Servus,
Bundesland ist RLP und Stadt ist Worms.
möglicherweise ist Dir schon aufgefallen, dass bei
Reformierten/Protestanten/Evangelischen jeder Couleur, auch
wenn sie gar nicht lutherisch geprägt sind, Worms eine Art
Wallfahrtsort ist: Ganz unabhängig davon, ob „Hier stehe ich
und kann nicht anders“ und „Und wenn so viele Teufel an den
Ecken säßen, wie Ziegel auf den Dächern, ich müsste doch
hineyn!“ so oder so ähnlich oder überhaupt nicht gesagt worden
sind.
Klar, aber ich habe auf eine Freundin gewartet und konnte deshalb beobachten, dass sie sich tatsächlich ‚gesammelt‘ haben. Sprich, sie kamen aus unterschiedlichen Richtungen. Was mich annehmen lässt, dass es keine Touristen waren, sondern Wormser Bürger.
Mir selber sind in Worms bei Besichtigung des Lutherdenkmals
ganz andächtige Besucher aufgefallen, die der Sprachfärbung
und der Kleidung nach mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Täufer
waren - es scheint also, dass die in den 1520er Jahren
durchaus nicht harmlosen Gegensätze heute verwischt sind und
den Luther zu Worms alle möglichen Protestanten verehren.
Wenn Du Deutsch mit einem fremd klingenden Einschlag gehört
hast (BTW: „verzerrt“, in diesem Fall), kann es sich um
Deutsch aus einer Kolonie gehandelt haben, wo die Sprache
teils seit ein paar hundert Jahren kaum mehr im Kontakt mit
der des früheren Mutterlandes war, noch verstärkt isoliert
durch die Orientierung auf die Gmaa und weg von „der Welt“, in
der überall die Sünde und der Katholr lauern. So wirst Du etwa
bei Mennoniten aus Parguay und Hutterern aus den Staaten
sowohl ein aus unserer Sicht seltsam alterthümlich anmutendes
Deutsch hören als auch eine ziemlich strikt sittsame und
zumindest im Sonntighäs einheitlich in gedeckten Blautönen
(für die eitlen Weibspersonen) bzw. Schwarz (für die
Mannsbilder) gehaltene Kleidung sehen.
Das google ich jetzt mal in Ruhe durch
Aus Neugier noch eine Gegenfrage: Was bringt Dich zu der
Annahme, Juden kleideten sich in derart einheitlicher Weise?
Ich frage, weil mir diese Idee erst kürzlich an anderer Stelle
begegnet ist, als mir zwei ehrbare Zimmerergesellen zu Gast
erzählten, dass ihre Kluft kaum mehr bekannt ist und oft zu
den seltsamsten Fragen führt, darunter auch relativ häufig von
Schulkindern „Seid Ihr Juden?“.
Wie oben schon geschrieben, da sie aus unterschiedlichen Richtungen kamen und mich genau dies vermuten lässt, dass sie aus Worms kommen, dachte ich, dass sie am ehesten vielleicht auch der jüdischen Gemeinde angehören könnten. Gibt es in Worms, wie auch eine Synagoge und Europas größten Judenfriedhof. Deshalb sind Rabis oder so kein seltenes Stadtbild in Worms. Zugegebenermaßen kenne ich mich zu wenig damit aus, als das ich diese Annahme noch weiter untermauern könnte.
Mittlerweile tippe ich auch auf eine kleine in sich geschlossene Untergruppe der katholischen oder protestantischen Religion.
Ich ärgere mich in solchen Momenten einfach immer über mich selbst, dass ich so wenig Ahnung von Religionen habe. Ich hätte einfach hingehen sollen und höflich fragen… ;o)