Was ist so abschreckend an einer Witwe?

Hallo Wildpferd,

warum fragst du speziell nach den Männern?

weil es mir bei ihnen besonders auffällt und ich eben einen recht großen männlichen Bekanntenkreis habe.

Wie gehen denn mit
dir befreundete Frauen mit der Situation um?

Natürlich auch nicht homogen, aber doch tendenziell „konfrontativer“.

Und was genau erwartest du von „als Frau wahrgenommen werden“?
Ein bisschen flirten ist okay, mehr aber bitte nicht?

Gute Frage: Drehen wir es um: Ich will nicht mehr als Witwe wahrgenommen werden.

Man sagt Männern ja nach, dass sie klare Strukturen brauchen
:wink:
Wie soll denn das einer verstehen?

Klar, als ich noch Ehefrau war, war alles einfacher!

Abgesehen davon, dass sicher erst mal Unsicherheit herrscht,
wie man mit dir als Trauernder umgeht.

Die, die mich kennen, wissen „eigentlich“, wie man mit mir umgeht - „eigentlich“.

Danke und liebe Grüße

Kathleen

Danke Inge,

Du hast vollkommen Recht - ich machte es wohl auch nicht anders!

Mir musste wohl nur mal der Kopf gewaschen werden!

Liebe Grüße

Kathleen

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Hi Kathleen,

Das weiß ich ja - ich will auch niemanden sein Glück
„vermiesen“.

natürlich nicht, aber allein das Wissen um Deine Witwenschaft könnte auf manche „bedrückend“ wirken: Darf man in ihrer Gegenwart unbekümmert sein, Witze machen, mit ihr ungeniert flirten usw. usf.???

Der Tod und der Umgang mit diesem Thema ist in unserer Gesellschaft tabuisiert und wir viele empfinden das wie einen Fremdkörper in ihrem Alltag und wissen kaum, damit umzugehen . . .

Das weiß ich auch, aber was hilft mir das Wissen, wenn alle
nur auf meinen Witwen-Status rumreiten.

Du magst das so empfinden - andere erleben vllt. Deinen Witwen-Status durch Deine bloße Anwesenheit als „bedrückend“ oder gar „bedrohlich“ (für die eigene Harmonie/Beziehung). Deine Anwesenheit sehen sie als „Spiegel“, in dem sie etwas sehen, was sie ungern betrachten und lieber ausblenden . . . Dafür können die wenig und sind sich dessen vermutlich auch kaum bewusst und Du kannst schon gar nichts dafür!

Ich will doch nach vorn schauen . . .

Das bleibt Dir doch unbenommen - dann musst Du vllt. Deinen Standpunkt ändern und dahin gehen, wo die Sicht besser ist . . . :wink:

Das baut mich etwas auf! :smile:

Das ist dann schon Mal ein erster Schritt (für eine bessere Sicht).

Funerai
Guten Tag,

in manchen Afrikanischen Gegenden gibt es nicht nur die Bestattung, sondern, nach einer angemessenen Trauerzeit, zum Abschluss das Fest »Funerai« (so hat man es dort ausgesprochen).

Damit ist sozusagen auch die »Jagd« wieder eröffnet.
Also nach einem LAP.

Gruß

Stefan

Moin KamikazeKatze,

hm … hätte ich das noch genauer spezifizieren sollen? Vielleicht in Form von „Der Mensch im Allgemeinen“? *grübel*

Klar - solche wie von Dir angedeuteten Leute kenne ich auch. Aber eben auch viele andere. Und die überwiegen (noch).

Gruß, masc

OT: you’re welcome
Gruß, masc

Sehe ich genau so. Fünf Monate sind einfach eine sehr kurze Zeit und wären mir für einen Flirt auch noch zu kurz…

Auch jemanden der getrennt ist flirtet man danach nicht direkt wieder an, da gibts einfach eine natürliche Hemmschwelle und Anstand.

(Es kann auch sein, das es für viele den Eindruck hat, das du durch deine Offenheit etwas überkompensierst und deine Trauer darunter versteckst und nehmen deshalb Abstand. So offensiver Umgang damit ist doch eher ungewöhnlich.)

Gibt dir und den anderen einfach noch etwas Zeit, in einem halben Jahr hat sich die Situation bestimm schon geändert…

LG

Hi nochmal,

Und was genau erwartest du von „als Frau wahrgenommen werden“?
Ein bisschen flirten ist okay, mehr aber bitte nicht?

Gute Frage: Drehen wir es um: Ich will nicht mehr als Witwe
wahrgenommen werden.

Und was soll das konkret für dich heißen?

Die, die mich kennen, wissen „eigentlich“, wie man mit mir
umgeht - „eigentlich“.

Vielleicht sind 5 Monate einfach zu wenig Zeit. Der ein oder andere ist evtl. der Meinung dass er dich mit normalem Alltag oder business as usual überrennt.

Grüße
wildpferd

Hallo Kathleen.

Wie lange kannst du mit jemand sprechen/flirten ohne auf den Tod deines Mannes zu kommen?

Vollkommen ohne Vorwurf: Du sprichst das hier fast in jedem Artikel von dir an, was nur zeigt, dass du es längst noch nicht verarbeitet hast.

Liebe und Tod, die passen einfach nicht zusammen.
Wie soll jemand fröhlich sein, wenn du ihn damit konfrontierst?
Und um sich zu verlieben muss man fröhlich sein.

mfg M.

Hallo Kathleen,

nach meiner Erfahrung geschieht Loslassen in Wellen. Und nachdem einen die ersten Wogen beinahe ersäuft hätten und man sich mühsam nach oben gekämpft hat, beruhigt sich das Meer der Emotionen für ein Weilchen.

Man erkennt in der Ferne wieder Land und wenn man mal eine Zeitlang kein Wasser mehr schlucken musste, entsteht manchmal die Idee, man habe wieder festen Boden unter den Füßen.

Das Leben scheint einen wieder umarmen zu wollen und man schüttelt sich erleichtert wie ein Hund das Wasser aus dem Pelz. Man fühlt sich bereit, sich allmählich dort wieder einzuklinken, wo man vor einiger Zeit beim großen Sturm aus dem Boot geworfen wurde.

Und plötzlich realisiert man, dass das nicht funktioniert. Der Sturm, der einen selbst mitgerissen hatte, hat auch vor den anderen Menschen nicht haltgemacht, die sich um einen herum befunden haben, als er losgebrochen ist. Auch die müssen sich neu sortieren, sich einen anderen Standort suchen und die Schäden beseitigen, die der Sturm bei ihnen angerichtet hat.

Die Perspektiven, aus denen die Menschen um einen herum einen selbst und die Umgebung betrachten, haben sich ebenso verschoben, wie die eigene. Vielleicht nicht so radikal, aber dennoch einschneidend genug, um nicht einfach dort weitermachen zu können, wo alles durcheinandergewirbelt wurde.

Und das braucht Zeit. Damit wir das nicht vergessen, nimmt auch immer wieder die eine oder andere Welle Anlauf, die uns daran erinnert, dass man noch nicht wirklich auf sicherem Grund steht.

Deshalb: Sei geduldig mit dir und den Menschen in deinem vetrauten Umfeld. Wenn du zwischendurch ein bisschen mehr vom Leben spüren willst, dann such’ dir Menschen, die diesen Strurm nicht miterlebt haben. Die sind gut, um sich wieder zu erinnern, dass man sich nicht nur mit „Aufräumarbeiten“ beschäftigen muss :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Liebe Kathleen,

ich kenne Dich und Deine Geschichte nicht. Aber ich glaube, es ist schwierig, in Konkurrenz zu jemanden, der tot ist, zu treten. Jeder will die große Liebe von jemand anderen sein, aber wie kann man das sein, wenn die eigentliche große Liebe eben verstorben ist?
Außerdem bist Du jetzt Mitglied in einem Club, in denen keiner je rein will. Ein großes Problem für Clubmitglieder: Die meisten Nicht-Mitglieder wissen nicht, wie sie sich denn nun geziemlich verhalten sollen: Ich würde fast wetten, dass ist nicht nur so, dass alte Freunde nicht mehr mit Dir flirten, sondern auch, dass sie plötzlich erschrocken mitten im Satz abbrechen, weil sie fürchten, sie hätten fast was gesagt, was Dich verletzen könnte. Lauter solche kleinen Dinge.
Das waren für Dich bestimmt fünf unendliche lange Monate. Aber in „Normalzeit“ waren es eben nur fünf Monate.
Ich finde, wenn jemand, der einem nahe steht, plötzlich stirbt, ist es so:
Man wohnt in einer Wohnung, die einfach ziemlich gut ist: man hat sie super eingerichtet, die Nachbarn kennt man, man weiß wo der beste Bäcker ist, vielleicht kauft man bald eine Einbauküche. Und plötzlich wird man entmietet, zwangsgeräumt, was auch immer und findet sich wo wieder, wo man nicht mal im Traum hätte hinziehen mögen. Alles ist dort gräßlich und häßlich und unbekannt. Und man kann nie wieder zurück. Nach und nach muss man sich dann in der neuen Umgebung zurechtfinden. Womit man anfängt, ist bestimmt bei jedem anders. Aber eines Tages ist das dann eben daheim. Verstehst Du? Leben v.2 Und jemanden zu finden, der einem helfen kommt, eine neue Fußmatte zu finden (metaphorisch) ist nicht so leicht.
Ich wünsche Dir viele, viele Leute um Dich rum, die Dir gut tun und helfen. Hab Geduld mit Dir und mit der Welt.

Hey!

Aber mir fällt auf, dass sich einige Männer, mit denen ich
seit Jahren befreundet bin (teilweise seit über 25 Jahren),
auf einmal zurückziehen. Besonders die, die auch gern mal aus
„Spaß“ mit mir geflirtet haben.

Was ist so abschreckend an einer Witwe?

Ich hab mir jetzt die anderen Antworten nicht durchgelesen, aber ich kann dir mal meine eigene Meinung schildern.

Ich versteh mich gut mit den Freundinnen meiner Freunde, hab auch einige Freundinnen die einen Partner haben und ich hab auch keine Probleme mal zwanglos mit einer von denen zu flirten. Aber (mal in die Zukunft gespult, da wir dafür noch zu jung sind) ich würde, zumindest anfangs, nicht eine dieser Frauen daten, wenn sie verwitwet sind.

Aber das bestimmt nicht, weil ich das abschreckend fände.
Zum einen denke ich mir einfach, dass es unangebracht ist eine so verhältnismäßig „frische“ Witwe zu daten. Ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber ich denke mal, dass auch viele Witwen nach 5 Monaten noch nicht bereit sind wieder mit Dates und Flirts anzufangen.

Zum anderen kann ich mir vorstellen, dass es doch einen Unterschied macht, mit der Frau eines Freunds zu flirten, mit dem Wissen, dass man doch nie den Freund hintergehen und was mit dieser Frau anfangen würde oder dann ernsthaft mit dieser dann verwitweten Frau zu flirten (v.a. weil man dann eventuell noch den Gedanken des Hintergehens des Freunds im Hinterkopf hat)

Ich hoffe ich konnte helfen,
Grüße,
ZombieChe

Was für ein schönes Bild
… du da gefunden hast!

Ganz toll und sehr schön vorstellbar dadurch!

Danke und Gruß, noi

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Danke Inge,

Du hast vollkommen Recht - ich machte es wohl auch nicht
anders!

Mir musste wohl nur mal der Kopf gewaschen werden!

auwei, den Kopf wollte ich Dir nun wirklich nicht waschen, nur vielleicht den Blick ein wenig in eine andere Richtung lenken.

Der Tod macht einen unsicher - erinnere Dich an meine Mail damals.
Es ist ganz natürlich, dass Witwen, die sich ja in einer Ausnahmesituation befinden, nicht gleich wieder so behandelt werden, wie zuvor.
Außerdem glaube ich auch nicht, dass dies zum jetztigen Zeitpunkt mit einem neuen Bekanntenkreis anders wäre, da Dich der Tod Deines Mannes noch so vereinnahmt, dass jeder halbwegs feinfühlige Mann keine potentielle Partnerin in Dir sehen wird. Vermutlich auch nicht zum rumalbern und flirten.

Liebe Grüße
Inge

Liebe Grüße

Kathleen

Hallo,

das ist wunderschön in Worte gefaßt, wie eigentlich alle Deine Beiträge. Ich lese sehr gerne von Dir…

LG Sabine

Ich denke, jeder von uns hat schon mal jemanden anderen leider so sehr und schwer verletzt, ohne das zu wollen, und ohne, dass das jemals wieder gutzumachen geht.

Und sicher wird seltenst eine grundböse Absicht dahinter stehen.

Hallo auch,

vielleicht kann man so erklären.

Wenn zwei Leute ihre Partnerschaft beenden, bevor einer stirbt, dann geschieht das, weil sie nicht mehr zusammengepasst haben, sich nicht mehr mochten, sich langweilig waren oder was auch immer. Sie sind dann prinzipiell offen für anderes. Wenn aber einer stirbt, dann reißt das ein Loch in eine Sache, die eventuell noch weitergegangen wäre. Der Nachfolger hat dann eventuell das Gefühl, an das große Vorbild nicht heranzukommen, ein Ersatz sein etc. Ich würde mich auch nicht wohl fühlen, wenn ein Mann mit mir flirten würde, der vor 5 Monaten seine Partnerin durch Tod verloren hat.

Grüße Bellawa.

Hallo,

Ich will keinen neuen Partner - ich will nur mal wieder als
Frau wahrgenommen werden!

Besser kann man sie nicht beschreiben und erklären:

Deine momentane Verunsicherung nach dieser langen, aus deinen zahlreichen Postings von dir hier von mir so eingeschätzt, liebevollen Partnerschaft.

Und die Verunsicherung der Männer in deinem Umfeld, die nicht nur dich kennen, sondern auch deinen Mann kannten.

Ich denke, der erste Schritt kann und muss von dir kommen, egal in welche der beiden Richtungen. Es gehört für beide Richtungen viel Mut dazu. Lass dir einfach noch ein wenig Zeit. Und lass es auf dich zukommen.

Franz

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Guten Morgen Misanthrop,

Wie lange kannst du mit jemand sprechen/flirten ohne auf den
Tod deines Mannes zu kommen?

berechtigte Frage: Ich habe zwar die Minuten/Stunden nie gezählt, denke aber doch recht lange. Das meinte ich, als ich schrieb, ich sei nicht „autistisch“. Ich bin in meinem Bekanntenkreis eher der Ratgeber als -nehmer - nach wie vor.

Vollkommen ohne Vorwurf: Du sprichst das hier fast in jedem
Artikel von dir an, was nur zeigt, dass du es längst noch
nicht verarbeitet hast.

Und das meinte ich mit meiner Art : Das bin ich eben! Und da ich schon etwas länger als fünf Monate Mitglied bei w-w-w bin, weiß eventuell der eine oder andere aus älteren Artikeln, dass das Wiedergeben meiner Erfahrungen nicht zwangsläufig gleichzusetzen ist mit dem, dass ich etwas nicht verarbeitet habe. Aber natürlich: Den Tod meines Mannes habe ich noch nicht verarbeitet.

Wenn ich das Thema so häufig einflechte, dann einfach nur in der Hoffnung, mit meiner Erfahrung eventuell auch helfen zu können (z.B. bezüglich Vorsorgeuntersuchungen, Testament, das Bestehen auf eine umfangreiche Eingangsdiagnostik, das Gedankenspiel, dass das Leben eben auch sehr schnell zu Ende sein kann, die Illusion vom „selbstbestimmten“ Sterben etc.).

Und um sich zu verlieben muss man fröhlich sein.

Ach je, ich erwarte doch gar nicht, dass sich jemand in mich verliebt!

Liebe Grüße

Kathleen

Liebe Jule,

vielen Dank für die schöne Beschreibung.

Der
Sturm, der einen selbst mitgerissen hatte, hat auch vor den
anderen Menschen nicht haltgemacht, die sich um einen herum
befunden haben, als er losgebrochen ist. Auch die müssen sich
neu sortieren, sich einen anderen Standort suchen und die
Schäden beseitigen, die der Sturm bei ihnen angerichtet hat.

Ja, mein Freundes-/Bekanntenkreis ist ziemlich durcheinandergewirbelt worden. Mir sind durch den Sturm aber eigentlich mehr Menschen (asexuell) näher gekommen. Teilweise sind es Menschen, die ich vor dem Tod eines Mannes nie persönlich kennengelernt habe (Kollegen, Fußballfreunde).

Das ist auch ein schönes Gefühl! Lach, ich bin nun einmal doch eher das „Kopfmonster“/der „Kumpeltyp“ als die Circe.

Liebe Wochenendgrüße

Kathleen