ist nicht von mir: habe ich gelesen und meinte, es sollten alle lesen, weil ich es auch so sehe! quellenangabe unterm text:
Editorial
Faulheit siegt
Ein etwa 50-jähriger Türke, der nach 25 Jahren Aufenthalt in Deutschland kein Wort deutsch spricht, erzählt auf einer Sprachenschule, daß er arbeitslos ist, während seine Brüder in der Türkei in Lohn und Brot stehen. Auf die Frage, warum er dann nicht in seine Heimat zurückkehre, kommt die Antwort: ,Ich bekomme hier mehr vom Arbeitsamt, als alle meine Brüder verdienen."
Ein Taxifahrer berichtet, er habe früher eine Kurierfirma besessen. Der harte Wettbewerb habe ihn zum Aufgeben gezwungen: Man könne nicht gegen Konkurrenten ankämpfen, die ihren Mitarbeitern wesentlich niedrigere Löhne - schwarz - zahlen, weil sie gleichzeitig Arbeitslosengeld beziehen. Genauer: 1.500 Mark Arbeitslosengeld plus 2.500 Mark steuerfreier Schwarzlohn macht 4.000 Mark im Monat netto.
Ein drittes Beispiel: Jeden Samstag beim Bundesligafußball treffen sich zwei etwa 20 jährige Freunde. Der eine ist arbeitslos, ausgeschlafen und verdient sich schwarz etwas dazu. Der andere ist Bäckergeselle und viel zu müde, um sich nebenbei etwas zu verdienen. Er muß nämlich jeden Morgen um vier Uhr aufstehen und Brötchen backen. Der eine geht abends bis zwei in die Disko, der andere kann höchstens am Wochenende mal später ins Bett gehen. Wer hat wohl das bessere Los gezogen?
Drei Beispiele, die nicht frei erfunden sind und vor allem eines zeigen: Faulheit wird in Deutschland belohnt - vom Staat. Der Bäckerjob wird unattraktiv, weil der Freund zeigt, wie man mit Alu und ein paar Nebenjobs besser über die Runden kommt. Keine Ausnahme - das ist Alltag.
In Deutschland sind nicht weniger als 447.000 junge Leute unter 25 arbeitslos gemeldet. Keiner von ihnen sollte auch nur eine müde Mark vom Staat erhalten. Für diese Altersgruppe gibt es im Dienstleistungsbereich irgendwo immer einen Job. Jeder Student findet etwas, aber sicher nicht weil er Abitur hat, sondern weil er Geld braucht. Dazu muß man vielleicht auch mal den Allerwertesten bewegen und den Wohnort wechseln.
Übrigens befinden sich unter den 3,9 Millionen Arbeitlosen auch etwa 450.000, die weniger als einen Monat arbeitslos sind. Weitere 750.000 sind weniger als drei Monate ohne Job. Kann man das wirklich als Arbeitslosigkeit bezeichnen? Für manchen dürfte es eher ein willkommener Urlaub sein, den das Arbeitsamt finanziert.
Ich erlaube mir die Frage, ob nicht jeder Berufstätige wenigstens so weit vorsorgen könnte, daß er maximal drei Monate ohne Einkommen überbrücken kann. Das wären 1,2 Millionen Arbeitslose weniger. Mit dem eingesparten Geld ließen sich die Beiträge drastisch senken.
Arbeitslosengeld sollte den Notfall abdecken, nicht das Leben erleichtern.
Von Ralf-Dieter Brunowsky, Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins CAPITAL, abgedruckt in „Die Steuerberatung“ - monatlich erscheinende Zeitschrift des Deutschen Steuerberaterverbandes e.V. Bonn, erstmals veröffentlicht in CAPITAL Nr. 14/2000.