Hallo Thomas,
> :Aber hier wird mir etwas anderes drängend. Genau nach dem von
>
ir angedeuteten Zusammenhang bin ich seit einigen Jahren
> :immer wieder mal auf der Suche. Gibt es hierzu Literatur?
>
> Wenn du mir genau sagst, was du meinst, fällt mir bestimmt
> Literatur dazu ein.
Der Umstand, daß man im Zusammenhang von Logik z.B. auf Hegel verwiesen wird etc etc
> Die Logik ist seit Aristoteles in die drei
> Teile von Begriff, Urteil und Schluss geteilt. Die Beschränkung
> auf den Schlussteil lässt die Logik zwar sicher erscheinen, aber
> unfundiert.
Ich möchte klar zum Ausdruck bringen, daß ich Logik keinesfalls auf Schlußlogik reduziere. Nur, schaue ich z.B. in Aristoteles Organon, da kann ich als formaler Logiker meist nur zustimmend nicken (weil ich glaube zu erkennen, daß das meiste, was darin gesagt wird von der heutigen Formalen Logik erfasst wird, die als mathematischer Zweig einen festen Bestand hat (ohne damit zu sagen, daß Definition-Satz-Beweis alles ist, was formale Logik ausmacht)); schaue ich aber z.B. in Hegels Logik, dann zucke ich verständnislos mit den Schultern. Nicht ganz so extrem, aber wissend, daß es da auch ganz andere Sichtweisen gibt, geht es mir, wenn Du z.B. sagst, daß Mengen Abstraktinen sein müssen, und, so scheint es mir, die sei Dir völlig klar.
> :Mir scheint nämlich, daß alles andere, was vielleicht noch
> :Logik genannt wird außer formaler Logik, noch philosophisch
> :ungeklärt ist - aber Formale Logik hat einen festen Bestand
>
> Es gibt auch in der formalen Logik genug Probleme.
Ja, aber nicht die, die ich als „philosophische“ bezeichnen möchte (z.B. sind Mengen Abstraktionen).
> :Ich werde diese Woche mal versuchen bei Geulincx
> :hineinzuschauen, der angeblich in einem Anfall von
> :Scholastikreminiszenz Begriffs-, Urteils und Schlußlogik
> :dargestellt haben soll (Schlußlogik wäre wohl dann mein
> :eingeschränktes Logikverständnis; Frege wollte vielleicht auch
> :die Urteilslehre als Logik verstanden haben, aber er trieb
> :doch letztlich in seinen logischen Untersuchungen
>
hilosophie).
>
> Das hat nichts mit Scholastik zu tun.
Nunja, wie ich schon sagte: schaue ich bei Aristoteles hinein, dann habe ich nicht völlige Verständnislosigkeit, schaue ich woanders hinein (z.B. Hegel) schon. Daher versuche ich in der Scholastik den missing link zu finden ;o)
> Natürlich kann man
> definieren, dass man nur Schlusslogik als Logik verstanden
> wissen möchte, solange man sich dieser Einschränkung bewusst
> ist.
Das ist nicht meine Position; Logik muß auch klären, wie z.B. Sätze strukturiert sind, aber sie fragt danach nur, insofern es um die Gültigkeit von Argumenten geht. Formuliert man eine Theorie, nach der z.B. Mengen „Abstraktionen“ sind, so sehe ich bisher nicht, wie dies bei der Unterscheidung von gültigen und ungültigen Argumenten hilft. Naja, wennn man Schlussgik so versteht, daß man dort nur nach Gültigkeit von Argumenten fragt, ja, dann „definiere“ ich formale Logik als Schlusslogik. Aber eigentlich „definiere“ ich sie nicht, vielmehr möchte ich meiner -für mich überraschenden- Hypothese Ausdruck verleihen, daß genau die Schlusslogik in dem eben erklärten Sinne die formale Logik zu sein scheint (und diese Hypothese ist für mich keine Tautologie).
> :Ja, meine Aussage ist mir misslungen ich meinte: Eine echte
>
sychologie wäre vielleicht (teilweise) Teil der Philosophie,
> :aber Psychologie in dem üblichen Verständnis kann keine sein
>
daher Husserl- und Fregeanisch).
>
> Das mit dem „üblichen Verständnis“ ist mir nicht klar. Unter
> Psychologie wird vieles zusammengefasst: Aristotelische Ps.,
> Psychoanalyse, Verhaltensforschung, versch. Therapien etc. etc.
Psychologie in dem heutigen Verständnis, wie sie in heutigen Lehrbürchern zu finden ist, z.B. Zimbardo, Crech&Krutchfield et al. Also von der Art wie sie Gegenstand der Psychologismuskritik Husserls und Freges werden kann (also alles aus Deiner Aufzählung, bis auf: Ich kenne mich mit Aristotelischer Psychologie nicht aus). Eine „echte“ Psychologie (ihrem Wortsinne nach) müsste z.B. erklären können, wie es kommt, daß wir sinnvolle Sätze als geistige Wesen produzieren können, und sie würde außerdem vielleicht große Teile der Phänomenologie umschliessen (das ist noch keine Definition, nur 2 lose Beispiele).
> :also www.begriffslogik.de?
>
> Auch.
Ah!
> :> Ich meine den Begriff ganz klassisch in dem Sinne, dass
> :> etwas von einem Phänomen abgezogen wird.
>
.k. und das, so meine These, wäre nicht Teil der Mengenlehre
> :und weiterhin eine offene Frage.
>
> Nicht Teil der M., aber deren Methode, denn es wird von der
> Existenz ja abgesehen (ich kann auch die Menge aller Einhörner
> zusammenfassen, obwohl es keine gibt).
Hm, also… eigentlich verstehe ich unter Mengenlehre lieber zunächst einmal die Theorie nach Art von Zermelo-Fraenkel (ZFC) oder Neumann-Bernays-Gödel (NGB) o.ä., die keine Urelemente haben. Ich würde zunächst versuchen von da aus Mengenlehren mit Urelementen zu be-denken. Übrigens ist die Menge aller Einhörner die leere Menge und die Mengenlehre unterscheidet diese Mengen nicht, sie ist für sie sogar dieselbe. Insofern sehe ich noch nicht den Sinn, die Menge aller Einhörner zu bilden, wenn man schon weiß, daß es die leere Menge gibt ( :> Die Menge der Mitarbeiter sind doch nicht die Mitarbeiter
> :> selbst, sondern es handelt sich um eine Zusammenfassung
> :> in einer ganz bestimmten Hinsicht.
> :Welche ganz bestimmte Hinsicht sollte es denn sein?
>
> Die Reduzierung der Mitarbeiter auf diese eine Eigenschaft.
Welche Eigenschaft denn? Die einzige Eigenschaft könnte sein: Teil der Menge zu sein. Aber damit würde Dein Satz sinnlos, oder nicht?:
„Die Menge der Mitarbeiter sind doch nicht die Mitarbeiter selbst, sondern es handelt sich um eine Zusammenfassung in einer ganz bestimmten Hinsicht.“ wird zu
„Die Menge der Mitarbeiter sind doch nicht die Mitarbeiter selbst, sondern es handelt sich um eine Zusammenfassung nach der Eigenschaft, daß sie Teil der Menge sind.“ wird zu
„Die Menge der Mitarbeiter sind doch nicht die Mitarbeiter selbst, sondern es handelt sich um eine Menge nach der Eigenschaft, daß sie Teil der Menge sind.“
„M der Mitarbeiter sind doch nicht die Mitarbeiter selbst, sondern es handelt sich um eine Menge nach der Eigenschaft, daß sie Teil von M sind.“
Außerdem: das (naive, d.h. unbeschränkte) Komprehensionsaxiom (Komp) erlaubt die Bildung der Mengen M_E={x| E trifft auf x zu}. Demnach kann man aber den Mengenbildungsprozess (wenn man ihn denn schon fordert) nicht so erklären, wie Du es offenbar tust, daß E die Eigenschaft sei, Element der Menge zu sein - zumindest nicht im allgemeinen (da beisst sich nämlich die Katze in den Schwanz).
> :Kann irgendwas unwirklich existieren? Existieren also die
> :Zahlen unwirklich?
>
> Nicht nur Zahlen, sondern z. B. auch Einhörner oder „Blublas“.
Das ist ein Grund, warum ich davor zurückschrecke frohgemut, z.B. von Abstraktionen zu reden: da kannes nämlich leicht passieren, daß man forhgemut behauptet, „Einhörner“ existierten unwirklich. Ich hingegen meine: Einhörner existieren überhaupt nicht.
> Schlag mal in einem Philosophielexikon unter Realismus nach,
> oder unter „Universalien(problem)“. Dort wird die Frage
> diskutiert, ob Allgemeinbegriffen Realität zukommt. Es gibt
> Menschen, die diese These vertreten.
Ich habe soeben nachgeschlagen 
Ja, und ich halte die Position des Universalienrealismus für naiv, weil es IMHO naiv ist zu glauben, daß man immer über etwas (eine Entität) sprechen müsste, wenn man sinnvoll spricht (ähnlich: „Es regnet.“ Also muß es eine Entität geben, die da regnet.)
> Und Zahlen sind
> Allgemeinbegriffe, wenn man sie nicht konkret meint.
Puh, da steckt bestimmt allerlei Theorie drin. Und diese Theorie müsste erklären, was es heisst etwas (eine Entität, wenn man Universalienrealist ist) konkret und etwas nicht konkret zu meinen.
Interessant ist auch nocht, daß ja Zahlen in der Logik als Objekte vorkommen und nicht als Prädikate (in der Mengenlehere lassen sich Zahlen sogar als Mengen definieren - ich möchte damit nicht sagen, daß dies eine gültige Ontologie der Zahlen liefert, aber es zeigt doch, daß es gar nicht so klar ist, was Zahlen sind). Daß Zahlen „Allgemeinbegriffe“ sind, würde ich jedenfalls nicht unterchreiben.
> :Ein weiteres Wort, mit dem ich viel anfangen kann, aber nicht
> :weiß, wie ich dabei etwas Sinnvolles finde: „repräsentieren“,
> :was soll das sein?
>
> Repräsentieren heißt, etwas in einer bestimmten Hinsicht zu
> vertreten, also nicht es selbst zu sein, aber es zu meinen.
Hm, das heiß also:
> Im Gegensatz zu den natürlichen Zahlen existieren
> die Physiker wirklich. Deren Menge repräsentiert sie bloß. Die
> Menge der natürlichen Zahlen ist hingegen eine (zusätzliche)
> Abstraktion von schon Abstrahiertem.
Bedeutet: die Menge der natürlichen Zahlen N repräsentiert die natürlichen Zahlen, d.h. N vertritt die natürlichen Zahlen und allgemein:
Jede Menge (von Objekten) vertritt ihre Elemente. Aber wozu müssen Mengen das tun? Wieso müssen die so viel arbeiten und auch noch Dinge vertreten?
> :Also sind Physiker Begriffe?
>
> Als mengentheoretisch erfasste ja.
Und ich dachte immer Physiker seien Menschen!
Mein Argument war:
Du sagst:
>:Was ist also „eine Zusammenfassung“? Ich habe keine Ahnung.
>Eine Zusammenfassung ist eine vereinfachende Subsumierung.
> :Was ist eine „Subsumierung“?
> Eine Unterordnung eines Begriffes unter einen Oberbegriff.
Ich leite ab: eine Zusammenfassung von Physikern ist keine Zusammenfassung von Menschen, sondern die Unterordnung eines Begriffs unter einen Oberbegriff (abgesehen davon, daß entsprechend Komp, spätestens z.B. in ZFC, ein Oberbegriff absurd wäre, der „Element der Menge“ wäre). Also sind Physiker keine Menschen, sondern Begriffe - und dies nicht nur als mengentheoretisch erfasste, sondern für Deine Theorie, die die Mengenlehre einschliessen soll.
Also ich möchte keine Theorie, die Menschen als X nicht mehr Menschen sein lässt, sondern nur noch Begriffe.
mit besten Grüßen
Markus Beck