Heidergger vs. Carnap
Hallo,
die kindischen Bemerkungen von Thorshammer und Branden darf man ja getrost übergehen, weil sie einfach absurd sind, aber das von dir ins Feld geführte Carnap-Zitat muss man bekämpfen, weil es ignorant ist.
„Die Bildung der Sätze (1) beruht einfach auf dem Fehler, daß
das Wort „nichts“ als Gegenstandsname verwendet wird, weil man
es in der üblichen Sprache in der Form zu verwenden pflegt, um
einen negativen Existenzsatz zu formulieren.“
(Rudolf Carnap über Heidegger und sein „Nichts“).
Die Reduzierung von Sprache auf deren Gebrauch ist ein interessanter Versuch Wittgensteins gewesen, Sicherheit im Bereich der Formulierung philosophischer Probleme zu gewinnen. Bei Wittgenstein ist das Ganze auch immer so provokant formuliert, dass man den argumentativen Stachel sozusagen noch spürt. Carnap macht daraus aber leider eine Doktrin und ist fällt dadurch im Grunde weit hinter den Wittgensteinschen Versuch zurück, der immerhin als Versuch ernst genommen werden konnte.
Was ist eigentlich so fatal daran, ein verkrustetes Denken aufzubrechen, wie Heidegger es versucht hat, indem er Begriffe umdeutet (und Wittgenstein übrigens auch)? Im Grunde genommen ist doch gerade der Ansatz von Carnap so vorurteilsbelastet, wie ein Ansatz es überhaupt nur sein kann. Wenn man nicht weiter über den Problemgehalt von Sätzen, Äußerungen u. dgl. nachdenkt (wie es Wittgenstein selbst ja in der Tat noch getan hat), darf man sich doch nicht wundern, dass man zu so (in der Tat) banalen Aussagen wie Carnap kommt, ohne zu spüren, dass in den Sätzen von Heidegger ein Problem formuliert wird, dass Carnap nicht nur nicht sieht, sondern es gar nicht sehen will.
Das Denken von Carnap an dieser Stelle hat allenfalls historischen Wert, weil es zeigt, auf welche Weise man sinnvolle Gedankenexperimente trivialisieren und damit banalisieren kann, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, weil es (leider) genügend Menschen gibt, die diese Banalisierung für das Non plus ultra halten, weil es ja so schön einfach ist.
Mit dieser Denkweise ist aber nicht nur ein Problem beseitigt (was in einigen Situationen durchaus hilfreich sein kann, das darf man auch nicht bestreiten), sondern es wird im Grunde genommen die ganze Philosophie in ihrer Gesamtheit unnötig brüskiert, bloß um Klarheit zu bekommen. Aber wer sagt, dass Klarheit im Leben immer weiter führt? Das kann man natürlich postulieren, aber damit wird es nicht richtig!
Das Fatale an dieser Denkweise ist, dass mögliche Entwicklungen des Denkens schlicht abgeschnitten werden!
Ich sehe natürlich auch die Absicht Carnaps, der im Grunde nichts Schlechtes will, aber leider erzeugt er Schlechtes, nämlich eine unnötige Reduzierung, die Problembewusstsein disqualifiziert (und damit im Grunde sich selbst als unkritisch erweist).
Ich bin mir bewusst, dass solche Einwände wie meiner hier unzeitgemäß wirken, weil das Carnapsche Denken inzwischen Überhand genommen hat, aber ich möchte diesen Beitrag, den ja ein durchaus ernstzunehmender Psychologe schreibt, nicht unwidersprochen hier stehen lassen, wofür ich um Entschuldigung bitte. In dieser Frage scheint m. E. eine rationale Auseinandersetzung zur Zeit noch nicht möglich zu sein, was dann leider nicht nur zu einem bloßen Aufeinanderprallen der Meinungen, sondern auch zu solch absurden Beiträgen wie den anfangs genannten führt.
Mein Einwand: Gerade die Fragwürdigkeit Heideggers ist geeignet, einmal die eigene Fragwürdigkeit zu überprüfen!
Gruß
Bona