Was sagt das eigentlich über eine Gesellschaft aus, wenn

Stimmt, aber das sind relativ apersonale Autoritätsgebilde.
Früher waren die Eltern eher als heute die personalen „Transmissionsfiguren“ dieser apersonalen/systemischen Autoritäten.
Dieses Zwischenglied ist, so wie es KKK angeführt hat, tendentiell weggefallen.

Selbst die Lehrer sind heute eher die, die -zugespitzt ausgedrückt- den Schülern „helfen, ihr volles Leistungspotential auszuschöpfen“ und nicht mehr die autoritären Rohrstockschwinger.
Mit diesem veränderten Eltern- und Lehrerverständnis, sind die große gesellschaftlichen Vorgaben (Schulzwang, Leistungszwang usw.) aber nicht weggefallen, sondern m.E. nur apersonaler und damit un(an)greifbarer geworden.

Aber das geht arg in Richtung offtopic …

Aber, ernsthaft gefragt: rein gefühlsmäßig würde es doch eher als „Auflehnung“ wirken, wenn massenhaft Schüler freitags streiken würden mit Forderungen wie "Stoppt endlich das Pariser Klimaabkommen! und „Lasst unsere Generation in Ruhe mit eurer Klimahysterie“?
Da würden sie „im Volk“ zwar vielleicht sogar eher Zustimmung bekommen als jetzt, aber auf mich würde das deutlich „protesthafter“ wirken.

Gruß
F.

Hi,

die Schüler wissen sehr genau, dass sie in der Bevölkerung Zustimmung kriegen würden, wenn sie sich gegen das Pariser Klimaabkommen oder die Dieselfahrverbote aufregen würden. Aber sie wollen etwas fürs Klima tun, und sie finden, dass die Erwachsenen viel zu langsam reagieren, und nix checken und angst haben und wer weiß was.
Ob das nun deinem persönlichen Empfinden von Auflehnen entspricht ist insofern wurscht, diese Teildiskussion hätten wir nicht, wenn das UP ein anderes Wort enthalten hätte.

die Franzi

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Nur weil die Eltern und Lehrer nicht mehr Autorität sind (Autoritäten können sie trotzdem sein), heißt das ja noch lange nicht, dass es nichts gibt, gegen dass sich die heutigen Jugendlichen auflehnen können.

Im vorliegenden Fall lehnen sie sich gegen die Industrie und Politik auf, die im Wesentlichen von der Generation ihrer Großeltern geführt wird und größtenteils im „weiter so“ verharrt bzw. wesentlich mehr auf die Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerungsgruppe der Rentner eingeht als auf die der Jugendlichen, die mit dem Mist leben werden muss, den Industrie und Politik seit Jahrzehnten anrichten

Dass dieses Auflehnen nicht mit Hass und Krawall, sondern sehr friedlich daherkommt, ist m.E. ein Zeichen dafür, dass es hier eben nicht, wie Jugendlichen gerne unterstellt wird, um Protest um des Protests willen geht, sondern es sich um ein echtes, dringendes Anliegen handelt.

Bei mir war es gemischt. Meine Mutter ist von der Generation her eine Achtungsechzigerin, hat aber damals die Demonstrationen nur vom Fenster ihres Arbeitsplatzes aus mitbekommen, und unter meinen Lehrern fanden sich Anti-AKW-Wyhl-Protestierer ebenso wie katholische Nonnen.

Ja, das kann man mit Sicherheit. Ich weiß gerade nicht wo, aber ich habe kürzlich Interviews mit einigen der Schüler und deren Eltern gelesen, und darin kam deutlich zum Ausdruck, dass viele der Eltern ein mehr oder weniger schlechtes Gewissen haben (was ich persönlich sehr gut nachvollziehen kann). Lange Zeit konnte das Aufmucken dieses Gewissens noch mit peniblem Sortieren des Mülls und dem Bezug von Ökostrom unterdrückt werden, aber dass der derzeitige konsumorientierte Lebensstil auf der Ausbeutung von Natur und Drittweltländern basiert und weit entfernt davon ist, nachhaltig zu sein, weiß eigentlich schon lange jeder, der sich nicht ganz fest Augen und Ohren zuhält. Und wenn man es schon selbst nicht geschafft hat, den inneren Schweinehund zu überwinden, und bis jetzt quasi sehenden Auges in die Katastrophe hineingesteuert ist, unterstützt man eben zumindest die nachfolgende Generation in der Hoffnung, dass diese das Ruder noch herumreißen kann.

Die

Generation ist nämlich meiner Ansicht nach nicht die der derzeitigen Jugendlichen, sondern die der derzeitigen Eltern, denen in ihrer Jugend eine goldene Zununft mit Saus udn Braus versprochen wurde. Die aktuell real existierenden Jugendlichen sind dagegen bereits mit Dystopien aufgewachsen und haben eine Heidenangst vor einer Zukunft mit steigenden Meeresspiegeln, vertrocknenden Akcerfllächen und allerlei sonstigen Unerquicklichkeiten. Dass sie anders als ihre Eltern nicht davon ausgehen können, mit einer guten Ausbildung auch eine guten Job oder irgendwann gar so etwas wie eine Rente zu bekommen, ist da nur noch das Sahnehäubchen.

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Ohh … Du musst diese Teildiskussion ja nicht führen (es sind doch Threads für alle und keine PNs), wenn du nicht magst, aber „wurscht“ ist sie ganz und gar nicht, weil es soziologisch nun mal ziemlich interessant ist, ob eine soziale Bewegung als „Mitmachen“ oder „Auflehnen“ zu sehen ist.

Ich hab im UP ja deutlich gemacht, dass mich hier das soziale Phänomen „FridayForFuture“ interessiert, und nicht die xte müßige Klimadiskussion, und ob die Schüler nun recht haben oder nicht.

Es ist doch ganz und gar nicht rein persönlich, sondern lässt sich auch an objektiven Dingen diskutieren.
Eine soziale Bewegung, deren Symbolfigur für den Friedensnobelpreis gehandelt wird, eine soziale Bewegung mit so viel positiver medialer Reaktion, eine soziale Bewegung, die so wenig Konsequenzen zu spüren bekommt von denen, gegen die sie sich unmittelbar richtet (fürs Missachten der Schulpflicht) usw. - ist das sinnvoll als „Protest“ und als „Auflehnen“ zu verstehen?

Gruß
F.

Schon vor 2015 fand ich Rassimus Sch****.

Und mal von dem Schwachfug von der angeblichen totalen Grenzöffnung abgesehen - was sollen denn die ach so bösen Einwanderern meinen Enkeln Schlimmeres antun, als es der Klimawandel antun wird?

Ich gehe jetzt einmal nicht auf die Zusätzliche „Problematik“ ein, dass meine Tochter nicht mehr in Deutschland lebt, ihr Freund weder Deutscher noch Bürger ihrer derzeitigen Heimat ist und etwaige Enkelkinder (die nicht absehbar sind) damit selbst böse Migrationshintergründler wären.

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bist du extrem autoritär aufgewachsen und kannst dir deshalb offensichtlich überhaupt nicht vorstellen, dass Jugendliche sich auch eigenständig eine Meinung bilden können und nicht manipuliert bzw instrumentalisiert sein müssen, um auf die Straße gehen.

Das ist recht simpel: Verzicht lässt sich durchaus kurzfristig umsetzen, während Geo-Engineering noch lange nicht umsetzungsreif ist. Darauf zu setzen, würde bedeuten, mit dem üblichen „weiter so“ weiterzumachen und sich mit vagen Versprechungen vertrösten zu lassen - also etwas äähnlich bestenfalls Viertelgares wie die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Industrie.

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Schon richtig, aber es ist halt ein Unterschied, ob man sich gegen Personen im Nahfeld auflehnt oder gegen apersonale und relativ un(an)greifbare abstrakte Gebilde.
Zur Verdeutlichung: ohne den NS und den Zweiten Weltkrieg und ohne die gigantische Schuld ihrer Väter (und Mütter) an Krieg, Tod und Vernichtung wäre „68“ anders verlaufen. Da gabs den Protest gegen die abstrakten Systeme (Kapitalismus, Staat) auch, aber eben nicht nur den.

Da gebe ich dir vollkommen recht.
Natürlich geht es ihnen um ein wichtiges Anliegen.
Bei Demos sind immer auch Wichtigtuer und Eventies dabei, das ist bei Erwachsenen nicht anders als bei den Schülern.
Dass das bei Schülern so übermäßig rausgestellt wird, ist arrogant und dämlich von uns Erwachsenen.

Im Grunde ist das eine andere Diskussion, weil das bei FridayForFuture ja eigentlich völlig ausgeklammert ist, oder?
Es wäre aber sehr interessant, warum dem so ist.

Gruß
F.

Das ist ja der eine Aspekt, den ich auch angeführt habe, ich glaube aber, dass das keine so simple Frage ist, weil solche sozialen Phänomene natürlich immer auch mit vorherrschenden Deutungsmustern, Diskursen und Weltsichten zu tun haben.

Gruß
F.

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Oh, das kann ich sehr wohl. Allerdings nicht in dem Fall, um den es hier geht.

Hallo,

Ein guter Aspekt:


Ab „Die Gretafrage nach der Mündigkeit“.

Ein etwas grundsätzlicher Aspekt, wesentlich bedeutungsvoller:
Es herrscht ein zunehmendes Klima der Angst in der Gesellschaft.
Der moralische Druck, etwas „falsches“ zu äußern, nimmt deutlich zu.
Man schickt jetzt lieber die Kinder vor, oder lässt zu, dass sie für einen selbst den eigenen aufgestauten Unmut öffentlich auf die Straße tragen.
Die Sorge und das Risiko zu möglichen Konsequenzen, dass ein Nachbar, Arbeitskollege oder Arbeitgeber von der Teilnahme an einer Demonstration erfährt, ist größer geworden.
Pegida oder AFD haben das allen gelehrt.

Und es gibt nirgendwo eine Sicherheit mehr, egal in welchem Lager du sitzt.

„Greta“ ist eine einfache Lösung. Eine feige, eine unehrliche.

awM

Ach Katze, warum tust du das?
Selbstverständlich können sich auch gelernte Ossis eine eigene Meinung bilden. Das konnten sie übrigens auch zu DDR-Zeiten. Allerdings war die Meinungsbildung da ein bisschen gefährlicher als sich Fehlstunden am Freitag einzufangen.
Aber da du dir ja eine eigene Meinung zum Leben in der DDR gebildet hast, ohne jemals dort gelebt zu haben, ist die deinige natürlich die richtige. Dass du mit deinen, teilweise wirklich unterirdischen, Rundumschlägen (nicht nur zu den Ossis) eine Menge Leute vor den Kopf stößt, ist halt Pech.

Soon

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Das tue ich nur bei den „gelernten Ossis“ (und anderen Leuten, die in einer Diktatur aufgewachsen sind), die aus ihrem persönlichen Erleben heraus schließen, dass Jugendliche, die an Demonstrationen teilnehmen, keine eigene Meinung haben und nur fremdgesteuerte Marionetten seien, und die auch sonst gerne krude Theorien in den Raum stellen, die stark vermuten lassen, dass sie den Unterschied zwischen DDR und BRD nicht wirklich verstanden haben.

Du musst dir nicht jeden Schuh anziehen, der gar nicht für dich da steht, nur weil irgendwo auf der Schuhschachtel auch ein kleines „Ossi“ zu finden ist.

Davon abgesehen gibt es gerade in der Generation der heute Um-die-50-Jährigen teilweise heftige Unterschiede in der Sozialisation während der Jugend, die man auch diskutieren können sollte, ohne das gleich jemand in Schnappatmung verfällt. Aber das ist ein Thema für einen anderen Thread.

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Danke Katze,
war klar, dass du wieder die Contenance verlierst und dein Heil in der anonymen Flucht suchst

awM

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Ich habe einige Jugendliche in meinem Umkreis und kann mich dunkel erinnern, dass auch ich mal so eine Phase in meinem Leben hatte - natürlich war ich ganz anders! :wink:

Ich bin mir sicher, dass die Intension vieler protestierender eine Melange aus Bewusstsein der Verletzlichkeit der Umwelt ist, Aufstand gegen die Erwachsenen (der zufällig in dieser Aktion kanalisiert wird aber latent vorhanden ist (Stichwort Pubertier)), Mitläufertum und der Verstoß gegen Regeln durch Fernbleiben von der Schule. Je nach Charakterzug überwiegt mal das eine, mal das andere Motiv.

Mit Interesse hörte ich die Berichte von Eltern einiger protestierender, wie ihre Jugendlichen reagiert haben, als die Eltern ankündigten, die Proteste ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Da wurde schon mal angekündigt, dieses Jahr nicht nach Österreich mit dem Auto zu fahren oder mit dem Flieger nach Mallorca zu jetten, sondern mit dem Fahrrad zur Ostsee. Handys sollten plötzlich 5 bis 10 Jahre benutzt werden, Tabletcomputer zum Spielen würden Komplett abgeschafft. Die Kinder würden nicht mehr mit dem Auto zur Schule, zum Sport und zum Musikunterricht gefahren werden, sondern müssten mit den Öffentlichen fahren. Na, da war dann Karneval nach der Fastnacht! An der eigenen Bequemlichkeit wollen viele wohl nicht rütteln …

Grüße
Pierre

P.S:: nein, ich möchte nicht in die selbe polemische Kerbe hauen, wie es viele Politiker und die ihnen geneigte Presse tun. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Menschen die Belastung der Erde und der Umwelt so weit wie sinnvoll möglich rumziehen müssen. Aber ich gebe auch zu, dass ich selber die Bequemlichkeit liebe und der Teufen auf meiner rechten Schulter mir zuraunt „was kannst Du alleine schon ändern?!"

Mmmhh? Widersprichst du dir nicht gerade selbst?

Warum nicht? Der Schuh steht für alle da, um mal bei deinen Metaphern zu bleiben.
Ich lasse mir nachwievor nicht vorschreiben, wie ich gelebt haben soll in der DDR. Aber da es damals in meinem Extrathread zu dieser Thematik nicht angekommen ist, war es wohl vergebliche Liebesmüh’.

Soon

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Das war sowas von eindeutig auf Goetz gemünzt, dass man schon mit Argusaugen auf solche Schuhe warten muss, um sie sich dann flugs anzuziehen und umgehend so zu tun, als hätte das nichts mit einer selber zu tun.

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Schon erstaunich, wie hartnäckig sich diese fake-News hält. Die Grenze war 2015 nicht mehr oder weniger offen wie zuvor. Sie wurde nur nicht Hals über Kopf geschlossen.

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In welcher Welt lebst Du? In einer, in der sich alle an Klimaziele halten? Also ich lebe in einer Welt in der weiterhin CO2 erzeugt wird und nur eine Wirtschaftskrise für die Reduktion sorgen wird.

Wenn in der EU weniger CO2 ausgestoßen wird dann bedeutet dies nur, dass mehr Produkte in anderen Teilen der Welt produziert werden. Der Erde ist es ziemlich egal, wo das CO2 entsteht…

Es gibt vielversprechende Lösungsansätze beim Geo Engineering, nur scheint das ein mediales Tabu zu sein.

Den fand ich sehr lesenswert. Danke!
Wenn ich die Quintessenz zuspitzen darf: Die zunehmende Infantilisierung des Politischen (insbesonders die Vermoralisierung der Politik und die dadurch entstehenden Gut-Böse-Dichotomien) macht Kinder/Jugendliche heute zu geeigneten Akteuren des Protests.

Interessant, dass auch der Autor 68 als Vergleichsrahmen bemüht:

Das kann ich nicht nachvollziehen.
Diese FFF-Demos (anders als die angeführten Pegida-Demonstrationen) artikulieren doch eine Botschaft, die moralisch „gut“ und Gramsci-hegemonial ist. Warum bräuchten Erwachsene ausgerechnet dafür ihre Kinder als „Stellvertreter“?

Gruß
F,

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