Moin Eli,
Ist ja schön, dass ihr euch einig seit,
da bin ich mir aber jetzt gar nicht so sicher *g*
aber mir ist unklar,
was hier der unterschiedliche Hintergrund sein soll und warum
das offen irgendwo rumliegt.
Könnt Marion noch sagen, was sie genau meint?
Sicher, wie lange hast du Zeit ? 
Ne, schon gut, ich werde versuchen mich möglichst kurz zu fassen. Im Grunde ist es nämlich das, was ich aus diesem ganzen Thread hier mitgenommen habe.
Demzufolge (so wie ich es verstanden habe):
„Nach der jüdischen Tradition ist Jude, wer eine jüdische Mutter hat oder zum Judentum konvertiert ist.“
Demnach gibt es grob gesagt (ohne jetzt auf die Feinheiten einzugehen) 3 Kombinationsmöglichkeiten:
a) man hat eine jüdische Mutter, lebt aber nicht nach jüdischen Geboten/Traditionen
b) man hat eine jüdische Mutter und lebt nach jüdischen Geboten/Traditionen
c) man hat keine jüdische Mutter, lebt aber nach jüdischen Geboten/Traditionen und ist „offiziell“ anerkannt
Mit den 3 Kombinationsmöglichkeiten können wiederum unterschiedliche Aspekte des Selbstverständnisses als Jude verbunden sein.
Bei a) gibt es entweder kein Selbstverständnis als Jude, oder dieses Selbstverständnis gründet sich auf Dinge wie, Bewusstsein über die eigene Abstammung/Familiengeschichte, jüdische Traditionen, die in der Familie gepflegt wurden oder (so könnte ich mir vorstellen) als ganz starkes Element (insbesondere bei europäischen Juden) das Zusammengehörigkeitsgefühl einer „Schicksalsgemeinschaft“.
Leute der Gruppe b) haben einerseits diese Identität der Abstammung (und Schicksalsgemeinschaft) und leben zudem mehr oder weniger nach den Geboten. Ihre Identität beruht somit auf beiden Aspekten.
Leute der Gruppe c) haben ihrerseits dieses Selbstverständnis bezüglich Abstammung und Familie nicht (es sei denn, Sonderfall, sie haben z.B. einen jüdischen Vater). Statt dessen beruht ihr Selbstverständnis im Wesentlichen auf dem anderen Aspekt, nämlich dem Leben nach den Geboten und der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft, wobei die offizielle Anerkennung durch die Gemeinschaft insofern wichtig ist, als dass damit zum Beispiel rechtliche Dinge verbunden sind (wie heiraten etc.).
Und jetzt sind wir bei der Ausgangsfrage, nämlich welche unterschiedlichen Hintergründe hier auf der Hand liegen. Ein Jude der Gruppe a) wird seine jüdische Identität ganz anders begründen (z.B.: für ihn Gebote unwichtig, starke Identität durch Familiengeschichte), als ein Jude der Gruppe b)(Leben nach den Geboten wichtig, Familiengeschichte völlig unwichtig)
So zumindest haben sich mir als Außenstehenden die teilweise widersprüchlich erscheinenden Aussagen in diesem thread hier offenbart.
Was ich persönlich daraus mitgenommen habe:
Im Umgang miteinander kann es sich durchaus lohnen nachzufragen, worauf jemand seine jüdische Identität begründet (sofern das überhaupt Thema wird).
Um mal vereinfachte Beispiele zu geben: Bei einem menschen mit jüdischem Selbstverständnis von a) brauch ich mir vermutlich wenig Gedanken darüber machen, ob irgend etwas koscher ist, wenn ich ihn z.B. zum Essen einlade. Statt dessen könnte der Umgang miteinander und bestimmte Themen aufgrund unserer jeweiligen Familiengeschichte anfänglich ein gewisses Maß an Vorsicht gebieten.
Beim Umgang mit Menschen der Gruppe b) hisse ich besser von vornherein die weiße Fahne, das heißt, ich hab keine Ahnung, ob bestimmte Themen nicht vielleicht heikel sind und hab auch keine Ahnung, wie ich so jemandem zum Essen einladen kann. Also werde ich je nach Situation (und vielleicht auch Mensch) entweder den Kontakt vermeiden, oder demjenigen Löcher in den Bauch fragen, oder die weiße Fahne schwenkend einfach in jedes sich bietende Fettnäpfchen hineintappen.
Bei Menschen der Gruppe c) hingegen werde ich damit rechnen, dass es vermutlich bestimmte Dinge zu beachten gibt, wenn ich diese z.B. zum Essen einlade. Dafür dürften Themen wie Familiengeschichte im Umgang mit diesen Leuten so gut wie keine besondere Rolle spielen.
Hm…ist die Ausgangsfrage hiermit beantwortet ? 
Unnötig zu sagen, dass ich entsprechendes Verhalten auch natürlich mir gegenüber erhoffe. Sprich: nach welchen Grundsätzen lebe ich, gibt es Dinge in meinem Alltagsleben, die ich gerne respektiert wüsste und wie ist meine ganz besondere Familiengeschichte, die bestimmte Themen vielleicht etwas heikel macht.
Gruss
Marion