Was tun am Todestag des Partners?

Hallo liebe Wissenden,

da ich das Brett „Liebe & Partnerschaft“ schon ausreichend mit dem Thema Tod des Partners „belästigt“ habe, stelle ich meine Frage hier. Ist wohl auch passender.

Mein Mann ist letztes Jahr hier bei mir zu Hause und in meiner Gegenwart an Krebs gestorben - im Alter von 45 Jahren und nur drei Monate nach der Diagnose. Nächste Woche Mittwoch ist sein Todestag.

„Eigentlich“ bin ich derzeit recht stabil (heule nicht mehr täglich, gehe auch unter Leute, kann auch mal wieder lachen/einigermaßen schlafen etc.). Darüber bin ich wirklich froh, da die ersten Monate für mich die Hölle waren.

Ich habe jetzt bloß etwas Bammel vor dem, was am Mittwoch in mir hochkommen kann. Dem möchte ich gern „vorbeugen“, damit ich mich nicht wieder total in diese Leidensbilder hineinsteigere. Bitte nicht wieder schlaflose Nächte, in denen man nur diese Bilder vor Augen hat!

Ich weiß nicht, was mir gut täte!? Einfach Verdrängen? Das tat in den letzten Tagen/Wochen schon gut - nicht ständig die Daten vom letzten Jahr im Kopf zu haben, endlich nicht mehr ständig diese Bilder seines Leidens vor Augen zu haben. Und über die Krankheit/den Tod meines Mannes habe ich in den letzten Monaten schon genug gesagt/geschrieben; soll heißen, dass ich sehr offensiv damit umgegangen bin.

Ich werde an dem Tag arbeiten müssen (allerdings im stillen Kämmerlein, da ich selbstständig bin) - das wäre schon eine Ablenkung.

Ich muss sicherlich mit dem einen oder anderen Anruf/Email von Freunden/Bekannten rechnen…aber will ich wirklich an dem Tag darauf angesprochen werden?

Auf meinen Mann einfach einen Sekt trinken? Das habe ich zu seinem Geburtstag und zu unserem Hochzeitstag in diesem Jahr gemacht. Aber der Todestag ist doch noch etwas anders, oder bilde ich mir es nur ein?

Zum Grab fahre ich nicht - ich war noch nie da (auch nicht zur Beisetzung) - und werde es auch nicht tun (Hintergrund: Mein Mann ist in der Stadt meiner Schwiegermutter beigesetzt, die den Kontakt zu mir abgebrochen hat).

Das belastet mich aber nicht, da ich kein Grabgänger bin (daher auch die Entscheidung meines Mannes, in seiner Heimatstadt beigesetzt zu werden) - und da ich zu meiner Schwiegermutter ohnehin nie ein wirklich gutes Verhältnis hatte (mein Mann auch nicht).

Mir geht es daher auch nicht darum, „wie man sich zu verhalten hat“ (die Außenwirkung ist mir ziemlich egal), sondern nur darum, wie überstehe ich diesen Tag, ohne dass dieser mich wieder „zurückwirft“.

Oder sollte ich mich dem Tag stellen, alles noch einmal gedanklich durchleben (reicht mir eigentlich gerade jetzt schon beim Schreiben)?

Ist (bewusste) Verdrängung nicht auch mal hilfreich?

Ich danke für das Lesen und für alle Anregungen in allen Richtungen - meinetwegen auch mit Vorwürfen, warum ich das Grab meines Mannes nicht besuche etc.

Liebe Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

ja, was soll man Dir raten?!

Das ist wohl für jeden Menschen eine andere Antwort und die ist wohl für eine Person je nachdem auch unterschiedlich.

Hast Du Freunde die Dich stützen können?
So wie ich Dich hier kennengelernt habe bist Du keine Verdrängerin sondern geht sie Probleme aktiv an.
Dann hol Dir Freunde zu Dir und erlebt den Tag, oder zumindestens den Abend gemeinsam.
Redet über Deinen Mann, die schönen Momente und auch die weniger schönen.
Vermutlich wäre dieser offene Umgang für Dich besser als ein Einkapseln.

Gandalf

Hallo Kathleen,
warum wartest du nicht einfach ab, wonach du dich an dem Tag fühlst? Und entscheidest dann spontan, was du tust?
Verdrängen ist auf die Dauer nicht der richtige Weg, denn Trauer muss verarbeitet werden. Es hilft aber sicher in der ersten Zeit, um überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen.
Dass du nicht zum Grab gehst, ist deine Entscheidung, die niemand zu kritisieren hat. Vielen Trauernden hilft es allerdings, weil sie so einen Ort für ihre Trauer haben. Das ist manchmal einfacher, weil man sich bewusst dafür entscheidet, dort hinzugehen und zu trauern. Wenn man so einen Ort nicht hat, kann es etwas schwerer sein, die Trauer nicht immer in alle Bereiche ‚mitzunehmen‘. Das trifft vor allem für die erste Zeit zu.
Ich wünsche dir viel Kraft
herzliche Grüße
florestino

Lieber Gandalf,

ja, was soll man Dir raten?!

keine Ahnung! :smile:

Das ist wohl für jeden Menschen eine andere Antwort und die
ist wohl für eine Person je nachdem auch unterschiedlich.

Das weiß ich, deshalb ist meine Beschreibung ja etwas umfangreicher ausgefallen.

Hast Du Freunde die Dich stützen können?

Ja, ich habe Freunde, aber die meisten sind eben auch nicht „neutral“, da sie den ganzen Krankheitsverlauf/den Sterbens-/Trauerprozess indirekt mitbekommen haben. Und viele sind nun einmal „hilflos“, so dass ich in den letzten Monaten schon immer häufiger sagen musste: „Erzähl mir mal etwas Schönes aus Deinem Leben!“. Außerdem leben die meisten wirklich guten Freunde ein paar Hundert Kilometer entfernt.

So wie ich Dich hier kennengelernt habe bist Du keine
Verdrängerin sondern geht sie Probleme aktiv an.

Ich denke, es ist eine Kombination. Vielleicht ist ja mein „Aktionismus“ eine Form von Verdrängung?

Dann hol Dir Freunde zu Dir und erlebt den Tag, oder
zumindestens den Abend gemeinsam.

Ist wahrscheinlich besser, obgleich …

Redet über Deinen Mann, die schönen Momente und auch die
weniger schönen.

…die meisten, die hier vor Ort sind, nicht so viel zu meinem Mann sagen können (ob Umzug und Wochenendbeziehung) - aber das ist dann vielleicht auch besser so.

Vermutlich wäre dieser offene Umgang für Dich besser als ein
Einkapseln.

Ich habe eigentlich immer beides gelebt - und möchte keins missen, da beides zu mir gehört.

Aber Du hast Recht: Ich sollte den Tag wirklich nicht nur mit Telefonaten verbringen, sondern ein paar Menschen um mich versammeln, auch wenn es dann wieder Kräfte zerrt.

Danke und liebe Grüße

Kathleen

Es ist noch lange nicht vorbei
Hallo Kathleen,

auch wenn du es vermutlich nicht so gern hören möchtest: Ich denke, du bist weit davon entfernt, den Tod deines Mannes verarbeitet zu haben. Nach meiner Einschätzung hast du dir eine „Blase“ geschaffen, in der du überleben kannst, indem du nur das an dich ranlässt, was du glaubst, aushalten zu können. Diese Blase hältst du dadurch aufrecht, dass du scheinbar offensiv mit dem Verlust umgehst.

„Scheinbar“ deswegen, weil du nur die Dinge angehst und/oder nach außen trägst, die für dein Seelenheil nicht bedrohlich sind. Damit schaffst du dir gleichzeitig eine Rechtfertigung dafür, bestimmte Gedanken nicht denken und bestimmte Dinge nicht tun zu müssen. Das Vermeiden des Grabbesuchs gehört dazu. Dorthin zu gehen wäre nämlich der entscheidende Schritt, um den Tod deines Mannes in seiner ganzen grausamen Endgültigkeit anzuerkennen. Um das zu vermeiden, schaffst du dir Schutzbehauptungen wie die Beziehung zu deiner Schwiegermutter, die du dadurch bekräftigst, dass dein Mann ja auch kein gutes Verhältnis zu ihr hatte.

Unterm Strich hat deine Schwiegermutter aber überhaupt nichts mit deinem Besuch am Grab zu tun.

Du bist intelligent, reflektiert und stark. Und all diese Faktoren verhindern derzeit, dass du zulässt, wirklich durch die Trauer durchzugehen. Du kämpfst wie eine Löwin, um am Tod deines Mannes nicht zu zerbrechen und schaffst dir unzählige Strategien, um dein Selbstbild aufrecht zu halten.

Das Problem ist: Durch den Tod eines geliebten Menschen verliert man derartig die Orientierung, dass das Selbstbild nur noch ein trügerisches Bild ist, das aus der Zeit stammt, als man noch „ganz“ war.

Man untermauert es durch unaufhörliche „tapfere“ Taten, und hält sich daran fest, dass die Umgebung darauf reinfällt. Nicht, weil man sie täuschen möchte, sondern weil es einem die Sicherheit gibt, dass man offensichtlich stark genug ist, es zu überleben.

Und so schafft man sich seinen ganz persönlichen Aktionsrahmen und redet sich ein, es würde funktionieren. Man gesteht sich eine Zeit des offensiven Trauerns zu, aber man schafft sich schnell innere Grenzen dafür. Man beschließt irgendwann, über bestimmte Sachen nicht mehr zu sprechen, Freunde mit bestimmten Dingen nicht mehr zu strapazieren und möglichst viel „Normalität“ um sich herum zu erschaffen.

Das gibt zum einen ein Stück Sicherheit, zum anderen verhindert es aber, das Leid in voller Wucht aushalten zu müssen. Das Verdrängen von Dingen hilft dabei - und es ist unglaublich verlockend, diesen Weg weiterzugehen.

Leider erfährt man dadurch keine Heilung. Die Zeit alleine ist es nämlich nicht. Und erst recht nicht die Scheinsicherheit, die man um sich herum konstruiert, die „Blase“, die einem die Illusion lässt, man sei dabei, den Schmerz allmählich hinter sich zu lassen.

Ich hab’ das alles durch. Nach dem (für mich unerwarteten) Tod meines ersten Mannes mit einem Kleinkind und Zwillingen im Bauch verwandelte ich mich in ein Wunder an Kompensation. Natürlich heulte und klagte ich eine Zeitlang, ich wusste schließlich um die Bedeutung des Trauerns. Dass das damit aber längst nicht zu bewältigen war, existierte als Wissen zwar in irgendeinem Winkel meines Gehirns, aber ich bewies der Welt - und vor allem mir selbst - dass ich stark und kundig genug war, auf meine Art damit fertig zu werden. Ich schuf mir Rituale für das Andenken an meinen Mann (ähnlich wie dein Glas Sekt), sprach viel über ihn (vor allem auch mit den Kindern) und meinte, damit sei es getan.

Nach zweieinhalb Jahren, in denen ich mir erfolgreich vormachte, dass ich auf dem Weg der Genesung sei und mein Leben wieder im Griff habe (ich hatte bereits meinen jetzigen Mann kennengelernt), erwischte es mich kalt: Inmitten eines wissenschaftlichen Vortrags, fiel mein Blick zufällig auf einen Mann in der zweiten Reihe, der auf exakt die gleiche Weise den Kopf zurück warf, wie mein Mann das getan hatte, wenn er sich auf etwas konzentrierte. Ich brachte zunächst keinen Ton mehr heraus und brach dann ohnmächtig zusammen. Anschließend verbrachte ich vier Monate in der Psychiatrie, wo es gelang, mich nach und nach wieder zusammenzusetzen.

Mag sein, dass ich nicht ganz frei von Übertragung bin - und doch: Ich erkenne in deinem Verhalten einige Parallelen und lege dir ans Herz, es nicht mit dir allein auszumachen. Überprüfe mal möglichst ehrlich, in wie weit du wirklich Hilfe von anderen Menschen annehmen kannst. Schau dir an, ob du diese nicht nur kontrolliert (durch deinen eigenen Verstand) zulassen kannst und hinterfrage dich, ob du dir aktuell zugestehen würdest, nicht mehr zu funktionieren. Nicht nur situativ - das erlaubt der Verstand dir vermutlich großzügig - sondern grundsätzlich und umfassend. Gäbe es wirklich ein Nest, in das du dich flüchten wollen würdest, bereit dazu, mal eine Welle die Verantwortung abzugeben? Jetzt, ein Jahr nach dem Tod deines Mannes. wo es doch schon so viel besser geht?

Falls du denkst, das nicht mehr zu brauchen, besuch’ das Grab deines Mannes.

Schöne Grüße
Jule

Hallo florestino,

warum wartest du nicht einfach ab, wonach du dich an dem Tag
fühlst? Und entscheidest dann spontan, was du tust?

weil ich höchstwahrscheinlich schon in der Nacht zuvor „Angst“ vor diesem Tag haben werde. Und wenn jetzt nichts „plane“, laufe ich Gefahr, dass meine Spontaneität gegen Null laufen wird.

Verdrängen ist auf die Dauer nicht der richtige Weg, denn
Trauer muss verarbeitet werden.

Ich denke schon, dass ich hier schon einige Schritte vorangekommen bin. Es geht ja nicht nur primär um Trauer als solches, sondern um die Bilder des Leidens durch den Krebstod.

Es hilft aber sicher in der
ersten Zeit, um überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen.

Da habe ich wohl missverständlich ausgedrückt: Ich habe in den letzten Monaten so gut wie gar nichts verdrängt/verdrängen können - daher bin ich gerade froh, dass ich endlich mal keine Bilder in meinem Kopf habe.

Vielen Trauernden hilft es
allerdings, weil sie so einen Ort für ihre Trauer haben.

Ich weiß es von meiner Schwiegermutter, daher bin ich auch froh, dass sie den Ort hat, der für mich nicht wichtig ist.

Wenn man so einen
Ort nicht hat, kann es etwas schwerer sein, die Trauer nicht
immer in alle Bereiche ‚mitzunehmen‘.

Ich habe eher das Gefühl, dass man seine Trauer eben dann nur auf einen Bereich/eine Örtlichkeit beschränkt.

Das trifft vor allem für
die erste Zeit zu.

Die erste Zeit habe ich ja schon „hinter“ mir, und ich versprüe auch kein Bedürfnis zu diesem Grab, welches überhaupt nichts mit meinem Mann zu tun hat, zu fahren.

Ich wünsche dir viel Kraft

Ich danke Dir und Dir auch liebe Grüße

Kathleen

Trauerarbeit?
Hallo Kathleen,

ein Wissender bin ich beileibe nicht, mir fällt nur ein Begriff ein, mit dem ich lange überhaupt nichts anfangen konnte:

„Trauerarbeit“. Als ich den das erste mal hörte, war ich verwirrt, dann fassungslos. Kann man denn nicht trauern, ohne das es in Arbeit ausartet? Oder besser: ohne dass alles psychologisch überfrachtet wird.

Aber langsam beginne ich zu begreifen, was der Begriff Arbeit bedeutet: das zu tun, was getan werden muss.

Und ob es nun ritualisiert ist oder nicht, du musst dich der Trauer stellen, und Geburts-, Hochzeits- und Todestage sind eben solche Tage, an denen die Trauer unvermeidlich anklopft. Und was dann anliegt, ist (sich) ihr zu öffnen.

Dass Verdrängen nicht der richtige Weg ist, ist dir wohl auch klar. Dir sollte auch klar sein, dass die Trauer nie endet, aber mit der Zeit an Dominanz abnimmt. Momentan denkst du stündlich an deinen Mann, irgendwann täglich, und in einigen Jahren ist das Gedenken und die Trauer ein Aspekt deines Lebens, aber nicht der, der dein Leben bestimmt.

Die nötige Kraft wünscht dir Zoelomat

Hallo Kathleen,

DIE EINE Antwort auf deine Frage wirst du wohl nicht finden. Jeder Mensch geht anders mit dem Verlust eines geliebten Menschen um. Ein Patentrezept gibt es („leider“) nicht.

Ich z.B. habe in einem solchen Fall die Orte besucht, in/an denen wir uns besonders gefühlt, den Schmerz noch einmal besonders intensiv gespürt haben. Dies hat MIR (!) geholfen, könnte anderen duchaus schaden.

Eins aber scheint mir sicher: Verdrängen hilft nicht, weil es einfach nicht funktioniert.

Es kann auch sehr schön sein, an diesem Tag noch einmal den intensiv den Schmerz zu spüren, sofern sich man/frau bewußt ist, daß es sich um etwas ganz besonderes gehandelt hat.

Bezüglich all der anderen Dinge (Außenwirkung, Angehörige) würde ich mir keine Gedanken machen. Es ist DEINE Trauer und wie du mit dieser umgehst, ist einzig und allein deine Entscheidung.

Grüße

godam

Liebe Jule,

auch wenn du es vermutlich nicht so gern hören möchtest:

doch, will ich, denn Deine Einschätzung stimmt ja auch mit meiner (fast) überein! Und ich danke Dir für Deine Offenheit!

Ich
denke, du bist weit davon entfernt, den Tod deines Mannes
verarbeitet zu haben.

Das habe ich nie und nimmer behauptet und werde es auch nie tun. Im Gegenteil!

Nach meiner Einschätzung hast du dir
eine „Blase“ geschaffen, in der du überleben kannst, indem du
nur das an dich ranlässt, was du glaubst, aushalten zu können.

Deshalb schrieb ich ja, dass ich einigermaßen stabil sei.

Diese Blase hältst du dadurch aufrecht, dass du scheinbar
offensiv mit dem Verlust umgehst.

Das schrieb ich Gandalf: Mein Aktionismus ist sicherlich ein Bestandteil einer Verdrängung.

„Scheinbar“ deswegen, weil du nur die Dinge angehst und/oder
nach außen trägst, die für dein Seelenheil nicht bedrohlich
sind.

Doch sie sind teilweise „bedrohlich“.

Damit schaffst du dir gleichzeitig eine Rechtfertigung
dafür, bestimmte Gedanken nicht denken und bestimmte Dinge
nicht tun zu müssen.

Ich denke eher, dass ich viel zu viel denke/Gedanken zulasse, und genau das mich auch am Handeln hindert.

Das Vermeiden des Grabbesuchs gehört
dazu. Dorthin zu gehen wäre nämlich der entscheidende Schritt,
um den Tod deines Mannes in seiner ganzen grausamen
Endgültigkeit anzuerkennen.

Dafür benötige ich kein Grab. Wirklich nicht! Ich habe meinen Vater bis zu seinem Krebtod auch gepflegt und war während seines Sterbens bei ihm. Er liegt nur 2km von mir entfernt. Ich habe ihn nur „besucht“, wenn mal wieder jemand anderes beerdigt wurde.

Die Endgültigkeit habe ich bei meinem Vater und meinen Mann in den Tagen des Sterbens erfahren. Mehr Endgültigkeit brauche ich nicht, will ich nicht, kann ich nicht ertragen…

Um das zu vermeiden, schaffst du
dir Schutzbehauptungen wie die Beziehung zu deiner
Schwiegermutter, die du dadurch bekräftigst, dass dein Mann ja
auch kein gutes Verhältnis zu ihr hatte.

Na ja, Schutzbehauptungen? Ich war ja wegen des Drängens von Freunden dann doch auch bereit, zur Beisetzung zu fahren, habe auch Musik ausgesucht und habe eine Rede vorbereitet. All dies hat mir meine Schwiegermutter aber untersagt.

Unterm Strich hat deine Schwiegermutter aber überhaupt nichts
mit deinem Besuch am Grab zu tun.

Doch! Da dieses Grab nur eine Produktion meiner Schwiegermutter ist (die mir ihre Vorstellung noch zwei Tage vor seinem Tod in allen Details mitgeteilt hat, obgleich ihr Sohn nur ein paar Meter entfernt hier bei mir im Sterben lag - und sie ihn ein paar Minuten zuvor gesehen hat - aber von ihm rausgeschmissen wurde).

Du bist intelligent, reflektiert und stark.

Wenn Du das meinst, nehme ich es mal als Kompliment/Aufbau an, aber ich weiß natürlich, dass mir meine vermeintliche Stärke auch nur bedingt hilft! :frowning:

Und all diese
Faktoren verhindern derzeit, dass du zulässt, wirklich durch
die Trauer durchzugehen. Du kämpfst wie eine Löwin, um am Tod
deines Mannes nicht zu zerbrechen und schaffst dir unzählige
Strategien, um dein Selbstbild aufrecht zu halten.

Aber was ist denn Trauer - und der „Durchgang“? Meine „Außenwirkung“ ist natürlich Bestandteil, um mich nicht vollends zu verlieren. Aber ich habe nie behauptet, dass ich nicht weine, mich nicht hilflos und gelähmt fühle, ich immer „stark“ sein möchte.

Das Problem ist: Durch den Tod eines geliebten Menschen
verliert man derartig die Orientierung, dass das Selbstbild
nur noch ein trügerisches Bild ist, das aus der Zeit stammt,
als man noch „ganz“ war.

Das ist wohl wahr!

Man untermauert es durch unaufhörliche „tapfere“ Taten, und
hält sich daran fest, dass die Umgebung darauf reinfällt.

Aber sind diese Taten trotz Tod nicht auch noch Bestandteil einer Selbst? Sicherlich lassen sich viele „blenden“, so dass sie mich nicht bedrängen…

Nicht, weil man sie täuschen möchte, sondern weil es einem die
Sicherheit gibt, dass man offensichtlich stark genug ist, es
zu überleben.

Aber geht es dann nicht erst einmal um das „Überleben“? Ich täusche die Menschen auch nicht - ich denke, ich irritiere sie.

Und so schafft man sich seinen ganz persönlichen Aktionsrahmen
und redet sich ein, es würde funktionieren.

Natürlich „funktioniert“ nichts mehr - ich funktioniere, mache meinen Job sehr gut, habe tolle Kunden, die auch alle über meinen Zustand wissen. Aber man braucht doch einen Rahmen, oder nicht? Ist dieser Flucht?

Man gesteht sich
eine Zeit des offensiven Trauerns zu, aber man schafft sich
schnell innere Grenzen dafür. Man beschließt irgendwann, über
bestimmte Sachen nicht mehr zu sprechen, Freunde mit
bestimmten Dingen nicht mehr zu strapazieren und möglichst
viel „Normalität“ um sich herum zu erschaffen.

Doch, ich spreche noch sehr viel über meinen Mann, seine Krankheit, sein Sterben und auch über die schönen Sachen. Ich denke eigentlich nicht, dass ich vor der Trauer wegrenne. Aber vielleicht irre ich mich auch.

Das gibt zum einen ein Stück Sicherheit, zum anderen
verhindert es aber, das Leid in voller Wucht aushalten zu
müssen.

Puh, die Wucht habe ich durch und scheue mich ja auch nicht davor, rechne jederzeit damit - auch wenn es hier mit meinen Beiträgen (auch zu anderen Themen) anders erscheinen mag. Aber muss ich es mir diese Wucht jetzt wieder bewusst antun?

Das Verdrängen von Dingen hilft dabei - und es ist
unglaublich verlockend, diesen Weg weiterzugehen.

Für mich nach diesen Monaten definitiv. Aber es sind doch auch nur kleine Momente der Ablenkung/der Verdrängung - sollte ich sie daher meiden?

Leider erfährt man dadurch keine Heilung.

Die kann es nach meinem Geschmack auch nicht durch einen Grabgang geben - und auch nicht, wenn ich mich weiterhin vollends der Trauer hingebe.

Die Zeit alleine ist
es nämlich nicht. Und erst recht nicht die Scheinsicherheit,
die man um sich herum konstruiert, die „Blase“, die einem die
Illusion lässt, man sei dabei, den Schmerz allmählich hinter
sich zu lassen.

Ich will den Schmerz auch gar nicht hinter mir lassen, ich will einfach mit dem Schmerz leben lernen. Sonst hätte ich mich ja wirklich direkt neben meinen Mann legen können und die restlichen Medikamente in mich reinstopfen können!

Danke für Deine Offenheit!

Mag sein, dass ich nicht ganz frei von Übertragung bin - und
doch: Ich erkenne in deinem Verhalten einige Parallelen und
lege dir ans Herz, es nicht mit dir allein auszumachen.

Will ich ja eigentlich auch gar nicht!

Überprüfe mal möglichst ehrlich, in wie weit du wirklich Hilfe
von anderen Menschen annehmen kannst.

Wenn Du Deine Übertragung nochmals anwendest, kennst Du die Antwort! :smile:

Schau dir an, ob du
diese nicht nur kontrolliert (durch deinen eigenen Verstand)
zulassen kannst und hinterfrage dich, ob du dir aktuell
zugestehen würdest, nicht mehr zu funktionieren.

Gibt es eine Möglichkeit, den Verstand/Kopf auszuschalten - ich wäre dankbar drum! Natürlich bekommen meine Freunde (und auch Ihr hier) mit, dass es mir nicht gut geht, aber es eben schon wieder so gefiltert, dass viele meinen: Die kommt schon klar!

Nicht nur
situativ - das erlaubt der Verstand dir vermutlich großzügig -
sondern grundsätzlich und umfassend. Gäbe es wirklich ein
Nest, in das du dich flüchten wollen würdest, bereit dazu, mal
eine Welle die Verantwortung abzugeben? Jetzt, ein Jahr nach
dem Tod deines Mannes. wo es doch schon so viel besser geht?

Alle Verantwortung abgeben kann und will ich definitiv nicht - Fluchtmöglichkeiten habe ich genug, aber ich nehme sie nur eingeschränkt wahr!

Falls du denkst, das nicht mehr zu brauchen, besuch’ das Grab
deines Mannes.

Was ist jetzt „das“?

Ich werde dieses Grab nicht besuchen!

Ich danke Dir nochmals für Deine offenen Worte - auch zu Deiner Erfahrung!

Mein Beitrag ist wohl etwas „schusselig“ - verzeiht!

Liebe Grüße und einen schönen Abend

Kathleen

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Hallo Kathleen,

Dafür benötige ich kein Grab. Wirklich nicht! Ich habe meinen Vater bis zu seinem Krebtod auch gepflegt und war während seines Sterbens bei ihm. Er liegt nur 2km von mir entfernt. Ich habe ihn nur „besucht“, wenn mal wieder jemand anderes beerdigt wurde.

Aber du warst da. Und die Tatsache, dass du dich mit Händen und Füßen dagegen wehrst, das Grab deines Mannes zu besuchen, scheint mir sehr bedeutsam. Auch und gerade, weil du dir ein unglaublich aktives Abwehrsystem zugelegt hast, das es nicht zulässt, diese Entscheidung zu revidieren.

Aber was ist denn Trauer - und der „Durchgang“? Meine „Außenwirkung“ ist natürlich Bestandteil, um mich nicht vollends zu verlieren. Aber ich habe nie behauptet, dass ich nicht weine, mich nicht hilflos und gelähmt fühle, ich immer „stark“ sein möchte.

Nein, das hast du nicht. Das scheint mir aber Teil des Problems: Du tust ja alles, was man tun muss, um mit dem Verlust fertigzuwerden. Es fällt mir schwer, das so in Worte zu fassen, dass du verstehen kannst, was ich meine. Vielleicht trifft es das am ehesten: Alles, was man tut, unterliegt einer inneren Zensur. Man „arbeitet“ bestimmte Dinge „ab“, weil man sie für notwendig/wichtig erachtet, aber man schottet sein Innerstes ab. Das dient ein Stück weit dem Überleben, aber nach meiner Erfahrung muss man einmal alle Schilder gesenkt haben, um wirklich voran zu kommen.

Ich täusche die Menschen auch nicht - ich denke, ich irritiere sie.

Und damit beschäftigst du sie hervorragend auf Nebenschauplätzen :smile:. Es könnte ein Zeichen dafür sein, dass du auch hier die Kontrolle behalten willst. Das halte ich für durchaus legitim, aber es nimmt dir möglicherweise die Chance, dich wirklich mal fallen zu lassen. Mir ist das erst nach meinem Zusammenbruch gelungen - und auch dann nur vor Fremden. Es ist, als wolle man Menschen, die einem nahe stehen, vor der eigenen inneren Flutkatastrophe beschützen, die man nicht berechnen kann, wenn die Dämme brechen. Meine Freunde und Familie wurden wichtige „Aufbauhelfer“ - sie vorher mit mir „absaufen“ lassen, konnte ich nicht zulassen.

Aber man braucht doch einen Rahmen,oder nicht? Ist dieser Flucht?

Ja, den braucht man. Und natürlich ist er immer auch ein Stück "Flucht - ebenso, wie er gleichzeitig Rettungsanker ist. Das Problem ist, zu erkennen, ab wann er einen am Fortkommen hindert.

Aber muss ich es mir diese Wucht jetzt wieder bewusst antun?

Nach meiner Erfahrung: Ja. Und das so oft immer wieder, bis ihre Wirkung nachzulassen beginnt. Das alleine aufzuhalten halte ich aber für extrem schwierig und auch für problematisch.

Aber es sind doch auch nur kleine Momente der Ablenkung/der Verdrängung - sollte ich sie daher meiden?

Diese Frage kann ich dir nicht wirklich beantworten. Ich weiß um ihre wohltuende, heilsame Wirkung ebenso, wie um die trügerische Sicherheit, die sie einem bieten können. Trotzdem denke ich, dass man an guten Momenten mitnehmen muss, was man kriegen kann.

Sonst hätte ich mich ja wirklich direkt neben meinen Mann legen können und die restlichen Medikamente in mich reinstopfen können!

Nein, so bist du nicht gestrickt :smile:. Das hat dein Verstand bestenfalls als abzuwägende Option in Betracht gezogen, um sie dann zu verwerfen :smile:.

Gibt es eine Möglichkeit, den Verstand/Kopf auszuschalten -

Wenn er sich nicht selbst ausschaltet - wie bei mir - sehe ich die größte Chance dazu bei einem in der Trauerarbeit erfahrenen Psychologen.

…aber es eben schon wieder so gefiltert, dass viele meinen: Die kommt schon klar!

Meine Theorie: Du schützt sie ebenso vor deinem Inneren, wie dich selbst.

Schöne Grüße
Jule

1 Like

Liebe Kathleen,

niemand von uns kann wissen, was es für dich bedeutet, das Grab deines Mannes zu besuchen oder auch nicht. Ich finde, du weißt am besten, was für dich richtig ist.
Zu deiner Frage, was du tun sollst: Auch das kann natürlich niemand wissen, da wird für jeden etwas anderes richtig sein. Darum möchte ich dir eine Hilfe geben, womit du dir selber helfen könntest: Überlege dir, welche Möglichkeiten du siehst bzw. welche für dich in Frage kommen. Z.B. Arbeiten, Freundin besuchen, dich mit etwas Schönem ablenken, oder den Tag mit Erinnerungen verbringen (das sind nur Beispiele). Und dann schreibst du jede dieser Möglichkeiten auf einen Zettel und legst sie in die vier Ecken eines Zimmers. Wenn du dann die Ecken nacheinander besuchst und reinspürst, wie es dir damit geht, wirst du bald wissen, was du tun möchtest. Eine Ecke, die einfach nur „etwas anderes“ heißt, ist übrigens auch immer nicht schlecht.

Du hast es bisher gut gemeistert, du wirst es auch weiterhin gut meistern. Ich habe aus deinen Worten nicht herausgelesen, dass du dir etwas vormachst, allerdings ist das aus geschriebenen Worten auch schwer zu erkennen.

Alles Gute!
Julia

Grabgang
Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Beiträge!

Jule hat mich schon sehr treffend analysiert, aber es fällt mir eben auch sehr schwer, meine „Abwehr-/Schutzmechanismen“, die ich seit Jahrzehnten lebe, gerade jetzt abzulegen.

Ich möchte aber auch noch etwas zum Grabgang und noch anderes zum besseren Verständnis sagen (ja, Jule, ich weiß, dass dies nur Dein Bild bestätigt!:smile:).

Nach dem Tod meines Vaters haben mein Mann und ich hier auf dem Hof einen Kirschbaum gepflanzt. Mein Vater hat die Natur/seinen Garten immer geliebt. Eigentlich wollte mein Vater auch auf einem Waldfriedhof anonym beerdigt werden. Aber mit dieser Vorstellung konnte meine Mutter nicht leben.

Nach dem Tod meines Vaters haben mein Mann und ich natürlich auch darüber gesprochen, wie wir uns unsere Beisetzung vorstellen. Und es war klar, dass keiner von uns einem Grab eine Bedeutung zumisst. Mein Mann hat daher (lange vor der Krebs-Diagnose) beschlossen, in der Stadt, in der seine Mutter lebt, beigesetzt zu werden, da er wusste, dass es für sie sehr, sehr wichtig ist, einen Ort zu haben.

Als ich ihr dies zwei Tage vor dem Tod meines Mannes mitgeteilt habe, war sie auch „überglücklich“. Ich weiß nicht, ob mein Mann es zum Schluss eigentlich immer noch wollte (er war ob Hirnmetastasen/Ödeme im Hirn schon sehr verwirrt). Ich weiß nur, dass ich meinem Mann überhaupt keinen Gefallen damit getan habe, seine Mutter hierher zu holen, damit sie ihren Sohn noch einigermaßen ansprechbar (sprich, dass er sie erkennt) „erleben“ kann.

Es war wirklich schlimm. Mein Mann hat sich bei jedem Auftauchen seiner Mutter so aufgeregt und sie nach Minuten wirklich aus dem Zimmer „geworfen“. Ich brauchte dann mindestens eine Stunde, ihn wieder zu beruhigen. Das zog sich über zwei Tage hin und eskalierte darin, dass mein Mann sich den Schlauch der künstlichen Ernährung abgerissen hat und nach mir schrie. Seine Mutter ist natürlich mit und hat sich still auf einen Stuhl im Krankenzimmer gesetzt. Als mein Mann sie erblickte schrie er sie an: „Was willst Du denn hier!“…

Als meine Schwiegermutter am Samstag (zwei Tage vor seinem Tod) gefahren ist, hat sich mein Mann mindestens dreimal rückversichert, dass sie weg ist - und wurde endlich wieder ruhiger.

Um noch einmal die Bilder, die mich verfolgen, zu beschreiben: Mein Mann war bereits auf unter 50 kg abgemagert, ihm wurden innerhalb von vier Wochen drei heftige OPs zugemutet, die Ärzte hatten uns so viel Hoffnung gemacht (noch keine vier Wochen vor seinem Tod wurde er mit der Aussage aus dem KH entlassen, er sei derzeit turmorfrei und könne in die Reha), er hatte aber bereits Hirnmetastasen, die aber erst eine Woche vor seinem Tod ob „Verhaltensauffälligkeiten“ diagnostiziert wurden.

Aber einen Tag vor seinem Tod hatte er einen „lichten“ Moment. Er sagte zu mir: „Kathleen, ich kann nicht mehr - mach was!“ Er wollte, dass ich ihn mit Morphium überdosiere…ich hatte im Sterbensprozess meines Vaters immer gesagt, dass ich es getan hätte. Aber ich konnte es nicht! Ich hatte genügend Morphium hier…

Am nächsten Tag habe ich von der Hausärztin/dem Pflegedienst gefordert, etwas zu tun. Mein Mann hat zwei Spritzen Haldol bekommen - ein paar Stunden später war er tot. Das war auch gut so, denn in der Nacht zuvor hat sich sein Hirn „verabschiedet“ - er hatte nur noch einen starren Blick, seine Hände/Beine waren verkrampft/steif…

Das meine ich damit: Ich werde diese Bilder von seinem Leiden nicht los, besonders da ich weiß, dass mein Mann so NIE sterben wollte.

Mein Mann war bis zur Diagnose (drei Monate zuvor) top-fit: ist viermal die Woche ins Fitnessstudio, ist locker 20 km gejoggt. Die Ärzte meinten, er habe ein Herz wie ein 20-Jähriger…ich bin immer davon ausgegangen, dass ich vor ihm sterbe.

Ich habe mich oft gefragt, ob meine Trauer „anders“ wäre, wenn er bei einem Autounfall ums Leben gekommen wäre. Dann hätte ich mich vollends auf den Verlust „konzentrieren“ können.

Aber so sind die Bilder so präsent - und die Streitigkeiten mit meiner Schwiegermutter. Die Auseinandersetzungen fingen ja schon nach der Diagnose an, so dass mein Mann auch meinte: „Kathleen, ruf sie einfach nicht mehr an!“ Und diese Streitigkeiten eskalierten nach dem Tod.

Meine Schwiegermutter gibt mir die Schuld am Tod ihres Sohnes!

Ihr müsst daher verstehen, dass ich vor dem Hintergrund keine „Lust“ verspüre, 300 km in eine Stadt zu fahren, die so befrachtet ist, um einen Ort zu besuchen, von dem ich weiß, dass ich dort meinen Mann nicht finden werde.

Mein Mann ist hier beim Kirschbaum, den ich mit ihm zusammen in Gedenken an meinen Vater gepflanzt habe!

Ich weiß zwar immer noch nicht, was ich am Mittwoch machen werde, aber seit versichert: So viel verdränge ich nicht, wie es eventuell erschien - auch wenn es mir eben auch manchmal lieber wäre.

Daher scheue ich auch noch gewisse Orte. Ich bin damals wegen meines Mannes nach Berlin gezogen, wo wir sieben Jahre gelebt haben. Ich war seit dem Tod nicht mehr in Berlin, da es „seine“ Stadt ist. Dabei liebe ich diese Stadt und habe sehr viele Freunde dort.

Jule, Du sagst jetzt sicherlich: Genau diese Wucht musst Du erfahren…aber das kann ich nicht!

Ganz herzlichen Dank noch einmal und liebe Grüße

Kathleen,
die seit gestern nur wenige tränenfreie Stunden hatte

Hallo,

das große „P“ vor dem Todestag kann ich gut nachvollziehen. Gerade wenn es offenbar an familiärer Unterstützung fehlt, und ausreichend intime Freunde offenbar auch nicht in erreichbarer Nähe sind. Denn gerade das Gefühl sich diesem Tag alleine stellen zu müssen, ist natürlich auf der einen Seite eine besondere Grausamkeit, auf der anderen Seite fällt es aber natürlich auch besonders schwer, konkret hierfür um Hilfe zu bitten, wenn entsprechende Angebote nicht von sich aus kommen. Trotzdem solltest Du Dir überlegen, ob und wen Du ggf. hierzu ansprechen könntest, mit dem Du zumindest einen Teil des Tages gemeinsam verbringen kannst, und hierzu etwas konkretes planen kannst.

Bei uns hat sich aus dieser Situation sogar eine Tradition entwickelt. Aus der ersten klaren Ansage, dass wir Kinder am Todestag unseres Vaters unsere Mutter besuchen würden, ist eine feste Veranstaltung mit gemeinsamem Kaffeetrinken und Abendessen geworden, an der alle teilnehmen, die es irgendwie einrichten können. Und Dank der kleinen Monster, die Oma dann in Beschlag nehmen, ist das eine alles andere als nur todtraurige Veranstaltung.

Ich kann auch nachvollziehen, wenn Menschen der Besuch am Grab nicht so wichtig ist. Das geht mir auch so. Aber zwischen „nicht so wichtig“ und dem, was Du hier so zum Thema von Dir gibst, ist schon noch ein ganz massiver Unterschied. Denn Du versuchst hier ganz aktiv, Dich einem Besuch am Grab zu entziehen. Und wenn Du berichtest, dass Dir deine Schwiegermutter die Organisation der Beerdigung verboten hat, alleine über das Grab und dessen Gestaltung bestimmt, dann ist ja auch das sehr auffällig. Ganz ehrlich: Mit Eheschließung liegt die Verantwortung und auch die Verpflichtung für dieses Thema ganz eindeutig beim Ehegatten. Schön, wenn man sich in der Familie dann auch mit noch lebenden Eltern einig ist. Aber wenn nicht, dann muss das genau anders herum laufen, als bei Euch, und ich weiß auch nicht, welcher Hund da noch begraben liegt, dass Du Dich darauf eingelassen hast, dass dein Mann sich nicht bei Euch am Ort, sondern am Wohnort der Mutter hat beerdigen lassen, und damit ja auch vermutlich eine gemeinsame Bestattung von Euch beiden nicht mehr zur Debatte steht. Kann es sein, dass da doch trotz allem Beteuerns „wie wenig Dir das Grab bedeutet“, doch noch ganz tief ein ziemlicher Stachel in Dir steckt, dass deinem Mann sich da so nach der Mutter gerichtet hat? Kann es sein, dass Du genau deshalb jetzt auch nichts mit diesem Grab an anderem Ort und ohne deine Einbeziehung gestaltet, nichts zu tun haben möchtest?

Dann solltest Du das Thema ganz dringend angehen, und insbesondere „mit deinem Mann“ klären. Und dafür gibt es ganz sicher keinen besseren Ort als genau dieses Grab, das von Dir ausgesuchte Gesteck, ein paar Topfpflanzen, einen von Dir zusammengestellten Blumenstrauß, vielleicht ein paar Zweige von Eurem Kirschbaum, oder was auch immer es Dir erleichtert deutlich zu machen, dass Du Dich nicht länger auf Platz 2 abschieben lässt. Da liegt in erste Linie erst einmal dein Mann begraben, und erst in zweiter Linie der Sohn seiner Mutter. Deshalb musst Du da in Zukunft nicht alle paar Wochen vorbei schauen, und kannst seiner Mutter ja den Spaß der Gestaltung für den Rest des Jahres lassen. Aber wenn Du da (egal wie selten) vorbei kommst, machst Du deutlich, dass Du hier die „besseren Rechte“ hast, und dafür brauchst Du Dich auch niemand gegenüber rechtfertigen. Das versteht sich mE von selbst.

Ganz ehrlich: Wenn Du irgendeine Chance sehen solltest, die Reise mit passender Unterstützung aus dem Freundeskreis anzutreten, solltest Du sie Dir möglichst schnell, und am besten wirklich jetzt gleich am Sterbetag „zumuten“, deinem Mann da am Grab die passenden Töne sagen, und damit auf dem Weg deinen Frieden mit dieser Situation zu finden, einen deutlichen Schritt voran zu kommen, der dann auch in der Trauerbewältigung sicherlich hilft. Ohne dieses Kapitel „Grab“, weniger im Sinne von regelmäßigen Besuchen dort, als vielmehr im Sinne der Bereinigung der gesamten Situation um dieses Thema, machst Du Dir die ganze Trauerarbeit sicherlich nur schwerer als sie ohnehin ist.

Gruß vom Wiz

Hallo Kathleen,

was Du schilderst wäre für mich ein Horrorszenario. Zu Deiner Ausgangsfrage, wie Du den Todestag Deines Mannes gestalten / verbringen könntest, habe ich nichts hinzuzufügen.

In den letzten Jahren sind an vielen Orten Trauergruppen entstanden, meist im Rahmen von Kirchengemeinden. Diese werden von Leuten geleitet, die eine Ausbildung zum Trauerbegleiter durchlaufen haben. Vielleicht könntest Du auf diesem Weg eine/n Gesprächspartner/in finden und Hilfe bei Deinem Trauerprozeß. Auch über eine Lebensberatungsstelle oder einen Anruf bei der Telefonseelsorge kannst Du erfahren, wo an Deinem Wohnort oder in der Nähe es Trauergruppen gibt oder andere Gesprächsmöglichkeiten für Trauernde.

Alles Gute und viele Grüße

Iris

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Hallo Kathleen,

Ich habe einen nicht ganz so strengen Eindruck wie Jule: Du lässt aus meiner Sicht soviel an dich ran, wie du zum jeweiligen Zeitpunkt verarbeiten kannst. Das ist legitim und muss es auch sein, solange Themen temporär verschoben werden, und nicht immer und immer wieder bis endgültig.

Ich denke, dass - vor allem aufgrund der Heftigkeit deiner Erfahrung - eine Gesprächstherapie eine gute Unterstützung wäre, schon deswegen, weil du dann nicht mehr alles allein tragen müsstest, z. B. auch an Schlüsseltagen wie diesem.

Wenn du zum Schluss kommen solltest, Unterstützung zu benötigen, würde ich jedenfalls eine Trauergruppe meiden. Da kommen durch den „Erfahrungsaustausch“ am Ende noch Bilder und Assoziationen duch Gleichbelastete dazu, und die kannst du ganz sicher nicht brauchen.

fliegerbaer

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Hallo Kathleen, hallo Wiz,

was Du, Wiz, zum Grab schreibst, leuchtet mir als Mitleserin sehr ein. Aber gerade weil das ein so belastetes Thema ist, würde ich spontan den Todestag und den Gang zum Grab zeitlich auseinandernehmen. Mir scheint die kämpferische Rückeroberung („Ich habe alles Recht der Welt, an seinem Grab zu sein!“) nochmal ein sehr anderes emotionales Thema zu sein als das, was vielleicht am Todestag ansteht. Vielleicht ist da eher etwas „Kirschbaumpflege“ dran. (Oder eine eigene Pflanze für Deinen Mann zu pflanzen? Für mich könnte ich mir vorstellen, dass die handgreifliche Arbeit dabei und das Gefühl, demjenigen so einen neuen Platz zu geben, gut sein könnte. Wie das für Dich ist, weiß ich natürlich nicht.)

Und so wie Du, Kathleen, beschreibst, wie das mit dem Begräbnis war, glaube ich auch nicht, dass Du Dir das Grab je zu einem eigenen Ort machen kannst und willst. Du kannst nur Deine Position gegenüber dem bestehenden Grab festigen.

Ich kann Deine Angst, liebe Kathleen, vor dem Todestag so gut verstehen, und ich kann Dir auch keinen rechten Rat dazu geben. Ich glaube, dass unser aller Hilflosigkeit in dieser Frage nicht nur damit zu tun hat, dass niemand Dir die Entscheidung abnehmen kann, sondern auch widerspiegelt, wie hilflos jeder so einem großen und schmerzhaften Verlust gegenüber steht. Jule hat das ja auch beschrieben, als sie von ihrer eigenen Trauer erzählte.

Ich glaube aber auch, dass das Loch um den Todestag dazugehört, so hart das auch ist. Manche erleben es so, dass sie da nochmal tief in die Trauer und Verzweiflung fallen, dass sie aber danach erleben, dass es leichter wird. Das gehört, denke ich, zusammen.

Die Frage ist vielleicht, was Dir so Halt geben kann, dass Du Dich sicher genug fühlst, Dich fallen zu lassen. Für diesen einen Tag.

Viele Grüße und viel Kraft (und ein Riesentuch für Deine vielen Tränen),

Jule (die andre)

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Hi Kathleen

Zu Jule:

Zitat:Hier ist Raum 3. für persönliche Fragen zu psychischen Problemen jeder Art. Dabei ist aber von den Fragestellern unbedingt zu berücksichtigen, daß Ferndiagnosen nicht erfolgen können und dürfen! Die Antworten können und sollen die persönliche Konsultation eines Psychotherapeuten nicht ersetzen! Dies ist besonders deshalb zu berücksichtigen, weil hier – entsprechend der Konzeption dieses Forums – jeder User antworten kann und darf, egal, ob er Fachkundiger oder Laie ist.

Ich würde eher zu den Meinungen von Iris & Denker tendieren.

Liebe Grüße

PS Wird eh gelöscht…

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Sorry Iris & Fliegerbär

Hallo Kathleen,

wenn ich dein Mann wäre und könnte noch einmal zu dir sprechen, dann würde ich dir sagen: "Eigentlich bin ich noch da, bei dir. Ich kann nicht mehr deine Hand halten, und du kannst deinen Kopf nicht mehr auf meinen Schoß legen, das ist richtig. Aber ich bin nicht weg aus deiner Erinnerung, aus deiner Gefühlswelt.

Auf meinen Mann einfach einen Sekt trinken? Das habe ich zu
seinem Geburtstag und zu unserem Hochzeitstag in diesem Jahr
gemacht. Aber der Todestag ist doch noch etwas anders, oder
bilde ich mir es nur ein?

Ich würde mir wünschen, dass du im Geiste mit mir ein Glas Sekt trinkst, wann immer dir danach ist und ansonsten tu bitte das, womit es dir am besten geht. Es ist nunmal der erste Todestag, nachdem du das erste Weihnachten, Neujahr und Ostern erlebt hast, wo ich nicht mehr so bei dir sein kann. Es ist schon was anderes, das stimmt.

Vielleicht kannst du doch irgendwann mal mein Grab besuchen. Ist aber nicht so wichtig, denn das sind Äußerlichkeiten. Ich weiß ja, wie du an mich denkst.

Oder sollte ich mich dem Tag stellen, alles noch einmal
gedanklich durchleben (reicht mir eigentlich gerade jetzt
schon beim Schreiben)?

Ja, es ist schwer und auch ich kann dir nicht sagen, wie du das richtig machst. Aber denk immer dran: Ich bin bei dir.

Ist (bewusste) Verdrängung nicht auch mal hilfreich?

Das weiß ich nicht. Denke an die schönen Zeiten, und sei froh, dass es sie gab.
Auch dein Lächeln kommt wieder. "

Ich danke für das Lesen und für alle Anregungen in allen
Richtungen - meinetwegen auch mit Vorwürfen, warum ich das
Grab meines Mannes nicht besuche etc.

Ich hoffe - nein- ich weiß, dass du das obige richtig verstehst.

Guten Morgen Wiz,

lieben Dank für Deinen Beitrag.

das große „P“ vor dem Todestag kann ich gut nachvollziehen.
Gerade wenn es offenbar an familiärer Unterstützung fehlt, und
ausreichend intime Freunde offenbar auch nicht in erreichbarer
Nähe sind.

das stimmt so nicht ganz. Ich habe ja auch noch Familie (Mutter und Oma), die hinter mir steht und an dem Tag auch da sein wird. Und auch Freunde wären „greifbar“, wenn ich es denn wollte.

Und wenn Du berichtest, dass Dir deine
Schwiegermutter die Organisation der Beerdigung verboten hat,
alleine über das Grab und dessen Gestaltung bestimmt, dann ist
ja auch das sehr auffällig.

„Anfangs“ war meine Schwiegermutter ja noch offen, aber innerhalb der drei Wochen zwischen Tod und Beisetzung ist ihre Stimmung so dermaßen umgeschlagen, was nicht nur dem geschuldet war, dass ihr anscheinend erst später wirklich „bewusst“ wurde, dass ihr Sohn tot ist, sondern auch dem Umstand, dass ich sie nun einmal auch wegen einiger Verwaltungssachen „nerven“ musste. Aber sie hat auch auf von mir „lieb gemeinte“ Angebote total böse reagiert. Z.B. habe ich sie gefragt, ob sie nicht noch die eine oder andere Sache von meinem Mann haben möchte, woraufhin sie nur meinte: „Du willst ja ohnehin nur alles wegschmeißen…“

Ganz ehrlich: Mit Eheschließung
liegt die Verantwortung und auch die Verpflichtung für dieses
Thema ganz eindeutig beim Ehegatten.

Das habe ich nie so gesehen. Natürlich, wenn mein Mann keine Mutter mehr gehabt hätte, aber so? Und natürlich hätte ich auch alle Kosten übernommen (so reduzierten sie sich auf die Einäscherung hier vor Ort und die Überführung der Urne).

Schön, wenn man sich in
der Familie dann auch mit noch lebenden Eltern einig ist. Aber
wenn nicht, dann muss das genau anders herum laufen, als bei
Euch, und ich weiß auch nicht, welcher Hund da noch begraben
liegt,

Gar kein Hund! Mein Mann wusste einfach nur aus der Erfahrung nach dem Tod meines Vaters, den ich sehr geliebt habe, dass für mich ein Grab keine Bedeutung hat - hingegen für seine Mutter umso mehr.

dass Du Dich darauf eingelassen hast, dass dein Mann
sich nicht bei Euch am Ort, sondern am Wohnort der Mutter hat
beerdigen lassen, und damit ja auch vermutlich eine gemeinsame
Bestattung von Euch beiden nicht mehr zur Debatte steht.

Ein gemeinsames Grab? Komisch, auf diesen Gedanken bin ich/sind wir nie gekommen. Tot ist tot - was danach passiert ist doch vollkommen egal. Wir haben eben immer nur daran gedacht, wem von den Hinterbliebenen was wichtig wäre.

Kann
es sein, dass da doch trotz allem Beteuerns „wie wenig Dir das
Grab bedeutet“, doch noch ganz tief ein ziemlicher Stachel in
Dir steckt, dass deinem Mann sich da so nach der Mutter
gerichtet hat?

Nein, überhaupt nicht! Ich habe auch schon in dem Gespräch mit meiner Schwiegermutter vor dem Tod gesagt, dass ich mir vorbehalte, überhaupt zur Beisetzung zu kommen, wofür sie auch Verständnis zeigte.

Kann es sein, dass Du genau deshalb jetzt auch
nichts mit diesem Grab an anderem Ort und ohne deine
Einbeziehung gestaltet, nichts zu tun haben möchtest?

Jein - ich habe es ja bewusst und anfangs mit gutem Gefühl in die Hände meiner Schwiegermutter gelegt. Auf Drängen von Freunden habe ich mich entschlossen, doch zur Beisetzung zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt räumte mir meine Schwiegermutter schon auch noch ein „Mitspracherecht“ ein, aber als es konkret wurde, hieß es nur: „Nein, das will ich nicht!“

Sie hat es z.B. auch zum Problem gemacht, dass Freunde zur Beisetzung kommen, weil diese (wie mein Mann) 1. FC Union Berlin Fans sind - das sind ja alle randalierende und Bierfalschen schmeißende Raudis. Dass der 1. FC Union die Urne gespendet hat und der Präsident vorhatte, zur Beisetzung zu kommen, hat sie dann aber „beruhigt“.

Meine Schwiegermutter hat ihr Kind verloren, das sie letztlich überhaupt nicht kannte - und entsprechend hat sie die Beisetzung gestaltet.

deutlich zu machen, dass Du Dich nicht länger auf Platz 2
abschieben lässt. Da liegt in erste Linie erst einmal dein
Mann begraben, und erst in zweiter Linie der Sohn seiner
Mutter.

Ich habe mich nie auf Platz 2 gefühlt. Ich sehe hier auch von meiner Seite kein „Konkurrenzverhältnis“. Ich habe eher Mitleid mit meiner Schwiegermutter, da sie durch ihre Grabgänge (laut meines Schwagers 2-3 mal die Woche) nur ihr schlechtes Gewissen zu befriedigen sucht.

Aber wenn Du da
(egal wie selten) vorbei kommst, machst Du deutlich, dass Du
hier die „besseren Rechte“ hast,

Aber ich will gar keine „besseren“ Rechte haben. Viele Freunde haben sich angeboten, in meinem Namen regelmäßig etwas aufs Grab zu legen, aber sehe keinen Sinn darin. Ich muss keine Präsenz zeigen - da spende ich das Geld lieber - das entspräche eher der Vorstellung meines Mannes. Und die Straßenkids, die von einem Verein im Berliner Umland betreut werden, hatten bisher sicherlich mehr davon.

Ganz ehrlich: Wenn Du irgendeine Chance sehen solltest, die
Reise mit passender Unterstützung aus dem Freundeskreis
anzutreten, solltest Du sie Dir möglichst schnell, und am
besten wirklich jetzt gleich am Sterbetag „zumuten“, deinem
Mann da am Grab die passenden Töne sagen,

Am Sterbetag werde ich es definitiv jobbedingt nicht „einrichten“ (können). Aber was sollte ich meinem Mann denn sagen? Ich habe nichts mit ihm zu klären. Ich weiß, dass er mich geliebt hat, mir bis zum Schluss vertraut hat wie niemanden anderen auf der Welt, ich wusste von allen Ängsten, Sorgen - es sind keine Fragen offen geblieben. Und es gibt nur eins, was ich mir vorwerfe: Ihn in die Reha gehen zu lassen, obgleich er meinte: „Kathleen, ich fühle mich noch nicht fit für die Reha!“

und damit auf dem
Weg deinen Frieden mit dieser Situation zu finden,

Meinen Frieden mit meinem Mann habe ich! Meinen Frieden mit meiner Schwiegermutter werde ich nicht erreichen. Meine „Friedensangebote“ sind alle abgelehnt worden. Selbst der Halbbruder meines Mannes, der sehr religiös ist, rät mir ab, weitere Klärungsversuche zu unternehmen, da seine Mutter durch und durch irrational reagiert. Daher ist für mich dieses Thema auch durch. Nein, nicht trotzig, sondern wirklich: Ich fühle nichts - keine Wut, keine Enttäuschung - höchstens eben Mitleid mit ihr - und ich bin froh, dass mein Mann es nicht mehr mitbekommt.

Viele Wochenendgrüße

Kathleen