit fassungslosem Kopfschütteln und herzhaftem
Lachen …
Und darum ist der Atheismus eben nicht ein „anderer Glaube,
aber auf gleicher Ebene liegend“, so wie es hier behauptet
wurde, sondern befindet sich auf einer Meta-Ebene.
richtig, Metasprache kann ich unterschreiben. Wir diskutieren nicht über Gott, sondern über das Reden über Gott.
aber auch da gilt der Elementarsatz von Frege: „Ein abgeschlossener Satz enthält einen Wahrheitswert, unabhängig davon, ob der Wahrheitswert wahr oder falsch ist“. Wir haben es bei dieser Aussage ohne Zweifel mit Metasprache zu tun. Trotzdem gilt auch dafür der Satz vom Wahrheitswert eines Satzes.
Und eben das -und eigentlich auch nur das- wollte ich bei
meiner Diskussion mit Patrick zeigen.
Die Behauptung: „Gott existiert“ (kann nicht bewiesen werden)
und
die Behauptung: „Gott existiert nicht“
schließen sich - wenn überhaupt - nur dann aus, wenn ich
derjenige bin, der dies zugleich zu denken versucht. Denn Sinn
und Bedeutung des Begriffs „Gott“ übersteigt in jedem Fall
menschliches Fassungsvermögen, - und zwar bei jedem Menschen
unkontrollierbar unterschiedlich, je nach individueller
Erfahrung.
Ich habe es ja schon einige Male hier gesagt: Der Atheist sagt
nicht:
„Gott existiert nicht“,
sondern er sagt:
„Nein, ‚Gott existiert‘ nicht“
(negiert wird nicht die Existenz Gottes, sondern negiert wird
der Bezug auf Gott und dessen fragliche Existenz selbst, also
der Sprechakt „Gott“, also sowohl „Gott existiert“ wie auch
„Gott existiert nicht“ wie auch „Existiert Gott?“)
verstehe ich nicht ganz? Jemand, der sich Atheist nennt, nimmt dies ganz sicher nicht so genau. Tatsache ist jedenfalls, daß sich die Nichtexistenz Gottes leichter „beweisen“ läßt, als das Gegenteil.
Allerdings findet man recht fragwürdige Argumente auf beiden Seiten.
Übrigens fand ich gestern bei Wikipedia noch eine schöne Blüte:
Wenn für kein x gilt: nicht A(x), dann gilt für alle x: A(x)
kann man auch auf „Gott“ und „nicht Gott“ anwenden.
ganz herzlich
Friedhelm