Hallo Kathleen,
nach meiner Erfahrung geschieht Loslassen in Wellen. Und nachdem einen die ersten Wogen beinahe ersäuft hätten und man sich mühsam nach oben gekämpft hat, beruhigt sich das Meer der Emotionen für ein Weilchen.
Man erkennt in der Ferne wieder Land und wenn man mal eine Zeitlang kein Wasser mehr schlucken musste, entsteht manchmal die Idee, man habe wieder festen Boden unter den Füßen.
Das Leben scheint einen wieder umarmen zu wollen und man schüttelt sich erleichtert wie ein Hund das Wasser aus dem Pelz. Man fühlt sich bereit, sich allmählich dort wieder einzuklinken, wo man vor einiger Zeit beim großen Sturm aus dem Boot geworfen wurde.
Und plötzlich realisiert man, dass das nicht funktioniert. Der Sturm, der einen selbst mitgerissen hatte, hat auch vor den anderen Menschen nicht haltgemacht, die sich um einen herum befunden haben, als er losgebrochen ist. Auch die müssen sich neu sortieren, sich einen anderen Standort suchen und die Schäden beseitigen, die der Sturm bei ihnen angerichtet hat.
Die Perspektiven, aus denen die Menschen um einen herum einen selbst und die Umgebung betrachten, haben sich ebenso verschoben, wie die eigene. Vielleicht nicht so radikal, aber dennoch einschneidend genug, um nicht einfach dort weitermachen zu können, wo alles durcheinandergewirbelt wurde.
Und das braucht Zeit. Damit wir das nicht vergessen, nimmt auch immer wieder die eine oder andere Welle Anlauf, die uns daran erinnert, dass man noch nicht wirklich auf sicherem Grund steht.
Deshalb: Sei geduldig mit dir und den Menschen in deinem vetrauten Umfeld. Wenn du zwischendurch ein bisschen mehr vom Leben spüren willst, dann such’ dir Menschen, die diesen Strurm nicht miterlebt haben. Die sind gut, um sich wieder zu erinnern, dass man sich nicht nur mit „Aufräumarbeiten“ beschäftigen muss
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Schöne Grüße,
Jule