Weiterbildung überhaupt noch sinnvoll?

Hallo liebe Gemeinde,

ich habe das Gefühl, dass ich für den Arbeitsmarkt aufgrund meiner geringen Berufserfahrung als geringqualifiziert gelte.
Dazu würde ich meinen Bildungsweg kurz umreißen und Euch bitten, Eure Einschätzung abzugeben.

Ich bin 35, habe 2013 meine Ausbildung zum Elektroniker abgeschlossen und zuvor beim Hessischen Staatstheater als Helfer im Bühnenbau gearbeitet. Nach dem Abschluss meiner Ausbildung habe ich zunächst nicht in meinem Beruf gearbeitet, sondern mein Fachabitur im Bereich Elektrotechnik nachgeholt. Anschließend habe ich 4 Semester Maschinenbau und 3 Semester Elektrotechnik studiert, was ich aber nicht abgeschlossen habe.

Seit ca. 18 Monaten arbeite ich im Schaltschrankbau und bilde mich berufsbegleitend zum staatl. geprüften Techniker weiter. Bei dem Kurs handelt es sich um ein Fernstudium, bei welchem ich nicht genau weiß, ob es mich am Ende beruflich weiterbringt.

Ich würde gerne in einem anderen Fachbereich tätig werden, sehe aber meine Chancen aufgrund meiner geringen Qualifizierung als zu gering an.

Servus,

die Staatsprüfung hat in diesem Zusammenhang durchaus einen Wert - Du kannst (entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten vorausgesetzt) als Staatlich Geprüfter auf Projekten durchaus ähnlich mit „richtigen“ Ingenieuren eingesetzt werden.

Formal hilft der Schein übrigens auch, das abgebrochene Studium im CV ein bisselchen zu glätten.

Das hier

ist allerdings ein Problem für sich: Nochmal „was ganz anderes machen“ ist mitte Dreißig nicht mehr unbedingt der Bringer.

Was schwebt Dir denn da so vor?

Schöne Grüße

MM

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Hallo,
genau das ist die alles entscheidente Frage. Was willst du? Was bereitet dir Freude? Was machst du gerne? Was macht dir Spass? Wenn du das eindeutig beantworten kannst, dann mach es zu deinem Beruf. In jeder Branche ist Platz für Quereinsteiger. Gerade in unserer heutigen Zeit in der alle Betriebe händeringend nach Mitarbeitern suchen. Wichtig ist, dass du willst.
Gruß

Es wird dich insofern weiterbringen, als man bisher nicht wirklich Durchhaltevermögen aus deinen Lebenslauf heraus lesen konnte :confused: sprich ich würde an deiner Stelle wenigstens diesen einen Abschluss durchziehen - schon wieder abzubrechen kommt echt nicht gut an.

Mehrfache Abbrüche kann man zwischen 17 und Anfang 20 noch mit Selbstfindungsphase erklären - mit Anfang 30 eher nicht mehr

Gruß h

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Es öffnet jedenfalls Türen und verbessert deine Position in Gehaltsverhandlungen. Ein Zettel, auf dem steht, dass du eine Prüfung bestanden hast, ist in Deutschland - zu Recht - immens wichtig und für viele Jobs Voraussetzung.
Auch wenn es relativ wenig über deine tatsächlichen Fähigkeiten aussagt, beweist du damit immerhin, dass du eine Sache durchziehen kannst (zweimal abgebrochenes Studium kommt selten gut an - damit kannst du höchstens Bundespolitiker bei den Grünen werden).

Und so grob scheinen deine Interessen doch in Richtung „Mechatronik“ zu gehen, oder? Allein da gibt’s ja unzählige Fachbereiche neben dem Schaltschrankbau.
Oder meinst du mit „Fachbereich“ eher „nix mit Technik und so“?

Gruß,

Kannitverstan

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Vielen Dank für Eure Antworten!

Meine Bedenken waren zwischenzeitig, dass ein Fernstudium als geringwertiger als ein Präsenzstudium gelten könnte.
Ich habe den Techniker als Fernstudium begonnen, weil mir das Konzept neben dem Beruf ganz gut gepasst hat und ich der Meinung bin, dass die Fernlehrer eher wissen, was sie tun, als die Hochschulen während der Lockdowns.

Ich würde im technischen Bereich bleiben wollen. Es geht mir hauptsächlich darum, vom Starkstrombereich in den Bereich der Telekommunikationstechnik/Informationstechnik/Mikroelektronik zu wechseln.

Was ich auf jeden Fall will, ist der Wechsel weg von der Starktstromtechnik. Am ehesten würde mir eine Tätigkeit in der Forschung/Entwicklung im Bereich Mikroelektronik/Robotik gefallen. Das wird aber schwer werden.
Alternativ wäre für mich etwas als Backend-Developer denkbar.

Ich sehe die beiden Abbrüche jetzt nicht unbedingt negativ. Ich konnte dadurch ja Fähigkeiten erwerben, die mich im Beruf weiter gebracht haben. Das ET-Studium hätte ich auch ganz gern zu Ende geführt, aber diese Hybridsemester während der Lockdowns waren der Horror. Gar nicht mal wegen dem fehlenden Austausch, sondern wegen der katastrophalen Organisation. Da bin ich jetzt in meinem Fernstudium deutlich besser aufgehoben. Die wissen da zumindest alle, was sie tun.

Ich denke, dass ich durch den Abschluss meiner Berufsausbildung schon Durchhaltevermögen bewiesen habe. Alles was jetzt noch kommt, ist quasi Beiwerk, um das Gesamtbild aufzuwerten. Und wie ich weiter oben schon sagte, es ist ja nicht so, dass ich mich während des Studiums auf die faule Haut gelegt habe. Ich habe Klausuren geschrieben, Labore abgeschlossen und dadurch an technischem Verständnis dazu gewonnen. Allein die Labore haben mich enorm weiter gebracht.

Alle Stationen meines Lebens sehe ich als Zugewinn an. Sogar meine Helfertätigkeit vor Beginn meiner Ausbildung. Diese verschiedenen Erfahrungen, die ich sammeln konnte - ich habe mir mein Studium im übrigen als Busfahrer finanziert - sind unbezahlbar.

Ich sehe mein Leben als eine Art Reise an, wo ich möglichst viel lernen und erleben möchte. Das Spektrum an Persönlichkeiten, die ich treffen und kennenlernen konnte, hilft mir auch, mich in andere Menschen hineinzuversetzen.

Dazu gehören auch die verschiedenen Sichtweisen hier bei WWW.

Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Abend :wink:

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Servus,

So ab Mitte vierzig wirst Du dann zunehmend Verkaufstalent für so ein CV benötigen, damit es auch für einen anderen, der es liest, auf Anhieb klar wird, dass da bei Dir eine planmäßige und gewünschte Entwicklung stattfindet.

(Das hab ich mit ähnlich romantischer Auffassung nicht hingekriegt, mit der Folge, dass ich das letzte Viertel meines Arbeitslebens mit einer überaus quälenden, stumpfsinnigen und schlecht bezahlten Tätigkeit verbringe.)

Schöne Grüße

MM

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Wenn das der einzige Grund ist, das jetzt abzubrechen, vergiss es. Dass du das Präsenzstudium abgebrochen hast zu Coronazeiten, kann man gerade vor dem Hintergrund deiner schon bestehenden Berufsausbildung und -tätigkeit noch gut abbilden. Das verbaselst du aber völlig und verkehrst es ins Gegenteil, wenn du das Fernstudium jetzt abbrichst.

Aus Erfahrung in meinem persönlichen Umfeld weiss ich, dass dieser Abschluss dir sehr wohl Türen öffnen kann, direkte oder indirekte. Zumal es ja durch Schwerpunktwahl durchaus gute Möglichkeiten gibt, das auf seine Bedürfnisse anzupassen. Wenn die Dozenten so gut sind, wie du beschrieben hast, solltest du vielleicht das Gespräch darüber auch dort mal nutzen. Forschung und Entwicklung ist bspw etwas, was mit dem Techniker sehr wohl funktioniert.

Worüber du in dem Zusammenhang auch nachdenken solltest, ist das, was nicht nur gestern und heute, sondern noch mehr morgen als DAS Thema eine Rolle spielen wird: mit jeder Schwerpunktsetzung, die dich nur in die Nähe von Klimawandel und Folgenbewältigung bringt, brauchst du dir gar keine Gedanken mehr um Aufstieg und Weiterentwicklung zu machen. Die Leute werden jetzt schon händeringend gesucht.

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Kann man nur unterstreichen, wobei da aktuell insbesondere im Hoch- und Höchstspannungsbereich (Wind- und Solarparks, Netzausbau) momentan riesiger Bedarf ist, und man da am Abend mit dem Gefühl ins Bett gehen kann, wirklich etwas im großen Stil für die Energiewende getan zu haben.

Insoweit sollte @anon88027038 es sich noch einmal überlegen, ausgerechnet aus dem Schaltschrankbau und Co. zu den Dünndraht-Bändigern zu wechseln. Zumal das Spiel mit den Spielzeugen für die ganz großen Jungs und Mädels schon auch seinen eigenen Reiz hat. Riesige Offshore Rigs, beindicke Erdkabel, hunderte Tonnen schwere Trafos und Spulen, Konverter-Hallen groß wie Fußballplätze, gewaltige Masten, … Bei den Baustellenbesuchen finde ich es immer wieder schade, dass ich da nicht selbst Hand anlegen darf.

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Der Gedanke war jetzt auch nicht, das Fernstudium abzubrechen. Ich zahle den Kurs ja selbst und dachte tatsächlich nach, wie weit ein Fernstudium vom Arbeitgeber anerkannt wird. Man findet da ja sehr viel gegensätzliche Aussagen zu.

In meinem Studium hatte ich Smart Systems als Vertiefungsrichtung gewählt und mache jetzt meinen Techniker für Informations - und Kommunikationstechnik. Das war die Fachrichtung, die mit dem abgebrochenen Studium am ehesten vergleichbar war und was mich schon immer fasziniert hat. Je kleiner ein „System“ ist, desto besser. Ich beschäftige mich privat auch viel mit dem Arduino oder Raspberry Pi.

Ich bin zwar auch gerne in der Werkstatt und baue die Schränke - wenn man so eine Anlage aus 10 Schränken da stehen sieht , ist das schon toll -, aber kleine, smarte Sensorik ist auch interessant. Sowas wie das hier zu entwickeln, wäre natürlich die Königsklasse: https://www.youtube.com/watch?v=P-w2RT6jCpk

Über eine Tätigkeit im Offshore-Bereich habe ich auch schon oft nachgedacht, scheue mich aber vor den Montageeinsätzen, die ja im Wechsel 2-4 Wochen dauern. Also 2-4 Wochen offshore und 2-4 Wochen zu Hause.

Vor einigen Jahren ist die deutsche Solarindustrie fast komplett abgewürgt worden, weil die Förderungen radikal gekürzt wurden. Das war ungefähr zu der Zeit, als ich gerade in der Ausbildung war. Damals hat jeder gesagt, dass der Bereich der regenerativen Energien nicht zukunftsfähig ist, weil der Photovoltaik-Bereich z.B. fast komplett nach China abgewandert ist. Im Offshore-Bereich sah es nicht besser aus.

Jetzt, wo es brennt, sucht man nach Feuerwehrleuten. :grin:

Da darf ich gar nicht drüber nachdenken. Ich bin der Meinung, dass jeder ein Einkommen verdient hat, welches ihm ein gutes Leben ermöglicht.

Selbst, wenn man als Hofkehrer angestellt wird, hat man so bezahlt zu werden, dass man davon leben kann.

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Das ist ja auch so.

Leben kann man vom Mindestlohn (Brutto etwas mehr als 2.000 €). Nur eben nicht sehr komfortabel und hübsch.

Schöne Grüße

MM

Ein kleines Update zu meinem Kurs. Ich habe den Kurs nun doch abgebrochen. Es stellt sich doch so dar, dass der Techniker über das ILS als Techniker 2. Klasse begriffen werden kann. Das ist mir der Aufwand nicht wert. D.h. ich werde mich doch mit einer dauerhaften Tätigkeit auf unterster Ebene begnügen müssen.

Erkennst Du den Widerspruch?

Hm :thinking: Und welcher Klasse ist jemand, der noch nicht einmal den Kurs absolviert hat?

#Ichmeinjanur

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Die Klasse, die man als ausgebildete Fachkraft ebenso hat! Ich weiß, in Deutschland schätzt man Fachkräfte nicht so sehr, wie in anderen Ländern. Deshalb wird Deutschland auch kolossal zu Grunde gehen.

Gar nicht mal wegen der Politik, sondern wegen der Gesellschaft. Ok?

???

Woher weißt Du das?

Übrigens: Hier

hast Du noch differenziert zwischen Techniker 1. Klasse, Techniker 2. Klasse und @anon88027038 unterster Ebene.

Das ist der Widerspruch, den Du auch jetzt noch nicht erkennen möchtest.

Es wird ziemlich deutlich, dass Du ganz schlicht Gründe suchst, nichts mehr weiter für Deine berufliche Qualifizierung zu tun und trotzdem anderen die Schuld zu geben, dass Du so, wie Du jetzt bist, mit Deiner Arbeit weder glücklich noch reich werden wirst.

No ja - muss man ja auch nicht. Aber es ist für die Seelenhygiene ganz gut, wenn man auch dazu steht, wenn man sich für was anderes entscheidet.

Glück auf!

MM

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Ich versuche einfach mal, deinen Überlegungen zu folgen:

  1. Es gibt unterschiedlich gewertete Technikerausbildungen.
  2. In Deutschland werden Fachleute generell gering bewertet.
  3. Deshalb breche ich die vermeintliche 2. Klasse-Ausbildung ab.
  4. Davon verspreche ich mir …?
  5. Im Ausland gelte ich dann als was?

Sorry, irgendwie kriege ich es nicht hin.
Wie sieht dein Plan aus? Wohin willst du? Was ist dein Ziel? Oder willst du bis zum Rentenalter rum meandern?

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Evtl. meint er, dass man heutzutage lieber eine Partie aus 1-2 Facharbeitern und 4-5 Helfern beauftragt, statt 6 ausgebildeten Kräften.

Ist billiger.

Beispiel ist ein Bekannter, der Ivo.
Der Ivo ist ein immer freundlicher und fleissiger Kerl, der kann und macht Alles, ob Fliesenlegen, Laminat, verputzen, Rigipswände; Alle reissen sich um ihn, gerne lässt man sich im Pfusch die Garage machen.

Ist billiger.

In seiner Heimat ist er DER Arbeiter, Tischler, Maurer, Installateur usw usf. und entsprechend angesehen.

Hier jedoch ist er immer nur Hilfshackler und muss tun, was Massa mit Fachausbildung sagt und wird am Bau getreten und beschimpft, für einen Mindestlohn.

Vielleicht ist es so gemeint (?)

Peace; Kudo

Was spielt das denn für eine Rolle? Wo Du die Fortbildung gemacht hast spielt exakt bei der ersten Stelle mit dieser neuen Qualifikation ggf. eine Rolle. Und eben nur ggf. weil beim aktuellen Fachkräftemangel genommen wird, was da ist. Und wenn ich einen Techniker brauche und „nur einen 2. Klasse“ bekommen kann, dann nehme ich eben den, bevor ich keinen bekomme. D.h. der Arbeitsmarkt ist aktuell gerade dann, wenn Du Bedenken wegen einer „2. Klasse Fortbildung“ hast, ideal.

In der 1. Stelle spezialisiert man sich dann so, dass bei der nächsten Bewerbung genau diese Spezialisierung das entscheidende Argument für einen neuen Arbeitsvertrag ist, und schon läuft der „Techniker“ unter „ja, hat er auch“ und niemand schaut mehr darauf, wo der her gekommen ist.

Was wäre also den Aufwand nicht wert? Was für Chancen vergibst Du jetzt ohne diesen „2. Klasse Techniker“? und welche alternativen Chancen stehen dem jetzt entgehen?

Offenbar keine!

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